Zunächst war er Liedermacher, dann Kabarettist. Er war Satiriker und Poet, und er ist immer ein fulminanter Erzähler geblieben. Hanns Dieter Hüsch läßt den Lauf der Dinge mit den Unwägbarkeiten des Lebens kollidieren. Er, der sich gern einen angeheiterten älteren Herren nennt und zornige alte Männer nicht ausstehen kann, spricht von den kleinen und größeren Stolperstellen des Alltags: Besuche, Krankheit, Küche und Kirche, Termine und Telefonate. Hüsch spricht Hüsch mit der ganzen Erfahrung von mehr als 50 Bühnenjahren.
Ausstattung: mit Booklet
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.02.2000 Literatur
So oder auch nicht
Hanns Dieter Hüsch schreibt
über seine Glücksmomente
Überall Fallen, Hindernisse, Glücksmomente. Das Leben ist schön. Gerade weil immer etwas dazwischen kommen kann. Das bringt jedenfalls Hanns Dieter Hüsch, den Brettl-Sokrates vom Niederrhein, nicht aus der Ruhe. Nur zum Plaudern. Über ganze Seiten hinweg. Um Alltägliches drehen sich seine Erzählungen. Er hat den Geburtstag eines Bekannten vergessen, einfach deshalb, weil er vergaß, den Zettel zu lesen, der daran erinnern sollte. Oder: Er geht in ein Geschäft mit der festen Absicht, etwas zu kaufen, aber die Bedienungen behandeln ihn wie Luft. Eigentlich ein Grund, in die Luft zu gehen. Nicht so für Hanns Dieter Hüsch. Der hat, so lässt er in seinen kurzen Berichten über das lange Leben wissen, meist seine Frau an der Seite. Als Korrektiv für alle Höhen- und Tiefflüge. Jeder andere würde schon deshalb in die Luft gehen. Nicht so Hüsch. Bei ihm schwingt immer Bewunderung mit, wie anders man das Leben auch sehen kann. Solcher Einsicht folgt Gleichmut.
Hüsch hat schon mehrmals von seinen Lebenserfahrungen erzählt, etwa in „Du kommst auch drin vor”. In seinem neuesten Band „Es kommt immer was dazwischen” (Karl Blessing Verlag, 29. 90 Mark) erzählt er über 188 Seiten so, als brächten ihm diese alltäglichen Erfahrungen immer noch Bereicherungen, als schärften sie seine Neugier auf das Leben, seine Lernlust. Im Mai wird Hanns Dieter Hüsch 75 Jahre alt und in diesem Jahr will er mit einer Tournee Abschied von den Kaberettbühnen nehmen. In seinem Buch plaudert er so, als suchte er Verbündete gegen jede Art Resignation. Das Schönste im Leben sind die Hindernisse, die Fallen im Banalen. Ihre Überwindung scheint wenig zu fordern, macht aber krass die Diskrepanz zwischen Wollen und Können offenbar. Die Einsicht, dass es so geht oder so auch nicht, sorgt für die Glücksmomente. Hüsch lässt einen daran teilnehmen. Er muss ein durch und durch zufriedener Mensch geworden sein.
tsr
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
So oder auch nicht
Hanns Dieter Hüsch schreibt
über seine Glücksmomente
Überall Fallen, Hindernisse, Glücksmomente. Das Leben ist schön. Gerade weil immer etwas dazwischen kommen kann. Das bringt jedenfalls Hanns Dieter Hüsch, den Brettl-Sokrates vom Niederrhein, nicht aus der Ruhe. Nur zum Plaudern. Über ganze Seiten hinweg. Um Alltägliches drehen sich seine Erzählungen. Er hat den Geburtstag eines Bekannten vergessen, einfach deshalb, weil er vergaß, den Zettel zu lesen, der daran erinnern sollte. Oder: Er geht in ein Geschäft mit der festen Absicht, etwas zu kaufen, aber die Bedienungen behandeln ihn wie Luft. Eigentlich ein Grund, in die Luft zu gehen. Nicht so für Hanns Dieter Hüsch. Der hat, so lässt er in seinen kurzen Berichten über das lange Leben wissen, meist seine Frau an der Seite. Als Korrektiv für alle Höhen- und Tiefflüge. Jeder andere würde schon deshalb in die Luft gehen. Nicht so Hüsch. Bei ihm schwingt immer Bewunderung mit, wie anders man das Leben auch sehen kann. Solcher Einsicht folgt Gleichmut.
Hüsch hat schon mehrmals von seinen Lebenserfahrungen erzählt, etwa in „Du kommst auch drin vor”. In seinem neuesten Band „Es kommt immer was dazwischen” (Karl Blessing Verlag, 29. 90 Mark) erzählt er über 188 Seiten so, als brächten ihm diese alltäglichen Erfahrungen immer noch Bereicherungen, als schärften sie seine Neugier auf das Leben, seine Lernlust. Im Mai wird Hanns Dieter Hüsch 75 Jahre alt und in diesem Jahr will er mit einer Tournee Abschied von den Kaberettbühnen nehmen. In seinem Buch plaudert er so, als suchte er Verbündete gegen jede Art Resignation. Das Schönste im Leben sind die Hindernisse, die Fallen im Banalen. Ihre Überwindung scheint wenig zu fordern, macht aber krass die Diskrepanz zwischen Wollen und Können offenbar. Die Einsicht, dass es so geht oder so auch nicht, sorgt für die Glücksmomente. Hüsch lässt einen daran teilnehmen. Er muss ein durch und durch zufriedener Mensch geworden sein.
tsr
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