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Ein literarisches Kabinettstück erster Güte Sommer 2011. Adolf Hitler erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte. Ohne Krieg, ohne Partei, ohne Eva, im tiefsten Frieden, unter Tausenden von Ausländern. 66 Jahre nach seinem vermeintlichen Ende strandet er in der Gegenwart und startet gegen jegliche Wahrscheinlichkeit eine neue Karriere - im Fernsehen. Dieser Hitler ist keine Witzfigur und gerade deshalb erschreckend real. Und das Land, auf das er trifft, ist es auch: zynisch, hemmungslos erfolgsgeil und auch trotz Jahrzehnten deutscher Demokratie vollkommen chancenlos gegenüber dem…mehr

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Produktbeschreibung
Ein literarisches Kabinettstück erster Güte Sommer 2011. Adolf Hitler erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte. Ohne Krieg, ohne Partei, ohne Eva, im tiefsten Frieden, unter Tausenden von Ausländern. 66 Jahre nach seinem vermeintlichen Ende strandet er in der Gegenwart und startet gegen jegliche Wahrscheinlichkeit eine neue Karriere - im Fernsehen. Dieser Hitler ist keine Witzfigur und gerade deshalb erschreckend real. Und das Land, auf das er trifft, ist es auch: zynisch, hemmungslos erfolgsgeil und auch trotz Jahrzehnten deutscher Demokratie vollkommen chancenlos gegenüber dem Demagogen und der Sucht nach Quoten, Klicks und "Gefällt mir"-Buttons. Eine Persiflage? Eine Satire? Polit-Comedy?
Autorenporträt
Christoph Maria Herbst, geboren 1966 in Wuppertal, verkörpert u. a. die Titelfigur in der Serie "Stromberg", für die er den Deutschen Fernsehpreis, den Grimme-Preis, den Bayerischen Fernsehpreis und dreimal den Deutschen Comedypreis erhielt, spielte neben diversen Engagements am Theater und als Synchronsprecher ("Willkommen bei den Sch'tis", "Horton hört ein Hu") in Kinoproduktionen wie "Der Wixxer", "Hui Buh", "Hände weg von Mississippi" und hat als Hörbuchsprecher u.a. die Comedy-Bestseller von Tommy Jaud und Ralf Husmann eingelesen sowie Stefan Zweigs "Schachnovelle" und Josh Bazells "Schneller als der Tod". Zuletzt drehte C. M. Herbst, in der Titelrolle als Kommissar, den TV-Film "Kreutzer kommt".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.2012

Diktator sucht Volk
Böses Erwachen: Die Hitler-Satire von Timur Vermes

Der deutschen Schenkelklopfliteratur ist die Wiederaufersteherei nicht fremd. So kehrte vor vier Jahren bei David Safier der Messias zurück, einigermaßen konsistent im Hinblick auf die Vorgeschichte. Der Journalist Timur Vermes hat jetzt das Gegenteil vollbracht und, mit Detailkenntnis, den Antichrist hervorgezaubert, genauer: Adolf Hitler, erwacht am 30. August 2011 in einer Berliner Brache und vom Benzin noch stinkend wie ein Tankstellenwärter. Der Rückkehrer hält an seiner Mission fest, und zwar so unbeirrbar, dass ihm eine Gesellschaft, die an keine Wahrheiten mehr glaubt, schutzlos ausgeliefert ist. Wenn dies auch ein pointenlastiges Buch ist, hat es doch eine gruselige Rückseite, weil sich eine große Frage andeutet: Wären wir gefeit gegen blinde Entschlossenheit und Demagogie?

Germanien, stellt der Erwachte fest, ist zerfallen und verweichlicht: Die "Frau mit der zuversichtlichen Ausstrahlung einer Trauerweide" an der Spitze des Staates "hatte sich mit den bayerischen Gemütstrinkern zusammengetan, einer, wie mir schien, erbärmlichen Kopie des Nationalsozialismus", sowie mit einer Gruppe von "rat- und orientierungslosen Jünglingen". Regiert von unfähigen Demokraten also, verblödet durch die Medien und bestimmt von Gier - alles war offenbar wie 1930, nur noch schlimmer. Und schon weiß der Held, was zu tun ist. Er kann sich nur wundern, dass sein medial inszenierter Wiederaufstieg noch geschmierter vonstattengeht als vor achtzig Jahren. Kaum hält er eine der alten Reden mit leichter Drehung in die Gegenwart, brandet Applaus auf, irritierenderweise vermischt mit Gelächter, das den Applaudierenden noch früh genug vergehen würde. Immer hemmungsloser spielt das Publikum mit.

Die ehrlichen Antworten des Protagonisten gelten als glänzende Einfälle. Aus dem Zusammenprall der Welten bezieht das Buch seine Komik. So wird der befremdlich, aber nicht feindselig Angestaunte gefragt: "Wo treten Sie auf? Haben Sie ein Programm?" Die Antwort: "Selbstverständlich, seit 1920! Sie werden als Volksgenosse ja wohl die 25 Punkte kennen." Die Handlung lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Der neue Hitler, den die Deutschen in ihrer blinden Ironiegläubigkeit für einen mit seiner Rolle verwachsenen, besonders subtil ideologiekritischen Schauspieler halten, steigt zum gefragten Fernsehunterhalter auf. So böse wie treffend ist die Darstellung der quotenfixierten Fernsehbranche: Eine private Produktionsgesellschaft investiert in Hitler, so dass er ein kleines Führerhauptquartier einrichten und eine neue Traudl Junge - diesmal die gutgläubige Frau Krömeier - anstellen kann. Einziger politischer Lichtblick für Hitler sind die Grünen, denen wenigstens gesunder Boden am Herzen liegt. Grandios ist die Schilderung von Renate Künasts Auftritt in seiner Sendung. Dass der Einspieler "Hitler bei der NPD" - natürlich staucht der Führer die "unvorstellbare Witzfigur" Holger Apfel, den NPD-Vorsitzenden, für seine Waschlappenhaftigkeit zusammen - mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wird, diesen Triumph können die "Funkfrettchen" kaum glauben, brüllen immer wieder "Premium!" oder auch: "Ich hab's gewusst. Wir können mehr als nur Comedy-Trash!" Es endet mit "Sieg-Heil"-Rufen.

Eine Hürde galt es freilich zu nehmen: Die "Bild"-Zeitung, geleitet von "Schriftleiter" Diekmann und vom Helden für einen Verbündeten gehalten, erweist sich als zäher Gegner, der es auf den Abschuss des "irren Youtube-Hitler" abgesehen hat. Doch er gewinnt den Kampf spielend und muss von dem kapitulierenden Blatt zähneknirschend als "Gewinner des Tages" verbucht werden. Von da an verliert die zunächst anvisierte Gleichschaltung der Presse an Bedeutung, erledigt sie derlei doch selbst.

In ironischer Brechung stellt das Buch dar, wovon es handelt: ein Stück jener Hitlermanie, die manche Magazine und Fernsehsender bis heute kennzeichnet. Dass der Führer als scharfer, ja überlegener Kritiker neudeutscher Hanswurstigkeit recht sympathisch herüberkommt, gehört zum Konzept, ist aber auch das Problem. Vermes versucht es offensiv anzugehen, indem er den Protagonisten in antisemitische Tiraden ausbrechen lässt. Die Persiflage der eigentümlich stakkatohaften Rhetorik des Diktators gelingt vorzüglich. Gleichwohl sind vierhundert Seiten Satire im Hitler-Sound zu viel, es gibt Längen und Wiederholungen. Von den Kalauern hat man irgendwann genug. Ohne Komik aber bleibt kaum etwas von dem Buch. Zwar will es etwas angestrengt subversiv sein, doch so überraschend oder intelligent sind die satirisch ausgesprochenen ,Wahrheiten' in Bezug auf die zynische, egoistische und dümmlich politisch-korrekte Gegenwart nicht.

OLIVER JUNGEN

Timur Vermes: "Er ist wieder da". Roman.

Eichborn Verlag, Köln 2012. 396 S., geb., 19,33 [Euro].

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»Christoph Maria Herbst gelingt das kleine Kunststück, den mitunter vorhersehbaren Text sehr unterhaltsam vorzulesen. Das Spannende dabei ist, dass er zwar im Hitler-Duktus bleibt, ihn aber immer wieder so variiert, teilweise gar umkippen lässt ins Sanft-Verletzliche, dass es eine Freude ist, zuzuhören.« (Saarländischer Rundfunk, Kai Schmieding)

»Christoph Maria Herbst spricht alle Figuren, mal im Reichsparteitagston, mal als kodderige Berliner Schnauze. Genial!« (Hörzu)

»Christoph Maria Herbst liest den Roman mit einer grossartigen Stimme und einer Ausdrucksweise, dass es einem kalt den Rücken hinunterläuft.« (Neue Zuger Zeitung)