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Boxpromoter Aristoteles braucht den großen Befreiungsschlag gegen die drohende Insolvenz und organisiert eine letzte große Kampfnacht. Serdar träumt davon, am Freitag den Wikinger umzuhauen und seinen Job im Späti gegen eine Boxkarriere einzutauschen. Doch seine Freundin ist schwanger und will etwas ganz anderes von ihm. Eine Woche im Weddinger Kiez, jeder hat seine eigenen Pläne und eine andere Herkunft, aber alle haben dieselbe Heimat. Die Wege der Protagonisten irrlichtern jeden Tag schneller umeinander, bis sie bei der großen Fight Night schließlich aufeinanderprallen.

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Produktbeschreibung
Boxpromoter Aristoteles braucht den großen Befreiungsschlag gegen die drohende Insolvenz und organisiert eine letzte große Kampfnacht. Serdar träumt davon, am Freitag den Wikinger umzuhauen und seinen Job im Späti gegen eine Boxkarriere einzutauschen. Doch seine Freundin ist schwanger und will etwas ganz anderes von ihm. Eine Woche im Weddinger Kiez, jeder hat seine eigenen Pläne und eine andere Herkunft, aber alle haben dieselbe Heimat. Die Wege der Protagonisten irrlichtern jeden Tag schneller umeinander, bis sie bei der großen Fight Night schließlich aufeinanderprallen.
Autorenporträt
David Nathan, geb. 1971 in Berlin, gilt als einer der besten Synchronsprecher Deutschlands. David Nathan leiht seine Stimme unter anderem Schauspielern wie Johnny Depp, Christian Bale und Leonardo DiCaprio. Mit seiner herausragenden Erzählkunst fesselt er den Hörer und zieht ihn mit in die Geschichte hinein. David Nathan wurde mit dem 'Deutschen Hörspiel-Preis' als Bester Sprecher ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.05.2016

Haltet die Fäuste bereit
Sechs Tage im Berliner Wedding: Johannes Ehrmann erzählt in seinem Debütroman
„Großer Bruder Zorn“ vom Boxkampf des Kiezlebens – und gewinnt viele Runden
VON JENS BISKY
Im Kiez leben heißt festhängen, obwohl man vom Fortkommen träumt. Spätverkaufsstelle, Lebensmitteldiscounter und Kneipe sind die Kreuzungen der kleinen, räudigen Welt, in die Johannes Ehrmann die Figuren seines Kiez-Romans bannt: Serdar Schröder arbeitet im Späti des Stiefvaters, Jessi sitzt bei Netto an der Kasse, und Aris geht zwar noch in die Trümmerklause, trinkt aber seit anderthalb Jahren keinen Tropfen Alkohol mehr und will dabei bleiben. Sie sind jung, und sie haben schon einen Knacks, einen Knick in der Biografie, etwas, das sie bremst und im Wedding hält. Doch das hindert ja nicht das Träumen und Planen und Machen.
  Aris, der Deutsch-Grieche oder Griech-Deutsche, will sich nicht in die Privatinsolvenz schicken, will lieber noch einmal am großen Rad drehen: einen Box-Abend organisieren, einen „Kampf der Kulturen“, ein Riesending, „Fight Night“ im wilden, wilden Wedding. Von den fünf Tagen vor dieser Nacht, vom Showdown im Ring und vom Samstag danach erzählt Johannes Ehrmann in seinem Debütroman „Großer Bruder Zorn“. Wie die meisten Verfasser guter Berlin-Romane ist auch Ehrmann Journalist, für die Reportage „Wilder, weiter Wedding“ erhielt er 2014 den Theodor-Wolff-Preis. Seitdem ist der ziemlich zentral gelegene Ortsteil modisch geworden, gilt als vorletztes Wildheitsreservoir Berlins. Im Wedding soll es noch rau und ungekünstelt zugehen; „wenn du Kellner willst, die auf Spanisch über die Einsamkeit philosophieren, dann hock dich eben in die U 8 und fahr runter nach Neukölln“.
  Zum Glück ist dieser Roman keine überlange Reportage. Den zentralen Ort der Handlung, den Bellermannplatz, wird man auf Stadtplänen vergeblich suchen und dort nur eine Bellermannstraße finden. Wie Jörg Fauser 1985 in „Das Schlangenmaul“ nutzt Ehrmann eine überdrehte, in den Details unglaubwürdige Krimi-Dramaturgie, um von Menschen in Berlin zu erzählen. Fauser orientierte sich am Film noir, „Großer Bruder Zorn“ erinnert an Fernsehserien. Ihre Schicksalsschläge versetzen sich die Figuren hier selber und müssen dann schauen, wie sie klarkommen. Ausweichen oder in Deckung gehen, zuschlagen oder liegen bleiben oder bloß mal kurz in den Seilen hängen?
  Der Boxkampf selbst wird als Großmetapher fürs Leben angeboten. Aris, der an den Olympischen Spielen hätte teilnehmen können, und Serdar, der vom Erfolg in der Fight Night wenigstens einen großen Vertrag und ein ganz anderes Leben erhofft, deuten sich und ihre Welt in Bildern des Kampfes. Ihre Freundinnen wollen da nicht unbedingt folgen.
  Rasch ist der Leser für diese Kiez-Helden gewonnen. Ehrmann erzählt jeden Tag in kurzen Abschnitten, lässt seine Figuren mit sich selbst reden oder sagt uns, was sie und vor allem, wie sie es sehen, wie sie in der Kneipe, im Späti, beim Verlieben ihre Rolle probieren. Großartig ist dies in der Nebenfigur des Flaschenfaschos gelungen, den man so schnell nicht wieder vergessen wird. Er streift wie ein Untoter durchs Gelände. Einst stand er an der Grenze, bewachte die Mauer, führte Befehle aus, weil er seine Pflicht erfüllen zu müssen glaubte. Das Soldatische hat er nicht abgestreift, auch beim Flaschensammeln dienen die alten Kasernensprüche noch als Leitsätze.
  Er weiß, was zählt: „Ortskenntnis. Disziplin. Hygiene . . . Ausbürsten und Ausklopfen der Oberbekleidung nach Benutzung . . . Die richtige Mischung aus Freundlichkeit und Terror, das hat er lange begriffen, die ist der Schlüssel zu diesem Stadtteil.“ Die anderen haben Jobs oder Träume oder beides, sie machen Pläne und landen irgendwo, aber nicht dort, wo sie hinwollten. Er, der Soldat mit dem, was man wirklich eine dunkle Vergangenheit nennen muss, weil er sie sich selbst nicht erhellen kann, er bleibt aus Prinzip im Wedding. Er hat das letzte Wort.
  Nicht jede Figur wirkt so faszinierend und in sich stimmig. Der Wikinger etwa, von den Rolling Devils, der „Weddinger Antwort auf die Hells Angels“, bleibt eine massige Schablone, die hin- und hergeschoben wird, wie die Konstruktion es braucht. Die Frauen scheinen meist einen Tick zu vernünftig und blass. Lange trägt die Sprache über solche Schwächen hinweg, eine Sprechsprache mit vielen Stummelsätzen und Merksprüchen, wie sie selbstredend nirgends gesprochen wird, die aber eine eigenen Sog entwickelt, die Kraft hat. In den besten Momenten ist in den kurzen Gesprächen der große Bruder anwesend, den der Titel anruft, der Zorn. Und mit dem Zorn meldet sich ja auch immer dessen Zwilling, der Stolz. Und weil das so ist, treten die Figuren in den Vordergrund, der Wedding wird immer mehr zur Kulisse. Irgendwo müssen sie ja lang laufen, müssen trinken und boxen und reden und reden und reden.
  Wie es die Konstruktion verlangt, wird die Fight Night zur Nacht der Entscheidungen. Es sind genügend kleine Geheimnisse beieinander, Verwicklung greift in Verwicklung, das Verhängnis wird forterzählt. Wie in Zeitlupe und mit Knalleffekten, aber das mildert die Enttäuschung nicht. Es lag nahezu alles bereit für eine rabenschwarze Geschichte im Kiezformat, für die Weddinger Antwort auf „Breaking Bad“. Aber daraus wird nichts. Der Erzähler stellt eine leicht variierte Kiez-Welt wieder her. „Die Vöglein. Die Sonne. Das feuchte Gras. Alles funkelt. Alles geht von Neuem los.“   
  „Versuch nicht, uns zu verstehen“, hieß es vielversprechend im rotzigen Vorspruch zum Roman. Leider lässt der keine Rätsel offen. Das letzte Wort des Flaschenfaschos klingt nach Wilmersdorfer Witwe.  
Johannes Ehrmann: Großer Bruder Zorn. Roman. Eichborn Verlag, Köln 2016. 400 Seiten, 19,99 Euro. E-Book: 15,99 Euro.
Der Wedding gilt als vorletztes
Wildheitsreservoir Berlins –
hier soll es noch rau zugehen
„Die richtige Mischung aus
Freundlichkeit und Terror . . . ist
der Schlüssel zu diesem Stadtteil.“
„Eine warme Stube im Winter, Schatten im Nacken im Sommer und ein kaltes Schultheiss das ganze Jahr.“ – Eckkneipe im Berliner Wedding.
Foto: imago/Schöning
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"Gelesen von Johnny Depps deutscher Synchronstimme und mit massig Weddinger-Original-Schnauzen-Art, ist das Hörbuch ein absolutes Muss." Radio Fritz, 05.04.2016 "Bei ihm findet niemals ein schlichtes Runterlesen der einzelnen Buchseiten statt. David Nathan macht stattdessen mit Hilfe seiner wandelbaren Stimme die Vielfalt der Protagonisten erlebbar." Christoph Mahnel, Literturmarkt.info, 11.04.2016