Vierzig Menschen sind unterwegs zu einem Londoner Autohof und zu einem exklusiven Fahrzeug, das derjenige gewinnt, der am längsten die Hand daraufhält. Ein absonderlicher Ausdauerwettbewerb, der als Gleichnis für das Leben überhaupt stehen kann. Es sind alles Menschen, denen ihre Existenz entglitten ist und die trotz allem die Hoffnung auf ein besseres Leben nicht aufgeben wollen.
Der Wettbewerb fördert bei vielen ihre schlimmsten Seiten zutage, anderen verhilft er zu neuen Perspektiven. Im Laufe der Geschichte wird klar, dass jede der Figuren diesen Gewinn braucht, um einen Weg aus ihrer persönlichen Krise zu finden."
Der Wettbewerb fördert bei vielen ihre schlimmsten Seiten zutage, anderen verhilft er zu neuen Perspektiven. Im Laufe der Geschichte wird klar, dass jede der Figuren diesen Gewinn braucht, um einen Weg aus ihrer persönlichen Krise zu finden."
CD 1 | |||
1 | Kandidaten | 00:11:02 | |
2 | Kandidaten | 00:08:15 | |
3 | Der Wettbewerb | 00:05:07 | |
4 | Der Wettbewerb | 00:09:58 | |
5 | Der Wettbewerb | 00:05:40 | |
6 | Der Wettbewerb | 00:06:14 | |
7 | Der Wettbewerb | 00:05:49 | |
8 | Der Wettbewerb | 00:05:51 | |
9 | Der Wettbewerb | 00:07:06 | |
10 | Der Wettbewerb | 00:05:39 | |
11 | Der Wettbewerb | 00:04:50 | |
12 | Der Wettbewerb | 00:03:11 | |
CD 2 | |||
1 | Der Wettbewerb | 00:05:27 | |
2 | Der Wettbewerb | 00:06:04 | |
3 | Der Wettbewerb | 00:09:28 | |
4 | Der Wettbewerb | 00:08:39 | |
5 | Der Wettbewerb | 00:06:53 | |
6 | Der Wettbewerb | 00:05:45 | |
7 | Der Wettbewerb | 00:07:09 | |
8 | Der Wettbewerb | 00:09:56 | |
9 | Der Wettbewerb | 00:03:49 | |
10 | Der Wettbewerb | 00:08:52 | |
11 | Der Wettbewerb | 00:03:24 | |
CD 3 | |||
1 | Der Wettbewerb | 00:13:22 | |
2 | Der Wettbewerb | 00:08:20 | |
3 | Der Wettbewerb | 00:08:59 | |
4 | Der Wettbewerb | 00:07:59 | |
5 | Der Wettbewerb | 00:07:41 | |
6 | Der Wettbewerb | 00:08:48 | |
7 | Der Wettbewerb | 00:05:22 | |
8 | Der Wettbewerb | 00:07:41 | |
9 | Der Wettbewerb | 00:05:43 | |
CD 4 | |||
1 | Der Wettbewerb | 00:09:24 | |
2 | Der Wettbewerb | 00:09:54 | |
3 | Der Wettbewerb | 00:07:40 | |
4 | Der Wettbewerb | 00:07:56 | |
5 | Der Wettbewerb | 00:08:54 | |
6 | Der Wettbewerb | 00:08:43 | |
7 | Der Wettbewerb | 00:10:23 | |
8 | Der Wettbewerb | 00:09:59 | |
CD 5 | |||
1 | Der Wettbewerb | 00:07:50 | |
2 | Der Wettbewerb | 00:07:20 | |
3 | Der Wettbewerb | 00:08:49 | |
4 | Der Wettbewerb | 00:07:54 | |
5 | Der Wettbewerb | 00:05:13 | |
6 | Der Wettbewerb | 00:07:10 | |
7 | Der Wettbewerb | 00:08:02 | |
8 | Der Wettbewerb | 00:11:22 | |
9 | Der Wettbewerb | 00:07:15 | |
10 | Der Wettbewerb | 00:06:25 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.11.2009Des Widerspenstigen Zähmung
Strafzettel mit Folgen: Anthony McCarten erzählt von Autos und Verlierern
Vierzig Menschen legen ihre Hände auf ein Auto. Einer darf es mit nach Hause nehmen - derjenige, der seine Hand am längsten darauf liegen lässt. Alle zwei Stunden dürfen die Teilnehmer fünf Minuten Toilettenpause machen, Einschlafen ist verboten, Hinsetzen auch. Wer sich am Kopf kratzen will, sollte nicht versehentlich die falsche Hand dazu heben. An einem solchen Wettbewerb beteiligen sich nur Verzweifelte, Verrückte und immens Gelangweilte. Der Neuseeländer Anthony McCarten hat genau diese Menschen für seinen Roman "Hand aufs Herz" aufeinandergehetzt und sieht gemeinsam mit dem Leser dabei zu, was durch dieses Zusammentreffen passiert.
Den abschreckenden Titel gilt es zu ignorieren. Die Übersetzung des Originaltitels "Show of Hands" liegt ziemlich daneben. "Hand aufs Herz" wäre ein hervorragender Buchtitel für Nora Roberts, auch Nicholas Sparks hat sicher längst einen passenden Roman dazu verfasst. Und auch wenn McCarten manchmal ähnlich vorhersehbare Schwünge macht wie diese beiden, so ist sein Buch doch nicht ansatzweise so kitschig, wie der Name annehmen ließe. Denn die Liebesgeschichte verläuft nach dem Prinzip "Des Widerspenstigen Zähmung", was freilich wieder eine Gender-Variante von Nora Roberts darstellt - aber deutlich galliger aufgeschrieben ist. Denn immerhin ist keiner der beiden Protagonisten Besitzer eines feudalen Weinguts, im Gegenteil: Der Roman spielt im Verlierer-Milieu.
Der Widerspenstige ist Tom Shriver, ein zänkischer Zyniker, der gerade erst ein wichtiges Bewerbungsgespräch nach allen Regeln der Kunst vermasselt hat. Der Satz, der das keimende Beschäftigungsverhältnis plattwalzte, lautet: "Wenn ich mir ansehe, was Ihr ,Team' in den letzten zwei Jahren so geleistet hat, dann würde ich sagen, das Letzte, was Sie hier brauchen, ist ein ,Teamplayer'." Tom ist also einer von denen, deren Offenheit ihre diplomatischen Fähigkeiten bei weitem überwiegt.
Die Dame, die ihn zähmen soll, ist ganz anders gestrickt. Jess Podorowski entschuldigt sich, wenn jemand ihr auf den Fuß tritt, damit demjenigen das nicht so peinlich sein muss: "Ich komme immer zu nahe an Leute heran. Passiert mir dauernd. Meine Schuld." Entsprechend verläuft auch die erste Begegnung der beiden am Tag vor dem Wettbewerb: Die Politesse Jess verpasst Tom einen Strafzettel, er beschimpft sie wüst, sie steckt das klaglos und scheinbar ungerührt weg. Zwischen einem Zen-Meister und einem Fußabtreter, so lernt der Leser, ist die Grenze manchmal fließend.
Während Tom vor allem aus Ehrgeiz gewinnen will, hat Jess eine behinderte Tochter zu Hause, deren Rollstuhl sie in diesem Auto transportieren könnte - was bedeuten würde, dass die Tochter nicht in ein Internat muss. Das tragische Potential ist also ähnlich enorm wie die Anzahl schräger Gestalten, die das Autohaus bevölkern: Ein reicher Sonnyboy, ein alter Mann, ein ehemaliger Soldat, ein übergewichtiger Straßenjunge, ein praktisch denkender Schlafloser und ein hübsches Mädchen bilden den harten Kern der um die Kühlerhaube Stehenden. Es bilden sich einander unterstützende Paare, oft in überraschenden Konstellationen. Tom will all jene nach Kissingers Madman-Theorie besiegen: "Damit man sich gegenüber einem Feind durchsetzen kann, muss man ihm weismachen, man sei verrückter als er und habe keine Hemmungen, bis zum Äußersten zu gehen. Irgendwann kommt Ihr Gegner zu dem Schluss, dass Sie verrückt sind, und dann verliert er seine Willenskraft und gibt auf."
Von einzelnen überraschenden Winkelzügen abgesehen, ist bei der Ausgangslage das Ende weithin sichtbar. Das ist einerseits ein bisschen fade, andererseits möchte man dann doch wissen, wie es dazu kommt. Außerdem hat der Autor Humor, und der trägt den Roman tatsächlich komfortabel über weite Passagen hinweg, in denen die Handlung fast stillsteht. McCartens Figurenzeichnung ist so treffend wie seine Sprüche. Enttäuschend ist an dem Roman nur eines: der Schluss. Der letzte Absatz ist so halbherzig geschrieben, als habe ihn McCarten schnell noch auf der Zugfahrt zu seinem Lektor verfasst. Sein Buch ist wie ein Rosé mit Charakter, aber zu blumigem Nachgeschmack. Schnell etwas nachtrinken: Zum Neutralisieren empfiehlt sich Bukowski.
JULIA BÄHR
Anthony McCarten: "Hand aufs Herz". Roman. Aus dem Englischen von Manfred Allié. Diogenes Verlag, Zürich 2009. 320 S., geb., 21,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Strafzettel mit Folgen: Anthony McCarten erzählt von Autos und Verlierern
Vierzig Menschen legen ihre Hände auf ein Auto. Einer darf es mit nach Hause nehmen - derjenige, der seine Hand am längsten darauf liegen lässt. Alle zwei Stunden dürfen die Teilnehmer fünf Minuten Toilettenpause machen, Einschlafen ist verboten, Hinsetzen auch. Wer sich am Kopf kratzen will, sollte nicht versehentlich die falsche Hand dazu heben. An einem solchen Wettbewerb beteiligen sich nur Verzweifelte, Verrückte und immens Gelangweilte. Der Neuseeländer Anthony McCarten hat genau diese Menschen für seinen Roman "Hand aufs Herz" aufeinandergehetzt und sieht gemeinsam mit dem Leser dabei zu, was durch dieses Zusammentreffen passiert.
Den abschreckenden Titel gilt es zu ignorieren. Die Übersetzung des Originaltitels "Show of Hands" liegt ziemlich daneben. "Hand aufs Herz" wäre ein hervorragender Buchtitel für Nora Roberts, auch Nicholas Sparks hat sicher längst einen passenden Roman dazu verfasst. Und auch wenn McCarten manchmal ähnlich vorhersehbare Schwünge macht wie diese beiden, so ist sein Buch doch nicht ansatzweise so kitschig, wie der Name annehmen ließe. Denn die Liebesgeschichte verläuft nach dem Prinzip "Des Widerspenstigen Zähmung", was freilich wieder eine Gender-Variante von Nora Roberts darstellt - aber deutlich galliger aufgeschrieben ist. Denn immerhin ist keiner der beiden Protagonisten Besitzer eines feudalen Weinguts, im Gegenteil: Der Roman spielt im Verlierer-Milieu.
Der Widerspenstige ist Tom Shriver, ein zänkischer Zyniker, der gerade erst ein wichtiges Bewerbungsgespräch nach allen Regeln der Kunst vermasselt hat. Der Satz, der das keimende Beschäftigungsverhältnis plattwalzte, lautet: "Wenn ich mir ansehe, was Ihr ,Team' in den letzten zwei Jahren so geleistet hat, dann würde ich sagen, das Letzte, was Sie hier brauchen, ist ein ,Teamplayer'." Tom ist also einer von denen, deren Offenheit ihre diplomatischen Fähigkeiten bei weitem überwiegt.
Die Dame, die ihn zähmen soll, ist ganz anders gestrickt. Jess Podorowski entschuldigt sich, wenn jemand ihr auf den Fuß tritt, damit demjenigen das nicht so peinlich sein muss: "Ich komme immer zu nahe an Leute heran. Passiert mir dauernd. Meine Schuld." Entsprechend verläuft auch die erste Begegnung der beiden am Tag vor dem Wettbewerb: Die Politesse Jess verpasst Tom einen Strafzettel, er beschimpft sie wüst, sie steckt das klaglos und scheinbar ungerührt weg. Zwischen einem Zen-Meister und einem Fußabtreter, so lernt der Leser, ist die Grenze manchmal fließend.
Während Tom vor allem aus Ehrgeiz gewinnen will, hat Jess eine behinderte Tochter zu Hause, deren Rollstuhl sie in diesem Auto transportieren könnte - was bedeuten würde, dass die Tochter nicht in ein Internat muss. Das tragische Potential ist also ähnlich enorm wie die Anzahl schräger Gestalten, die das Autohaus bevölkern: Ein reicher Sonnyboy, ein alter Mann, ein ehemaliger Soldat, ein übergewichtiger Straßenjunge, ein praktisch denkender Schlafloser und ein hübsches Mädchen bilden den harten Kern der um die Kühlerhaube Stehenden. Es bilden sich einander unterstützende Paare, oft in überraschenden Konstellationen. Tom will all jene nach Kissingers Madman-Theorie besiegen: "Damit man sich gegenüber einem Feind durchsetzen kann, muss man ihm weismachen, man sei verrückter als er und habe keine Hemmungen, bis zum Äußersten zu gehen. Irgendwann kommt Ihr Gegner zu dem Schluss, dass Sie verrückt sind, und dann verliert er seine Willenskraft und gibt auf."
Von einzelnen überraschenden Winkelzügen abgesehen, ist bei der Ausgangslage das Ende weithin sichtbar. Das ist einerseits ein bisschen fade, andererseits möchte man dann doch wissen, wie es dazu kommt. Außerdem hat der Autor Humor, und der trägt den Roman tatsächlich komfortabel über weite Passagen hinweg, in denen die Handlung fast stillsteht. McCartens Figurenzeichnung ist so treffend wie seine Sprüche. Enttäuschend ist an dem Roman nur eines: der Schluss. Der letzte Absatz ist so halbherzig geschrieben, als habe ihn McCarten schnell noch auf der Zugfahrt zu seinem Lektor verfasst. Sein Buch ist wie ein Rosé mit Charakter, aber zu blumigem Nachgeschmack. Schnell etwas nachtrinken: Zum Neutralisieren empfiehlt sich Bukowski.
JULIA BÄHR
Anthony McCarten: "Hand aufs Herz". Roman. Aus dem Englischen von Manfred Allié. Diogenes Verlag, Zürich 2009. 320 S., geb., 21,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Anthony McCarten hat ein Händchen für tolle Geschichten, kann ernste Themen mit viel Witz behandeln.«