Ein erschütternd realistisches Buch - ich hatte Gänsehaut!
Sam und Ava könnten unterschiedlicher nicht sein. Sam ist die reiche Tochter des stellvertretenden Premierministers. Sie lebt abgeschirmt hinter Panzerglas im Luxus. Aber ihr erscheint ihr riesiges Haus eher wie ein goldener Käfig.
Ava stammt aus (mittlerweile) ärmlichen Verhältnissen. Früher lehrte ihr Vater an der Uni, doch…mehrEin erschütternd realistisches Buch - ich hatte Gänsehaut!
Sam und Ava könnten unterschiedlicher nicht sein. Sam ist die reiche Tochter des stellvertretenden Premierministers. Sie lebt abgeschirmt hinter Panzerglas im Luxus. Aber ihr erscheint ihr riesiges Haus eher wie ein goldener Käfig.
Ava stammt aus (mittlerweile) ärmlichen Verhältnissen. Früher lehrte ihr Vater an der Uni, doch Fremdsprachen sind nun verboten und sein Doktortitel wertlos. Sie weiß, dass sie nur einen Fehltritt davon entfernt ist auf der Straße zu landen. Die Zeiten sind hart, seit die Grenze im Kielwasser des Brexit dicht gemacht wurde. Es kann jeden treffen, jederzeit.
Ava hält anfangs nicht viel von Sam, trotzdem muss sie ihr Nachhilfe geben, auch wenn diese gar nicht will. Doch schon bald geschehen merkwürdige, bedrohliche Dinge und den beiden wird klar, dass in dieser Welt eine gute und loyale Freundin Gold wert ist. Zudem müssen sie erkennen, dass sie viel mehr gemeinsam haben, als sie jemals gedacht hätten; allem voran: den Wunsch nach Freiheit.
Mir waren Sam und Ava sofort sympathisch auch wenn es bei Sam ein bisschen länger gedauert hat zu verstehen, dass sie kein oberflächliches Dummchen ist, sondern viel mehr in ihr steckt, als es ihr jemals jemand zutrauen würde. Sie erlebt aus erster Hand, wie sich ihr Land verändert und auch ihr Vater, der all das orchestriert. Ihr Weltbild zerbricht und sie muss sich entscheiden: bleibt sie Daddys braves Mädchen, oder stellt sie sich gegen alles, was sie kennt?
Ava hat den Durchblick. Sie erkennt Menschen und Dinge als das was sie sind. Ich kann ihren Verstand nur bewundern. Sie tat mir schrecklich leid, denn vor allem sie ist es, die viele Tiefschläge verkraften muss und sich plötzlich ganz allein in dieser komplett veränderten und feindseligen Welt zurechtfinden muss. Aber ich finde es bewundernswert, dass sie sich davon nicht zerbrechen lässt.
„Exit now!“ ist das Prequel zur „Gelöscht“-Trilogie. Ich habe diese nicht gelesen, gehe also in dem Sinne unvoreingenommen an das Buch heran. Ich fand den Einstieg in diese Welt schon super. Die allgegenwärtige Bedrohung von allen Seiten, was aus dem England / Großbritannien geworden ist, dass wir kennen – das ist wirklich sehr erschreckend, aber überzeugend geschrieben.
Ich habe schon so einige Dystopien gelesen, aber keine hat mich so erschüttert, wie dieses Buch. Ich empfehle es gerade heut zu Tage wirklich jedem zu lesen! Nicht nur Jugendlichen. Dieses Buch zeigt uns auf, was passiert, wenn die Politikverdrossenheit und das Protestwählen so weitergeht. Wenn die Menschen einfach wegsehen, wenn ihre Freiheit beschnitten wird, wenn sich ein demokratischer Staat in eine Diktatur verwandelt und niemand etwas tut, bis man nichts mehr tun kann. Wenn alles, was einem noch bleibt der Protest ist, für den man verhaftet und ermordet wird. Dieses Buch ist brandaktuell und ein flammendes Plädoyer für die Demokratie und für die Jugend nicht wegzusehen, sondern ihre Zukunft in die Hand zu nehmen.
Fazit: Mich hat dieses Buch zutiefst erschüttert, aber auf eine gute Art und Weise. Es ist stellenweise sehr brutal und blutig, aber immer nur kurze Stellen lang, nicht ewig ausgeschlachtet. Dafür zieht sich der Schock und der Schrecken durch das gesamte Buch. Es macht einem klar, dass das, was hier geschrieben steht möglich ist – wir sehen es ja auch in anderen Ländern, wie Freiheiten abgeschafft und die Menschen Schritt für Schritt mehr unterdrückt werden.
Ich werde definitiv auch die „Gelöscht“-Trilogie von Teri Terry lesen. Aber erst muss ich mich erholen, mich hat das Buch echt geschafft.
Ich möchte dieses Buch wirklich jedem ans Herz legen! Wenn es nach mir ginge, würde es zur Pflichtlektüre an Schulen werden.