Solide Krimiunterhaltung mit toughen Ermittlerinnen und einer gelungenen Einbettung in die Zeitgeschichte
Zwei toughe Ermittlerinnen, eine internationale Mörderjagd (oder auch zwei) und jede Menge Kaffee spielen die Hauptrollen in diesem schottischen Krimi.
Die Cold-Case-Ermittlerin Karen Pirie
muss ihr Multitasking-Talent unter Beweis stellen und gleich in mehreren Verbrechensfällen aus der…mehrSolide Krimiunterhaltung mit toughen Ermittlerinnen und einer gelungenen Einbettung in die Zeitgeschichte
Zwei toughe Ermittlerinnen, eine internationale Mörderjagd (oder auch zwei) und jede Menge Kaffee spielen die Hauptrollen in diesem schottischen Krimi.
Die Cold-Case-Ermittlerin Karen Pirie muss ihr Multitasking-Talent unter Beweis stellen und gleich in mehreren Verbrechensfällen aus der Vergangenheit und Gegenwart, der Welt der Kunst und der Politik ermitteln. Dabei an ihrer Seite: ihre neue Kollegin Daisy, hochintelligent, ehrgeizig und mit Karen ein unschlagbares Team bildend.
Die Autorin lässt ihre Leser ein klein bisschen durch Europa reisen: Die Handlung führt von Schottland nach England, Irland und Frankreich (Paris) - und auch die Niederlande leisten bei der Mörderjagd ihren Beitrag.
Dies ist der sechste Band aus der Karen-Pirie-Serie, aber er lässt sich auch gut ohne Hintergrundwissen lesen, zumindest hatte ich nicht den Eindruck, dass mir wesentliche Informationen aus den vorherigen Bänden fehlen würden, um diesen zu genießen. Und genossen haben ich ihn, weniger wegen der eigentlichen Kriminalerzählung, obwohl diese spannend und schön verzwickt ist, sondern vor allem aufgrund der burschikosen, raubeinigen Art von Karen Pirie, die erfrischend ist und manchmal etwas wunderbar Komisches hat.
Manchmal verliert sich die Erzählung allerdings etwas in Nebensächlichkeiten. Bei manchen kleinen Details aus dem Alltag wurde ich hellhörig und dachte mir immer wieder, dass diese oder jene Information sicher noch eine Rolle spielen wird und nun gleich jemand entführt oder vergiftet wird, denn sonst wäre das Detail einfach zu trivial, um so in den Vordergrund gerückt zu werden – ich wurde aber fast immer enttäuscht.
In anderer Hinsicht gefiel mir McDermids Schreibstil in diesem Roman hingegen sogar viel besser als in ihrer – von mir sehr geliebten – Carol-Jordan- und Tony-Hill-Reihe: So wirken die verschiedenen Handlungsfiguren allein schon durch ihr Handeln und ihr Verhalten äußerst facettenreich und lebendig.
Als besonders gelungen empfand ich auch die Einbettung der Handlung in die Geschichte der Gegenwart. Während sich in Deutschland beispielsweise die Tatort-Drehbuchautoren verzweifelt bemühen, an der Realität vorbeizuschreiben, um nur ja nicht das böse C-Wort zu erwähnen oder die Pandemie in irgendeiner Weise nicht zu leugnen, berücksichtigt Val McDermid ganz selbstverständlich die besondere Lage. Die Ermittlungen erfolgen im Februar und März 2020 und natürlich lässt sich bald erkennen, dass die Pandemie ihre Schatten vorauswirft, genauso wie auch der Brexit und das Streben nach der schottischen Unabhängigkeit thematisiert werden, wenn auch keines dieser Gegenwartsthemen im Zentrum der Handlung steht.
Für mich ist dieser Roman zwar nicht ganz perfekt, er hat mir aber wieder gezeigt, warum mir diese Autorin so sympathisch ist. In ihre Ermittlerin Karen Pirie bin ich nun regelrecht verliebt und ich freue mich schon darauf, weitere Werke aus dieser Reihe kennenzulernen!