Christoph Meckel zählt zu den Großen der deutschen Gegenwartslyrik. Und er hat einen Traum, den Traum von der Macht der Sprache: Solange Sprache noch reflektiert, gebraucht und gestaltet wird, ist immer noch etwas möglich.
Seit über vier Jahrzehnten ist Christoph Meckel unbestechlicher Kommentator der Zeit. Er ist Seher, er sieht, was ist. Und je deutlicher er sieht, desto stärker wird er. Denn, so der Poet selbst: Wer sich den Möglichkeiten des Sehens verschließt, schwächt sich selbst.
Aus sieben Büchern hat der Autor Gedichte zusammengestellt, die sein lyrisches Werk geprägt haben. Es sind Gedichte über Liebe und Leid, über den Dichter und seine Gedichte, über Engel und Chimären. Und es sind Gedichte, die sich im Klang der Worte entfalten, durch die Stimme des Poeten selbst.
Seit über vier Jahrzehnten ist Christoph Meckel unbestechlicher Kommentator der Zeit. Er ist Seher, er sieht, was ist. Und je deutlicher er sieht, desto stärker wird er. Denn, so der Poet selbst: Wer sich den Möglichkeiten des Sehens verschließt, schwächt sich selbst.
Aus sieben Büchern hat der Autor Gedichte zusammengestellt, die sein lyrisches Werk geprägt haben. Es sind Gedichte über Liebe und Leid, über den Dichter und seine Gedichte, über Engel und Chimären. Und es sind Gedichte, die sich im Klang der Worte entfalten, durch die Stimme des Poeten selbst.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.04.2003DAS HÖRBUCH
Prost
Christoph Meckel
liest seine Gedichte
Hier ist nicht der Ort, die Qualität der Gedichte Christoph Meckels zu diskutieren. Aber dass sie durch lauten Vortrag kaum gewinnen, darf wohl gesagt werden, auch wenn Lutz Seiler im Beiheft der hier anzuzeigenden CD Gegenteiliges behauptet. Es ist nicht Meckels leicht raue Stimme, die etwas verderben würde, dafür ist sie viel zu einschläfernd. Schuld an zähen 73 Minuten sind die Gedichte selbst, denn Musikalität geht ihnen völlig ab. Litaneihafte Aufzählungen und uninspirierte Reime machen noch kein Hörerlebnis.
Mit ungeheurem Gleichmut steht Meckel dem Rhythmus gegenüber. Zwar glättet des Autors Stimme vieles – planiert es ein –, aber manchmal gerät auch der lesende Dichter ins Stolpern. So heißt es etwa: „die am Wasser standen gebeugt”, was schon durch gespreiztes alttestamentarisches Gehabe nervt. Dass hier aber der kraftvolle Trochäus der syntaktisch korrekten Version – die gebeugt am Wasser standen – ignoriert wird, ohne dass der berühmte poetische Mehrwert davonzutragen wäre, ist bedauerlich. Der Vers wird hier nicht „gebeugt”, sondern niedergeschossen.
Auch wenn das Beispiel einem insgesamt recht prosaischen Gedicht („Der Nüchterne”) entnommen ist, zeigt es doch die Kraftlosigkeit des von Meckel gerne eingesetzten Pathos. Ein paar Zeilen weiter heißt es: „ich saß, das Gesicht zur Wand, mit kaltem Auge und schweigsam; schenkte mir Wasser ein.” Die Hilflosigkeit dieser Coolness weckt im Hörer hingegen das Bedürfnis nach einem ordentlichen Schnaps.
TOBIAS LEHMKUHL
CHRISTOPH MECKEL: Ich suche Glück auf leeren Straßen. Gelesen vom Autor. Der Hörverlag, München 2003, 1 CD, 73 Minuten, 15,90 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Prost
Christoph Meckel
liest seine Gedichte
Hier ist nicht der Ort, die Qualität der Gedichte Christoph Meckels zu diskutieren. Aber dass sie durch lauten Vortrag kaum gewinnen, darf wohl gesagt werden, auch wenn Lutz Seiler im Beiheft der hier anzuzeigenden CD Gegenteiliges behauptet. Es ist nicht Meckels leicht raue Stimme, die etwas verderben würde, dafür ist sie viel zu einschläfernd. Schuld an zähen 73 Minuten sind die Gedichte selbst, denn Musikalität geht ihnen völlig ab. Litaneihafte Aufzählungen und uninspirierte Reime machen noch kein Hörerlebnis.
Mit ungeheurem Gleichmut steht Meckel dem Rhythmus gegenüber. Zwar glättet des Autors Stimme vieles – planiert es ein –, aber manchmal gerät auch der lesende Dichter ins Stolpern. So heißt es etwa: „die am Wasser standen gebeugt”, was schon durch gespreiztes alttestamentarisches Gehabe nervt. Dass hier aber der kraftvolle Trochäus der syntaktisch korrekten Version – die gebeugt am Wasser standen – ignoriert wird, ohne dass der berühmte poetische Mehrwert davonzutragen wäre, ist bedauerlich. Der Vers wird hier nicht „gebeugt”, sondern niedergeschossen.
Auch wenn das Beispiel einem insgesamt recht prosaischen Gedicht („Der Nüchterne”) entnommen ist, zeigt es doch die Kraftlosigkeit des von Meckel gerne eingesetzten Pathos. Ein paar Zeilen weiter heißt es: „ich saß, das Gesicht zur Wand, mit kaltem Auge und schweigsam; schenkte mir Wasser ein.” Die Hilflosigkeit dieser Coolness weckt im Hörer hingegen das Bedürfnis nach einem ordentlichen Schnaps.
TOBIAS LEHMKUHL
CHRISTOPH MECKEL: Ich suche Glück auf leeren Straßen. Gelesen vom Autor. Der Hörverlag, München 2003, 1 CD, 73 Minuten, 15,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Tobias Lehmkuhl macht keinen Hehl daraus, dass ihn Christoph Meckels Gedichte schon in gedruckter Version nicht vom Hocker reißen, dafür ist ihm ihr gespreiztes Pathos zu kraftlos. Aber vom Autor selbst vorgetragen verlieren sie noch zusätzlich, befindet er nach 73 zähen Minuten gequält: Musikalität gehe ihnen völlig ab und Meckels Stimme sei einfach " einschläfernd". So fällt sein Urteil über diese CD kurz und unerbittlich aus: "Litaneihafte Aufzählungen und uninspirierte Reime machen noch kein Hörerlebnis."
© Perlentaucher Medien GmbH
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