Smithy Ide verliert alles, woran sein Herz hängt: Seine Eltern verunglücken tödlich und seine Schwester stirbt in Los Angeles. Um sie ein letztes Mal zu sehen, fährt Smithy mit seinem klapprigen Fahrrad von Rhode Island nach L.A. Auf seiner Reise quer durch Amerika lässt er sein Leben Revue passieren und lernt die unterschiedlichsten Menschen kennen. Nebenbei verwandelt er sich in den Mann, der er immer hatte sein wollen...
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.12.2006Ron McLartys Fahrradfahrt durch Amerika
In unserem Hinterhof steht ein altes, klappriges Rad der Marke Raleigh und macht mich glücklich. Einfach so, obwohl es nicht mal meines ist. Schuld daran ist ein geradezu unmögliches Buch, verunstaltet von einem sternenbehimmelten Kitschcover. Unmöglich, weil der Plot trivial ist. Unmöglich auch, weil es eigentlich nie als Buch erschienen wäre, nur als Hörbuch verlegt worden war. Eigentlich - hätte nicht Stephen King "Die unglaubliche Reise des Smithy Ide" in einer hymnischen Kritik als "das beste Buch, das Sie nie lesen werden", gefeiert und Vergleiche mit Huck Finns Abenteuern angestellt.
Nach dem Unfalltod seiner Eltern schwingt sich der übergewichtige Smithson "Smithy" Ide in einem plötzlichen Impuls auf sein altes Kinderfahrrad und strampelt von Rhode Island nach L. A., nicht nur der Sonne, sondern ebenso der Leiche seiner seit Jahren vermißten Schwester entgegen, die aufgebahrt auf Angehörige wartet. Dabei verliert er etliche Pfunde seines aufgedunsenen Körpers und gewinnt neue Perspektiven auf sich, Amerika und die Welt - und in Gänsehaut zaubernden Telefonaten die Liebe der Frau, die schon immer dagewesen ist, die er aber übersah. Smithy Ide ist zu Anfang der, der man um Gottes willen nie werden will: ein etwas simpler, kettenrauchender 290-Pfünder, der deutlich zu regelmäßig die Bierdose zum Mund führt. Nach 416 berührenden und schreiend komischen Seiten, die man mit ihm quer durch den amerikanischen Wahnsinn geradelt ist, wird Smithy der, den man künftig vermißt. Der Läufer, der er eigentlich ist und den er nur vergessen hatte. "The Memory of Running" lautet der Titel im Original. Der Erstling des amerikanischen Schauspielers und Hörbuchsprechers Ron McLarty ist keine hohe Literatur. Er ist aber hochgradig bereichernd.
kjrd
Ron McLarty: "Die unglaubliche Reise des Smithy Ide". Goldmann 2006, 416 S., 19,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In unserem Hinterhof steht ein altes, klappriges Rad der Marke Raleigh und macht mich glücklich. Einfach so, obwohl es nicht mal meines ist. Schuld daran ist ein geradezu unmögliches Buch, verunstaltet von einem sternenbehimmelten Kitschcover. Unmöglich, weil der Plot trivial ist. Unmöglich auch, weil es eigentlich nie als Buch erschienen wäre, nur als Hörbuch verlegt worden war. Eigentlich - hätte nicht Stephen King "Die unglaubliche Reise des Smithy Ide" in einer hymnischen Kritik als "das beste Buch, das Sie nie lesen werden", gefeiert und Vergleiche mit Huck Finns Abenteuern angestellt.
Nach dem Unfalltod seiner Eltern schwingt sich der übergewichtige Smithson "Smithy" Ide in einem plötzlichen Impuls auf sein altes Kinderfahrrad und strampelt von Rhode Island nach L. A., nicht nur der Sonne, sondern ebenso der Leiche seiner seit Jahren vermißten Schwester entgegen, die aufgebahrt auf Angehörige wartet. Dabei verliert er etliche Pfunde seines aufgedunsenen Körpers und gewinnt neue Perspektiven auf sich, Amerika und die Welt - und in Gänsehaut zaubernden Telefonaten die Liebe der Frau, die schon immer dagewesen ist, die er aber übersah. Smithy Ide ist zu Anfang der, der man um Gottes willen nie werden will: ein etwas simpler, kettenrauchender 290-Pfünder, der deutlich zu regelmäßig die Bierdose zum Mund führt. Nach 416 berührenden und schreiend komischen Seiten, die man mit ihm quer durch den amerikanischen Wahnsinn geradelt ist, wird Smithy der, den man künftig vermißt. Der Läufer, der er eigentlich ist und den er nur vergessen hatte. "The Memory of Running" lautet der Titel im Original. Der Erstling des amerikanischen Schauspielers und Hörbuchsprechers Ron McLarty ist keine hohe Literatur. Er ist aber hochgradig bereichernd.
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Ron McLarty: "Die unglaubliche Reise des Smithy Ide". Goldmann 2006, 416 S., 19,95 Euro
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