Lauf für ein Leben
Ostersonntag 1945. In Berchtesgaden startet zum 13. Mal der große Volkslauf "Wir laufen für den Führer". 1000 Kilometer in 20 Etappen durch das Tausendjährige Reich, und wie jedes Jahr darf der Sieger am 20. April Adolf Hitler zum Geburtstag gratulieren. Doch im Frühjahr 1945 ist es nicht leicht, eine stattliche Läuferschar aufzubieten. Dank Leni Riefenstahl, die das Ereignis verfilmen soll, landet der untergetauchte Jude Harry Freudenthal im Pulk der Läufer statt in den Fängen seiner Häscher. Der irrwitzige Lauf nach Berlin wird für Harry, der sich Paul Renner nennt, zur Odyssee - durch Deutschland und durch sein erinnertes Leben.
Gelesen von Matthias Koeberlin und Hanns Zischler.
(2 mp3-CDs, Laufzeit: 19h 7)
Ostersonntag 1945. In Berchtesgaden startet zum 13. Mal der große Volkslauf "Wir laufen für den Führer". 1000 Kilometer in 20 Etappen durch das Tausendjährige Reich, und wie jedes Jahr darf der Sieger am 20. April Adolf Hitler zum Geburtstag gratulieren. Doch im Frühjahr 1945 ist es nicht leicht, eine stattliche Läuferschar aufzubieten. Dank Leni Riefenstahl, die das Ereignis verfilmen soll, landet der untergetauchte Jude Harry Freudenthal im Pulk der Läufer statt in den Fängen seiner Häscher. Der irrwitzige Lauf nach Berlin wird für Harry, der sich Paul Renner nennt, zur Odyssee - durch Deutschland und durch sein erinnertes Leben.
Gelesen von Matthias Koeberlin und Hanns Zischler.
(2 mp3-CDs, Laufzeit: 19h 7)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.10.2017Und läuft und läuft und läuft
Finis Germaniae: Peter Keglevics grotesk überdrehter Pikaro-Roman über die letzten Tage des Nationalsozialismus
Am Ende steht in Deutschland immer Er. Man kann es auch umdrehen: Ohne Hitler ist nichts wirklich zu Ende. So müssen wir abermals hinab in den Führerbunker, der hier - Walter Moers zuliebe - einmal "Bonker" genannt wird. Man nehme noch Charlie Chaplin, Mel Brooks, Gerhard Polt, Helge Schneider und Timur Vermes hinzu: Peter Keglevic, ein anerkannter Fernsehfilmregisseur, der von redaktionell gleichgeschalteten Fernsehfilmen erklärtermaßen die Nase voll hat, reiht sich mit seiner grandios irrsinnigen, in den Details verlässlich recherchierten Schelmenerzählung, die all die Chauffeurs- und Sekretärinnen-Erinnerungen aufs Korn nimmt, ins Partisanencorps der grobianischen Hitler-Persiflierer ein.
Das ist aber bereits das erste Problem dieser zentnerschweren Romanbombe: An die starken Vorgänger reicht ihr Witz nur selten heran. Lustig à la Moers immerhin ist es, wenn die Hauptfigur, als sie schließlich am Ziel angelangt ist, den "Gröfaz" zuerst übersieht, denn der hockt zusammengefallen im Sessel, "als läge da eine alte Hundedecke". Finis Germaniae.
Die Hauptidee ist hübsch kurios. Angelehnt an diverse Volksläufe "zu Ehren des Führers", imaginiert der Autor einen Tausend-Kilometer-Lauf, der noch im Frühjahr 1945 durch das zusammenbrechende "Reich" führt. Vermarktet als Triumph des Durchhaltewillens wird dieser Ruinenparcours medial-propagandistisch durch den "Völkischen Beobachter" sowie die Reichsfilmregisseurin höchstselbst begleitet, was Anlass bietet für zahllose Scherze sowie Verbeugungen vor Leni Riefenstahls künstlerisch-technischem Talent. Als ihr Lakai agiert übrigens "Hajott" Syberberg, wobei mit den Daten etwas freihändig umgegangen wurde: Der echte Hans-Jürgen Syberberg, nachmals Regisseur des umstrittenen "Hitler"-Mehrteilers, war zu diesem Zeitpunkt erst neun Jahre alt. Aber es ist ja ein Roman.
Dramaturgisch ist die Konstruktion apart, vollzieht der Leser so doch im Moment der Niederlage von Berchtesgaden aus, wo Adolf Hitler von 1923 an regelmäßig gastierte, über seine Geburtsstadt Braunau, die "Führerstadt" Nürnberg, Wagners Bayreuth, Dresden und Potsdam bis nach Berlin noch einmal den Aufstieg des Nationalsozialismus nach, und zwar als groteske Reise ins Herz der Finsternis, die den realen Menschenströmen dieser Tage - nur raus aus Berlin, nur weg von der Verantwortung - diametral zuwiderläuft. Der Sieger darf am 20. April dem "Führer" persönlich zum Geburtstag gratulieren, während dem Zweitplazierten eine BMW-Beiwagenmaschine winkt, was dazu führt, dass niemand das Rennen gewinnen möchte. Ideologie zieht hier längst nicht mehr.
Erzählt ist der Roman in Ich-Perspektive von seinem jüdischen Protagonisten, dessen tragische Lebensgeschichte mittels vieler Rückblenden nachgereicht wird. Nach der Auslöschung seiner Familie entwischte Harry Freudenthal mit Hilfe eines Zahnarzt-Netzwerks den Häschern des Regimes und verbarg sich zuletzt in Wien, wo er einige Heldentaten im Widerstand vollbrachte. Abermals fliehend - diesmal mit einem Pilgerpass -, wurde er bei Berchtesgaden aufgegriffen, aber anders als seine abgeschlachteten Mitpilger von Leni Riefenstahl, die sich an sein zufällig im "Olympia"-Film auftauchendes Gesicht erinnert ("Ich stand genau hinter dem Streckenreporter"), für die Teilnahme am Führerlauf rekrutiert. Von nun an ist er Teil einer clownesken, teils auch liebenswürdigen Gurkentruppe, die sich als viel weniger heldenhaft erweist, als der erste Eindruck vermuten lässt.
Es handelt sich bei Harry, der im Führerbunker das Licht ausknipst, um eine leicht märchenhafte Auserwählten-Figur. Man geht kaum zu weit, wenn man ihn, der unter dem Namen Paul Renner an dem End-Lauf teilnimmt, als Personifikation jenes Projektils auffasst, das den zur eigenen Karikatur gewordenen Hexenmeister des Bösen schließlich dahinrafft. Zugleich ist Harry, der Sohn eines erfolgreichen jüdischen Zahnarztes aus Krampnitz bei Potsdam, vielleicht aber auch - daher der Vorname - des Hausfreunds Harry Graf Kessler, ein aus der Not geborener Hochstapler, der stets die Enttarnung fürchtet. Er hat Hitlers Aufstieg als Kind fasziniert beobachtet und sich vom Atem der Geschichte durchaus anhauchen lassen, was ihm nun zugutekommt: Um Antworten ist er nie verlegen. Nationalsozialistische Funktionäre schenken seiner koketten Notlüge einer nur noch auf diese Weise nach Berlin zu überbringenden Geheimbotschaft - "Durchbruch in der Antriebstechnik. Mehr kann ich nicht sagen" - aus Verzweiflung Glauben. Obwohl man inmitten des Bombenhagels wahrlich andere Sorgen hat, wird der abstruse Lauf daher immer weiter unterstützt.
Keglevic übertreibt es jedoch mit der Brachialkomik. Er reduziert sämtliche Figuren auf wenige Attribute und will häufig aufs Schenkelklopfen hinaus, wenn etwa in Bayreuth die beiden It-Girls des Hitlerstaats - Leni Riefenstahl und Winifred Wagner - Zickenkämpfe aufführen oder wenn der dem BDM-Organisationsstab des Führerlaufs in die Hände gefallene schwarze Amerikaner Joe eisern "Roy Black" genannt wird. Dieser fleißig Deutschmädel beglückende Soldat, der sieben Leben zu besitzen scheint, erweist sich als guter Geist der Operation Plattfuß, die bald auch unter amerikanischen und englischen Einheiten als Ereignis gilt. Spannungstechnisch lässt der Haupterzählstrang derweil zu wünschen übrig, geht es doch über Hunderte von Seiten in quälender Langatmigkeit, aber ohne erkennbaren narrativen Gewinn um endlos viele Einzeletappen. Jede Verpflegungspause wird notiert, jede folgenlose Unterhaltung, jede Nachtquartierständelei. Als die Handlung endlich Berlin erreicht, läuft der Leser nicht weniger auf dem Zahnfleisch als der Protagonist.
Die endgültige Kapitulation aber findet im Führerbunker statt. Hier verläppert die bis dahin wenigstens punktuell dramatische oder amüsante Erzählung vollends, wandelt sich zu einer so billigen Travestie, dass einen kaum mehr interessiert, wenn Eva Braun, die mit ihrem Trauzeugen intim wird, über den "Dolphi" klagt, er nehme sie "immer nur von hinten", weil er eigentlich den Chauffeur meine: "Und mit dem Speer stöpselt er auch." Müde angepappt wirkt zudem die hilflose Rahmenhandlung in der Jetztzeit: Der fünfundneunzigjährige Harry erzählt seine Geschichte in Joes Friseursalon, und zwar über vierundzwanzig Stunden. Warum gerade jetzt, erfahren wir nicht einmal.
So stehen Aufwand und Ertrag bei diesem Roman in keinem günstigen Verhältnis. Auch ein beherzteres Lektorat und die Kürzung um zwei Drittel des Umfangs hätten das Grundproblem des Buches nicht beseitigt: dass der Autor allein vom Stoff her denkt und so etwas wie ein überlanges Drehbuchexposé vorgelegt hat. Literarische Kategorien - eine elaborierte, verdichtende Sprache, das hintersinnige Kombinieren von Motiven, Metaphern und intertextuellen Bezügen - spielen so gut wie keine Rolle. Alles liegt hier offen zutage, aber nichts verweist auf etwas. Der reichlich vorhandene Klamauk unterminiert geradezu jede tiefere Bedeutung. Es hätte ja nicht gleich hochspekulativ Identitätsphilosophisches oder eine Reflexion über die moralische Pflicht zum Tyrannenmord sein müssen, aber etwas mehr als ein bitteres Kichern und die Frage, ob wohl eine Verfilmung droht, sollte bei einem solchen Dolchstoß im Narrenkostüm doch bleiben.
OLIVER JUNGEN
Peter Keglevic: "Ich war Hitlers Trauzeuge." Roman.
Knaus Verlag, München 2017.
576 S., geb., 26,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Finis Germaniae: Peter Keglevics grotesk überdrehter Pikaro-Roman über die letzten Tage des Nationalsozialismus
Am Ende steht in Deutschland immer Er. Man kann es auch umdrehen: Ohne Hitler ist nichts wirklich zu Ende. So müssen wir abermals hinab in den Führerbunker, der hier - Walter Moers zuliebe - einmal "Bonker" genannt wird. Man nehme noch Charlie Chaplin, Mel Brooks, Gerhard Polt, Helge Schneider und Timur Vermes hinzu: Peter Keglevic, ein anerkannter Fernsehfilmregisseur, der von redaktionell gleichgeschalteten Fernsehfilmen erklärtermaßen die Nase voll hat, reiht sich mit seiner grandios irrsinnigen, in den Details verlässlich recherchierten Schelmenerzählung, die all die Chauffeurs- und Sekretärinnen-Erinnerungen aufs Korn nimmt, ins Partisanencorps der grobianischen Hitler-Persiflierer ein.
Das ist aber bereits das erste Problem dieser zentnerschweren Romanbombe: An die starken Vorgänger reicht ihr Witz nur selten heran. Lustig à la Moers immerhin ist es, wenn die Hauptfigur, als sie schließlich am Ziel angelangt ist, den "Gröfaz" zuerst übersieht, denn der hockt zusammengefallen im Sessel, "als läge da eine alte Hundedecke". Finis Germaniae.
Die Hauptidee ist hübsch kurios. Angelehnt an diverse Volksläufe "zu Ehren des Führers", imaginiert der Autor einen Tausend-Kilometer-Lauf, der noch im Frühjahr 1945 durch das zusammenbrechende "Reich" führt. Vermarktet als Triumph des Durchhaltewillens wird dieser Ruinenparcours medial-propagandistisch durch den "Völkischen Beobachter" sowie die Reichsfilmregisseurin höchstselbst begleitet, was Anlass bietet für zahllose Scherze sowie Verbeugungen vor Leni Riefenstahls künstlerisch-technischem Talent. Als ihr Lakai agiert übrigens "Hajott" Syberberg, wobei mit den Daten etwas freihändig umgegangen wurde: Der echte Hans-Jürgen Syberberg, nachmals Regisseur des umstrittenen "Hitler"-Mehrteilers, war zu diesem Zeitpunkt erst neun Jahre alt. Aber es ist ja ein Roman.
Dramaturgisch ist die Konstruktion apart, vollzieht der Leser so doch im Moment der Niederlage von Berchtesgaden aus, wo Adolf Hitler von 1923 an regelmäßig gastierte, über seine Geburtsstadt Braunau, die "Führerstadt" Nürnberg, Wagners Bayreuth, Dresden und Potsdam bis nach Berlin noch einmal den Aufstieg des Nationalsozialismus nach, und zwar als groteske Reise ins Herz der Finsternis, die den realen Menschenströmen dieser Tage - nur raus aus Berlin, nur weg von der Verantwortung - diametral zuwiderläuft. Der Sieger darf am 20. April dem "Führer" persönlich zum Geburtstag gratulieren, während dem Zweitplazierten eine BMW-Beiwagenmaschine winkt, was dazu führt, dass niemand das Rennen gewinnen möchte. Ideologie zieht hier längst nicht mehr.
Erzählt ist der Roman in Ich-Perspektive von seinem jüdischen Protagonisten, dessen tragische Lebensgeschichte mittels vieler Rückblenden nachgereicht wird. Nach der Auslöschung seiner Familie entwischte Harry Freudenthal mit Hilfe eines Zahnarzt-Netzwerks den Häschern des Regimes und verbarg sich zuletzt in Wien, wo er einige Heldentaten im Widerstand vollbrachte. Abermals fliehend - diesmal mit einem Pilgerpass -, wurde er bei Berchtesgaden aufgegriffen, aber anders als seine abgeschlachteten Mitpilger von Leni Riefenstahl, die sich an sein zufällig im "Olympia"-Film auftauchendes Gesicht erinnert ("Ich stand genau hinter dem Streckenreporter"), für die Teilnahme am Führerlauf rekrutiert. Von nun an ist er Teil einer clownesken, teils auch liebenswürdigen Gurkentruppe, die sich als viel weniger heldenhaft erweist, als der erste Eindruck vermuten lässt.
Es handelt sich bei Harry, der im Führerbunker das Licht ausknipst, um eine leicht märchenhafte Auserwählten-Figur. Man geht kaum zu weit, wenn man ihn, der unter dem Namen Paul Renner an dem End-Lauf teilnimmt, als Personifikation jenes Projektils auffasst, das den zur eigenen Karikatur gewordenen Hexenmeister des Bösen schließlich dahinrafft. Zugleich ist Harry, der Sohn eines erfolgreichen jüdischen Zahnarztes aus Krampnitz bei Potsdam, vielleicht aber auch - daher der Vorname - des Hausfreunds Harry Graf Kessler, ein aus der Not geborener Hochstapler, der stets die Enttarnung fürchtet. Er hat Hitlers Aufstieg als Kind fasziniert beobachtet und sich vom Atem der Geschichte durchaus anhauchen lassen, was ihm nun zugutekommt: Um Antworten ist er nie verlegen. Nationalsozialistische Funktionäre schenken seiner koketten Notlüge einer nur noch auf diese Weise nach Berlin zu überbringenden Geheimbotschaft - "Durchbruch in der Antriebstechnik. Mehr kann ich nicht sagen" - aus Verzweiflung Glauben. Obwohl man inmitten des Bombenhagels wahrlich andere Sorgen hat, wird der abstruse Lauf daher immer weiter unterstützt.
Keglevic übertreibt es jedoch mit der Brachialkomik. Er reduziert sämtliche Figuren auf wenige Attribute und will häufig aufs Schenkelklopfen hinaus, wenn etwa in Bayreuth die beiden It-Girls des Hitlerstaats - Leni Riefenstahl und Winifred Wagner - Zickenkämpfe aufführen oder wenn der dem BDM-Organisationsstab des Führerlaufs in die Hände gefallene schwarze Amerikaner Joe eisern "Roy Black" genannt wird. Dieser fleißig Deutschmädel beglückende Soldat, der sieben Leben zu besitzen scheint, erweist sich als guter Geist der Operation Plattfuß, die bald auch unter amerikanischen und englischen Einheiten als Ereignis gilt. Spannungstechnisch lässt der Haupterzählstrang derweil zu wünschen übrig, geht es doch über Hunderte von Seiten in quälender Langatmigkeit, aber ohne erkennbaren narrativen Gewinn um endlos viele Einzeletappen. Jede Verpflegungspause wird notiert, jede folgenlose Unterhaltung, jede Nachtquartierständelei. Als die Handlung endlich Berlin erreicht, läuft der Leser nicht weniger auf dem Zahnfleisch als der Protagonist.
Die endgültige Kapitulation aber findet im Führerbunker statt. Hier verläppert die bis dahin wenigstens punktuell dramatische oder amüsante Erzählung vollends, wandelt sich zu einer so billigen Travestie, dass einen kaum mehr interessiert, wenn Eva Braun, die mit ihrem Trauzeugen intim wird, über den "Dolphi" klagt, er nehme sie "immer nur von hinten", weil er eigentlich den Chauffeur meine: "Und mit dem Speer stöpselt er auch." Müde angepappt wirkt zudem die hilflose Rahmenhandlung in der Jetztzeit: Der fünfundneunzigjährige Harry erzählt seine Geschichte in Joes Friseursalon, und zwar über vierundzwanzig Stunden. Warum gerade jetzt, erfahren wir nicht einmal.
So stehen Aufwand und Ertrag bei diesem Roman in keinem günstigen Verhältnis. Auch ein beherzteres Lektorat und die Kürzung um zwei Drittel des Umfangs hätten das Grundproblem des Buches nicht beseitigt: dass der Autor allein vom Stoff her denkt und so etwas wie ein überlanges Drehbuchexposé vorgelegt hat. Literarische Kategorien - eine elaborierte, verdichtende Sprache, das hintersinnige Kombinieren von Motiven, Metaphern und intertextuellen Bezügen - spielen so gut wie keine Rolle. Alles liegt hier offen zutage, aber nichts verweist auf etwas. Der reichlich vorhandene Klamauk unterminiert geradezu jede tiefere Bedeutung. Es hätte ja nicht gleich hochspekulativ Identitätsphilosophisches oder eine Reflexion über die moralische Pflicht zum Tyrannenmord sein müssen, aber etwas mehr als ein bitteres Kichern und die Frage, ob wohl eine Verfilmung droht, sollte bei einem solchen Dolchstoß im Narrenkostüm doch bleiben.
OLIVER JUNGEN
Peter Keglevic: "Ich war Hitlers Trauzeuge." Roman.
Knaus Verlag, München 2017.
576 S., geb., 26,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main