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In einer kleinen Stadt in Kentucky haben sich fünf Außenseiter gefunden: Opal, eine 80jährige, die in einem Sex-Pistols-T-Shirt und in Cowboystiefeln herumläuft (gelesen von Cordula Trantow); Aurora, eine wunderschöne Frau im Rollstuhl (gelesen von Cosma Shiva Hagen); Ray, ein junger Iraker auf der Suche nach dem Amerikaner, den er im 1. Golfkrieg verwundet hat (gelesen von Feridun Zaimoglu); Ember, ein frühreifes kleines Mädchen (gelesen von Charlotte Roche) und Luster, ein extrem wortgewandter Afroamerikaner, der ständig auf Drogen zu sein scheint, tatsächlich aber völlig nüchtern durchs…mehr

Produktbeschreibung
In einer kleinen Stadt in Kentucky haben sich fünf Außenseiter gefunden: Opal, eine 80jährige, die in einem Sex-Pistols-T-Shirt und in Cowboystiefeln herumläuft (gelesen von Cordula Trantow); Aurora, eine wunderschöne Frau im Rollstuhl (gelesen von Cosma Shiva Hagen); Ray, ein junger Iraker auf der Suche nach dem Amerikaner, den er im 1. Golfkrieg verwundet hat (gelesen von Feridun Zaimoglu); Ember, ein frühreifes kleines Mädchen (gelesen von Charlotte Roche) und Luster, ein extrem wortgewandter Afroamerikaner, der ständig auf Drogen zu sein scheint, tatsächlich aber völlig nüchtern durchs Leben geht (gelesen von Jan Josef Liefers).Musik ist ihre Leidenschaft, und zusammen gründen sie eine Band THE FREAKS. Der Name sagt alles."
Autorenporträt
Joey Goebel, 1980 in Henderson, Kentucky, geboren, ist Schriftsteller, Drehbuchautor, Musiker - ein weltweit gefeiertes Multitalent. Seine Romane 'Vincent', 'Freaks' und 'Heartland' wurden in 14 Sprachen übersetzt. Joey Goebel hat einen Sohn und lebt in Henderson, wo er englische Literatur unterrichtet.
Rezensionen
Ach, Aurora

Joey Goebel rettet fünf Freaks vor den normalen Amerikanern

Es ist zumindest nicht auszuschließen, dass der enthusiastische Demokrat Walt Whitman sich über diesen vielstimmigen amerikanischen Chor gefreut hätte. Eine sexuell aktive Achtzigjährige namens Opal, die in Cowboystiefeln und Sex-Pistols-Shirt herumläuft, der radebrechende irakische Ex-Soldat Ray, der als Tunte verkleidet auf der Suche nach dem Amerikaner ist, den er im ersten Irak-Krieg verletzt hat, die schöne Aurora, die im Rollstuhl sitzt, weil sie sich nicht mehr von Männern angaffen lassen will, das achtjährige verwahrloste Biest Ember und der eloquente Selbstgespräche führende Afroamerikaner Luster sind die Hauptfiguren in Joey Goebels „Freaks”, einem kleinen, schrillen Loblied auf die Merkwürdigen unter den Amerikanern.

Nachdem Goebels zweiter Roman „Vincent” in deutscher Übersetzung eingeschlagen hat, liefert Diogenes nun den Erstling nach, in dem besagte fünf Sonderlinge eine „Powerpop-New-Wave-Heavy-Metal-Punkrock”-Band gründen – die „Freaks” eben – und sich daran machen, die normalen Amerikaner ihres Südstaatenstädtchens von der Überlegenheit abweichender Lebensstile zu überzeugen. Wer „Freaks” aufschlägt, wird bald wissen, ob er mit den überzeichneten Figuren etwas anfangen kann und der ziemlich banalen Handlung ( Probenraum-Finden, Sich-mit-dem-Vater-versöhnen, Lästermäuler-Stopfen) sowie den nicht eben tiefschürfenden Dialogen Komik abgewinnen kann oder nicht.

Vielleicht hätte sich Whitman auch nicht gefreut. Luster, Aurora, Opal, Ember und Ray, die als wechselnde Erzähler auftreten, spielen zwar in einer Band, aber das heißt nicht, dass eine Geschichte sie verbindet. Erst stellt Goebel jeden für sich vor, dann folgen Geschichten darüber, wie einer den anderen kennen gelernt hat, und dann ist schon Abschlusskonzert. Das kann man als postmoderne Dekonstruktion eines Romanplots interpretieren – oder als Anfängerfehler. Fest steht, dass Goebel mit großem Enthusiasmus von seinen Charakteren erzählt.

Fünf Punkrock-Freunde

Die Inbrunst, mit der Goebel für die Andersartigkeit plädiert, hat alles in diesem Roman fest im Griff, vor allem die Protagonisten. Seine fünf Freunde hat Goebel nach der Überzeugung gestaltet, dass sowohl abweichende Sexualität als auch Minderheits-Ethnie, Wahnsinn, untypisch gestaltetes Alter, verweigerte Jugend und absonderliche Schönheit des Schutzes vor Chauvinismus und Dummheit der Gesellschaft bedürfen. 1980 in Henderson, Kentucky, geboren und aufgewachsen, schreibt der Autor, ehemals Sänger der Punkrockband „The Mullets”, mit der Wut des begabten Provinzlers gegen alle an, die das Anderssein hassen. Er meint damit die gesamte weiße amerikanische Mittelschicht.

Am Ende entgeht der Roman, der ursprünglich ein Drehbuch war, um ein Haar der Gefahr, dem Schema des Idealistische-Leute-machen-zusammen-Musik-und-setzen-sich-ü ber-gesellschaftliche-Grenzen-hinweg-Films ins pathetische Finale zu folgen. Nicht das erste Konzert, bereits das erste Lied der „Freaks” ist das letzte. Das Konzert wird abgebrochen, als auf ein Bandmitglied geschossen wird, und Goebel schiebt ein wütendes Nachwort gegen all die mittelmäßigen Massenmenschen nach, an denen das Happy End des Romans scheitern musste. Goebel muss sehr wütend gewesen sein, als er seinen überwiegend heiteren Roman schrieb, und sein Nachwort endet mit einem Anschlag auf die stumpfsinnige Gewohnheit, von links nach rechts zu lesen: „Wird befreit und entdeckt Individuum ein so dass hoffen nur können wir.” KAI WIEGANDT

JOEY GOEBEL: Freaks. Roman. Aus dem Amerikanischen von Hans M. Herzog. Diogenes Verlag, Zürich 2006. 192 Seiten, 15 Euro.

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