Hannelore Kohls Leben war, zeitweilig dramatisch, von 68 Jahren deutscher Geschichte geprägt, die sie hautnah erlitten und durchlebt hat. Seit ihrem Tod im Sommer 2001 stellt sich die Frage, welche Leistungen Hannelore Kohl vollbracht und welche Brüche sie erlebt hat, die von der politischen Indienstnahme ihrer Person in der Öffentlichkeit verdeckt wurden.
Nach dem Tod von Hannelore Kohl schrieb Die ZEIT: "Hannelore Kohl liegt den Deutschen auf der Seele. Ihr Schicksal hat etwas Symbolisches, das erst entschlüsselt werden muß. Es geht um Mann, Frau, Familie." Hannelore Kohl, geboren 1933, hat wie tause andere deutsche Frauen am e des Zweiten Weltkrieges die Erfahrung machen müssen, was es bedeutet, Gefahren ungeschützt ausgesetzt zu sein. Gleichwohl hat sie es vermocht, ein Gefühl, das sie selbst in ihrer Jug nicht kannte, ihren eigenen Kindern zu vermitteln: behütet zu sein.
Die Herkunft aus den Trümmern hat lebenslang ein Bestreben in ihr wachgehalten: das nach Sicherheit u ndKontinuität. Die Öffentlichkeit hat lange dieses Leben im Einfamilienhaus, im Schatten eines machthungrigen Politikers, als eine Maske abgewertet. Patricia Clough zeichnet einfühlsam ein Leben mit überrasch viel Selbstbewußtsein, Standhaftigkeit und Widerspruchsgeist. Sie hat zahlreiche Gespräche mit Zeitzeugen geführt, die zum ersten Mal Auskunft über das Leben Hannelore Kohls gegeben haben.
Nach dem Tod von Hannelore Kohl schrieb Die ZEIT: "Hannelore Kohl liegt den Deutschen auf der Seele. Ihr Schicksal hat etwas Symbolisches, das erst entschlüsselt werden muß. Es geht um Mann, Frau, Familie." Hannelore Kohl, geboren 1933, hat wie tause andere deutsche Frauen am e des Zweiten Weltkrieges die Erfahrung machen müssen, was es bedeutet, Gefahren ungeschützt ausgesetzt zu sein. Gleichwohl hat sie es vermocht, ein Gefühl, das sie selbst in ihrer Jug nicht kannte, ihren eigenen Kindern zu vermitteln: behütet zu sein.
Die Herkunft aus den Trümmern hat lebenslang ein Bestreben in ihr wachgehalten: das nach Sicherheit u ndKontinuität. Die Öffentlichkeit hat lange dieses Leben im Einfamilienhaus, im Schatten eines machthungrigen Politikers, als eine Maske abgewertet. Patricia Clough zeichnet einfühlsam ein Leben mit überrasch viel Selbstbewußtsein, Standhaftigkeit und Widerspruchsgeist. Sie hat zahlreiche Gespräche mit Zeitzeugen geführt, die zum ersten Mal Auskunft über das Leben Hannelore Kohls gegeben haben.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.03.2002Ihrer Rolle verpflichtet
Kontrovers: Zwei Biographien über Hannelore Kohl
VON FRANZ JOSEF GÖRTZ
"Dr. Kohl ist gegen dieses Buch." So lautet der erste Satz in Patricia Cloughs Biographie von Hannelore Kohl. Warum die schroffe Absage - an eine Autorin, die sich, vor vier Jahren erst, mit einem exemplarischen Porträt des damaligen Kanzlers einschlägig ausgewiesen hat? Den Namen der am 4. Juli 2001 durch Freitod aus dem Leben geschiedenen ehemaligen Kanzlergattin hat sie lakonisch auf den Titel gesetzt. Und gleich darunter, akzentuiert pathetisch wie ein imaginäres Ausrufezeichen: "Zwei Leben". Die "wahre Hannelore Kohl" und ihr angeblich ganz "anderes Ich" sind gemeint, die Person und ihr "öffentliches Erscheinungsbild".
Helmut Kohl könne sich "ungeheuer glücklich schätzen, mit ihr verheiratet gewesen zu sein". Schreibt Clough nicht ohne Zynismus. Hannelore Kohl habe schließlich Jahre damit verbracht, ihre Kinder allein großzuziehen und geduldig auf einen allzeit abwesenden Mann zu warten, dessen politische Aktivitäten mehr zählten als die Ehefrau daheim. Keinen Zweifel mag die Autorin daran lassen, daß Hannelore Kohl "benutzt, ja ausgenutzt wurde. Ihr Leben, wie das Leben von Millionen von Frauen ihrer Generation, stand zum großen Teil im Dienst ihres Gatten. Sie hatte es sich zwar nicht so ausgesucht, aber sie entschied sich doch aus freien Stücken dazu, und dank ihrer Selbstaufopferung und ihrer großen Entschlossenheit war sie darin auch erfolgreich".
Nach dem Verständnis von Frau Clough ist es eine Ehetragödie, die sie zum Thema ihres Buches macht. Unter der Not verhinderter Recherche wandelt sich das biographische Vorhaben von der Lebensbeschreibung zum Psychogramm, zu einer exemplarischen Studie über "jenes stille, uneingestandene Unglücklichsein von Millionen von Frauen angesichts eines Lebensstils, bei dem es sich angeblich um ihr naturgegebenes Schicksal handelte". Die Psychologin Betty Friedan hat es das "Problem ohne Namen" genannt. Aus Cloughs Blickwinkel ist es das Schicksal der Hannelore Kohl. Deren Tragödie war, daß zwischen der "öffentlichen" und der "wahren" Person kein Abstand blieb und eine Flucht unmöglich schien: "Sie war so stark im Käfig ihrer Rolle verankert, sie konnte nicht über diese Rolle springen, sie war konditioniert auf diese Rolle." Vielleicht war sie nicht glücklich. Aber sie trug ihr Unglück mit großem Selbstbewußtsein bis zuletzt.
Die Mitteilung, daß die Familie Kohl der Verfasserin der "einzigen unabhängigen Biographie über Hannelore Kohl" (Verlagswerbung) die Tür gewiesen, "hinter den Kulissen Gift gestreut" und eine "Mauer des Schweigens" errichtet habe, hat sie sich für das Resümee aufgehoben: Solche Schikanen, findet Patricia Clough, seien "einem Manne unwürdig, der sich selbst Historiker nennt". Man plane, gab die Familie zu bedenken, selbst ein Buch über Frau Kohl, "und alle Freunde und Mitarbeiter seien angewiesen, nur mit dem Verfasser jenes Buches zu sprechen".
Es liegt inzwischen vor. Peter Kohl, der jüngere Sohn der Kohls, hat es zusammen mit der Berliner Journalistin Dona Kujacinski geschrieben. Eine Lebensbeschreibung durchaus. Aber eine grundlegend andere Spezies als das Buch von Patricia Clough. Peter Kohl nimmt das Leben der Mutter vom Tod her in den Blick - ein Unterfangen in unmißverständlich hagiographischer Absicht. Keine Fragen der Art, wie Clough sie berührt - außer der einen nach der Erklärung für Hannelore Kohls Freitod. Damit niemand sie übersieht, wird sie wie zur Bekräftigung zweimal zitiert: vor dem ersten Kapitel und vor dem letzten. "Ich will es mir und Euch ersparen. Die Unheilbarkeit ist nun erwiesen."
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kontrovers: Zwei Biographien über Hannelore Kohl
VON FRANZ JOSEF GÖRTZ
"Dr. Kohl ist gegen dieses Buch." So lautet der erste Satz in Patricia Cloughs Biographie von Hannelore Kohl. Warum die schroffe Absage - an eine Autorin, die sich, vor vier Jahren erst, mit einem exemplarischen Porträt des damaligen Kanzlers einschlägig ausgewiesen hat? Den Namen der am 4. Juli 2001 durch Freitod aus dem Leben geschiedenen ehemaligen Kanzlergattin hat sie lakonisch auf den Titel gesetzt. Und gleich darunter, akzentuiert pathetisch wie ein imaginäres Ausrufezeichen: "Zwei Leben". Die "wahre Hannelore Kohl" und ihr angeblich ganz "anderes Ich" sind gemeint, die Person und ihr "öffentliches Erscheinungsbild".
Helmut Kohl könne sich "ungeheuer glücklich schätzen, mit ihr verheiratet gewesen zu sein". Schreibt Clough nicht ohne Zynismus. Hannelore Kohl habe schließlich Jahre damit verbracht, ihre Kinder allein großzuziehen und geduldig auf einen allzeit abwesenden Mann zu warten, dessen politische Aktivitäten mehr zählten als die Ehefrau daheim. Keinen Zweifel mag die Autorin daran lassen, daß Hannelore Kohl "benutzt, ja ausgenutzt wurde. Ihr Leben, wie das Leben von Millionen von Frauen ihrer Generation, stand zum großen Teil im Dienst ihres Gatten. Sie hatte es sich zwar nicht so ausgesucht, aber sie entschied sich doch aus freien Stücken dazu, und dank ihrer Selbstaufopferung und ihrer großen Entschlossenheit war sie darin auch erfolgreich".
Nach dem Verständnis von Frau Clough ist es eine Ehetragödie, die sie zum Thema ihres Buches macht. Unter der Not verhinderter Recherche wandelt sich das biographische Vorhaben von der Lebensbeschreibung zum Psychogramm, zu einer exemplarischen Studie über "jenes stille, uneingestandene Unglücklichsein von Millionen von Frauen angesichts eines Lebensstils, bei dem es sich angeblich um ihr naturgegebenes Schicksal handelte". Die Psychologin Betty Friedan hat es das "Problem ohne Namen" genannt. Aus Cloughs Blickwinkel ist es das Schicksal der Hannelore Kohl. Deren Tragödie war, daß zwischen der "öffentlichen" und der "wahren" Person kein Abstand blieb und eine Flucht unmöglich schien: "Sie war so stark im Käfig ihrer Rolle verankert, sie konnte nicht über diese Rolle springen, sie war konditioniert auf diese Rolle." Vielleicht war sie nicht glücklich. Aber sie trug ihr Unglück mit großem Selbstbewußtsein bis zuletzt.
Die Mitteilung, daß die Familie Kohl der Verfasserin der "einzigen unabhängigen Biographie über Hannelore Kohl" (Verlagswerbung) die Tür gewiesen, "hinter den Kulissen Gift gestreut" und eine "Mauer des Schweigens" errichtet habe, hat sie sich für das Resümee aufgehoben: Solche Schikanen, findet Patricia Clough, seien "einem Manne unwürdig, der sich selbst Historiker nennt". Man plane, gab die Familie zu bedenken, selbst ein Buch über Frau Kohl, "und alle Freunde und Mitarbeiter seien angewiesen, nur mit dem Verfasser jenes Buches zu sprechen".
Es liegt inzwischen vor. Peter Kohl, der jüngere Sohn der Kohls, hat es zusammen mit der Berliner Journalistin Dona Kujacinski geschrieben. Eine Lebensbeschreibung durchaus. Aber eine grundlegend andere Spezies als das Buch von Patricia Clough. Peter Kohl nimmt das Leben der Mutter vom Tod her in den Blick - ein Unterfangen in unmißverständlich hagiographischer Absicht. Keine Fragen der Art, wie Clough sie berührt - außer der einen nach der Erklärung für Hannelore Kohls Freitod. Damit niemand sie übersieht, wird sie wie zur Bekräftigung zweimal zitiert: vor dem ersten Kapitel und vor dem letzten. "Ich will es mir und Euch ersparen. Die Unheilbarkeit ist nun erwiesen."
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Einen deutlicheren Verriss als Martin Z. Schröders über dieses Hörbuch über das Leben der früheren Kanzlergattin Hannelore Kohl ist kaum denkbar. Bei Schröder kommt keiner gut weg. Die Journalistin Patricia Clough hätte besser nicht ihre Nase in die Angelegenheiten der Familie Kohl stecken sollen, findet der Rezensent, sie sei noch nicht einmal des Deutschen mächtig und habe ihr Buch leider auch noch schlecht übersetzen lassen. Das Buch selbst sei also schon, findet Schröder, missraten. Aber daraus auch noch ein Hörbuch zu machen, das von einer Sprecherin gelesen werde, die vielleicht Hollywood-Stars wie Barbara Streisand, Mia Farrow oder Jamie Lee Curtis gut ihre Stimme leihen könne, aber für ein Sachbuch denkbar ungeeignet sei, findet der Rezensent den Gipfel des Unerträglichen, abgesehen von einigen Versprechern und der offensichtlichen "Langeweile", mit der Dagmar Heller das Buch vortrage.
© Perlentaucher Medien GmbH
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