Bei dem Versuch, mit griechischen Staatsanleihen ein lukratives Spekulationsgeschäft zu machen, hat der Investmentbanker Bernhard Milbrandt seine Bank und seine Reputation ruiniert. Schnell bringt er noch ein paar Millionen beiseite und setzt sich ab. Verfolgt von den Anwälten und dem Sohn des Bankinhabers, versteckt er sich in einer verlassenen Ferienanlage in Südspanien. Auf einem Offshore-Konto in Gibraltar will er sein Geld in Sicherheit bringen. Doch er fliegt auf und muss sich den Menschen stellen, deren Vertrauen er missbraucht hat. Eine spannende Geschichte über Schuld und Schulden, gelesen von Torben Kessler.
buecher-magazin.deJohann Alberts, alleinhaftender Gesellschafter der Privatbank Alberts & Co., liegt im Sterben. Gleichzeitig geht die Bank zugrunde. Bernhard Milbrandt, Alberts Protegé, hat sich mit griechischen Staatsanleihen verspekuliert, ein paar Millionen abgezweigt und ist auf der Flucht. Verfolgt wird er von seiner Frau Carmen, die sich nur in Extremsituationen lebendig fühlt, seiner schizoiden Stieftochter Valerie, die eine Rechnung mit ihm offen hat und Alberts' entfremdetem Sohn Thomas. Doch der Fokus liegt nicht auf Milbrandts Verbrechen, sondern auf dessen Auswirkungen auf die Figuren, ihre Beziehungen untereinander, ihre Lügen. Der Autor ist Familientherapeut. Die Psychologie jeder einzelnen Figur ist komplex, der Leser ständig hin- und hergerissen zwischen Befremden und Empathie. Die konventionelle Erzählung in der dritten Person wird ergänzt durch die investigative Reportage eines Journalisten und eine Rede des Patriarchen vom Totenbett. Torben Kessler weiß mit den verschiedenen Textformen umzugehen. Die erzählenden Passagen liest er zurückhaltend, als wolle er in das Spiel des Autors mit Nähe und Distanz nicht eingreifen. Johann Alberts' ungehörter Rede zwischen Leben und Tod verleiht er die richtige Menge Pathos.
© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Dass sich die Finanzkrise als generationskonfliktreiche Familienunternehmensgeschichte erzählen lässt, mag Florian Kessler nicht so recht glauben. Auch der zweite Roman von Sascha Reh vermag es laut Kessler nicht, den Kapitalismus familiär-kuschelig zu gestalten. So zivilisiert, klug und kenntnisreich Reh dem Rezensenten die Geschichte auch darbietet, als Smalltalk auf dem Grünen Hügel oder Flüchtlingsdrama am Mittelmeer, so wenig lässt sich Kessler darüber hinwegtäuschen, dass darunter etwas ganz und gar Irrationales, Kaltes vor sich geht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Rasant und nah an dem, was unsere Zeit umtreibt. Ein Gegenwartsroman.«Christoph Schröder, Journal Frankfurt»Bei Sascha Reh ist die Finanzkrise Geschichte - und was für eine! (...) «Maren Keller, KulturSPIEGEL