Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 14,86 €
Produktdetails
Trackliste
CD 1
1Schon als kleiner Junge...00:11:08
2Nach der Schule trafen wir uns...00:07:54
3Schon von Anfang an spielte Musik...00:08:36
4Ich landete auf der St. Bede's...00:11:23
5The Yardbirds/Als ich mit sechzehn...00:10:14
6The Yardbirds/Sex war die einzige Ablenkung...00:06:53
7The Yardbirds/Im Januar 1963 verabredete ich mich...00:09:18
CD 2
1The Yardbirds/Wir spielten abwechselnd in...00:10:51
2John Mayall/Um diese Zeit traf ich John Mayall...00:10:17
3Cream/Blues Breakers:John Mayall with Eric...00:05:25
4Cream/Ginger wollte,dass der Manager...00:07:31
5Cream/In Amerika wurde die Single I Feel Free...00:07:51
6Cream/Die Aufnahmen zu den Songs...00:11:16
7Blind Faith/Als wir im Frühsommer 1968...00:05:55
8Blind Faith/Eine Zeit lang war ich ganz zufrieden...00:12:18
CD 3
1Blind Faith/Nach dem Auseinanderbrechen von Cream...00:06:52
2Blind Faith/Wir starteten unsere professionelle...00:06:18
3Derek And The Dominos/Das letzte Blind Faith Konzert...00:10:57
4Derek And The Dominos/Ein paar Wochen später lief ich Pattie...00:10:49
5Verlorene Jahre/Pattie zu drohen,war sinnlos...00:11:50
6461 Ocean Boulevard/Frank Gore war zwanzig...00:08:18
7461 Ocean Boulevard/Die Aufnahmen zu 461 Ocean Boulevard...00:05:10
8El And Nell/Nachdem wir nun tatsächlich...00:05:24
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.11.2007

Der Himmel der Gitarrengötter umfasst exakt zwölf Takte
Völker, höret diese Töne: Eric Clapton erzählt, wie er zum Blues fand Von Thomas Steinfeld
Am Anfang des Weltruhms von Eric Clapton stand ein Klang. „Sunshine of Your Love” ist ein Lied aus den späten sechziger Jahren, als der Gitarrist zu einem Trio namens „Cream” gehörte. In diesem Stück ist der Klang am deutlichsten zu hören: Ein rundes, weiches, volles Brüllen auf der Gitarre, das sich hineinrollt in seinen Ton und auch wieder herausrollt. Würde man ihn singen können, würde man mit viel Druck auf den Stimmbändern und einem breitem Mund anfangen, dann die Lippen zu einem „O” verengen und schließlich die Mundwinkel wieder auseinanderziehen. Um ihn aber tatsächlich zu erzeugen, braucht man eine elektrische Gitarre mit doppelspuligen Tonabnehmern, einen Klangregler, den man ganz herunterdreht, so dass keine Höhen mehr bleiben, und einen Verstärker, den man so sehr überfordert, dass er zu krächzen und zu kreischen beginnt. Dieser Klang ist ein heroisches Symbol: Denn diese Verzerrung ist immer auch ein Zeichen einer Kraft, die allen Formen sprengt, selbst die eines übermannsgroßen Lautsprecherturms, und die, eben weil sie hinauszugehen scheint über alles, was sie noch fassen kann, sich selbst zu verzehren beginnt.
Vierzig Jahre später ist Eric Clapton immer noch ein weltberühmter Mann. Er macht immer noch Musik. Manchmal spielt er sogar noch „Sunshine of Your Love”. Doch auf den „woman tone” hat er fast verzichtet zugunsten eines viel reineren Tons: „Ich bin praktisch taub”, schreibt er am Ende seiner Autobiographie, „weigere mich aber, ein Hörgerät zu tragen, weil ich den natürlichen Klang der Dinge mag, selbst wenn ich sie kaum noch hören kann.” Dieser Satz beschreibt auch den Charakter seines Buches: Zwar ist die Rockmusik schon vor vielen Jahren in ihr archivalisches, museales Zeitalter eingetreten. Dennoch ist es eine Ausnahme, dass einer ihrer Protoganisten ein Buch schreibt, das mehr ist als das Abrufen von Stadien des Erfolgs.
Eric Claptons „Mein Leben” ist eine veritable Lebensbeschreibung, weil sie von viel mehr handelt als von einem Leben: Denn der natürliche Klang der Dinge ist der Blues. Ihn hört er noch, wenn er schon fast nichts mehr hört. Was immer ihm widerfährt, was immer er anstellt – und er stellt viel an, und manches davon ist sehr unangenehm (um es vorsichtig zu sagen) –, stellt sich in dieser Geschichte dar nach Maßgabe der jeweiligen Entfernung zu diesem Genre.
„Schon als kleiner Junge von sechs oder sieben Jahren beschlich mich das Gefühl, dass an mir etwas anders war”, lautet der erste Satz des Buches. Das ist nicht ganz das „Woke up one morning”, mit dem Tausende von Songs beginnen. Aber der Satz hat etwas von einem solchen Bekenntnis, von dem jeder weiß, wie er weitergeht: „A freight train running through my head”, lallt der Bekaterte, „and my woman was gone” jammert der Verlassene, und „blues ’round my bed” klagt der Melancholische, und traurig sind diese Sänger sowieso.
Aber wer immer solch elementare Glaubenssätze aus einem zerwühlten Bett im Widerschein blinkenden Neonreklamen von sich gibt – und solche Betten stehen in Chicago oder St. Louis und nicht in Ripley, einem Dorf im Südwesten von London –, scheint von dieser Musik von vornherein erfüllt sein zu müssen. Sie hat ihn grundsätzlich, ursprünglich, existentiell zu prägen. Bei Eric Clapton geht es daher vor allem darum, wie er in diese grundsätzlich betrübliche Lage, in dieses zerwühlte Bett hineinkommt. Seine Autobiographie, die Geschichte eines unehelichen Kindes, das bei seinen Großeltern, unter englischen Maurern und Stukkateuren heranwuchs, ist auch ein Bildungsroman: die wechselhafte Geschichte einer Sozialisation zur Musik.
Eric Clapton war ein ebenso begabter wie fleißiger Lehrling. Mit elf Jahren hörte er Elvis Presley, seine erste Schallplatte war von Buddy Holly, seine erste Gitarre eine Hoyer mit einer katastrophalen Saitenlage. Er war noch keine neunzehn Jahre alt und schon ein großer Held an seinem Instrument, als er die „Yardbirds” verließ, als sie 1965 mit dem Lied „For Your Love” ihren ersten großen Erfolg in den Vereinigten Staaten errangen. Nein, Popmusik wollte er nicht machen, das kam erst später. Lieber ging er zurück in die Schule des Blues, zum zwölf Jahre älteren John Mayall, der nicht nur historische Schallplatten und skandinavische Pornographie sammelte, sondern auch talentierte junge Gitarristen.
Es war das erste Mal, dass Eric Clapton freiwillig den Platz in der Mitte der Bühne räumte, um sich einem anderen, erfahrenen Musiker unterzuordnen und zum Begleiter zu werden. Später wiederholte er diese Bewegung aus dem Rampenlicht hinaus in die relative Anonymität: So war es, als er nach „Cream” und „Blind Faith” im Jahr 1969 bei „Delaney & Bonnie” unterschlüpfte, und so wurde es schließlich, in späten Jahren, zu einem Habitus, als er Alben machte, die Huldigungen an seine historischen Vorbilder, an B. B. King oder Robert Johnson waren. Immer wieder ist da, aller Popularität, allem Talent zur Ballade mit Feuerzeugbegleitung zum Trotz, der Versuch, einzutreten in eine strenge Tradition.
Diese Tradition wäre nicht so groß, wenn sie nicht so einfach wäre. Entscheidend sei, erzählt Eric Capton von seinen fiktiven Lehrstunden bei seinem Idol Jimmy Reed, „auf den beiden tiefen Saiten eine Art Boogie-Rhythmus zu spielen, indem man die fünfte Saite einfach abwechselnd auf dem zweiten und dem vierten Bund herunterdrückt, während man gleichzeitig die E-Saite anschlägt. Dann wiederholt man das Ganze eine Saite höher und so weiter. Der letzte und im Grunde schwierigste Schritt besteht darin, das Ganze so entspannt zu spielen, dass es gut klingt.” Wann hätte es in den Künsten der Moderne je eine Konvention gegeben, die so stark gewesen wäre, dass sie, viele Jahrzehnte fast ohne Veränderung überdauernd, immer wieder ganze Gesellschaften in ihren Bann hätte schlagen können? Wann ein Formbewusstsein, das, konservativ bis ins Mark, endlos viele Varianten derselben Stoffe und Muster hervorbringen konnte, ohne doch je in den Ruf des Reaktionären, des gewollt Anachronistischen zu geraten?
Und wann eine Ausdrucksform, zu der es keine Alternative gab? Das Leiden und Sterben beginnt früh um Eric Clapton herum, seine Geschichte der populären Musik ist auch eine Geschichte ihrer Opfer, von Duane Allman bis Stevie Ray Vaughan, von Carl Radle bis George Harrison. Und dann stirbt, schlimmer als alle anderen, Connor, der vierjährige Sohn. Sie alle gehen ein in dieselbe Musik.
Eric Clapton habe, so lautet eine bekannte Legende, Mitte der sechziger Jahre als der „Gott” der Gitarre gegolten. Diese Epiphanie habe ihm gefallen, erzählt er in seiner Autobiographie. Aber wenig berichtet Clapton darüber, wie es dazu kam: was er übte, welche musikalischen Mittel er verwendete. Fast scheint es, als wäre ihm die Rasanz seines Erfolgs, ja, auch dessen Maßlosigkeit, nie bewusst geworden – als wäre dieser Aufstieg in einem solchen Maße eins gewesen mit einer plötzlichen Verwandlung der Welt, ihrer Überwältigung durch eine volkstümlich und hedonistisch gewordene kulturelle Avantgarde, dass man nie darüber hätte nachdenken müssen.
Dabei kann man sich nicht genug darüber wundern, dass die kleinen Clubs und Spezialgeschäfte, die noch in den frühen sechziger Jahren nahezu exklusiv die musikalischen Idiome fahrender Sänger aus Tennessee, Tuscon oder Missouri bewahrten, sich plötzlich in die größten Bühnen der Welt verwandelten. Aus aparten, sozial wie geographisch und ethnisch höchst definierten Genres war, indem sie von britischen Musikern adaptiert wurden, eine neue Volksmusik – mehr noch: eine neue Musik der Völker – geworden. Und Eric Clapton war einer ihrer metaphysischen Helden, ein Zentaur, in dem die Technik mit dem Körper verschmolz.
Solche Heroen entstehen, wenn sich in einem neuen künstlerischen Genre ein handwerkliches Können herausbildet, eine eigene Professionalität. Eric Clapton, der Ziehsohn eines Maurermeisters, behandelt diese Metamorphose im Rückblick, als wäre er nur das anonyme Mitglied einer offenen Innung. Gewiss, es klingt an, dass er in Jimi Hendrix einen überlegenen Musiker erkannte, mit Bewunderung spricht er von Robbie Robertson, dem Gitarristen der „Band” und von Aretha Franklin, von Dr. John und Duane Allman, dem Gitarristen der „Allman Brothers”. Bob Dylan aber scheint ihm fremd geblieben zu sein: „Ich konnte das ganze Theater um ihn nicht verstehen und hatte den Eindruck, dass alle um ihn herum ihn mit ihrem gönnerhaften Gehabe fast erdrückten”, heißt es über die erste Begegnung im Jahr 1965. Und zehn Jahre später, als er bei den Aufnahmen für das Album „Desire” mitwirkte, war es nicht viel besser: „Dann war die Session plötzlich vorbei, und er ging.”
Tatsächlich dürfte es unter den Autobiographien populärer Musiker keinen größeren Kontrast geben als den zwischen der Selberlebensgeschichte Eric Claptons und den 2004 erschienenen „Chronicles” von Bob Dylan. Denn wo Dylan bis ins letzte Detail darüber nachdenkt, was er bei welcher Komposition wie machte, wie kompliziert die Aufnahmen für dieses oder jene Album waren, sich also als individueller, originärer Künstler gibt, tritt Eric Clapton als besonders prominentes Mitglied einer Bewegung auf, die im engeren Sinne Dutzende, wenn nicht Hunderte von gleichrangigen Musikern umfasst – und im weiteren Sinne alle Menschen, die mit dieser Musik aufgewachsen sind, die mit ihr leben und mit ihr sterben werden.
Zwar lässt Eric Clapton keinen Zweifel daran, dass die wahre Göttin seines Lebens der Alkohol war – und, dass er dies, nach zwanzig nüchternen Jahren, immer noch ist. Aber hinter der Trunkenheit ist Gemeinschaft erkennbar, die auch dann zusammenhält, wenn sie nicht am Tresen hängt: verlässlich, erwartbar und im besten Sinne kontrolliert. Diese Gemeinschaft ist wie der Blues. Und wenn dieser nach zwölf Takten an den Anfang zurückkehrt, gewährt er doch, eben weil die Muster so beschränkt sind, eine persönliche Freiheit wie kein anderes musikalisches Genre. Mit seiner Autobiographie hält es Eric Clapton genauso: schlicht, geradlinig und glücklich beseelt vom Geist, zwar ein wenig besser als die meisten, aber am Ende doch nur einer von vielen zu sein.
Eric Clapton
Mein Leben
Aus dem Englischen von Kristian
Lutze und Werner Schmitz.
Verlag Kiepenheuer & Witsch,
Köln 2007. 464 Seiten, 20,50 Euro.
Diese Tradition wäre nicht so groß, wenn sie nicht so einfach wäre
Er war ein Zentaur, in dem der Stil mit dem Gerät, die Technik mit dem Körper verschmolz
Die heitersten Augenblicke stellen sich ein, wenn der Göttergleiche aus dem Scheinwerferlicht tritt und sich einreiht in die Tradition und die Gemeinschaft. Eric Clapton (Zweiter von rechts) reist in den späten sechziger Jahren mit „Delaney & Bonnie” durch die britische Provinz. Foto aus dem besprochenen Band
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr