Über das Glück zu LESEN und zu LIEBEN - Der phänomenale
ÜBERRASCHUNGSERFOLG
aus SCHWEDEN!
Eigentlich will die schwedische Buchhändlerin Sara nur ihre 65-jährige Brieffreundin Amy besuchen. Doch als Sara in dem entlegenen Nest in Iowa ankommt, muss sie feststellen, dass Amy gestorben ist. Die skurrile Gruppe der Dorfbewohner nimmt Sara in ihrer Mitte auf. Bald sind sie ihr ans Herz gewachsen, nur ihre Liebe zu Büchern teilen sie nicht. Sara eröffnet kurzerhand eine Buchhandlung und siehe da: Über Umwege werden sogar Nicht-Leser zu Bücherwürmern. Selbst mit dem anfangs so verschlossenen Tom scheint es besser zu laufen. Als ihr Zwei-Monats-Visum abläuft, haben ihre neuen Freunde eine sehr verrückte Idee ...(2 mp3-CDs, Laufzeit: 13h 35)
ÜBERRASCHUNGSERFOLG
aus SCHWEDEN!
Eigentlich will die schwedische Buchhändlerin Sara nur ihre 65-jährige Brieffreundin Amy besuchen. Doch als Sara in dem entlegenen Nest in Iowa ankommt, muss sie feststellen, dass Amy gestorben ist. Die skurrile Gruppe der Dorfbewohner nimmt Sara in ihrer Mitte auf. Bald sind sie ihr ans Herz gewachsen, nur ihre Liebe zu Büchern teilen sie nicht. Sara eröffnet kurzerhand eine Buchhandlung und siehe da: Über Umwege werden sogar Nicht-Leser zu Bücherwürmern. Selbst mit dem anfangs so verschlossenen Tom scheint es besser zu laufen. Als ihr Zwei-Monats-Visum abläuft, haben ihre neuen Freunde eine sehr verrückte Idee ...(2 mp3-CDs, Laufzeit: 13h 35)
MP3 CD 1 | |||
1 | Bücher vs. Leben: 1:0 | ||
2 | Bücher vs. Leben: 1:0 | ||
3 | Bücher vs. Leben: 1:0 | ||
4 | Bücher vs. Leben: 1:0 | ||
5 | Bücher vs. Leben: 1:0 | ||
6 | Bücher vs. Leben: 1:0 | ||
7 | Broken Wheels Nachrichtenbrief | ||
8 | Broken Wheels Nachrichtenbrief | ||
9 | Broken Wheels Nachrichtenbrief | ||
10 | Broken Wheels Nachrichtenbrief | ||
11 | Broken Wheels Nachrichtenbrief | ||
12 | Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass eine schwedische Touristin in Iowa auf Männerjagd sein muss | ||
13 | Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass eine schwedische Touristin in Iowa auf Männerjagd sein muss | ||
14 | Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass eine schwedische Touristin in Iowa auf Männerjagd sein muss | ||
15 | Asphalt und Beton | ||
16 | Asphalt und Beton | ||
17 | Asphalt und Beton | ||
18 | Asphalt und Beton | ||
19 | Eine Touristin in ihrer Stadt | ||
20 | Bücher und Menschen | ||
Weitere 59 Tracks anzeigen | |||
21 | Bücher und Menschen | ||
22 | Bücher und Menschen | ||
23 | Bücher und Menschen | ||
24 | Bücher und Menschen | ||
25 | Bücher und Menschen | ||
26 | Trost bei Bridget Jones | ||
27 | Trost bei Bridget Jones | ||
28 | Trost bei Bridget Jones | ||
29 | Trost bei Bridget Jones | ||
30 | Trost bei Bridget Jones | ||
31 | Gefallen und Gegengefallen | ||
32 | Gefallen und Gegengefallen | ||
33 | Gefallen und Gegengefallen | ||
34 | Mitten dazwischen ein Buchladen | ||
35 | Mitten dazwischen ein Buchladen | ||
36 | Mitten dazwischen ein Buchladen | ||
37 | Georges Theorie der Finanzkrise | ||
38 | Caroline startet eine Sammlung. Noch nie. | ||
39 | Caroline startet eine Sammlung. Noch nie. | ||
40 | Etwas ganz anders | ||
41 | Etwas ganz anders | ||
42 | Eine sterbende Stadt | ||
43 | Eine sterbende Stadt | ||
44 | Fox und Sons | ||
45 | Lesen oder nicht lesen, das ist hier die Frage | ||
46 | Über Romantik (Bücher vs. Leben: 2:0) | ||
47 | Über Romantik (Bücher vs. Leben: 2:0) | ||
48 | Über Romantik (Bücher vs. Leben: 2:0) | ||
49 | Engagement für Bäume | ||
50 | Engagement für Bäume | ||
51 | Engagement für Bäume | ||
52 | Engagement für Bäume | ||
53 | Namen sind Schall und Rauch | ||
54 | Namen sind Schall und Rauch | ||
55 | Namen sind Schall und Rauch | ||
56 | Namen sind Schall und Rauch | ||
57 | Namen sind Schall und Rauch | ||
58 | Namen sind Schall und Rauch | ||
59 | Die Leser von Broken Wheel empfehlen | ||
60 | Die Leser von Broken Wheel empfehlen | ||
61 | Die Leser von Broken Wheel empfehlen | ||
62 | Ermunterung zur Homosexualität | ||
63 | Ermunterung zur Homosexualität | ||
64 | Ermunterung zur Homosexualität | ||
65 | Caroline vs. die Bücher 0:3 | ||
66 | Caroline vs. die Bücher 0:3 | ||
67 | Caroline vs. die Bücher 0:3 | ||
68 | Trauminflation | ||
69 | Trauminflation | ||
70 | Trauminflation | ||
71 | Kein Rendezvous | ||
72 | Kein Rendezvous | ||
73 | Kein Rendezvous | ||
74 | Kein Rendezvous | ||
75 | Kein Rendezvous | ||
76 | Broken Wheel bereitet sich auf den Basar vor | ||
77 | Broken Wheel bereitet sich auf den Basar vor | ||
78 | Eine kleine Visumsfrage | ||
79 | Eine kleine Visumsfrage | ||
MP3 CD 2 | |||
1 | Ganz normale Chick-Lit (Bücher vs. Leben: 3:1) | ||
2 | Ganz normale Chick-Lit (Bücher vs. Leben: 3:1) | ||
3 | Ganz normale Chick-Lit (Bücher vs. Leben: 3:1) | ||
4 | Ein Anwalt wird hinzugezogen | ||
5 | Ein unerwartetes Angebot | ||
6 | Ein unerwartetes Angebot | ||
7 | Die Freundschaft zwischen Grace und Idgie wird auf die Probe gestellt | ||
8 | Mord und Menschen | ||
9 | Mord und Menschen | ||
10 | Mord und Menschen | ||
11 | Das Buch der Bücher | ||
12 | Das Buch der Bücher | ||
13 | Heirate uns! | ||
14 | Heirate uns! | ||
15 | Trost bei Candide | ||
16 | Trost bei Candide | ||
17 | Sweet Caroline | ||
18 | Good times never seemed so good | ||
19 | Good times never seemed so good | ||
20 | Good times never seemed so good | ||
Weitere 31 Tracks anzeigen | |||
21 | Ein Buch für alle | ||
22 | Nichts, worüber man spricht | ||
23 | Nichts, worüber man spricht | ||
24 | Der Duft von Büchern und Abenteuern | ||
25 | Nichts zu erzählen | ||
26 | Der Verdacht einer Verschwörung kommt auf | ||
27 | Der Verdacht einer Verschwörung kommt auf | ||
28 | Nur ein Sexspielzeug | ||
29 | Nur ein Sexspielzeug | ||
30 | Mrs. Hurst (Bücher vs. Leben 4:1) | ||
31 | Mrs. Hurst (Bücher vs. Leben 4:1) | ||
32 | Amy Harris mischt sich ein, über einen Stellvertreter | ||
33 | Amy Harris mischt sich ein, über einen Stellvertreter | ||
34 | Die Dunkelheit holt George ein | ||
35 | Broken Wheel ertränkt seinen Kummer | ||
36 | Broken Wheel ertränkt seinen Kummer | ||
37 | Broken Wheel ertränkt seinen Kummer | ||
38 | Broken Wheel hat Kopfschmerzen | ||
39 | Broken Wheel hat Kopfschmerzen | ||
40 | Broken Wheel hat Kopfschmerzen | ||
41 | Falls jemand irgendwelche Einwände hat | ||
42 | Falls jemand irgendwelche Einwände hat | ||
43 | Einwände | ||
44 | Einwände | ||
45 | Einwände | ||
46 | Einwände | ||
47 | Einwände | ||
48 | Broken Wheels nächste Auslandskorrespondentin | ||
49 | Eine Verschwörung wird entdeckt | ||
50 | Eine Verschwörung wird entdeckt | ||
51 | Epilog |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.12.2014In den Bergwerken der Literatur
Wenn es Campusromane gibt, warum sollte es nicht auch Buchhandlungsromane geben? Gleich drei neue Titel lassen das Lesegeschäft traumhaft schön erscheinen.
Das beginnt fast wie eine Weihnachtsgeschichte: Ein Mann geht in Brooklyn spazieren an einem nasskalten Winterabend und sucht Zuflucht, der Zufall verschlägt ihn in einen Laden mit schummrigem Licht und anheimelnder Wärme, doch der Stallgeruch hier ist jener von altem Papier und Leder: Es handelt sich um eine Buchhandlung. "Hier spuken die Geister der großen Literatur", steht auf einem Schild. Der Buchhändler sei dort zu finden, wo der Tabakrauch am dichtesten ist. Und dann ist dieser Buchhändler auch noch ein niedlicher Kauz, der an einer Maiskolbenpfeife schmaucht und den Besucher zum Abendessen am Kamin einlädt.
Es ist die Sehnsuchtsszene einer gebeutelten Branche, ein Retrotraum vom goldenen Zeitalter des Buchhandels, und tatsächlich ist diese Szene schon fast hundert Jahre alt: Sie eröffnet Christopher Morleys 1919 erschienenen Roman "The Haunted Bookshop". Dessen nun erschienene Übersetzung "Das Haus der vergessenen Bücher" ist ein Statement in der Diskussion um Amazon und den Niedergang des Einzelhandels, insbesondere des stationären Buchhandels. Dieses Statement, mal sachlich, mal auch auf etwas süßlich-verklärte Weise vorgetragen, lautet: Die alte Buchhandlung darf nicht sterben.
Die Argumente hat man nun schon oft gehört. Buchhandel ist Herzenssache, man möchte seine Leseempfehlungen nicht von einem Algorithmus bekommen, sondern von einem Menschen aus Fleisch und Blut, es braucht die Vielfalt individueller Experten und auch deren Mut, bestimmte Bücher ins Schaufenster zu stellen, damit nicht am Ende alle so aussehen wie die Büchergrabbelkiste im Kaufhaus.
Morleys Roman ist allerdings mehr als nur die Illustration dieses Appells. Er enthält, fast in Form eines platonischen Dialogs, auch Meinungen verschiedener Buchhändlercharaktere, die das Geschäft viel nüchterner betrachten und deren Widerstreit hochaktuell scheint: Während der idealistische Antiquar mit der Pfeife nur solche Bücher verkauft, die er selbst für gut befindet, sagt einer seiner Kollegen: "Wir sind keine Literaturkritiker. Es ist nicht unsere Sache, zu entscheiden, was gut ist und was nicht. Unsere Aufgabe ist es schlicht und einfach, die Bevölkerung mit den Büchern zu versorgen, die sie haben will, und zwar zu dem Zeitpunkt, an dem sie danach fragt. Wie sie darauf kommt, die Bücher zu wollen, geht uns nichts an."
Das ist jene auch heute von manchen Ökonomen vertretene Mentalität, nach der Leser nur Kunden und Bücher nur Waren wie Schrauben oder Heizungsrohre sind. Eine junge Buchhändlerin aus Österreich würde da allerdings heftig widersprechen. Petra Hartlieb sprüht vor belletristischem Idealismus, während sie bei dem Wort "Vertreter" an Staubsauger denkt; einen "Unternehmer" stellt sie sich als Mischung zwischen Dagobert Duck und Mr. Burns vor, also zwei griesgrämigen Cartoonfiguren. Dennoch ging sie mit ihrem Mann vor zehn Jahren das Wagnis ein, eine Buchhandlung in Wien zu kaufen - zu einer Zeit also, als allerorten schon Buchhandlungen schlossen.
Wie dieser Plan gegen alle Unkenrufe und schlechten Vorzeichen funktionierte - heute betreiben die beiden dort sogar zwei Filialen mit vielen Angestellten -, hat sie in einem klassischen Selbsterfahrungsbuch aufgeschrieben, dessen Titel "Meine wundervolle Buchhandlung" der reine Zucker ist. Wie beschwerlich der Weg zum Erfolg tatsächlich ist, schildert sie mit trockenem Humor. Auch hier gewinnt man wie bei Morley den Eindruck, dass Arbeit und Leben bei aufrichtigen Buchhändlern kaum zu trennen sind. Bei Hartlieb hängt im Grunde eine ganze WG aus Familie und Mitarbeitern in der Sache mit drin, unten der Laden, darüber die Wohnung, und nach dem Abendessen geht es mit Babyphone noch mal runter ins Bergwerk der Bücher, in dem man die meiste Lebenszeit verbringt.
Das Qualitätsdenken regiert auch in dieser Buchhandlung: Während man nur widerwillig eine Ecke für Mummy-Porn- und Sarrazin-Bestseller einrichtet, wird das Verehrungsregal für Heimito von Doderer mit viel Liebe gestaltet. Obgleich auch Hartlieb als optimistisches Appellbuch auftritt, ist die Autorin durchaus fähig zur kritischen Selbstanalyse: "Paradoxerweise besteht unser Erfolgsrezept darin, den Kunden vorzuspielen, in unseren Läden sei alles wie früher."
Morley und Hartlieb sind Beispiele für einen Trend zur Buchhandlungsliteratur, wie er jüngst auch in Thomas Montassers "Ein ganz besonderes Jahr" oder Robin Sloans "Sonderbarer Buchhandlung des Mr. Penumbra" (F.A.Z. vom 20. März) begegnete. Interessant an diesem boomenden Genre sind aber nicht nur die sachlichen Aspekte einer sich verändernden Branche, sondern auch die Frage nach seinem poetischen Gehalt. Eingeordnet in ein größeres Raster, erscheinen Buchhandlungserzählungen als Sonderform der poetologischen Fiktion, also der selbstreflexiven Literatur. Ähnlich wie der Campus- oder der Bibliotheksroman kann der im Buchhandelsmilieu spielende dazu dienen, eine Selbstversicherung des poetischen Forschergeists in seinem Universum darzustellen, und sei es nur, um sich bei mitternächtlichen Meditationen in Robert Burtons "Anatomie der Melancholie" (1621) über die beste Bettlage nach fettigem Essen zu informieren, wie es in Morleys Roman geschieht. Das ist nur einer von vielen Literaturdiskursen; bei Morley lesen sogar die Beiköche in Hotels anspruchsvolle Werke von Thomas Carlyle.
Ein weiteres Buch aus dieser Saison, verfasst von der Schwedin Katarina Bivald, verlegt die Buchhandlungs-Handlung in ein hinterwäldlerisches Kaff in Iowa und damit den Literaturdiskurs ins amerikanische Herzland: Dort setzt man sich mit Harper Lees "Wer die Nachtigall stört" auseinander oder wird von Fannie Flaggs "Grünen Tomaten" inspiriert. Lesende Hauptfigur ist die aus Schweden zugereiste Sara, die aus dem Nachlass ihrer verstorbenen Brieffreundin Amy einen Buchladen in der Pampa hochziehen will: wiederum ein schwieriges Geschäft, wie man sich denken kann.
Wie man bei Katarina Bivald allerdings auch merkt, ist literarische Selbstreflexivität noch kein Garant für ein rundum gelungenes Buch. Sie bewahrt nicht vor Klischees und scheint zudem eine gewisse Geschwätzigkeit zu befördern. Dennoch liest man auch diesen dicken Schmöker, in dem en passant große Werke der Weltliteratur abgehandelt werden, mit Lust - allein schon, weil sein Ort der Handlung den schönen Namen Broken Wheel trägt. Der Witz dabei ist, dass die schwedische Autorin nie in Amerika war, sondern selbst lange genug in einem Buchladen gearbeitet hat, wobei sie die Stoffe für ihre erlesene Fiktion fand. Der Name dieser Fiktion hingegen ist zum Vergessen: "Ein Buchladen zum Verlieben". An originellen Titeln könnte diese Genreliteratur wirklich noch etwas arbeiten.
JAN WIELE
Christopher Morley: "Das Haus der vergessenen Bücher". Roman.
Atlantik Verlag, Hamburg 2014. 256 S., geb., 18,- [Euro].
Petra Hartlieb: "Meine wundervolle Buchhandlung".
DuMont Buchverlag, Köln 2014. 208 S., geb., 18,- [Euro].
Katarina Bivald: "Ein Buchladen zum Verlieben". Roman.
btb Verlag, München 2014. 448 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wenn es Campusromane gibt, warum sollte es nicht auch Buchhandlungsromane geben? Gleich drei neue Titel lassen das Lesegeschäft traumhaft schön erscheinen.
Das beginnt fast wie eine Weihnachtsgeschichte: Ein Mann geht in Brooklyn spazieren an einem nasskalten Winterabend und sucht Zuflucht, der Zufall verschlägt ihn in einen Laden mit schummrigem Licht und anheimelnder Wärme, doch der Stallgeruch hier ist jener von altem Papier und Leder: Es handelt sich um eine Buchhandlung. "Hier spuken die Geister der großen Literatur", steht auf einem Schild. Der Buchhändler sei dort zu finden, wo der Tabakrauch am dichtesten ist. Und dann ist dieser Buchhändler auch noch ein niedlicher Kauz, der an einer Maiskolbenpfeife schmaucht und den Besucher zum Abendessen am Kamin einlädt.
Es ist die Sehnsuchtsszene einer gebeutelten Branche, ein Retrotraum vom goldenen Zeitalter des Buchhandels, und tatsächlich ist diese Szene schon fast hundert Jahre alt: Sie eröffnet Christopher Morleys 1919 erschienenen Roman "The Haunted Bookshop". Dessen nun erschienene Übersetzung "Das Haus der vergessenen Bücher" ist ein Statement in der Diskussion um Amazon und den Niedergang des Einzelhandels, insbesondere des stationären Buchhandels. Dieses Statement, mal sachlich, mal auch auf etwas süßlich-verklärte Weise vorgetragen, lautet: Die alte Buchhandlung darf nicht sterben.
Die Argumente hat man nun schon oft gehört. Buchhandel ist Herzenssache, man möchte seine Leseempfehlungen nicht von einem Algorithmus bekommen, sondern von einem Menschen aus Fleisch und Blut, es braucht die Vielfalt individueller Experten und auch deren Mut, bestimmte Bücher ins Schaufenster zu stellen, damit nicht am Ende alle so aussehen wie die Büchergrabbelkiste im Kaufhaus.
Morleys Roman ist allerdings mehr als nur die Illustration dieses Appells. Er enthält, fast in Form eines platonischen Dialogs, auch Meinungen verschiedener Buchhändlercharaktere, die das Geschäft viel nüchterner betrachten und deren Widerstreit hochaktuell scheint: Während der idealistische Antiquar mit der Pfeife nur solche Bücher verkauft, die er selbst für gut befindet, sagt einer seiner Kollegen: "Wir sind keine Literaturkritiker. Es ist nicht unsere Sache, zu entscheiden, was gut ist und was nicht. Unsere Aufgabe ist es schlicht und einfach, die Bevölkerung mit den Büchern zu versorgen, die sie haben will, und zwar zu dem Zeitpunkt, an dem sie danach fragt. Wie sie darauf kommt, die Bücher zu wollen, geht uns nichts an."
Das ist jene auch heute von manchen Ökonomen vertretene Mentalität, nach der Leser nur Kunden und Bücher nur Waren wie Schrauben oder Heizungsrohre sind. Eine junge Buchhändlerin aus Österreich würde da allerdings heftig widersprechen. Petra Hartlieb sprüht vor belletristischem Idealismus, während sie bei dem Wort "Vertreter" an Staubsauger denkt; einen "Unternehmer" stellt sie sich als Mischung zwischen Dagobert Duck und Mr. Burns vor, also zwei griesgrämigen Cartoonfiguren. Dennoch ging sie mit ihrem Mann vor zehn Jahren das Wagnis ein, eine Buchhandlung in Wien zu kaufen - zu einer Zeit also, als allerorten schon Buchhandlungen schlossen.
Wie dieser Plan gegen alle Unkenrufe und schlechten Vorzeichen funktionierte - heute betreiben die beiden dort sogar zwei Filialen mit vielen Angestellten -, hat sie in einem klassischen Selbsterfahrungsbuch aufgeschrieben, dessen Titel "Meine wundervolle Buchhandlung" der reine Zucker ist. Wie beschwerlich der Weg zum Erfolg tatsächlich ist, schildert sie mit trockenem Humor. Auch hier gewinnt man wie bei Morley den Eindruck, dass Arbeit und Leben bei aufrichtigen Buchhändlern kaum zu trennen sind. Bei Hartlieb hängt im Grunde eine ganze WG aus Familie und Mitarbeitern in der Sache mit drin, unten der Laden, darüber die Wohnung, und nach dem Abendessen geht es mit Babyphone noch mal runter ins Bergwerk der Bücher, in dem man die meiste Lebenszeit verbringt.
Das Qualitätsdenken regiert auch in dieser Buchhandlung: Während man nur widerwillig eine Ecke für Mummy-Porn- und Sarrazin-Bestseller einrichtet, wird das Verehrungsregal für Heimito von Doderer mit viel Liebe gestaltet. Obgleich auch Hartlieb als optimistisches Appellbuch auftritt, ist die Autorin durchaus fähig zur kritischen Selbstanalyse: "Paradoxerweise besteht unser Erfolgsrezept darin, den Kunden vorzuspielen, in unseren Läden sei alles wie früher."
Morley und Hartlieb sind Beispiele für einen Trend zur Buchhandlungsliteratur, wie er jüngst auch in Thomas Montassers "Ein ganz besonderes Jahr" oder Robin Sloans "Sonderbarer Buchhandlung des Mr. Penumbra" (F.A.Z. vom 20. März) begegnete. Interessant an diesem boomenden Genre sind aber nicht nur die sachlichen Aspekte einer sich verändernden Branche, sondern auch die Frage nach seinem poetischen Gehalt. Eingeordnet in ein größeres Raster, erscheinen Buchhandlungserzählungen als Sonderform der poetologischen Fiktion, also der selbstreflexiven Literatur. Ähnlich wie der Campus- oder der Bibliotheksroman kann der im Buchhandelsmilieu spielende dazu dienen, eine Selbstversicherung des poetischen Forschergeists in seinem Universum darzustellen, und sei es nur, um sich bei mitternächtlichen Meditationen in Robert Burtons "Anatomie der Melancholie" (1621) über die beste Bettlage nach fettigem Essen zu informieren, wie es in Morleys Roman geschieht. Das ist nur einer von vielen Literaturdiskursen; bei Morley lesen sogar die Beiköche in Hotels anspruchsvolle Werke von Thomas Carlyle.
Ein weiteres Buch aus dieser Saison, verfasst von der Schwedin Katarina Bivald, verlegt die Buchhandlungs-Handlung in ein hinterwäldlerisches Kaff in Iowa und damit den Literaturdiskurs ins amerikanische Herzland: Dort setzt man sich mit Harper Lees "Wer die Nachtigall stört" auseinander oder wird von Fannie Flaggs "Grünen Tomaten" inspiriert. Lesende Hauptfigur ist die aus Schweden zugereiste Sara, die aus dem Nachlass ihrer verstorbenen Brieffreundin Amy einen Buchladen in der Pampa hochziehen will: wiederum ein schwieriges Geschäft, wie man sich denken kann.
Wie man bei Katarina Bivald allerdings auch merkt, ist literarische Selbstreflexivität noch kein Garant für ein rundum gelungenes Buch. Sie bewahrt nicht vor Klischees und scheint zudem eine gewisse Geschwätzigkeit zu befördern. Dennoch liest man auch diesen dicken Schmöker, in dem en passant große Werke der Weltliteratur abgehandelt werden, mit Lust - allein schon, weil sein Ort der Handlung den schönen Namen Broken Wheel trägt. Der Witz dabei ist, dass die schwedische Autorin nie in Amerika war, sondern selbst lange genug in einem Buchladen gearbeitet hat, wobei sie die Stoffe für ihre erlesene Fiktion fand. Der Name dieser Fiktion hingegen ist zum Vergessen: "Ein Buchladen zum Verlieben". An originellen Titeln könnte diese Genreliteratur wirklich noch etwas arbeiten.
JAN WIELE
Christopher Morley: "Das Haus der vergessenen Bücher". Roman.
Atlantik Verlag, Hamburg 2014. 256 S., geb., 18,- [Euro].
Petra Hartlieb: "Meine wundervolle Buchhandlung".
DuMont Buchverlag, Köln 2014. 208 S., geb., 18,- [Euro].
Katarina Bivald: "Ein Buchladen zum Verlieben". Roman.
btb Verlag, München 2014. 448 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Eine fantastische Liebeserklärung ans Lesen!" emotion