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Populismus, Datenmissbrauch und Fake News - was tun, wenn die Welt plötzlich in Flammen steht?
Nat hat seine besten Jahre als Spion hinter sich. Gerade ist er nach London zu seiner Frau zurückgekehrt, da wird ihm ein letzter großer Auftrag erteilt. Zur Erholung spielt Nat montags Badminton, seit neuestem gegen Ed, einen jungen Mann, der den Brexit hasst, Trump hasst, auch seine Arbeit in einer seelenlos gewordenen Medienagentur. Und ausgerechnet Ed fordert Nat auch außerhalb des Spielfelds heraus und zwingt ihn, seine Haltung gegenüber dem eigenen Land und seinem bisherigen Leben infrage zu…mehr

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Produktbeschreibung
Populismus, Datenmissbrauch und Fake News - was tun, wenn die Welt plötzlich in Flammen steht?

Nat hat seine besten Jahre als Spion hinter sich. Gerade ist er nach London zu seiner Frau zurückgekehrt, da wird ihm ein letzter großer Auftrag erteilt. Zur Erholung spielt Nat montags Badminton, seit neuestem gegen Ed, einen jungen Mann, der den Brexit hasst, Trump hasst, auch seine Arbeit in einer seelenlos gewordenen Medienagentur. Und ausgerechnet Ed fordert Nat auch außerhalb des Spielfelds heraus und zwingt ihn, seine Haltung gegenüber dem eigenen Land und seinem bisherigen Leben infrage zu stellen. Und eine schwerwiegende Entscheidung zu treffen, die für alle Konsequenzen haben wird. John le Carré erweist sich einmal mehr in der Wahl seiner Geschichte und ihrer Protagonisten als hellsichtig und klug, als ein großartiger Chronist unserer Zeit.

»Niemand sonst benennt - schonungslos gegenüber Politikern und unglaublich faszinierend für seine Leser - die offenen und gut gehüteten Geheimnisse unsere Zeit so klar wie John le Carré.« The Guardian

»Kein Autor vermag es wie le Carré, das höfliche Gespräch zweier Menschen, die an einem Tisch sitzen, in ein hochgefährliches Spiel zu verwandeln.« The Daily Telegraph
Autorenporträt
John le Carré, 1931 geboren, schrieb über sechs Jahrzehnte lang Romane, die unsere Epoche ausloten. Als Sohn eines Hochstaplers verbrachte er seine Kindheit zwischen Internat und Londoner Unterwelt. Mit sechzehn ging er an die Universität Bern (Schweiz), später dann nach Oxford. Nach einer kurzen Zeit als Lehrkraft in Eton schloss er sich dem britischen Geheimdienst an. Während seiner Dienstzeit veröffentlichte er 1961 seinen Erstlingsroman 'Schatten von Gestern'. 'Der Spion, der aus der Kälte kam', sein dritter Roman, brachte ihm weltweite Anerkennung ein, die sich durch den Erfolg seiner Trilogie 'Dame, König, As, Spion', 'Eine Art Held' und 'Agent in eigener Sache' festigte. Nach dem Ende des Kalten Krieges weitete le Carré sein Themenspektrum auf eine internationale Landschaft aus, die den Waffenhandel ebenso umfasste wie den Kampf gegen den Terrorismus. Seine Autobiografie 'Der Taubentunnel' erschien 2016, 'Das Vermächtnis der Spione', der abschließende Roman um George Smiley, 2017. John le Carré verstarb am 12. Dezember 2020. Achim Buch studierte an der Folkwang-Hochschule Essen und war an Theaterbühnen in Frankfurt, Hamburg und Freiburg engagiert. Als freier Schauspieler gastiert er unter anderem in Dresden, München und Berlin. Er wirkt zudem in Serien wie 'Tatort' oder 'Küstenwache' mit. Als Hörbuchsprecher ist er wegen seiner tiefen Stimme vor allem bei Krimi-Fans beliebt. Er beherrscht aber auch spielend die Interpretation literarischer und humorvoller Texte.
Trackliste
CD 1
1Federball - Teil 0100:04:54
2Federball - Teil 0200:05:00
3Federball - Teil 0300:04:26
4Federball - Teil 0400:02:59
5Federball - Teil 0500:04:23
6Federball - Teil 0600:03:54
7Federball - Teil 0700:03:36
8Federball - Teil 0800:05:03
9Federball - Teil 0900:04:50
10Federball - Teil 1000:04:17
11Federball - Teil 1100:03:00
12Federball - Teil 1200:04:26
13Federball - Teil 1300:04:16
14Federball - Teil 1400:03:22
15Federball - Teil 1500:03:24
16Federball - Teil 1600:03:41
17Federball - Teil 1700:04:20
18Federball - Teil 1800:04:40
19Federball - Teil 1900:04:44
CD 2
1Federball - Teil 2000:04:37
2Federball - Teil 2100:04:48
3Federball - Teil 2200:04:45
4Federball - Teil 2300:05:00
5Federball - Teil 2400:03:57
6Federball - Teil 2500:04:20
7Federball - Teil 2600:04:28
8Federball - Teil 2700:04:17
9Federball - Teil 2800:04:00
10Federball - Teil 2900:04:04
11Federball - Teil 3000:03:11
12Federball - Teil 3100:04:28
13Federball - Teil 3200:04:07
14Federball - Teil 3300:03:31
15Federball - Teil 3400:03:43
CD 3
1Federball - Teil 3500:03:04
2Federball - Teil 3600:03:01
3Federball - Teil 3700:04:12
4Federball - Teil 3800:04:37
5Federball - Teil 3900:03:34
6Federball - Teil 4000:04:53
7Federball - Teil 4100:04:45
8Federball - Teil 4200:03:03
9Federball - Teil 4300:03:50
10Federball - Teil 4400:03:00
11Federball - Teil 4500:04:52
12Federball - Teil 4600:04:56
13Federball - Teil 4700:03:24
14Federball - Teil 4800:03:20
15Federball - Teil 4900:03:55
16Federball - Teil 5000:04:42
17Federball - Teil 5100:02:49
18Federball - Teil 5200:03:40
19Federball - Teil 5300:04:07
Rezensionen
Der englische Patient im Delirium

In seinem neuen Roman "Federball" verarbeitet der britische Autor John le Carré das Trauma des Brexits. Sein Fazit ist bitter: An der Spitze des Landes steht ein Mann, der immer gewinnen will und alles verspielt.

LONDON, Ende Oktober

Anfang der sechziger Jahre, als John le Carré in Deutschland für den britischen Geheimdienst tätig war, lautete die offizielle Mission des als Diplomat getarnten Spions, die Unterstützung deutscher Politiker für das Gesuch Großbritanniens zu gewinnen, der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beizutreten. Sechzig Jahre später ist das innenpolitisch gelähmte Britannien mit seinem Austrittbegehren nun wieder in die Rolle des Bittstellers gerutscht, obgleich die Briten in der sarkastischen Beurteilung eines desillusionierten ehemaligem russischen Geheimdienstlers in le Carrés jüngstem Roman, "Federball", "die Nase oben" tragen und sich für "Superhelden" halten, weil sie meinen, all ihre Kriege ganz alleine gewonnen zu haben.

In der Zwischenzeit hat le Carré die Spitzeltätigkeit längst eingetauscht gegen den Beruf des Schriftstellers, der, wie er selbst einmal bemerkte, dasselbe "wache Auge für menschliche Verfehlungen und die vielen Wege zum Verrat" erfordert. Die Gewissheiten des Kalten Krieges sind der postkommunistischen Weltunordnung gewichen, und le Carré hat seine Stoffe den aktuellen Herausforderungen im Zeitalter der Globalisierung und Regionalisierung angepasst. Ob er sich mit erhobener Faust des Waffenhandels, der Geldwäscherei, den Machenschaften der Pharmaindustrie oder des islamischen Terrorismus annimmt, es sind immer die gleichen angeschlagenen Helden, die in der Schattenwelt der Geheimdienste mit gespaltenen Loyalitäten, kompromittierter Moral und doppelbödigen Identitäten ringen.

Dieses Mal dient le Carré der "blanke Irrsinn" des Brexits als Folie für seine beklemmend eindringliche Erkundung gebrochener Seelenlandschaften. Das Thema treibt den leidenschaftlichen Europäer buchstäblich auf die Barrikaden. Le Carré hat von der Unmöglichkeit gesprochen, gegenwärtig zu schreiben, ohne "von innen über den Zustand der Nation" zu reden. "Ich bin Teil davon. Es deprimiert mich. Ich schäme mich dessen und ich glaube, das vermittelt sich in dem Buch." Man könnte diese Aussage als Untertreibung bezeichnen. Le Carré beschriebt ein gespaltenes Land "in freiem Fall", das den roten Teppich ausrollt für einen amerikanischen Präsidenten, "der gekommen ist, um die schwer erkämpften Beziehungen zu Europa zu verhöhnen und die Premierministerin zu erniedrigen, die ihn eingeladen hat". London ist eine "niemals stillstehende Geldwaschanlage", in der die politische Elite mit korrupten Oligarchen verkehrt, die Brexiteere mit Spenden unterstützen. Je nach dem, welcher Figur der Autor das Wort gibt, wird das Land geführt von einem "Haufen postimperialer Nostalgiker, die nicht mal einen Obststand betreiben können", oder einem "zehntklassigen Minderheitskabinett der Tories" mit einem "verfluchten Narzissten von elitärem Eton-Absolventen" zum Außenminister, "der nicht eine einzige feste Überzeugung zu bieten hätte, mal abgesehen von seinem eigenen Fortkommen".

Le Carré behauptet zwar stets, dass seine Figuren nicht für ihn sprechen. In "Federball" legt er die extremsten Tiraden gegen den Zustand der Welt denn auch einem unmoralischen Russen und einem idealistischen proeuropäischen jungen Engländer in den Mund, mit dem der Hauptprotagonist regelmäßig Federball spielt. Doch deckt sich deren Verdruss mit den Aussagen, die le Carré anlässlich des Erscheinens seines neuen Buches macht. Der "schauderhafte Außenminister" des Romans ist in der wirklichen Welt inzwischen an die Spitze der Regierung avanciert, gegen deren Brexit-Politik der Schriftsteller trotz seiner 88 Jahre demonstriert. Als ehemaliger Deutsch-Lehrer des Internats, das zwanzig Premierminister hervorgebracht hat, weiß le Carré, wovon er spricht, wenn er im Zusammenhang mit Boris Johnson ein von Eton vermittelte Eigenschaft kennzeichnet. Er habe ein Dutzend Schüler seiner Art unterrichtet, sagt le Carré. Eton mache etwas Außergewöhnliches. Es bringe den Eleven nicht das Regieren, sondern das Gewinnen bei. "Darum geht es." Dass diese Ausbildung bei einem von der Lust am Wettbewerb derart getriebenen Wesen wie Johnson auf besonders nahrhaften Boden gestoßen ist, muss le Carré gar nicht hervorheben. Es versteht sich von selbst.

In "Federball" wird die politische Lage aus dem Blickwinkel eines Ich-Erzählers referiert, der nach vielen Jahren der Agententätigkeit in ehemaligen Ostblockländern nach London zurückkehrt und die Beziehung zu seiner zu Hause gebliebenen Frau,, einer politisch engagierten Menschenrechtsanwältin, wieder aufbaut. Gleiches strebt er für seine Tochter an, die ihn mit der selbstgerechten Intoleranz Jugendlicher betrachtet.

Nat, wie le Carrés Protagonist heißt, ist zwar erst 47 Jahre alt, rechnet aber mit seiner Entlassung. Statt dessen wird er von der Zentrale an der Themse auf das Abstellgleis einer "Mülldeponie für umgesiedelte Überläufer ohne Wert und für fünftklassige Informanten auf dem absteigenden Ast" geschoben. Die heruntergekommene Nebenstelle liegt am anderen Ende der Stadt und trägt den euphemistischen Namen "Oase", dessen Ironie Nat in seinem Protokoll einer Kette von Ereignissen unterstreicht, die zu einem bereits früh angedeuteten "Fall" hinauslaufen. Das anfängliche Pianissimo schwillt unter der gekonnten Feder le Carrés zu einem Forte an, das Nat von den Nebengewässern in den Hauptstrom führt auf die Spur einer verdeckten angloamerikanischen Operation mit dem Ziel, die sozialdemokratischen Institutionen und die internationalen Handelsabkommen der Europäischen Union zu unterminieren, unter anderem durch die "massive Verbreitung von "Fake News". In diesem Szenario macht sich Britannien im Gegenzug für Freihandelszusagen nach dem Brexit zum Handlanger Trumps.

Trotz der Verschwörungstheorien und ungehaltener Ausbrüche gegen Trump, Putin und die Brexiteere spielt le Carré in diesem Alterswerk gekonnt auf der Klaviatur der psychologischen Befindlichkeiten von Figuren, die weniger Verräter sind, als dass ihre Ideale verraten worden seien von zynischen Strippenziehern im Zentrum der Macht.

Als Metapher für die Wesenszüge dieser Männer, die für ihr Land lügen, dient der Federballsport, der seinen schrullig und eigenbrötlerisch wirkenden Spielern "List, Geduld, Tempo und eine unmögliche Aufholjagd" abverlangt. Nichts entgeht dem geübten Agentenblick für das verräterische Detail sowie dem Gespür für die menschlichen Unzulänglichkeiten und dem Ohr für vielsagende sprachliche Nuancen, das in der von le Carré selbst mit seinem berühmten mimischem Talent vorgetragenen Hörbuchfassung noch deutlicher zur Geltung kommt. In der Anklage gegen den Ausverkauf des europäischen Ideals halten sich der Zorn über die Unmoral der Regierenden und die altersmelancholisch gefärbte Betrachtung der Komödie des Lebens die Waage.

GINA THOMAS

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