Klappentext:
„Die Schwestern Enne und Suse wachsen in den 1970ern in einem Dorf in Vorpommern auf, wo es kaum mehr gibt als die Fahrradfähre nach Usedom und das so abgelegen ist, dass Fremde schon einmal befürchten, »über den Rand zu kippen«. Suse ist oft krank und Enne muss zurückstecken, weil die
Sorge und Zuwendung der Eltern vor allem Suse gilt, was das Verhältnis der beiden Schwestern nicht…mehrKlappentext:
„Die Schwestern Enne und Suse wachsen in den 1970ern in einem Dorf in Vorpommern auf, wo es kaum mehr gibt als die Fahrradfähre nach Usedom und das so abgelegen ist, dass Fremde schon einmal befürchten, »über den Rand zu kippen«. Suse ist oft krank und Enne muss zurückstecken, weil die Sorge und Zuwendung der Eltern vor allem Suse gilt, was das Verhältnis der beiden Schwestern nicht ganz einfach macht. Es gibt nur wenige Momente der Nähe zwischen ihnen.
Als 1989 Ungarn die Grenzen öffnet, nutzt Suse die Chance und verschwindet in den Westen. Sie lässt nie wieder von sich hören, die Familie rätselt jahrzehntelang darüber, was aus ihr geworden ist. Enne versucht sich in Berlin als Schauspielerin, aber der große Durchbruch bleibt aus und sie geht wieder zurück in ihr Heimatdorf. Dreißig Jahre nach Suses Verschwinden zieht eine geheimnisvolle Frau Pohl bei Enne gegenüber ein und die Gerüchte, wer das sein könnte, schießen ins Kraut …“
Helga Bürster hatte mich damals mit ihrem Roman „Luzies Erbe“ komplett gefesselt und eingenommen. Ihr neuestes Werk „Eine andere Zeit“ reicht nicht ganz an dieses Maß von damals heran aber dennoch war ihr aktuelles Werk lesenswert. Die Geschichte von Enne und Suse zeigt ein Schwestern-Bild der anderen Art. Suses Flucht in den Westen war dann wie ein Bruch zwischen ihnen obwohl das Level an Emotionen eh schon gering war, aber es war da. Schnell erkennen wir Leser das jeder seinen Weg im Leben gehen wird, mal steiniger mal geradliniger. Die Zeiten ändern sich, nicht nur politisch.
Nicht nur die Fragen der Protagonisten geben einen Rätsel auf, man stellt sich selbst die Frage, wie man reagiert hätte bzw. würde. Zugegeben, der Charakter der Frau Pohl war etwas fraglich aber er verhunzte die Geschichte auch nicht. Bürster beschreibt verschiedenen Zeiten der DDR von damals recht gut und ja, wenn man selber in den neuen Bundesländern bzw. der DDR aufgewachsen ist, versteht man Dinge und Situationen besser oder einfacher. Die Geschichte rund um Suse und Enne muss man verstehen können was die politischen Belange von damals betrifft. Ja, es war einen andere Zeit und vieles war anders als im Westen. Hier wird es, so denke ich, verschiedene Sichtweisen geben und die Meinungen hier und da auseinander gehen.
Bürster wählte für diese Geschichte einen besonderen Sprachstil und blieb mit ihren Protagonisten dem Leser gegenüber immer wieder auf Distanz. Man muss nicht immer alles hinterfragen als Leser sondern auch einfach mal nur lesen und aufnehmen. Sie schreibt offen und klug, aber wie gesagt, man muss es verstehen. Ihr Ausdruck ist passend und auch ihr Verlauf der Geschichte hat wieder das gewisse Flair. Wie bereits gesagt, erreicht er für mich nicht das Level von „Luzies Erbe“ und deshalb vergebe ich sehr gute 4 von 5 Sterne.