Ein gelungenes Manifest zum selbstständigen Denken und Handeln.
“Es gibt unendlich viele öffentliche Instanzen, die die gelernte Hilflosigkeit der Menschen ausbeutet, um sich unersetzlich zu machen. Je hilfloser die Menschen, desto mehr können Politiker verteilen und regulieren.”
"In der
Abenddämmerung der Sozialdemokratie hat dagegen Rousseau noch einmal gesiegt. Sie haben nicht die…mehrEin gelungenes Manifest zum selbstständigen Denken und Handeln.
“Es gibt unendlich viele öffentliche Instanzen, die die gelernte Hilflosigkeit der Menschen ausbeutet, um sich unersetzlich zu machen. Je hilfloser die Menschen, desto mehr können Politiker verteilen und regulieren.”
"In der Abenddämmerung der Sozialdemokratie hat dagegen Rousseau noch einmal gesiegt. Sie haben nicht die Produktionsmittel, sondern die Therapie verstaatlicht. Dass der Mensch von Natur aus gut sei, diese merkwürdige Idee hat in der Sozialarbeit ihr letztes Reservat. Pastorale Motive gehen dabei eine seltsame Mischung ein mit angejahrten Milieu- und Sozialisationstheorien und mit einer entkernten Version der Psychoanalyse. Solche Vormünder nehmen in ihrer grenzenlosen Gutmütigkeit den Verirrten jede Verantwortung für ihr Handeln ab.“ („Aussichten auf den Bürgerkrieg“, 1994, S. 37)
Der demokratische Sklave wird aus den Fängen einer überwölbten Bürokratie, öffentlich-lobhudelnder Medien und korrupter Politiker entlassen und muss wieder selbstständig handeln. Der Nanny- und Angstmacherstaat kommt an seine Grenzen, sein Ende wird nicht nur Bürgerkriege auslösen.
Reinhard K. Sprenger schreibt an der Nahtstelle der Risse, die unserer Demokratie aktuell zu schaffen machen. Seine Aussagen sind für Unternehmen, Institutionen, politische Parteien, Universitäten ebenso relevant wie für Privatpersonen.
Mitarbeiter sind keine Adresse zur Pflichterfüllung moralischer Ziele (oder der Sinnstiftung, engl. Purpose), sondern selbstständige autonome Wesen, die in Freiheit leben und arbeiten wollen. "Fürsorgliches Verhalten hat immer einen Zug der Entmündigung."
Heute wird umfassend angeklagt und Angst gemacht, vorrangig geführt von Menschen, "deren Moral über die ökonomische Urteilskraft triumphiert."
Selten habe ich in einem Buch so viele Sätze unterstrichen. Reinhard K. Sprenger bietet eine höchst aufschlussreiche Textsammlung, deren Ziel es ist, persönliche Freiheit und Eigenständigkeit zu erreichen und einem überversorgenden Staat / Unternehmen entgegenzuwirken. Natürlich wird dies nicht alle erreichen, denn viele arbeiten lieber nach dieser Maxime: "Es ist auch heute noch sicher einigen Mitarbeitern rechte, unter dem Regenschirm des Vorgesetzten die behütete Sicherheit des Kindes zu genießen."
Wer klein bleiben will, wählt beschützende Parteien oder Vorgesetzte, wer aber etwas erreichen will, muss dies in Freiheit und Eigenverantwortung tun. Für ihn ist dieses Buch geschrieben, er / sie wird nicht im distanzlosen Du weitermachen, sondern respektvollen Abstand halten zu allen, um sich in den Tsunamis der Konflikte flexibel und eigeninitiativ zu bewähren. Dabei gelten wenig Regeln und die Tatsache eines immer schnelleren Wandels fordert alle täglich neu heraus. "Nur der Konflikt löst von den Fesseln vergangener Erfolge."
Reinhard K. Sprenger blickt pessimistisch in die Zukunft. Er ist der Meinung, dass wir in naiver Weise unsere Freiheit verspielen. "Auch unsere Geistige." Trotzdem, wer bestehen will in härteren Zeiten, ist mit dem Buch "Magie des Konflikts" sehr gut beraten.