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In den USA war „Gone Girl“ der Megaseller, die Filmrechte sind schon verkauft, die Kritik überschlug sich mit Lob – „scharf wie ein Eispickel“ oder „ein genialer Thriller“ – und auch Schriftstellerkollegen wie Tana French, Karin Slaughter oder JS Watson schwärmten von dem Buch. Ja, es ist wirklich faszinierend, wie Gillian Flynn uns täuscht, in die Irre lockt und mit unseren dunkelsten Ängsten spielt: der Frage, wie gut man den Menschen kennt, der einem am nächsten steht. Würde man es merken, wenn man mit einem Vergewaltiger oder einer Serienkillerin zusammenleben würde? Würden wir irgendwann…mehr

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Produktbeschreibung
In den USA war „Gone Girl“ der Megaseller, die Filmrechte sind schon verkauft, die Kritik überschlug sich mit Lob – „scharf wie ein Eispickel“ oder „ein genialer Thriller“ – und auch Schriftstellerkollegen wie Tana French, Karin Slaughter oder JS Watson schwärmten von dem Buch.
Ja, es ist wirklich faszinierend, wie Gillian Flynn uns täuscht, in die Irre lockt und mit unseren dunkelsten Ängsten spielt: der Frage, wie gut man den Menschen kennt, der einem am nächsten steht. Würde man es merken, wenn man mit einem Vergewaltiger oder einer Serienkillerin zusammenleben würde? Würden wir irgendwann ahnen, dass der Mensch, neben dem wir seit Jahren aufwachen, gar nicht der ist, für den wir ihn halten? „Gone Girl“ spielt mit diesen Fragen und immer dann, wenn wir glauben, wir wüssten, was Sache ist, wer hier „der Böse/die Böse“ ist… dreht sich die Geschichte, wird noch abgründiger, noch unfassbarer.

Abgründig und unfassbar: „Gone Girl“ zieht alle Register

Das hippe Paar Amy und Nick Dunne zieht von New York in Nicks Heimat Missouri, an den Mississippi River in ein Haus direkt am Fluss. „Amy wird schon zurechtkommen“, denkt Nick, ein seit Kurzem arbeitsloser Journalist. Amy, New Yorkerin mit einem Master in Psychologie, schreibt Persönlichkeitstests für Magazine. Sie kommt aus wohlhabendem Haus, ihre Eltern Rand und Marybeth Elliot feiern als Autoren Erfolge mit der Buchserie „Amazing Amy“ – der Geschichte über eine Super-Amy, die jedes Mal, wenn die echte Amy im wirklichen Leben etwas vermasselt, im Buch natürlich alles richtig macht. Nick und Amy sind cool und bestätigen sich gern gegenseitig darin.

Von Amy fehlt jede Spur

Doch der Umzug in den Süden verändert so einiges. Nick eröffnet mit seiner Zwillingsschwester eine Bar, Amy verliert ihren Job, scheint keine Freunde zu finden, verändert sich. Und wo Nick sonst liebevoll Geschenke für seine Liebste aussuchte, sitzt er an seinem fünften Hochzeitstag schon morgens in der Bar und weiß noch nicht, was er Amy heute als Präsent überreichen will. Doch als er nach Hause fährt – ein Nachbar hat ihn besorgt angerufen, weil die Haustür offen steht –, ist Amy verschwunden. Im Wohnzimmer Spuren eines Kampfes – von Amy jedoch fehlt jede Spur.

Wem nur sollen wir glauben, wem können wir glauben?

Für uns Leser hält Gillian Flynn nun verschiedenste Sichtweisen auf die Geschehnisse bereit. Nick erzählt aktuell ab Amys Verschwinden, wie es ihm ergeht. Dann erfahren wir aus früheren Tagebucheinträgen von Amy vieles über ihr Leben und wie sich das Paar kennengelernt hat. Und später erzählt uns Amy auch etwas zu den aktuellen Ereignissen. Und die überschlagen sich. Kaum ist Amy verschwunden, häufen sich die Ungereimtheiten, und schon bald steht Ehemann Nick als Hauptverdächtiger da. Nick beteuert seine Unschuld – doch die Medien sehen in ihm einen Mörder. Hat er wirklich nichts mit den hohen Kreditkartenschulden zu tun? Und warum behauptet er, Amy hätte keine Freunde gehabt, wo doch eine Nachbarin angibt, Amys beste Freundin gewesen zu sein. Ihr hat sie angeblich erzählt, sie hätte Angst vor Nick. Wem nur sollen wir glauben, können wir glauben?

Wie gut können Menschen sich verstellen?

Doch das Spiel, das Gillian Flynn in „Gone Girl“ spielt, hat erst angefangen. „Wie gut können Menschen sich verstellen?“, fragen wir uns. – Und: „Kann es wirklich sein, dass ….?“ Nein, das wollen wir einfach nicht glauben und spüren doch, wie unser Unbehagen stärker und stärker wird. Das böse, wirklich böse Psychospiel nimmt gerade erst Fahrt auf und bislang kennen wir nur die Spitze des Eisbergs – die winzige Spitze, die aus dem Wasser ragt. Unter der Oberfläche aber reicht dieser Eisberg kilometerweit in den Abgrund.

Autorenporträt
Gillian Flynn wuchs in Kansas City auf. Sie arbeitete als Journalistin für den 'San Francisco Examiner' und 'U.S. News & World Report' und war die leitende TV-Kritikerin von 'Entertainment Weekly'. Die Autorin lebt nach Stationen in Los Angeles und New York heute in Chicago.

Christiane Paul, geb. 1974 in Berlin, hatte ihren großen Durchbruch mit Deutschfieber von Niklaus Schilling und hat seitdem in diversen deutschen Kino- und Fernsehproduktionen mitgewirkt.

Matthias Koeberlin, Jahrgang 1974, erhielt seine Schauspielausbildung an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" in Potsdam. Dieser folgten erste Bühnen- und Fernsehengagements. Für die Verkörperung des Ben in "Ben & Maria - Liebe auf den zweiten Blick" erhielt Matthias Koeberlin 2000 den Günter Strack-Fernsehpreis. Er spielte die Hauptrolle in "Das Jesus Video" (2002). Als Hörbuchsprecher sorgt er für atemlose Spannung.
Trackliste
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1Gone girl (Das perfekte Opfer)
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.08.2014

Da draußen laufen so viele Serienmörder rum
"Gone Girl", "Krähenmädchen", "Blutdämmerung": Thriller aus Amerika, Schweden und Deutschland sollen für Sommerumsatz im Buchhandel sorgen

Die Zeitungskrise ist jetzt auch im Thriller angekommen. Mehr noch: In "Gone Girl" (deutscher Zusatztitel: "Das perfekte Opfer"), dem dritten Roman der amerikanischen Bestseller-Autorin Gillian Flynn, ist sie der Urgrund für das Desaster, in das die Hauptfiguren geraten. Im Sommer 2010 verlieren beide, der 37 Jahre alte Film-, Fernseh- und Literaturkritiker Nick Dunne und seine zwei Jahre jüngere Frau Amy, Verfasserin von Persönlichkeitstests für Frauenzeitschriften, während einer der Kündigungswellen bei ihren jeweiligen New Yorker Verlagen erst die Arbeit und dann ihr junges Eheglück.

Noch kapitalere Katastrophen - ja, es gibt Schlimmeres als ein gescheitertes Paar - folgen auf dem Fuß. Zuvor rekapituliert Nick Dunne in einer brillant verdichteten Passage jene "letzten Züge der glorreichen Zeiten", in denen er und seinesgleichen tatsächlich noch "fürs Schreiben bezahlt wurden", ehe Online-Konzerne, Blogger und Twitterer im Umsonst-Universum des Internets vollends die Herrschaft übernahmen. "Damals, als die Leute noch Druckerzeugnisse auf Papier lasen": So hebt der lakonisch entgeisterte Rückblick auf das Jüngstvergangene an - Nick klingt dabei, als erzähle er ein steinaltes Märchen, an dessen Ende jedenfalls der Journalismus stirbt.

Von "Gone Girl", im Original 2012 erschienen, sind weltweit inzwischen mehr als drei Millionen Exemplare verkauft, allein das Paperback (ein Zwitter aus gebundenem und broschiertem Buch) der deutschen Ausgabe, das im vergangenen Jahr auf den Markt kam, erzielte an die 400 000 Exemplare, das gerade ausgelieferte Taschenbuch war Zehntausende Male vorbestellt und dürfte sich, das lehrt die Erfahrung, in den kommenden Wochen und Monaten auf die mittleren Hunderttausende zubewegen. Den Absatz zusätzlich befeuern wird der für den 2. Oktober annoncierte Kinostart der Hollywood-Verfilmung unter der Regie von David Fincher mit Ben Affleck und Rosamund Pike in den Hauptrollen.

"Gone Girl" kommt an der Oberfläche als Soft-Thriller daher. Äußere Brutalitäten, sonst dem Genre immanent, gibt es hier nur wohldosiert. Spannung erzeugt der Seelenkrieg zwischen Amy und Nick, auf den ersten Blick also ein klassisches Ehedrama, das allerdings maliziös gesteigert wird und wechselseitig ungeahnte Abgründe der Infamie zu Tage fördert. Nach dem journalistischen Scheitern und einer Fehlspekulation von Amys Eltern lässt sich das schicke New Yorker Intellektuellen-Leben nicht mehr finanzieren, weshalb sich die beiden in Nicks Heimatkaff im Mittleren Westen zurückziehen und sich anöden. Am Morgen des fünften Hochzeitstages verschwindet Amy, die Spuren im Haus deuten auf ein Verbrechen - und auf Nick als zumindest potentiellen Verbrecher. Im Fortgang der Handlung gewinnt Gillian Flynn dem guten alten Psychothriller erstaunlich originelle Möglichkeiten ab - durch genuin literarische, vor allem erzähltechnische Raffinesse. Amy und Nick schildern das Geschehen im Wechsel aus ihrer jeweiligen Perspektive. Wer lügt schon wieder, wer sagt gerade mal die Wahrheit? Es ist bis zu den letzten Seiten ein heilloses Verwirrspiel, in das die Autorin ihre Leser verwickelt - um sie just deshalb wirkungsvoll bei der Stange zu halten. Auch die Lösung lohnt.

Einen Psychothriller gleich im Dreierpack verspricht der deutsche Verlag des schwedischen Autorenpseudonyms Erik Axl Sund, zu dem sich ganz offen die Popmusiker Jerker Eriksson und Håkan Axlander Sundquist bekennen - zwei Neulinge der Szene also und, wie bei Skandinaviern üblich, wahrhaft blutige obendrein.

Stieg Larsson und Jussi Adler-Olsen grüßen als Vorbilder, die, mal wieder, überboten werden sollen. Für die Sund-Trilogie setzt Goldmann deshalb auf eine Werbe- und Marketing-Kampagne, die sich gewaschen hat, zudem auf eine Publikationsstrategie, die bereits im Fall der Erotik-Trias "Shades of Grey" äußert erfolgreich war. Seit Anfang August ist "Krähenmädchen", der erste Teil, im Handel, bereits Mitte September folgt mit "Narbenkind" der zweite Band, rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft folgt dann "Schattenschrei", das Finale.

Kommerziell sieht das bisher recht passabel aus. Nach kaum drei Wochen steht "Krähenmädchen" schon auf Platz zwei der Paperback-Liste und hat sich, legt man die Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zugrunde, etwa 30 000 Mal verkauft. Der logische Aufbau und die psychologische Plausibilität der Handlung können da nicht mithalten: Es knirscht sehr. Aber das ist beim Thriller nicht sonderlich störend, solange die Geschehensdynamik stimmt, solange also die sich jagenden, dabei immer brutaler werdenden Verbrechen und die polizeiliche, dabei auf immer neue Rätsel und Geheimnisse stoßende Verbrecherjagd eine Synthese bilden, die das Lesen stimuliert. Und dieser innere Steigerungsfaktor funktioniert zumindest eine Weile.

Beim "Krähenmädchen" sind es zudem zwei weibliche Hauptfiguren, die unserer Sympathie gewiss sein dürfen: die Stockholmer Kommissarin Jeanette Kihlberg und die Psychotherapeutin Sofia Zetterlund. Beide sind so um die vierzig und haben Privatprobleme zuhauf, beide lassen sich deshalb in ihrer Professionalität nicht im Mindesten beirren - lebensfeste, krisenresistente Frauen eben. Hinzu kommt Zetterlunds mysteriöse Patientin Victoria Bergman, deren Fallgeschichten zwar düster sind, aber gerade im Zusammenhang mit einer lichten Kindheitserinnerung an Martin, den kleinen Zögling, zuerst auch rühren und berühren.

"Wie viel Leid kann ein Mensch verkraften, ehe er selbst zum Monster wird?" Das ist, auf gut 450 Seiten vielfach variiert, die Schlüsselfrage des Buchs. Sie ist auch sein Verhängnis. Denn sie öffnet, durch pseudomoralische Selbstempörung scheinlegitimiert, alle Schleusen, um bestialische Vorkommnisse desto drastischer schildern zu können. Der Reihe nach geht es um die Entführung und Verstümmelung von kleinen Jungen, um den massenhaften Missbrauch kleiner Mädchen, um einen von enthemmten Vätern betriebenen Kinderpornoring, um die Zurichtung afrikanischer Kindersoldaten und deren Greueltaten an einer Entwicklungshelferin, kurzum: Es geht um den permanenten Überbietungsversuch dessen, was genregemäß als Gewalt- und Horrorgrenze gelten kann. Die auf "Krähenmädchen" folgenden Bände werden sich auch bei diesem Versuch nicht lumpen lassen.

Im Vergleich dazu muss der schwäbische Seiteneinsteiger Rainer Löffler noch entschieden kleinere Brötchen backen. Der Industriekaufmann debütierte 2012 mit "Blutsommer", der finsteren Erzählballade um einen Kölner Metzger, den der Ermittlerheld, der Stuttgarter Fallanalytiker Martin Abel, schließlich und beinahe um den Preis des eigenen Lebens zur Strecke bringt. Aus dem Stand heraus gingen etwa 80 000 Taschenbuch-Exemplare über den Ladentisch und den Versandhandel.

Der Marketinglogik gemäß muss nun auch das zweite Buch zumindest etwas Blut im Titel führen, weshalb es - fest zum Kompositum entschlossen, ansonsten aber völlig sinnfrei - eben "Blutdämmerung" heißt und sich seit dem Erscheinen laut GfK zwischen 1500 und 3000 Mal pro Woche verkauft. Die Geschichte funktioniert nach altvertrautem Thrillermuster: "Da draußen läuft ein Serienmörder rum, wir müssen ihn unbedingt finden, ehe er aufs Neue zuschlägt". Der Serienmörder, den der Schwabe Abel und seine Kölner Kollegen dieses Mal jagen, hat es auf magersüchtige Jungfrauen abgesehen, deren Leichen er mit Vorliebe in einem naturgeschützten See versenkt, nachdem er ihnen zuvor mit ausgesuchter Sorgfalt die Füße abgetrennt hat. Rainer Löffler schreibt noch etwas ungelenk - bis zum deutschen Branchenführer, dem Berliner Sebastian Fitzek, wird der Weg ein weiter sein. Immerhin, die ersten Brötchen sind im Laden.

JOCHEN HIEBER

Erik Axel Sund:

"Krähenmädchen". Psychothriller.

Aus dem Schwedischen von Wibke Kohn. Wilhelm Goldmann Verlag, München 2014. 478 S., br., 12,99 [Euro].

Gillian Flynn:

"Gone Girl - Das perfekte Opfer". Roman.

Aus dem Amerikanischen von Christine Strüh. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2014. 591 S., br., 9,99 [Euro].

Rainer Löffler:

"Blutdämmerung". Thriller.

Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2014. 414 S., br., 9,99 [Euro].

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Das Psychogramm einer Ehe in Gestalt des besten Psychothrillers 2013. Bunte 20131010