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Ein großer Roman über eine kleine Stadt von einer der besten Erzählerinnen der Welt
Als Barry Fairbrother mit Anfang vierzig plötzlich stirbt, sind die Einwohner von Pagford geschockt. Denn auf den ersten Blick ist die englische Kleinstadt mit ihrem hübschen Marktplatz und der alten Kirche ein verträumtes und friedliches Idyll, dem Aufregung fremd ist. Doch der Schein trügt. Hinter der malerischen Fassade liegt die Stadt im Krieg. Krieg zwischen arm und reich, zwischen Kindern und ihren Eltern, zwischen Frauen und ihren Ehemännern, zwischen Lehrern und Schülern. Und dass Barrys Sitz im…mehr

Produktbeschreibung
Ein großer Roman über eine kleine Stadt von einer der besten Erzählerinnen der Welt

Als Barry Fairbrother mit Anfang vierzig plötzlich stirbt, sind die Einwohner von Pagford geschockt. Denn auf den ersten Blick ist die englische Kleinstadt mit ihrem hübschen Marktplatz und der alten Kirche ein verträumtes und friedliches Idyll, dem Aufregung fremd ist. Doch der Schein trügt. Hinter der malerischen Fassade liegt die Stadt im Krieg. Krieg zwischen arm und reich, zwischen Kindern und ihren Eltern, zwischen Frauen und ihren Ehemännern, zwischen Lehrern und Schülern. Und dass Barrys Sitz im Gemeinderat nun frei wird, schafft den Nährboden für den größten Krieg, den die Stadt je erlebt hat. Wer wird als Sieger aus der Wahl hervorgehen - einer Wahl, die voller Leidenschaft, Doppelzüngigkeit und unerwarteter Offenbarungen steckt?

J.K. Rowlings erster Roman für Erwachsene ist getragen von britischem schwarzen Humor, stimmt nachdenklich und steckt voller Überraschungen.

Ungekürzt gelesen von Christian Berkel.

(ca. 16 CDs, ca. 21 Stunden)
Autorenporträt
Joanne K. Rowling, geboren 1965, hatte schon als Kind den Wunsch, Schriftstellerin zu werden. 1983 studierte sie Französisch und Altphilologie. Während einer Zugfahrt erfand sie 1990 die Romanfigur Harry Potter.
1991 ging Rowling nach Portugal. In dieser Zeit arbeitete sie viel am ersten ihrer geplanten sieben Harry-Potter-Bücher. 1992 Heirat, die Ehe währte jedoch nur kurz - 1993 Geburt der Tochter Jessica.
Rowling ging nach Großbritannien zurück. Als allein erziehende Mutter lebte sie zunächst von Sozialhilfe. 1997 wurde "Harry Potter und der Stein der Weisen" veröffentlicht. Nur drei Tage danach ersteigerte der US-Verlag Scholastic überraschend die amerikanischen Rechte.
2000 verkaufte Rowling alle Vermarktungsrechte einschließlich der Filmrechte, behielt jedoch die Verlagsrechte sowie ein Mitspracherecht bei den Filmen.
2001 heiratete Rowling den Arzt Neil Murray mit dem sie 2 Kinder hat.
Inzwischen wurden ihre Harry-Potter-Romane in mehr als 60 Sprachen übersetzt.
2010 hat die Autorin in Odense (Dänemark) den ersten Hans-Christian-Andersen-Literaturpreis in Empfang genommen.
Trackliste
CD 1
1Ein plötzlicher Todesfall00:00:16
2Ein plötzlicher Todesfall00:00:24
3Ein plötzlicher Todesfall00:04:41
4Ein plötzlicher Todesfall00:05:21
5Ein plötzlicher Todesfall00:04:54
6Ein plötzlicher Todesfall00:08:34
7Ein plötzlicher Todesfall00:08:17
8Ein plötzlicher Todesfall00:07:47
9Ein plötzlicher Todesfall00:04:58
10Ein plötzlicher Todesfall00:04:13
11Ein plötzlicher Todesfall00:06:11
12Ein plötzlicher Todesfall00:04:24
13Ein plötzlicher Todesfall00:03:38
14Ein plötzlicher Todesfall00:05:45
15Ein plötzlicher Todesfall00:07:17
CD 2
1Ein plötzlicher Todesfall00:05:23
2Ein plötzlicher Todesfall00:05:25
3Ein plötzlicher Todesfall00:06:06
4Ein plötzlicher Todesfall00:09:30
5Ein plötzlicher Todesfall00:00:21
6Ein plötzlicher Todesfall00:02:08
7Ein plötzlicher Todesfall00:02:26
8Ein plötzlicher Todesfall00:02:49
9Ein plötzlicher Todesfall00:04:33
10Ein plötzlicher Todesfall00:03:54
11Ein plötzlicher Todesfall00:04:44
12Ein plötzlicher Todesfall00:03:32
13Ein plötzlicher Todesfall00:05:17
14Ein plötzlicher Todesfall00:05:19
15Ein plötzlicher Todesfall00:07:37
16Ein plötzlicher Todesfall00:07:05
CD 3
1Ein plötzlicher Todesfall00:08:20
2Ein plötzlicher Todesfall00:04:35
3Ein plötzlicher Todesfall00:04:48
4Ein plötzlicher Todesfall00:05:07
5Ein plötzlicher Todesfall00:05:53
6Ein plötzlicher Todesfall00:06:19
7Ein plötzlicher Todesfall00:04:55
8Ein plötzlicher Todesfall00:05:42
9Ein plötzlicher Todesfall00:06:07
10Ein plötzlicher Todesfall00:07:51
11Ein plötzlicher Todesfall00:05:17
12Ein plötzlicher Todesfall00:05:35
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.09.2012

Sperrangelweit offen stehende Damenmorgenmäntel
"Ein plötzlicher Todesfall": J. K. Rowlings Roman entzaubert die Autorin

Ich habe nichts von J. K. Rowling gelesen, keine einzige Zeile der sieben "Harry Potter"-Bände. Ich habe nicht einmal einen der acht Filme gesehen. Ich habe mich nie überwinden können, mich für diesen streberhaften Zauberlehrling zu interessieren. Und doch nähere ich mich ihrem ersten Roman für Erwachsene "Ein plötzlicher Todesfall" nicht vollkommen unvoreingenommen. Angesichts der Wirkung ihrer Werke wäre das auch kaum möglich gewesen; es sei denn, ich hätte die vergangenen fünfzehn Jahre im Koma gelegen.

Ich weiß, dass sie, gemessen an den Verkaufszahlen, die erfolgreichste Autorin aller Zeiten ist, eine der reichsten Frauen Großbritanniens, ein Global Player, die erste Schriftstellerin, die mit ihren Büchern biblische Dimensionen erreicht: 450 Millionen verkaufte Exemplare. Noch immer habe ich die Bilder einer kollektiven Infantilisierung im Kopf, Bilder von vor Buchhandlungen campierenden Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen, die um Mitternacht das Erscheinen eines neues Bandes erwarten wie die Rückkehr des Messias.

Und noch immer klingen mir die Sätze im Ohr, die befreundete Autoren mir zuraunten: wie spannend diese Abenteuer seien, wie kunstvoll geschrieben, verführerisch, süchtig machend. "Das", sagten die, deren Urteilen ich sonst blind vertraute, "ist kein Kinderbuch, sondern ein großartiger Entwicklungsroman! Ein Bildungsroman! Trotz des ganzen Hokuspokus absolut realistisch! Da werden Alltagsprobleme verhandelt! Die großen Themen! Das musst du unbedingt lesen!" Und ich sagte immer und immer wieder: "Nein, muss ich nicht."

Jetzt also ein realistischer Roman, angesiedelt in einer Welt, die mir aufgrund meiner ländlichen Herkunft und der Arbeit an meinem eigenen Gesellschafts- und Provinzroman durchaus vertraut ist: ein Dorf mit Marktplatz, Kirche und Golfclub, eine Welt, in der Jugendliche gegen Erwachsene rebellieren und Ehefrauen gegen ihre Männer, in der Lehrer ihre Schüler peinigen und Großgrundbesitzer, Einzelhändler, Lokalpolitiker ihre Untergebenen; in der es um Macht und Ohnmacht geht, um Vorurteile und Verrat, Lügen und Intrigen, Hass und Gewalt.

Rowling zeige eine "Stadt im Krieg", wie der Klappentext verheißt. Der fiktive "hübsche, kleine Ort Pagford", in der westenglischen Provinz gelegen, ist ein Dorf, in dem nicht jeder jeden kennt, aber jeder jeden zu kennen meint, in dem sich alle belauern und übereinander lästern; eine Wohlstandshölle mit einem Höchstmaß an sozialer Kontrolle, die von der Arztpraxis, der Anwaltskanzlei, dem Delikatessengeschäft bis in jede Familie hineinreicht und ein Gleichgewicht schafft, mit dem die Bewohner zu leben gelernt haben. Anstoß erregt allein die nahegelegene Sozialsiedlung Fields, "schmutzige graue Häuser, einige mit Tags und Obszönitäten besprüht", die seit den fünfziger Jahren die Unterschicht der Gegend beherbergen: alleinerziehende, arbeitslose, drogensüchtige und sich darum prostituierende Mütter, deren Kinder mit denen der gutsituierten Mittelstandseltern auf dieselbe Schule gehen - und diese verderben.

Der plötzliche Tod des 44-jährigen Bankers Barry Fairbrother lässt die Fronten, Befürworter und Gegner der Sozialsiedlung, aufeinanderprallen. Fairbrother war Mitglied im Gemeinderat; sein Posten wird frei - "A Casual Vacancy", "eine unerwartete Vakanz", so lauten der Fachterminus und der Originaltitel des Romans -, und der ist heiß umkämpft, weil er darüber entscheidet, ob das Getto im Zuständigkeitsbereich von Pagford bleibt oder nicht. Der Ratsvorsitzende versucht, seinem Sohn den Posten zuzuschieben, aber auf den haben es auch der unter Zwangsneurosen leidende stellvertretende Schulleiter und ein psychopathischer Familienvater abgesehen.

Dieser Fairbrother, der gleich im ersten Kapitel an einem Aneurysma stirbt und bis zum Schluss als gute Seele durch den ansonsten seelenlosen Roman geistert, ist einer der wenigen positiven Charaktere: Er ist ehrlich, tolerant und zuverlässig - ein wahrer Held, der für die Schwachen eintritt.

Sein Tod hat nicht nur politische Folgen, sondern auch persönliche: Krystal Weedon, ein frühreifes Mädchen aus einer der verhaltensauffälligsten und weitverzweigtesten Familien von Fields, verliert ihren einzigen erwachsenen Verbündeten. Fairbrother hat sie in die Rudermannschaft geholt und unterstützt, wenn ihre Mutter auf Drogen oder Entzug war. Sie ist die einzige interessante Figur des ganzen Romans, trotzig und zornig, voller aufgestauter Aggression, aber nie verbittert; die Einzige, die Verantwortung übernehmen will für ihr Leben und an der Verachtung der anderen zugrunde geht.

In einem Interview mit der Zeitung "The Guardian" hat Rowling die englische Gesellschaft jüngst als "phänomenal snobistisch" bezeichnet, vor allem die Mittelschicht sei prätentiös und arrogant und blende die Ursachen für das Schicksal der unteren Klassen aus, was die Bewohner ihres Heimatdorfes, des im Südwesten Englands gelegenen Tutshill, gleich auf sich bezogen haben, weil sie fürchteten, Rowling verarbeite in ihrem neuen Roman ihre eigene unglückliche Jugend.

Ihre Mutter, eine technische Angestellte im Schullabor, erkrankte früh an Multipler Sklerose; zu ihrem Vater, einem Flugzeugingenieur, hatte sie nie ein gutes Verhältnis. Als sie neun Jahre alt war, zog die Familie nach Tutshill, an die walisische Grenze, wo sie immer Fremde blieben, mit dem Makel behaftet, unglücklich zu sein, weshalb Rowling es nicht erwarten konnte, aus dem Dorf herauszukommen. Sie studierte Französisch und Altertumswissenschaft in Exeter, arbeitete als Rechercheurin für Amnesty International in London, unterrichtete in Porto Englisch als Fremdsprache und kehrte 1993 nach einer kurzen, katastrophalen Ehe mit einem portugiesischen Fernsehjournalisten, einer sechs Monate alten Tochter und drei Kapiteln "Harry Potter" nach England zurück. Sie war pleite und depressiv. Dann zog sie zu ihrer Schwester nach Edinburgh, lebte von Sozialhilfe, machte eine Psychotherapie und beendete ihren ersten Roman. Sie weiß, was es heißt, arm zu sein, auch wenn sie nie obdachlos war oder in ähnlich brutalen Verhältnissen aufwuchs wie die Bewohner von Fields.

J. K. Rowling sagt, sie habe "Ein plötzlicher Todesfall" schreiben müssen. Offenbar will sie Kritik an der Gegenwart üben, an einer Regierung, die soziale Mittel kürzt, und an einer Gesellschaft, in der Profit und Konsum zu Göttern erhoben werden. Aber Rowling lässt jeden sprachlichen Furor, jede Tiefenschärfe, jedes Bewusstsein für Stil, Perspektive,Tempo und oft genug jedes Einfühlungsvermögen vermissen. Während sie die Jugendlichen mit großer Ernsthaftigkeit und Sachlichkeit beschreibt, macht sie die Erwachsenen komplett lächerlich: Der Ratsvorsitzende wirkt mit seinem Sherlock-Holmes-Hut wie die Karikatur eines Engländers, der indische Arzt mit seinem perfekten Körper wie ein Schauspieler aus einem Bollywood-Film; der stellvertretende Schulleiter ist pädophil, der Bauunternehmer niederträchtig. Die älteren Frauen sehen in ihren Männern die "sie beschützenden Ritter", auch wenn sie gerade erfahren haben, dass sie jahrelang hintergangen worden sind, und die jüngeren leiten, als Kompensation für ihre zerrütteten Ehen, Edelboutiquen namens "Busenwunder".

Der Roman ist auf Handlung getrimmt, sprunghaft, einfach gestrickt, literarisch unterkomplex. Und die Sprache driftet ständig ins Kitschige oder Obszöne ab; eine mit Schockeffekten angereicherte Hausfrauenprosa: Alle paar Seiten tauchen Begriffe wie "Penis", "Möse", "Fotze", "Kotze" und "Pisse" auf, manchmal auch Schimpfwörter wie "Scheißkuh", "Paki-Kuh" oder - als ultimative Steigerung - "verkackte, blöde Fixerkuh!". Ein Teenager wird vergewaltigt, ein anderer ritzt sich die Arme auf. Es gibt Sex mit Fremden, Freunden und Verwandten; Sex in der Küche, am Fluss, auf dem Friedhof; Sex zwischen Erwachsenen, Sex zwischen Jugendlichen und Sex zwischen Erwachsenen und Jugendlichen. Und von Brüsten scheint Rowling geradezu besessen zu sein, so oft wie bei den Damen die Morgenmäntel offen stehen, als habe sie aller Welt beweisen müssen, dass sie auch ein Buch schreiben könne, das nicht für Kinder geeignet sei.

Der Wirbel um "Ein plötzlicher Todesfall" fiel ungleich geringer aus als bei "Harry Potter". Das Buch stand nicht seit Februar, seit Ankündigung des Titels, auf Platz eins der Amazon-Bestsellerliste, und es gab keine Massenhysterie. Aber das Manuskript wurde von Rowlings Agentur The Blair Partnership und vom britischen Verlag Little, Brown ähnlich behandelt wie ein Staatsgeheimnis. Die deutschen Übersetzerinnen wurden zwar als vertrauenswürdig eingestuft - anders als Übersetzer aus Ländern wie den "high risk piracy zones" Italien, Slowenien oder Finnland -, mussten jedoch nach London reisen und dort im Verlag arbeiten, aus Furcht, der Inhalt könne nach außen dringen. Vier Wochen lang hätten die beiden Frauen im Büro an firmeneigenen Laptops gesessen, heißt es. Die Geräte hatten keinen Internetzugang, waren mit drei Passwörtern gesichert und mit Schlössern an die Schreibtische gekettet. Immerhin konnten dadurch die englische und die deutsche Ausgabe am Donnerstag gleichzeitig erscheinen - ohne dass allerdings irgendein Kritiker das Buch vorher zu Gesicht bekommen hätte.

Seitdem "Ein plötzlicher Todesfall" für alle lesbar ist, erscheint die ganze Geheimnistuerei nicht mehr wie eine berechtigte Angst vor Raubkopien oder wie ein Marketingtrick, um die Erwartungen hochzuschrauben, sondern vielmehr wie eine notwendige Maßnahme, um vernichtende Kritik zu unterbinden. Wenn sich nämlich vorab herumgesprochen hätte, dass sich der Roman wie ein allzu geschwätziges Drehbuch für eine öffentlich-rechtliche Dorfsoap voller Witzfiguren liest, wäre der Hype um das vom Handel am sehnsüchtigsten erwartete Buch des Jahres womöglich schon am ersten Tag verpufft. Und nicht erst drei Tage danach.

JAN BRANDT

J. K. Rowling: "Ein plötzlicher Todesfall". Aus dem Englischen von Susanne Aeckerle und Marion Balkenhol. Carlsen-Verlag, Hamburg 2012, 576 Seiten, 24,90 Euro

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