"Noch nie habe ich am Schluss einer Lektüre so sehr den Wunsch empfunden, dass ein Werk der Jugendliteratur in alle Sprachen übersetzt werde: für die Industriestaaten als aufklärerische Poesie und für die anderen Länder als undogmatisches Lehrstück über kulturelles Selbstbewusstsein."
-- Hans ten Doornkaat im Tages-Anzeiger, Zürich
Über mehrere Jahre führt ein Bäckerjunge in Damaskus ein Tagebuch. Es gibt viel Schönes, Poetisches und Lustiges zu berichten aus der Stadt, in der Menschen so vieler Nationalitäten miteinander leben: Vom alten Kutscher und Geschichtenerzähler Salim, von seiner Liebe zu Nadja und vom Basar, auf dem die Mutter Meisterin im Handeln ist. Aber es gibt auch Armut, Ungerechtigkeit und politische Verfolgung in der Stadt. Der Bäckerjunge wird zum Journalisten - im Untergrund.
-- Hans ten Doornkaat im Tages-Anzeiger, Zürich
Über mehrere Jahre führt ein Bäckerjunge in Damaskus ein Tagebuch. Es gibt viel Schönes, Poetisches und Lustiges zu berichten aus der Stadt, in der Menschen so vieler Nationalitäten miteinander leben: Vom alten Kutscher und Geschichtenerzähler Salim, von seiner Liebe zu Nadja und vom Basar, auf dem die Mutter Meisterin im Handeln ist. Aber es gibt auch Armut, Ungerechtigkeit und politische Verfolgung in der Stadt. Der Bäckerjunge wird zum Journalisten - im Untergrund.
"Noch nie habe ich am Schluss einer Lektüre so sehr den Wunsch empfunden, dass ein Werk der Jugendliteratur in alle Sprachen übersetzt werde: für die Industriestaaten als aufklärerische Poesie und für die anderen Länder als undogmatisches Lehrstück über kulturelles Selbstbewusstsein."Hans ten Doornkaat im Tages-Anzeiger, Zürich
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.12.2005 Band 15
Eine Jugend in Damaskus
Rafik Schami: „Eine Hand voller Sterne”
Er ist nur ein Bäckerjunge aus Damaskus, aber was heißt hier „nur”. Denn Herkunft ist nicht alles. Sein Vater, natürlich, möchte ihn am liebsten fest in seinem Betrieb halten, so würde er die Kosten für einen Lehrling sparen, und was der Sohn, findet er, mit seinen 14 Jahren jetzt noch auf der Schule lernt, ist unnötig, überflüssig und ein Luxus, den sich eine Bäckerfamilie nicht leisten kann und auch nicht leisten braucht. Aber da hat der Vater die Rechnung ohne seinen Sohn gemacht. Denn dieser ist nicht nur verdammt schlau (er ist Klassenbester), sondern hat auch ein abenteuerliches Herz, eine blühende poetische Phantasie und einen ebenso entschiedenen wie menschenfreundlichen Eigensinn.
Wenn wir Leser diesen aufgeweckten Knaben kennen lernen, ist er vierzehn Jahre alt und beschließt, ein Tagebuch zu führen. Am Ende von Rafik Schamis Buch „Eine Hand voller Sterne” ist sein Held 17 Jahre alt und hat eine beachtliche Entwicklung durchgemacht. Wenn es nicht zu pathetisch klänge, würde man sagen: Er ist zum Mann gereift und hat in diesen drei Jahren - sein Tagebuch zeigt es - viel Weisheit und manche Lebenseinsicht gewonnen. Wir schauen ihm bei seinen Tagebucheinträgen so gerne über die Schulter, weil er sich darin als sehr anteilnehmender, durchaus auch ein wenig schriftstellernder Erzähler zeigt, der aber nie neunmalklug wirkt. „Eine Hand voller Sterne” ist eine Coming-of-Age-Geschichte mit der Fabulierlust aus „Tausendundeiner Nacht”. Es ist aber auch ein politisches Buch, denn alle seine Geschichten führen immer wieder in die Gegenwart und Wirklichkeit eines Syriens zurück, wo ein Militärputsch den anderen jagt und die linientreuen Schnüffler vom Geheimdienst in regelmäßigen Abständen das Bild eines neuen Diktators an die Wand hängen. Dieses Syrien, wie es Rafik Schami durch die Augen seines jugendlichen Helden betrachtet, leidet unter politischer Repression. Zugleich aber wird die Gesellschaft - das Buch dürfte etwa in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts spielen - von einer enormen Dynamik und Lebensgier beherrscht. Ein Geist von Moderne hat vor allem die jungen, idealistischen Menschen erfasst. Doch überall stoßen sie in Form von Folter, Verfolgung, Propaganda und Zensur an die Mauern des Unrechtsregimes. All das erfährt der Leser auf eine beiläufige Art, ohne dass es unser junger Diarist je explizit sagte.
Rafik Schami, 1946 in Damaskus geboren, lebt seit 1971 im Exil in Deutschland. Der junge Held seines Buches will Journalist werden. Das ist nicht ungefährlich. Vor allem dann, wenn man den Mächtigen nicht nach dem Mund reden will. Und weil es ihm an Mut nicht mangelt, taucht er unter und bringt seine eigene, subversive Zeitung, die so genannte „Sockenzeitung”, heraus. Von welchen guten Mächten er dabei wunderbar geborgen wird, auch das erzählt dieses schöne Buch.
IJOMA MANGOLD
Blick in die arabische Welt
Illustration: Enno Kleinert
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Eine Jugend in Damaskus
Rafik Schami: „Eine Hand voller Sterne”
Er ist nur ein Bäckerjunge aus Damaskus, aber was heißt hier „nur”. Denn Herkunft ist nicht alles. Sein Vater, natürlich, möchte ihn am liebsten fest in seinem Betrieb halten, so würde er die Kosten für einen Lehrling sparen, und was der Sohn, findet er, mit seinen 14 Jahren jetzt noch auf der Schule lernt, ist unnötig, überflüssig und ein Luxus, den sich eine Bäckerfamilie nicht leisten kann und auch nicht leisten braucht. Aber da hat der Vater die Rechnung ohne seinen Sohn gemacht. Denn dieser ist nicht nur verdammt schlau (er ist Klassenbester), sondern hat auch ein abenteuerliches Herz, eine blühende poetische Phantasie und einen ebenso entschiedenen wie menschenfreundlichen Eigensinn.
Wenn wir Leser diesen aufgeweckten Knaben kennen lernen, ist er vierzehn Jahre alt und beschließt, ein Tagebuch zu führen. Am Ende von Rafik Schamis Buch „Eine Hand voller Sterne” ist sein Held 17 Jahre alt und hat eine beachtliche Entwicklung durchgemacht. Wenn es nicht zu pathetisch klänge, würde man sagen: Er ist zum Mann gereift und hat in diesen drei Jahren - sein Tagebuch zeigt es - viel Weisheit und manche Lebenseinsicht gewonnen. Wir schauen ihm bei seinen Tagebucheinträgen so gerne über die Schulter, weil er sich darin als sehr anteilnehmender, durchaus auch ein wenig schriftstellernder Erzähler zeigt, der aber nie neunmalklug wirkt. „Eine Hand voller Sterne” ist eine Coming-of-Age-Geschichte mit der Fabulierlust aus „Tausendundeiner Nacht”. Es ist aber auch ein politisches Buch, denn alle seine Geschichten führen immer wieder in die Gegenwart und Wirklichkeit eines Syriens zurück, wo ein Militärputsch den anderen jagt und die linientreuen Schnüffler vom Geheimdienst in regelmäßigen Abständen das Bild eines neuen Diktators an die Wand hängen. Dieses Syrien, wie es Rafik Schami durch die Augen seines jugendlichen Helden betrachtet, leidet unter politischer Repression. Zugleich aber wird die Gesellschaft - das Buch dürfte etwa in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts spielen - von einer enormen Dynamik und Lebensgier beherrscht. Ein Geist von Moderne hat vor allem die jungen, idealistischen Menschen erfasst. Doch überall stoßen sie in Form von Folter, Verfolgung, Propaganda und Zensur an die Mauern des Unrechtsregimes. All das erfährt der Leser auf eine beiläufige Art, ohne dass es unser junger Diarist je explizit sagte.
Rafik Schami, 1946 in Damaskus geboren, lebt seit 1971 im Exil in Deutschland. Der junge Held seines Buches will Journalist werden. Das ist nicht ungefährlich. Vor allem dann, wenn man den Mächtigen nicht nach dem Mund reden will. Und weil es ihm an Mut nicht mangelt, taucht er unter und bringt seine eigene, subversive Zeitung, die so genannte „Sockenzeitung”, heraus. Von welchen guten Mächten er dabei wunderbar geborgen wird, auch das erzählt dieses schöne Buch.
IJOMA MANGOLD
Blick in die arabische Welt
Illustration: Enno Kleinert
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"Ein Jugendbuch, das auch Erwachsene lieben." -- Woche Heute