CD | |||
1 | Leos Welt | 00:03:20 | |
2 | Alexander | 00:03:06 | |
3 | Bist du klein und blau | 00:03:38 | |
4 | Nicolas, wo warst du? | 00:03:18 | |
5 | Seine eigene Farbe | 00:02:48 | |
6 | Tillie | 00:02:51 | |
7 | Der Buchstabenbaum | 00:03:32 | |
8 | Cornelius | 00:03:09 | |
9 | Frederick | 00:03:15 | |
10 | Matthias' Traum | 00:04:25 | |
11 | Swimmy | 00:03:20 | |
12 | Schlaft schön, ihr Mäuselein | 00:03:00 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.2020WAS FEHLT
VON AREZU WEITHOLZ
1967 veröffentlichte der amerikanische Künstler und Schriftsteller Leo Lionni das Buch "Frederick", das die Geschichte einer Feldmaus erzählt, die den Sommer über vermeintlich faul in der Sonne sitzt, während die anderen Vorräte für den Winter sammeln. Doch dann wird im tiefen grauen Winter das Essen knapp, und Frederick rettet seine Freunde, indem er mit ihnen teilt, was er im Sommer sammelte: die Sonnenstrahlen, die Farben und die Worte.
Das Buch, heute ein Kinderbuchklassiker, ist das Gegenstück zur Fabel "Die Ameise und die Heuschrecke", deren Botschaft lautet: Wenn du im Sommer singst wie die Heuschrecke, hast du im Winter nichts zu essen. Es ist ein Plädoyer fürs Sich-Besinnen, für die Phantasie und dafür, dass Nichtstun nicht Faulheit bedeutet. Frederick ist aber auch ein Held unserer Zeit, denn er erinnert uns: an das türkisfarbene Wasser des Moraine-Sees in Alberta, Kanada. An das tiefe Blau des Meeres zwischen Grönland und der Arktis. An das leuchtende Grün der Wiesen nahe dem irischen Armagh. An das helle Rot der Kakteenblüten an der Algarve. An das saftige Orange der Moltebeeren in Labrador. An das weite, verstaubte Grau der Salzwüste in Südafrika. An das helle Grün frischer Pistaziengranita in Taormina. An das tiefe Schwarz des Sternenhimmels im Outback. An das helle Beige des feinen Sandstrands auf La Digue. An das zarte Rosa der Conch-Muscheln in Nassau. An die grellgrünvioletten Polarlichter im Norden Schottlands. An das dunkle Braun der Gehölze bei Ubud auf Bali. An das Pfirsichrosa der Bellinis im Cipriani. An das cognacfarben schimmernde Fell der Hirsche in den Highlands. An die pinkfarbenen Sonnenschirme am Strand von Salvador in Bahia. An das knallige Blau der Papageienfische vor Ko Tao. An das irisierende Leuchten der Quallen im Aquarium Oceanário in Lissabon. An den orange-schwarzen Schnabel der Puffins in Neufundland. An das leuchtende Gelb der Gewürze auf dem Markt in Siem Reap, Kambodscha. An das tiefe Rot der Ahornblätter während des Indian Summer in Connecticut. An das fahlmüde Blaugrau der Lübecker Bucht im November. An die schwarzweißen Federn der stolzen Weißkopfseeadler in Norwegens Trollfjord. An das Blau der Autobahnschilder. An Geräusche, an Düfte, an Augenpaare und an unendlich viel mehr.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
VON AREZU WEITHOLZ
1967 veröffentlichte der amerikanische Künstler und Schriftsteller Leo Lionni das Buch "Frederick", das die Geschichte einer Feldmaus erzählt, die den Sommer über vermeintlich faul in der Sonne sitzt, während die anderen Vorräte für den Winter sammeln. Doch dann wird im tiefen grauen Winter das Essen knapp, und Frederick rettet seine Freunde, indem er mit ihnen teilt, was er im Sommer sammelte: die Sonnenstrahlen, die Farben und die Worte.
Das Buch, heute ein Kinderbuchklassiker, ist das Gegenstück zur Fabel "Die Ameise und die Heuschrecke", deren Botschaft lautet: Wenn du im Sommer singst wie die Heuschrecke, hast du im Winter nichts zu essen. Es ist ein Plädoyer fürs Sich-Besinnen, für die Phantasie und dafür, dass Nichtstun nicht Faulheit bedeutet. Frederick ist aber auch ein Held unserer Zeit, denn er erinnert uns: an das türkisfarbene Wasser des Moraine-Sees in Alberta, Kanada. An das tiefe Blau des Meeres zwischen Grönland und der Arktis. An das leuchtende Grün der Wiesen nahe dem irischen Armagh. An das helle Rot der Kakteenblüten an der Algarve. An das saftige Orange der Moltebeeren in Labrador. An das weite, verstaubte Grau der Salzwüste in Südafrika. An das helle Grün frischer Pistaziengranita in Taormina. An das tiefe Schwarz des Sternenhimmels im Outback. An das helle Beige des feinen Sandstrands auf La Digue. An das zarte Rosa der Conch-Muscheln in Nassau. An die grellgrünvioletten Polarlichter im Norden Schottlands. An das dunkle Braun der Gehölze bei Ubud auf Bali. An das Pfirsichrosa der Bellinis im Cipriani. An das cognacfarben schimmernde Fell der Hirsche in den Highlands. An die pinkfarbenen Sonnenschirme am Strand von Salvador in Bahia. An das knallige Blau der Papageienfische vor Ko Tao. An das irisierende Leuchten der Quallen im Aquarium Oceanário in Lissabon. An den orange-schwarzen Schnabel der Puffins in Neufundland. An das leuchtende Gelb der Gewürze auf dem Markt in Siem Reap, Kambodscha. An das tiefe Rot der Ahornblätter während des Indian Summer in Connecticut. An das fahlmüde Blaugrau der Lübecker Bucht im November. An die schwarzweißen Federn der stolzen Weißkopfseeadler in Norwegens Trollfjord. An das Blau der Autobahnschilder. An Geräusche, an Düfte, an Augenpaare und an unendlich viel mehr.
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