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Der Roman der Stunde vom britischen Großmeister
Nat hat seine besten Jahre als Spion hinter sich. Gerade ist er nach London zu seiner Frau zurückgekehrt, da wird ihm ein letzter großer Auftrag erteilt. Zur Erholung spielt Nat montags Badminton, seit neuestem gegen Ed, einen jungen Mann, der den Brexit hasst, Trump hasst, auch seine Arbeit in einer seelenlos gewordenen Medienagentur. Und ausgerechnet Ed fordert Nat auch außerhalb des Spielfelds heraus und zwingt ihn, seine Haltung gegenüber dem eigenen Land und seinem bisherigen Leben infrage zu stellen. Und eine schwerwiegende Entscheidung…mehr

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Produktbeschreibung
Der Roman der Stunde vom britischen Großmeister

Nat hat seine besten Jahre als Spion hinter sich. Gerade ist er nach London zu seiner Frau zurückgekehrt, da wird ihm ein letzter großer Auftrag erteilt. Zur Erholung spielt Nat montags Badminton, seit neuestem gegen Ed, einen jungen Mann, der den Brexit hasst, Trump hasst, auch seine Arbeit in einer seelenlos gewordenen Medienagentur. Und ausgerechnet Ed fordert Nat auch außerhalb des Spielfelds heraus und zwingt ihn, seine Haltung gegenüber dem eigenen Land und seinem bisherigen Leben infrage zu stellen. Und eine schwerwiegende Entscheidung zu treffen, die für alle Konsequenzen haben wird. John le Carré erweist sich einmal mehr in der Wahl seiner Geschichte und ihrer Protagonisten als hellsichtig und klug, als ein großartiger Chronist unserer Zeit.

"Niemand sonst benennt - schonungslos gegenüber Politikern und unglaublich faszinierend für seine Leser - die offenen und gut gehüteten Geheimnisse unsere Zeit so klar wieJohn le Carré." The Guardian

"Kein Autor vermag es wie le Carré, das höfliche Gespräch zweier Menschen, die an einem Tisch sitzen, in ein hochgefährliches Spiel zu verwandeln." The Daily Telegraph
Autorenporträt
Carré, John le
John le Carré, 1931 geboren, studierte in Bern und Oxford. Er unterrichtete in Eton, bevor er während des Kalten Krieges für den britischen Geheimdienst arbeitete. 2011 wurde er mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet. Seit nunmehr über fünfzig Jahren ist das Schreiben sein Beruf. Er lebt in London und Cornwall.

Buch, Achim
Achim Buch studierte an der Folkwang-Hochschule Essen und war an Theaterbühnen in Frankfurt, Hamburg und Freiburg engagiert. Als freier Schauspieler gastiert er unter anderem in Dresden, München und Berlin. Er wirkt zudem in Serien wie »Tatort« oder »Küstenwache« mit. Als Hörbuchsprecher ist er wegen seiner tiefen Stimme vor allem bei Krimi-Fans beliebt. Er beherrscht aber auch spielend die Interpretation literarischer und humorvoller Texte.
Trackliste
CD 1
1Federball - Teil 1
2Federball - Teil 2
3Federball - Teil 3
4Federball - Teil 4
5Federball - Teil 5
6Federball - Teil 6
7Federball - Teil 7
8Federball - Teil 8
9Federball - Teil 9
10Federball - Teil 10
11Federball - Teil 11
12Federball - Teil 12
13Federball - Teil 13
14Federball - Teil 14
15Federball - Teil 15
16Federball - Teil 16
17Federball - Teil 17
18Federball - Teil 18
19Federball - Teil 19
CD 2
1Federball - Teil 20
2Federball - Teil 21
3Federball - Teil 22
4Federball - Teil 23
5Federball - Teil 24
6Federball - Teil 25
7Federball - Teil 26
8Federball - Teil 27
9Federball - Teil 28
10Federball - Teil 29
11Federball - Teil 30
12Federball - Teil 31
13Federball - Teil 32
14Federball - Teil 33
15Federball - Teil 34
CD 3
1Federball - Teil 35
2Federball - Teil 36
3Federball - Teil 37
4Federball - Teil 38
5Federball - Teil 39
6Federball - Teil 40
7Federball - Teil 41
8Federball - Teil 42
9Federball - Teil 43
10Federball - Teil 44
11Federball - Teil 45
12Federball - Teil 46
13Federball - Teil 47
14Federball - Teil 48
15Federball - Teil 49
16Federball - Teil 50
17Federball - Teil 51
18Federball - Teil 52
19Federball - Teil 53
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.10.2019

Der englische Patient im Delirium

In seinem neuen Roman "Federball" verarbeitet der britische Autor John le Carré das Trauma des Brexits. Sein Fazit ist bitter: An der Spitze des Landes steht ein Mann, der immer gewinnen will und alles verspielt.

LONDON, Ende Oktober

Anfang der sechziger Jahre, als John le Carré in Deutschland für den britischen Geheimdienst tätig war, lautete die offizielle Mission des als Diplomat getarnten Spions, die Unterstützung deutscher Politiker für das Gesuch Großbritanniens zu gewinnen, der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beizutreten. Sechzig Jahre später ist das innenpolitisch gelähmte Britannien mit seinem Austrittbegehren nun wieder in die Rolle des Bittstellers gerutscht, obgleich die Briten in der sarkastischen Beurteilung eines desillusionierten ehemaligem russischen Geheimdienstlers in le Carrés jüngstem Roman, "Federball", "die Nase oben" tragen und sich für "Superhelden" halten, weil sie meinen, all ihre Kriege ganz alleine gewonnen zu haben.

In der Zwischenzeit hat le Carré die Spitzeltätigkeit längst eingetauscht gegen den Beruf des Schriftstellers, der, wie er selbst einmal bemerkte, dasselbe "wache Auge für menschliche Verfehlungen und die vielen Wege zum Verrat" erfordert. Die Gewissheiten des Kalten Krieges sind der postkommunistischen Weltunordnung gewichen, und le Carré hat seine Stoffe den aktuellen Herausforderungen im Zeitalter der Globalisierung und Regionalisierung angepasst. Ob er sich mit erhobener Faust des Waffenhandels, der Geldwäscherei, den Machenschaften der Pharmaindustrie oder des islamischen Terrorismus annimmt, es sind immer die gleichen angeschlagenen Helden, die in der Schattenwelt der Geheimdienste mit gespaltenen Loyalitäten, kompromittierter Moral und doppelbödigen Identitäten ringen.

Dieses Mal dient le Carré der "blanke Irrsinn" des Brexits als Folie für seine beklemmend eindringliche Erkundung gebrochener Seelenlandschaften. Das Thema treibt den leidenschaftlichen Europäer buchstäblich auf die Barrikaden. Le Carré hat von der Unmöglichkeit gesprochen, gegenwärtig zu schreiben, ohne "von innen über den Zustand der Nation" zu reden. "Ich bin Teil davon. Es deprimiert mich. Ich schäme mich dessen und ich glaube, das vermittelt sich in dem Buch." Man könnte diese Aussage als Untertreibung bezeichnen. Le Carré beschriebt ein gespaltenes Land "in freiem Fall", das den roten Teppich ausrollt für einen amerikanischen Präsidenten, "der gekommen ist, um die schwer erkämpften Beziehungen zu Europa zu verhöhnen und die Premierministerin zu erniedrigen, die ihn eingeladen hat". London ist eine "niemals stillstehende Geldwaschanlage", in der die politische Elite mit korrupten Oligarchen verkehrt, die Brexiteere mit Spenden unterstützen. Je nach dem, welcher Figur der Autor das Wort gibt, wird das Land geführt von einem "Haufen postimperialer Nostalgiker, die nicht mal einen Obststand betreiben können", oder einem "zehntklassigen Minderheitskabinett der Tories" mit einem "verfluchten Narzissten von elitärem Eton-Absolventen" zum Außenminister, "der nicht eine einzige feste Überzeugung zu bieten hätte, mal abgesehen von seinem eigenen Fortkommen".

Le Carré behauptet zwar stets, dass seine Figuren nicht für ihn sprechen. In "Federball" legt er die extremsten Tiraden gegen den Zustand der Welt denn auch einem unmoralischen Russen und einem idealistischen proeuropäischen jungen Engländer in den Mund, mit dem der Hauptprotagonist regelmäßig Federball spielt. Doch deckt sich deren Verdruss mit den Aussagen, die le Carré anlässlich des Erscheinens seines neuen Buches macht. Der "schauderhafte Außenminister" des Romans ist in der wirklichen Welt inzwischen an die Spitze der Regierung avanciert, gegen deren Brexit-Politik der Schriftsteller trotz seiner 88 Jahre demonstriert. Als ehemaliger Deutsch-Lehrer des Internats, das zwanzig Premierminister hervorgebracht hat, weiß le Carré, wovon er spricht, wenn er im Zusammenhang mit Boris Johnson ein von Eton vermittelte Eigenschaft kennzeichnet. Er habe ein Dutzend Schüler seiner Art unterrichtet, sagt le Carré. Eton mache etwas Außergewöhnliches. Es bringe den Eleven nicht das Regieren, sondern das Gewinnen bei. "Darum geht es." Dass diese Ausbildung bei einem von der Lust am Wettbewerb derart getriebenen Wesen wie Johnson auf besonders nahrhaften Boden gestoßen ist, muss le Carré gar nicht hervorheben. Es versteht sich von selbst.

In "Federball" wird die politische Lage aus dem Blickwinkel eines Ich-Erzählers referiert, der nach vielen Jahren der Agententätigkeit in ehemaligen Ostblockländern nach London zurückkehrt und die Beziehung zu seiner zu Hause gebliebenen Frau,, einer politisch engagierten Menschenrechtsanwältin, wieder aufbaut. Gleiches strebt er für seine Tochter an, die ihn mit der selbstgerechten Intoleranz Jugendlicher betrachtet.

Nat, wie le Carrés Protagonist heißt, ist zwar erst 47 Jahre alt, rechnet aber mit seiner Entlassung. Statt dessen wird er von der Zentrale an der Themse auf das Abstellgleis einer "Mülldeponie für umgesiedelte Überläufer ohne Wert und für fünftklassige Informanten auf dem absteigenden Ast" geschoben. Die heruntergekommene Nebenstelle liegt am anderen Ende der Stadt und trägt den euphemistischen Namen "Oase", dessen Ironie Nat in seinem Protokoll einer Kette von Ereignissen unterstreicht, die zu einem bereits früh angedeuteten "Fall" hinauslaufen. Das anfängliche Pianissimo schwillt unter der gekonnten Feder le Carrés zu einem Forte an, das Nat von den Nebengewässern in den Hauptstrom führt auf die Spur einer verdeckten angloamerikanischen Operation mit dem Ziel, die sozialdemokratischen Institutionen und die internationalen Handelsabkommen der Europäischen Union zu unterminieren, unter anderem durch die "massive Verbreitung von "Fake News". In diesem Szenario macht sich Britannien im Gegenzug für Freihandelszusagen nach dem Brexit zum Handlanger Trumps.

Trotz der Verschwörungstheorien und ungehaltener Ausbrüche gegen Trump, Putin und die Brexiteere spielt le Carré in diesem Alterswerk gekonnt auf der Klaviatur der psychologischen Befindlichkeiten von Figuren, die weniger Verräter sind, als dass ihre Ideale verraten worden seien von zynischen Strippenziehern im Zentrum der Macht.

Als Metapher für die Wesenszüge dieser Männer, die für ihr Land lügen, dient der Federballsport, der seinen schrullig und eigenbrötlerisch wirkenden Spielern "List, Geduld, Tempo und eine unmögliche Aufholjagd" abverlangt. Nichts entgeht dem geübten Agentenblick für das verräterische Detail sowie dem Gespür für die menschlichen Unzulänglichkeiten und dem Ohr für vielsagende sprachliche Nuancen, das in der von le Carré selbst mit seinem berühmten mimischem Talent vorgetragenen Hörbuchfassung noch deutlicher zur Geltung kommt. In der Anklage gegen den Ausverkauf des europäischen Ideals halten sich der Zorn über die Unmoral der Regierenden und die altersmelancholisch gefärbte Betrachtung der Komödie des Lebens die Waage.

GINA THOMAS

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Der englische Patient im Delirium

In seinem neuen Roman "Federball" verarbeitet der britische Autor John le Carré das Trauma des Brexits. Sein Fazit ist bitter: An der Spitze des Landes steht ein Mann, der immer gewinnen will und alles verspielt.

LONDON, Ende Oktober

Anfang der sechziger Jahre, als John le Carré in Deutschland für den britischen Geheimdienst tätig war, lautete die offizielle Mission des als Diplomat getarnten Spions, die Unterstützung deutscher Politiker für das Gesuch Großbritanniens zu gewinnen, der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beizutreten. Sechzig Jahre später ist das innenpolitisch gelähmte Britannien mit seinem Austrittbegehren nun wieder in die Rolle des Bittstellers gerutscht, obgleich die Briten in der sarkastischen Beurteilung eines desillusionierten ehemaligem russischen Geheimdienstlers in le Carrés jüngstem Roman, "Federball", "die Nase oben" tragen und sich für "Superhelden" halten, weil sie meinen, all ihre Kriege ganz alleine gewonnen zu haben.

In der Zwischenzeit hat le Carré die Spitzeltätigkeit längst eingetauscht gegen den Beruf des Schriftstellers, der, wie er selbst einmal bemerkte, dasselbe "wache Auge für menschliche Verfehlungen und die vielen Wege zum Verrat" erfordert. Die Gewissheiten des Kalten Krieges sind der postkommunistischen Weltunordnung gewichen, und le Carré hat seine Stoffe den aktuellen Herausforderungen im Zeitalter der Globalisierung und Regionalisierung angepasst. Ob er sich mit erhobener Faust des Waffenhandels, der Geldwäscherei, den Machenschaften der Pharmaindustrie oder des islamischen Terrorismus annimmt, es sind immer die gleichen angeschlagenen Helden, die in der Schattenwelt der Geheimdienste mit gespaltenen Loyalitäten, kompromittierter Moral und doppelbödigen Identitäten ringen.

Dieses Mal dient le Carré der "blanke Irrsinn" des Brexits als Folie für seine beklemmend eindringliche Erkundung gebrochener Seelenlandschaften. Das Thema treibt den leidenschaftlichen Europäer buchstäblich auf die Barrikaden. Le Carré hat von der Unmöglichkeit gesprochen, gegenwärtig zu schreiben, ohne "von innen über den Zustand der Nation" zu reden. "Ich bin Teil davon. Es deprimiert mich. Ich schäme mich dessen und ich glaube, das vermittelt sich in dem Buch." Man könnte diese Aussage als Untertreibung bezeichnen. Le Carré beschriebt ein gespaltenes Land "in freiem Fall", das den roten Teppich ausrollt für einen amerikanischen Präsidenten, "der gekommen ist, um die schwer erkämpften Beziehungen zu Europa zu verhöhnen und die Premierministerin zu erniedrigen, die ihn eingeladen hat". London ist eine "niemals stillstehende Geldwaschanlage", in der die politische Elite mit korrupten Oligarchen verkehrt, die Brexiteere mit Spenden unterstützen. Je nach dem, welcher Figur der Autor das Wort gibt, wird das Land geführt von einem "Haufen postimperialer Nostalgiker, die nicht mal einen Obststand betreiben können", oder einem "zehntklassigen Minderheitskabinett der Tories" mit einem "verfluchten Narzissten von elitärem Eton-Absolventen" zum Außenminister, "der nicht eine einzige feste Überzeugung zu bieten hätte, mal abgesehen von seinem eigenen Fortkommen".

Le Carré behauptet zwar stets, dass seine Figuren nicht für ihn sprechen. In "Federball" legt er die extremsten Tiraden gegen den Zustand der Welt denn auch einem unmoralischen Russen und einem idealistischen proeuropäischen jungen Engländer in den Mund, mit dem der Hauptprotagonist regelmäßig Federball spielt. Doch deckt sich deren Verdruss mit den Aussagen, die le Carré anlässlich des Erscheinens seines neuen Buches macht. Der "schauderhafte Außenminister" des Romans ist in der wirklichen Welt inzwischen an die Spitze der Regierung avanciert, gegen deren Brexit-Politik der Schriftsteller trotz seiner 88 Jahre demonstriert. Als ehemaliger Deutsch-Lehrer des Internats, das zwanzig Premierminister hervorgebracht hat, weiß le Carré, wovon er spricht, wenn er im Zusammenhang mit Boris Johnson ein von Eton vermittelte Eigenschaft kennzeichnet. Er habe ein Dutzend Schüler seiner Art unterrichtet, sagt le Carré. Eton mache etwas Außergewöhnliches. Es bringe den Eleven nicht das Regieren, sondern das Gewinnen bei. "Darum geht es." Dass diese Ausbildung bei einem von der Lust am Wettbewerb derart getriebenen Wesen wie Johnson auf besonders nahrhaften Boden gestoßen ist, muss le Carré gar nicht hervorheben. Es versteht sich von selbst.

In "Federball" wird die politische Lage aus dem Blickwinkel eines Ich-Erzählers referiert, der nach vielen Jahren der Agententätigkeit in ehemaligen Ostblockländern nach London zurückkehrt und die Beziehung zu seiner zu Hause gebliebenen Frau,, einer politisch engagierten Menschenrechtsanwältin, wieder aufbaut. Gleiches strebt er für seine Tochter an, die ihn mit der selbstgerechten Intoleranz Jugendlicher betrachtet.

Nat, wie le Carrés Protagonist heißt, ist zwar erst 47 Jahre alt, rechnet aber mit seiner Entlassung. Statt dessen wird er von der Zentrale an der Themse auf das Abstellgleis einer "Mülldeponie für umgesiedelte Überläufer ohne Wert und für fünftklassige Informanten auf dem absteigenden Ast" geschoben. Die heruntergekommene Nebenstelle liegt am anderen Ende der Stadt und trägt den euphemistischen Namen "Oase", dessen Ironie Nat in seinem Protokoll einer Kette von Ereignissen unterstreicht, die zu einem bereits früh angedeuteten "Fall" hinauslaufen. Das anfängliche Pianissimo schwillt unter der gekonnten Feder le Carrés zu einem Forte an, das Nat von den Nebengewässern in den Hauptstrom führt auf die Spur einer verdeckten angloamerikanischen Operation mit dem Ziel, die sozialdemokratischen Institutionen und die internationalen Handelsabkommen der Europäischen Union zu unterminieren, unter anderem durch die "massive Verbreitung von "Fake News". In diesem Szenario macht sich Britannien im Gegenzug für Freihandelszusagen nach dem Brexit zum Handlanger Trumps.

Trotz der Verschwörungstheorien und ungehaltener Ausbrüche gegen Trump, Putin und die Brexiteere spielt le Carré in diesem Alterswerk gekonnt auf der Klaviatur der psychologischen Befindlichkeiten von Figuren, die weniger Verräter sind, als dass ihre Ideale verraten worden seien von zynischen Strippenziehern im Zentrum der Macht.

Als Metapher für die Wesenszüge dieser Männer, die für ihr Land lügen, dient der Federballsport, der seinen schrullig und eigenbrötlerisch wirkenden Spielern "List, Geduld, Tempo und eine unmögliche Aufholjagd" abverlangt. Nichts entgeht dem geübten Agentenblick für das verräterische Detail sowie dem Gespür für die menschlichen Unzulänglichkeiten und dem Ohr für vielsagende sprachliche Nuancen, das in der von le Carré selbst mit seinem berühmten mimischem Talent vorgetragenen Hörbuchfassung noch deutlicher zur Geltung kommt. In der Anklage gegen den Ausverkauf des europäischen Ideals halten sich der Zorn über die Unmoral der Regierenden und die altersmelancholisch gefärbte Betrachtung der Komödie des Lebens die Waage.

GINA THOMAS

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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