"Haben Sie Kinder?", wird der Vater gefragt. "Nein, ich habe zwei Mädchen", antwortet er. Diese Szene ist eine der ersten Erinnerungen einer Frau, die um 1960 in gutbürgerlichenVerhältnissen in Rouen aufwächst. Was folgt, ist ein Leben, wie es exemplarisch scheint für ihre Generation: Laurence befreit sich aus der Enge des Elternhauses, erlebt sexuelle Freiheit, aber auch Gewalt, sie verliert einen Sohn bei der Geburt und bringt eine Tochter zur Welt. Mädchen erzählt auf fesselnde und schonungslos ehrliche Weise vom Leben einer Frau, von Sprache und Rollenzuschreibungen aber auch von Liebe und Familie. Eine Geschichte darüber, was folgt, nachdem es heißt: "Es ist ein Mädchen."
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Endlich wird Camille Laurens auch in Deutschland entdeckt, ruft Rainer Moritz beglückt im dlf Kultur. Ihr autofiktionaler Roman "Es ist ein Mädchen" ist dazu ein guter Anlass, findet er. Eine Frau blickt darin auf ihr Leben und ihr jüngeres "ich", dass sie mit "du" anspricht, lernen wir. Dieses "du" ist eine Quelle der Enttäuschung für ihren Vater, der einen Sohn wollte. In den 60er Jahren aufwachsend lernt das Mädchen schnell, dass sie immer nur zweite Wahl ist. Sexueller Missbrauch ist ebenso tabuisiert wie Menstruation oder Masturbation, erzählt Moritz. Das gibt es, aber man spricht nicht drüber. Ihrer Tochter soll es einmal besser gehen. Wie Laurens fiktionales mit realem Leben verflicht, hat den Rezensenten beeindruckt. Und auch wie es ihr gelingt, aus Debatten um Gender "Literatur zu machen".
© Perlentaucher Medien GmbH
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Eine mit Wahrhaftigkeit erzählte Lebensbeichte. Eine optimistische Entdeckung. Isabel Lauer Nürnberger Nachrichten 20220805