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Tagelang bellen die Hunde im Garten des Anwesens, bevor man Winfried Ott findet. Der 71-Jährige liegt nackt im Schlafzimmer seiner Villa, offenbar ermordet mit einer scharfkantigen Waffe. Zur gleichen Zeit entdeckt die Polizei in einem Waldstück eine verstörte junge Frau. Ihre roten Haare leuchten zwischen dem Grün der Bäume. Sie kann sich nicht erinnern, wie sie an diesen Ort gelangt ist. Was sie der Psychiaterin zu erzählen hat, lässt niemanden kalt. Aber entspricht das, was sie erlebt zu haben glaubt, auch der Wahrheit? Ein allzu braves Mädchen ist Kriminalroman und abgründiges…mehr

Produktbeschreibung
Tagelang bellen die Hunde im Garten des Anwesens, bevor man Winfried Ott findet. Der 71-Jährige liegt nackt im Schlafzimmer seiner Villa, offenbar ermordet mit einer scharfkantigen Waffe. Zur gleichen Zeit entdeckt die Polizei in einem Waldstück eine verstörte junge Frau. Ihre roten Haare leuchten zwischen dem Grün der Bäume. Sie kann sich nicht erinnern, wie sie an diesen Ort gelangt ist. Was sie der Psychiaterin zu erzählen hat, lässt niemanden kalt. Aber entspricht das, was sie erlebt zu haben glaubt, auch der Wahrheit?
Ein allzu braves Mädchen ist Kriminalroman und abgründiges psychologisches Porträt zugleich. Schauspielerin Andrea Sawatzki liest ihren Roman eindringlich und mit einer Stimme, die Zartgefühl und Stärke, Verletzbarkeit und Spannung verbindet.
Hier geht's zum Buch bei Piper.de
Autorenporträt
Andrea Sawatzki, Jahrgang 1963, gehört zu den bekanntesten deutschen Film- und Fernsehschauspielerinnen und ist vielen nicht zuletzt als Tatort-Kommissarin Charlotte Sänger in Erinnerung. Daneben hat sie zahlreiche Romane erfolgreich als Hörbuchsprecherin vertont. Zusammen mit dem Schauspieler Christian Berkel und den zwei gemeinsamen Söhnen lebt sie in Berlin.
Trackliste
CD 1
1Titel 100:05:26
2Titel 200:07:59
3Titel 300:03:37
4Titel 400:07:51
5Titel 500:04:17
6Titel 600:07:20
7Titel 700:02:40
8Titel 800:03:41
9Titel 900:05:45
10Titel 1000:05:29
11Titel 1100:04:42
12Titel 1200:05:56
13Titel 1300:04:32
CD 2
1Titel 1400:03:38
2Titel 1500:04:49
3Titel 1600:05:08
4Titel 1700:05:46
5Titel 1800:03:52
6Titel 1900:04:45
7Titel 2000:02:43
8Titel 2100:06:48
9Titel 2200:06:02
10Titel 2300:06:37
11Titel 2400:07:07
12Titel 2500:05:34
13Titel 2600:04:46
CD 3
1Titel 2700:04:58
2Titel 2800:06:30
3Titel 2900:06:43
4Titel 3000:03:25
5Titel 3100:04:19
6Titel 3200:03:14
7Titel 3300:00:54
8Titel 3400:03:30
9Titel 3500:01:18
10Titel 3600:00:59
11Titel 3700:07:02
12Titel 3800:05:54
13Titel 3900:01:20
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.03.2013

Trauma und Verfehlung
„Ein allzu braves Mädchen“: Die Schauspielerin Andrea Sawatzki hat ihren ersten Roman geschrieben
Wenn ein Roman erscheint, gibt es das Ritual, dass der Autor jeden persönlichen Bezug zum Buch brüsk zurückweist. Nein, die Kunst imitiert nicht das Leben mit all seinen Banalitäten, Eitelkeiten und Rückschlussmöglichkeiten. Die Kunst, die seichte wie die schwere, steht und wirkt doch für sich!
  Andrea Sawatzki zieht dieses Register zumeist gespielter Empörung selbstredend auch. Die Schauspielerin, die in Frankfurt als „Tatort“-Kommissarin wirkte, hat ihren ersten Roman geschrieben. Autobiografisch sei ihr Buch „Ein allzu braves Mädchen“ nicht, erklärte sie mehr als einmal, und sie schien nachgerade verwundert zu sein, wie jemand überhaupt darauf kommen könne. Hernach erklärte sie, dass ihr eigenes Leben vielleicht der Ausgangspunkt der Geschichte sein könnte.
  Es geht um eine Frau, rothaarig, fragil, großäugig, aufgewachsen in Bayern, der Vater Journalist, an Alzheimer erkrankt. Sie pflegt ihn als Kind oft allein, weil ihre Mutter arbeiten muss, leidet unter seiner Wesensveränderung, fühlt sich emotional vernachlässigt, bis der Vater stirbt, als sie Teenager ist. Soweit das Leben der Protagonistin Manuela Scriba – und das von Andrea Sawatzki. Das dürfte mancher Leser wissen, sofern er auch Zuschauer ist. Auch im „Tatort“ hatte Sawatzki als Ermittlerin einen dementen Vater. Das ist das Fundament des Kurzromans und der Seelenlage Manuela Scribas. Es ist weniger der Ausgangspunkt der Geschichte als das strukturierende Element, und am Ende vielleicht so etwas wie: die Antwort auf alle Fragen.
  Zwei Geschichten werden im Verlauf des Romans zu einer. Zum einen wird im Wald eine verstörte junge Frau aufgegriffen, im Paillettenkleid, die Arme um die nackten Beine geschlungen. Zum anderen liegt ein alter Mann mit offenem Schädel in seiner Villa im feudalen Münchner Vorort Grünwald. Der Mann landet in der Pathologie, die Frau in der Psychiatrie, in der sie einer Therapeutin dort, Dr. Minkowa, ihr ambivalentes Seelenleben ausbreitet, das in dem schönen Satz beschrieben ist: „Sie hob den Kopf und beobachtete die kleine Fliege, die nun an der Zimmerwand hochlief. Sie rückte näher an das Tier heran, es schien geschwächt zu sein und zeigte keine Reaktion. Sie nahm es behutsam zwischen zwei Finger und zerquetschte es.“
  Alter Mann mit zu viel Geld, der seine Perversionen auslebt. Junge Frau mit zu wenig Liebe in ihrer Kindheit, die versucht, sich zu rächen. Die Opfer des Machtanspruchs ihres Vaters war und als Prostituierte versucht, sich einzureden, dass sie es nun ist, die Männer benutzt. Eine Psychiaterin, die als Ermittlerstellvertreterin und Mutterersatz einem sogenannten dunklen Geheimnis auf den Grund geht und durch weibliche Intuition Zugang zu ihrer Klientin findet, den das System nie finden kann.
Die ganz große Psychokitschkiste.
  Hat man alles schon oft und ausgiebig gelesen. Oft und ausgiebig werden im Roman auch die Haare aus dem Gesicht gestrichen, dünne Beine mit dünnen Armen gehalten, Schreie nach Liebe in Phrasensätze gepackt. Stille dröhnt bisweilen, Lippen umspielen leises Lächeln, Blicke sind mehr wert als tausend Worte. Sawatzki sagt, dass Teile des Romans auf dem iPhone in Drehpausen oder Wartezeiten entstanden sind. Vielleicht ist das eine Erklärung.
  Streicht man die Klischees in Genre und Vokabular, bleibt die bemerkenswerte Geschichte einer Überforderung. Der Roman überzeugt nicht dort, wo es plakativ wird. Wenn der Perverse in Grünwald seinen Wachhunden befiehlt, Sperma vom Rücken einer Frau aufzulecken. Wenn Manuela Scriba versucht, sich in der Psychiatrie den Schädel einzurennen. Wenn schöne Frauen eben anders morden, wie auch schon Matthias Altenburg in seinem Kriminalroman „Ein allzu schönes Mädchen“ zu berichten wusste. Das sind Effekthascher, die sich wahrscheinlich in einer Verfilmung gut machen würden, wie überhaupt sich der Roman sehr an die Dramaturgie des Filmkrimis anlehnt. Er startet mit dem dutzendfach ausgeleuchteten Fund in einem Waldstück und bedient sich ausgiebig filmtauglicher schneller Schnitte.
  Drei Erzählperspektiven verflechten sich: Die Innenschau der Protagonistin wechselt sich mit einem allwissenden Erzähler und der bloßen Dokumentation ab. Die Stärke des Romans zeigt sich dabei vor allem im Kammerspiel, im Kern des Romans, den Therapiegesprächen der Psychiaterin mit ihrer Klientin. Behutsam entwickelt sich hier die eigentliche Geschichte, die nichts mit einem Kriminalroman zu tun hat, sondern das Psychogramm einer jungen Frau ist, die sich der Illusion hingegeben hat, Macht über andere zu besitzen, und doch wieder nur Opfer wird. Ein Opfer ihrer Überforderung, eines Traumas, beschrieben wie folgt: „Wie traurig, wenn man das Scheitern lange vorher erkennt, beobachtet, wie es sich langsam anschleicht. Und anstatt zu fliehen, bleibt man bewegungslos und lässt sich fangen.“
  Eindringlich schildert Sawatzki das zerstörte Leben, das nie wieder gut wird, das Böse, das sich einen Weg bahnt, die Vergangenheit, die nie bewältigt wird. Und fragt dabei, ob emotionale Vernachlässigung die volle Schuldfähigkeit bedeutet; ob ein Kindheitstrauma spätere Verfehlungen rechtfertigt. Die „Tatort“-immanente Gerechtigkeitsfrage, die jeden Sonntag aufs Neue gestellt wird, was insofern wieder gut zur Autorin passt, da der Frankfurter Tatort zu ihrer Zeit auch immer mehr Psychodrama als Krimi war.
  In ersten Fassungen hat Andrea Sawatzki ihr Debüt als Tagebuch angelegt. Nach diversen Überarbeitungen ist daraus der Roman geworden, mit seinen wechselnden Perspektiven und auch Qualitäten. Dass der Kern des Romans das wahre Leben betrifft, die Erfahrungen der Autorin mit ihrem alzheimerkranken Vater und die Folgen für das Leben einer jungen Frau, ist nur als Segen zu begreifen. Die persönlichen Erfahrungen machen den Roman wahrhaftig.
CLAUDIA FROMME
Andrea Sawatzki: Ein allzu braves Mädchen. Roman. Piper Verlag, München 2013. 176 Seiten, 16,99 Euro.
Streicht man die Klischees in
Genre und Sprache, bleibt die
Geschichte einer Überforderung
Das Romandebüt von Andrea Sawatzki lehnt sich an die Dramaturgie der Filmkrimis an – aber im Kern ist es ein Psychodrama.
FOTO: TOBIAS HASE/DPA
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.05.2013

Dicht gewebter Seelenstoff
Andrea Sawatzki schreibt sich ein Drama auf den Leib

Zwei Geschichten sind in diesem kurzen Roman verflochten, den man in ein paar Stunden wegliest, weil er durchaus spannend funktioniert. In ungefähr derselben Zeit könnte man auch zwei "Tatort"-Folgen hintereinander anschauen. Es geht um einen ermordeten Rentner in Münchens Vorort Grünewald, also eher einen Kriminalfall, und vor allem um das seelische Profil einer jungen Frau, die eine schwierige Kindheit hatte. Nachdem diese junge Frau in einem Waldstück aufgefunden wurde, einigermaßen derangiert, kommt sie in eine geschlossene Klinik. Dort erzählt sie einer Psychotherapeutin nach und nach, über vier Wochen hin, ihr Leben oder jedenfalls das, was sie dafür hält. Das Ganze ist schlau verschachtelt, und man sieht schon jetzt das fertige Drehbuch für einen Fernsehfilm vor sich.

Vielleicht wäre dieser kleine Roman also gar nicht der Rede wert, wenn ihn nicht eine hierzulande bekannte Schauspielerin geschrieben hätte. Andrea Sawatzki hatte zehn Jahre lang bis 2010 ihre Paraderolle als die Kommissarin Charlotte Sänger in den "Tatorten" des Hessischen Rundfunks inne, an der Seite von Jörg Schüttauf, der als ihr Kollege Fritz Dellwo mit den Kapricen seiner Kollegin umzugehen hatte. Sawatzki spielte eine durch die Ermordung ihrer Eltern beschädigte, nicht mehr ganz junge Frau, die zwischen Melancholie und nicht erwiderter Zuneigung seitens des attraktiven Kollegen, zwischen Intuition und hartnäckiger Täterverfolgung changiert; das Fernsehpublikum liebt sie dafür.

In mancher Hinsicht hat dieses Konzept auf "Ein allzu braves Mädchen" abgefärbt. Auch sonst hat Sawatzki einiges getan, womit sie im Gespräch bleibt, abseits ihrer Schauspiel- und Sprechkunst. Sie posierte für den "Playboy" und wirkte bei der RTL-Show "Let's Dance" mit.

Das spricht nicht gegen das Unterfangen, ein Buch zu schreiben. Die Autorin hat selbst bekanntgemacht, dass ihre eigene Kindheit überschattet war von einem Vater, den sie kaum kennenlernen durfte, ehe er an Alzheimer erkrankte und deshalb seine Tochter nicht mehr wahrnehmen konnte. Dahingestellt muss sein, wie autobiographisch der Text nun ausgefallen ist. Ein Trauma jedenfalls begleitet Sawatzkis zunächst namenlose Protagonistin. Es geht auch ihr um Anerkennung in den Augen anderer, um die Zuwendung von Menschen, die sie indessen ihrerseits nicht annehmen kann, ums Überleben im Wortsinn. In einem therapeutischen Prozess findet sie nicht nur zu ihrer Erinnerung zurück, die notwendig bruchstückhaft ist, sondern schließlich zu einer Identität, die sie annehmen müssen wird.

Bis dahin ist sie eine Gejagte, auf der Flucht vor häuslicher Brutalisierung; sie ist das um seine Fähigkeiten gebrachte Kind einer abwesenden, einst schönen warmen Mutter, die in Nachtschichten als Krankenschwester für die Familie arbeitet. Aus der frühreifen Gelegenheitsarbeiterin wird eine Prostituierte auf eigene Rechnung, wehrhaft aus schlimmen Erfahrungen, voller Verständnis für entspannungssuchende Männer, voller Abscheu indessen gegen unappetitliche Aggressoren. Andrea Sawatzki findet dafür eine mitunter harte, ja rüde Sprache, wie sie ihr die Vorstellung des Milieus ihrer unglücklich haltlosen Figur diktiert haben mag. Abgrundtiefe Kränkung spricht aus der jungen Frau, deren Äußeres die Autorin übrigens deutlich nach ihrem eigenen Vorbild entwirft. Das war womöglich keine gute Idee - jedenfalls wenn sie die Story nicht stark auf ihre eigene Biographie zurückbiegen will.

Leider jagen sich im Buch auch manche Plattitüden: Es wird ziemlich oft gekauert und sich verkrochen, jäh verstummt oder sich embryonal zusammengekrümmt. Entsprechend geradlinig reagiert die Psychologin: Sie "blickte ihr nur in die Augen und lächelte sie an. Und das schien genau das zu sein, was die junge Frau so lange vermisst hatte." Das ganze Programm eben einer Verstörten, ihr gegenüber eine verstehensbereite Therapeutin. Dass die Erzählperspektive dabei mitunter arg schlingert, hätte einem Lektor auffallen können, eigentlich schade um den sorgfältig gewebten Seelenstoff.

Am Ende steht ein heißes Plädoyer, für die Würde des Menschen und den langen Weg der Heilung. Das ist gut gemeint, aber kaum realistisch, wenn man die Geschichte dieses verirrten Geschöpfs ernst nehmen will.

ROSE-MARIA GROPP

Andrea Sawatzki: "Ein allzu braves Mädchen". Roman.

Piper Verlag, München 2013. 176 S., geb., 16,99 [Euro].

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»Dramatisch und berührend.« OÖ Nachrichtenn (A) 20140823