Lange schon hatte die Bibliothekarin Karla vom Rentnerdasein geträumt: sich zurücklehnen und endlich in Ruhe selber lesen. So gibt sie mit 60 ihren Job in der Stadtbücherei auf. Mit einigen Kollegen hält sie lose Kontakt - bis zu einer folgenschweren Einladung.Beim »Gabelfrühstück« macht ihr der kinderlose Witwer Wolfram todkrank ein Angebot: Falls sie sich um seine Beerdigung und die Inschrift auf seinem Grabstein kümmert, erbt sie ein Viertel seines Vermögens. Pflegt sie ihn bis zu seinem Tod, erbt sie die Hälfte. Und bringt sie ihn wunschgemäß um, bekommt sie alles, eine Villa in Weinheim inbegriffen. Die Ruhe der Rentnerin ist dahin.
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buecher-magazin.deTausche Villa gegen meine Ermordung. So oder ähnlich ließe sich das Angebot zusammenfassen, das Wolfram der Rentnerin Karla macht. Und tatsächlich werden etwaige Skrupel der ehemaligen Bibliothekarin schon bald von "Schöner wohnen"-Broschüren verdrängt. Gevatter Tod schlägt zu, allerdings etwas anders, als Karla es geplant hatte. Zugegeben: Hier geht vieles vielleicht ein bisschen zu einfach, läuft vieles ein bisschen zu glatt und lösen sich Probleme viel zu leicht in Luft auf - oder bleiben mit dem Motorrad am Asphalt hängen. Doch Hallant erzählt diese mit schwarzem Humor gewürzte Geschichte viel zu schön, als dass man sich darüber aufregen könnte. Ja richtig: erzählt. Nicht: liest. Denn tatsächlich könnte Hallant all das auch bei einem 387-minütigen Kaffeekränzchen ausplaudern. Locker, nett mit dem richtigen Maß an Empörung in der Stimme, sofern diese denn angebracht ist. "Flott" mag es meine Oma genannt haben. Ich nenne es gute Unterhaltung in einer Kartonbox. Ganz ohne tiefschürfende Nachricht. Einfach so. Zum Anhören und Amüsieren. Warum allerdings ausgerechnet ein Frauengemälde aus dem 16. Jahrhundert die elegante Capbox ziert - man weiß es nicht. Zu Karla mag es nicht wirklich passen.
© BÜCHERmagazin, Tanja Weimer (tan)
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»Die perfekte Mischung zwischen bürgerlicher Idylle und blankem Grauen.« Duglore Pizzini / Die Presse Die Presse