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Jeder schweigt von etwas anderem August 1989: Im österreichischen Städtchen Dunkelblum taucht ein rätselhafter Besucher auf, eine junge Frau verschwindet, ein Skelett wird gefunden. Und hinter der nahen Grenze zu Ungarn warten bereits Hunderte DDR-Flüchtlinge. Da kommen wie von selbst die Erinnerungen an ein furchtbares Verbrechen zurück, das die Dunkelblumer gern für immer verdrängt hätten. Mit Witz und Suspense entwirft Eva Menasse ein großes Geschichtspanorama am Beispiel einer kleinen Stadt und erzählt vom Umgang der Bewohner mit einer historischen Schuld.

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Produktbeschreibung
Jeder schweigt von etwas anderem
August 1989: Im österreichischen Städtchen Dunkelblum taucht ein rätselhafter Besucher auf, eine junge Frau verschwindet, ein Skelett wird gefunden. Und hinter der nahen Grenze zu Ungarn warten bereits Hunderte DDR-Flüchtlinge. Da kommen wie von selbst die Erinnerungen an ein furchtbares Verbrechen zurück, das die Dunkelblumer gern für immer verdrängt hätten.
Mit Witz und Suspense entwirft Eva Menasse ein großes Geschichtspanorama am Beispiel einer kleinen Stadt und erzählt vom Umgang der Bewohner mit einer historischen Schuld.

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Autorenporträt
Eva Menasse, geboren 1970 in Wien, begann als Journalistin (profil, FAZ) und debütierte im Jahr 2005 mit dem Familienroman Vienna. Es folgten Romane und Erzählungen (Lässliche Todsünden, Quasikristalle, Tiere für Fortgeschrittene), die vielfach ausgezeichnet und übersetzt wurden. Preise (Auswahl): Heinrich-Böll-Preis, Friedrich-Hölderlin-Preis, Jonathan-Swift-Preis, Österreichischer Buchpreis, Mainzer Stadtschreiber-Preis und das Villa-Massimo-Stipendium in Rom. Eva Menasse betätigt sich zunehmend auch als Essayistin und erhielt dafür 2019 den Ludwig-Börne-Preis. Sie lebt seit über 20 Jahren in Berlin. Eva Menasse, geboren 1970 in Wien, begann als Journalistin (profil, FAZ) und debütierte im Jahr 2005 mit dem Familienroman Vienna. Es folgten Romane und Erzählungen (Lässliche Todsünden, Quasikristalle, Tiere für Fortgeschrittene), die vielfach ausgezeichnet und übersetzt wurden. Preise (Auswahl): Heinrich-Böll-Preis, Friedrich-Hölderlin-Preis, Jonathan-Swift-Preis, Österreichischer Buchpreis, Mainzer Stadtschreiber-Preis und das Villa-Massimo-Stipendium in Rom. Eva Menasse betätigt sich zunehmend auch als Essayistin und erhielt dafür 2019 den Ludwig-Börne-Preis. Sie lebt seit über 20 Jahren in Berlin.
Rezensionen
Dunkle Geschichte
Eva Menasse liest im Literaturhaus

FRANKFURT Der erste Abend im Frankfurter Literaturhaus nach der Sommerpause: Etwa 70 Gäste dürfen im großen Lesesaal Platz nehmen; ohne Corona wären es 200. Nur die beiden Gäste auf dem Podium und diejenigen, die den Livestream ansehen, brauchen nicht unter der Maske zu hecheln: Eva Menasse stellte ihren Roman "Dunkelblum" (Kiwi) vor, und Literaturwissenschaftler Torsten Hoffmann kitzelte elegant die Brillanz aus der Autorin. Bevor er zum Thema des Abends kam, wollte er aber etwas anderes von ihr wissen: Wie hält sie es mit der Identitätspolitik? Schließlich hat sie ja gerade erst "Gedankenspiele über den Kompromiss" vorgelegt, eine Auftragsarbeit für den Grazer Droschl Verlag. "Das ist schmerzhaft", war zu vernehmen. Extremismen existierten halt rechts und links. "AfD - gähn, aber das identitätspolitische Denken ist bedrückend", sagte die Autorin. Es bewege sich "in Richtung Fundamentalismus". Dabei handele es sich nur um kleine, dafür aber laute digitale Gruppen. Menasse bedauerte auch die "Superhysterie" beim Gendern.

Dann gingen sie zum Roman über. "Dunkelblum" alias Rechnitz ist eine Kleinstadt im Burgenland an der Grenze zu Ungarn. Ihr Roman sei also ein "Europa-Roman", so Menasse. Umso mehr als sich sein einwöchiger Plot im August 1989 zuträgt, als DDR-Bürger über die Grenze flohen. Diese Erzählzeit wird durchbrochen von Rückblenden ins Jahr 1944, als die Nazis diese Grenze zum "Südostwall" ausriefen und jüdische Zwangsarbeiter nebst Alten und Frauen diesen befestigen sollten. Bei einem Fest der SS-Lokalprominenz kam es zu einem Massaker an 200 Juden. Die ortsansässige Gräfin hat die Täter gedeckt und einem SS-Bonzen mit ihrem Geld die Flucht ermöglicht. Bis heute wurde das Massengrab nicht gefunden. Rechnitz muss mit dem Ruf einer Nazi-Stadt leben, aber, so Menasse: "Es gab mehr als 120 solcher Vorfälle an dieser Grenze."

Die "Wende" von 1989 ist im Roman der Auslöser der Erinnerung. Ein Museum soll her, eine Stadtchronik. So hat Menasse "Geschichte geschichtet", wie sie wiederholt formulierte. Sie demonstrierte das mit einer Lesepassage über die Fluchthilfe derer, die 1944 Hitlerjungen und Schlägertrupps waren. Wollen sie 45 Jahre später etwas gutmachen, bevor Genschers Busse anrücken? Wohl eher schnelles Geld wollen die "Haberer" verdienen. "Haberer"? "Kumpel", übersetzte die Wiener Schriftstellerin für ihre deutschen Leser, die allenfalls Erdäpfel und Paradeiser von der Speisekarte her kennen. Ja, ihr Buch sei sehr österreichisch, so Menasse, die ihm sicherheitshalber ein Glossar angehängt hat. Erzählungen will sie übrigens nicht mehr schreiben. Die würden ja doch nicht gelesen, deshalb nur noch Romane. Der anregende und kurzweilige Abend war der Autorenstiftung zu verdanken.

CLAUDIA SCHÜLKE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Das Massaker von Rechnitz im Jahr 1945 war "singulär" - und deshalb kann man auch keine "paradigmatische Menschheitsgeschichte" darüber schreiben, wie Eva Menasse es versucht, wendet Rezensent Paul Jandl nach der Lektüre ein. Die Sprache Menasses, die viele Kritikerkollegen besonders lobten, stellt denn für Jandl auch die eigentliche Problematik des Romans dar: Natürlich erkennt er den "surrealen Witz", die Menge meisterlicher Anekdoten und das Pointenfeuerwerk, das die Autorin zündet. Was dem Roman allerdings fehlt, ist der Wille zur Aufklärung, überhaupt der kritische Blick, den es braucht, damit der Leser hier nicht mit einem "entlastungshumorigen Kuriositätenkabinett" allein gelassen wird, schließt er.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.09.2021

Dunkle Geschichte
Eva Menasse liest im Literaturhaus

FRANKFURT Der erste Abend im Frankfurter Literaturhaus nach der Sommerpause: Etwa 70 Gäste dürfen im großen Lesesaal Platz nehmen; ohne Corona wären es 200. Nur die beiden Gäste auf dem Podium und diejenigen, die den Livestream ansehen, brauchen nicht unter der Maske zu hecheln: Eva Menasse stellte ihren Roman "Dunkelblum" (Kiwi) vor, und Literaturwissenschaftler Torsten Hoffmann kitzelte elegant die Brillanz aus der Autorin. Bevor er zum Thema des Abends kam, wollte er aber etwas anderes von ihr wissen: Wie hält sie es mit der Identitätspolitik? Schließlich hat sie ja gerade erst "Gedankenspiele über den Kompromiss" vorgelegt, eine Auftragsarbeit für den Grazer Droschl Verlag. "Das ist schmerzhaft", war zu vernehmen. Extremismen existierten halt rechts und links. "AfD - gähn, aber das identitätspolitische Denken ist bedrückend", sagte die Autorin. Es bewege sich "in Richtung Fundamentalismus". Dabei handele es sich nur um kleine, dafür aber laute digitale Gruppen. Menasse bedauerte auch die "Superhysterie" beim Gendern.

Dann gingen sie zum Roman über. "Dunkelblum" alias Rechnitz ist eine Kleinstadt im Burgenland an der Grenze zu Ungarn. Ihr Roman sei also ein "Europa-Roman", so Menasse. Umso mehr als sich sein einwöchiger Plot im August 1989 zuträgt, als DDR-Bürger über die Grenze flohen. Diese Erzählzeit wird durchbrochen von Rückblenden ins Jahr 1944, als die Nazis diese Grenze zum "Südostwall" ausriefen und jüdische Zwangsarbeiter nebst Alten und Frauen diesen befestigen sollten. Bei einem Fest der SS-Lokalprominenz kam es zu einem Massaker an 200 Juden. Die ortsansässige Gräfin hat die Täter gedeckt und einem SS-Bonzen mit ihrem Geld die Flucht ermöglicht. Bis heute wurde das Massengrab nicht gefunden. Rechnitz muss mit dem Ruf einer Nazi-Stadt leben, aber, so Menasse: "Es gab mehr als 120 solcher Vorfälle an dieser Grenze."

Die "Wende" von 1989 ist im Roman der Auslöser der Erinnerung. Ein Museum soll her, eine Stadtchronik. So hat Menasse "Geschichte geschichtet", wie sie wiederholt formulierte. Sie demonstrierte das mit einer Lesepassage über die Fluchthilfe derer, die 1944 Hitlerjungen und Schlägertrupps waren. Wollen sie 45 Jahre später etwas gutmachen, bevor Genschers Busse anrücken? Wohl eher schnelles Geld wollen die "Haberer" verdienen. "Haberer"? "Kumpel", übersetzte die Wiener Schriftstellerin für ihre deutschen Leser, die allenfalls Erdäpfel und Paradeiser von der Speisekarte her kennen. Ja, ihr Buch sei sehr österreichisch, so Menasse, die ihm sicherheitshalber ein Glossar angehängt hat. Erzählungen will sie übrigens nicht mehr schreiben. Die würden ja doch nicht gelesen, deshalb nur noch Romane. Der anregende und kurzweilige Abend war der Autorenstiftung zu verdanken.

CLAUDIA SCHÜLKE

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»Eva Menasse hat mit ihrem Buch 'Dunkelblum' ein Meisterwerk geschaffen.« Ijoma Mangold Die Zeit 20210819