Farben folgen mit ihren Eigenschaften den Veränderungen der Emotionen. (Pablo Picasso)
1911. Zeichnen ist Ursulas Passion, all ihre Gefühle überträgt sie in Farben, sie sieht sie regelrecht vor Augen, egal, in welcher Situation sie sich gerade befindet. Als sie über ihre Großmutter nicht nur die
Künstlerin Paula Dehmel, sondern auch deren Tochter Vera kennenlernt, öffnet sich ihre kleine eigene…mehrFarben folgen mit ihren Eigenschaften den Veränderungen der Emotionen. (Pablo Picasso)
1911. Zeichnen ist Ursulas Passion, all ihre Gefühle überträgt sie in Farben, sie sieht sie regelrecht vor Augen, egal, in welcher Situation sie sich gerade befindet. Als sie über ihre Großmutter nicht nur die Künstlerin Paula Dehmel, sondern auch deren Tochter Vera kennenlernt, öffnet sich ihre kleine eigene Welt auf einmal der ganz großen. Vera, die Kunst studiert, freundet sich mit Ursula an, nimmt sie unter ihre Fittiche, stellt sie ihrem Freundeskreis vor, der sich aus vielen Kunststudenten und –schaffenden zusammensetzt. Auch Veras Vater, den großen Dichter Richard Dehmel, lernt Ursula kennen. Vor allem aber Veras Bruder Heinrich hat es Ursula angetan, mit dem sie schon bald ein enges Band verbindet. Immer mehr fühlt sich Ursula in der Kunstwelt zuhause, bewirbt sich sogar an der Berliner Kunstakademie und kann ihr Praktikum bei Richard Dehmels Ehefrau Isi in Hamburg machen. Als plötzlich der erste Weltkrieg ausbricht und Heinrich an die Front berufen wird, scheinen sich sämtliche Farben und Zukunftspläne Ursulas in Luft aufzulösen…
Ulrike Renk hat mit „Ursula und die Farben der Hoffnung“ den zweiten Band ihrer historischen Berliner Familientrilogie vorgelegt, der dem ersten Band in punkto Unterhaltungswert, geschichtlichem Hintergrund und Familiengeschichte in nichts nachsteht. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil gewährt dem Leser exklusiven Eintritt in die Welt von Ursula, deren Familie und Freundeskreis, wobei deren Gedanken- und Gefühlswelt jederzeit offenliegen. Sehr schön knüpft die Autorin das Band von Ursulas Familie zu den Protagonisten ihres Vorgängerromans um Paula Dehmel, denn auch diese spielt mit ihrem Ex-Ehemann Richard Dehmel sowie ihren Kindern Vera und Heinrich eine große Rolle, vor allem in Ursulas Leben und zeigen Gemeinsamkeiten auf. Auch Ursulas Eltern haben sich getrennt und Mutter Lina ist erneut verheiratet, lebt nun in Nordrhein-Westfalen, während die Großeltern in Potsdam leben, da Ursulas Opa der Bürgermeister von Potsdam ist. Die Handlung lebt nicht nur, aber vor allem von den zwischenmenschlichen Beziehungen, die zwischen den Dehmels, Ursulas eigener Familie sowie ihren Freunden herrschen. Die Autorin erweckt die damalige Zeit wunderbar zum Leben, beschert dem Leser während der Lektüre eine Sommerfrische am Darß, aber auch den Zugang zu den Kneipentreffen der angehenden Künstler. Während Renk ihre Geschichte um die sich langsam emanzipierende Ursula strickt, bestückt sie diese zusätzlich mit akribisch recherchiertem Hintergrund, so dass nicht nur das Attentat von Sarajevo mit der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie Erwähnung findet, sondern auch das Ultimatum Österreichs an Serbien sowie die unterschiedlichen gebildeten Allianzen, die Deutschland den Krieg erklärten.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und inszeniert, mit ihrer Glaubwürdigkeit und Authentizität wachsen sie dem Leser schnell ans Herz, der sich gern unter sie mischt und ihren Spuren folgt. Ursula ist eine junge, eher zurückhaltende Frau, die zu Beginn noch nicht wirklich weiß, wohin ihr Weg gehen soll. Ihre Gefühle werden von Farben dominiert und beim Zeichnen vergisst sie die Welt um sich herum. Erst mit der Freundschaft zur extrovertierten Vera Dehmel kommt sie mehr aus sich heraus und traut sich immer weiter in die Welt hinaus. Dabei nehmen auch ihre Zukunftswünsche Gestalt an. Vera ist eine spritzige, warmherzige und intelligente Frau, die zwischen den Zeilen zu lesen weiß. Paula Dehmel ist eine herzliche und offene Frau, die alle bei sich willkommen heißt. Aber auch Richard und Isi Dehmel sowie Georg, Margarete und auch Heinrich Dehmel spielen wichtige Rollen in dieser Geschichte.
„Ursula und die Farben der Hoffnung“ ist ein wunderschönes Kaleidoskop von Licht und Schatten, von Familie, Liebe, Hoffnung, Glück und Schicksal. Absolute Leseempfehlung für alle, die