Ob vier Menschen in Brooklyn versuchen, Weihnachten mit einem verstimmten Klavier zu feiern oder eine Frau den begehrten Mann ins Pornokino schickt - Alissa Walser ist eine Meisterin der Kurzform, der Tiefenvirtuosität, die mit Raffinesse unsere normalerweise verschwiegenen "menschlichen Zwischenräume" ausleuchtet. Sie entwirft mit schlafwandlerisch sicheren Strichen emotionale Gefüge zwischen Frauen und Männern, Freunden und Freundinnen, Eltern und Kindern. Aus Leben entstehen Bilder, und umgekehrt werden die Bilder lebendig. Die Sicht der Autorin, ihre kluge Wahrnehmung, kristallisiert die Verhältnisse in klarer poetischer Sprache.
CD 1 | |||
1 | Immer ich | 00:05:35 | |
2 | Mädchen namens Debbie | 00:06:36 | |
3 | Mädchen namens Debbie | 00:06:36 | |
4 | Mädchen namens Debbie | 00:06:36 | |
5 | Mädchen namens Debbie | 00:06:36 | |
6 | Mädchen namens Debbie | 00:06:36 | |
7 | Mädchen namens Debbie | 00:06:36 | |
8 | Mädchen namens Debbie | 00:06:36 | |
9 | Mädchen namens Debbie | 00:06:36 | |
10 | Mädchen namens Debbie | 00:06:36 | |
11 | Mädchen namens Debbie | 00:06:36 | |
12 | Mädchen namens Debbie | 00:06:36 | |
13 | Wer du bist in drei Sätzen | 00:05:58 | |
14 | Wer du bist in drei Sätzen | 00:05:58 | |
15 | Wer du bist in drei Sätzen | 00:05:58 | |
16 | Wer du bist in drei Sätzen | 00:05:58 | |
17 | Wer du bist in drei Sätzen | 00:05:58 | |
CD 2 | |||
1 | Wer du bist in drei Sätzen | 00:05:58 | |
2 | In einem anderen Leben | 00:05:27 | |
3 | In einem anderen Leben | 00:05:27 | |
4 | In einem anderen Leben | 00:05:27 | |
5 | In einem anderen Leben | 00:05:27 | |
6 | In einem anderen Leben | 00:05:27 | |
7 | In einem anderen Leben | 00:05:27 | |
8 | Mann mit Tasche | 00:06:14 | |
9 | Mann mit Tasche | 00:06:14 | |
10 | Mann mit Tasche | 00:06:14 | |
11 | Zu Buddha kamen keine Neurotiker | 00:06:03 | |
12 | Zu Buddha kamen keine Neurotiker | 00:06:03 | |
13 | Zu Buddha kamen keine Neurotiker | 00:06:03 | |
14 | Zu Buddha kamen keine Neurotiker | 00:06:03 | |
15 | Zu Buddha kamen keine Neurotiker | 00:06:03 | |
16 | Zu Buddha kamen keine Neurotiker | 00:06:03 | |
17 | Zu Buddha kamen keine Neurotiker | 00:06:03 | |
18 | Zu Buddha kamen keine Neurotiker | 00:06:03 | |
19 | Zu Buddha kamen keine Neurotiker | 00:06:03 | |
20 | Wir sprachen über die Fledermausfrequenz | 00:05:32 | |
CD 3 | |||
1 | Wir sprachen über die Fledermausfrequenz | 00:05:32 | |
2 | Wir sprachen über die Fledermausfrequenz | 00:05:32 | |
3 | Wir sprachen über die Fledermausfrequenz | 00:05:32 | |
4 | Wir sprachen über die Fledermausfrequenz | 00:05:32 | |
5 | Wir sprachen über die Fledermausfrequenz | 00:05:32 | |
6 | Wir sprachen über die Fledermausfrequenz | 00:05:32 | |
7 | Wir sprachen über die Fledermausfrequenz | 00:05:32 | |
8 | Wir sprachen über die Fledermausfrequenz | 00:05:32 | |
9 | Wir sprachen über die Fledermausfrequenz | 00:05:32 | |
10 | Freier Eintritt. Dankeschön | 00:04:51 | |
11 | Freier Eintritt. Dankeschön | 00:04:51 | |
12 | Freier Eintritt. Dankeschön | 00:04:51 | |
13 | Freier Eintritt. Dankeschön | 00:04:51 | |
14 | Freier Eintritt. Dankeschön | 00:04:51 | |
15 | Freier Eintritt. Dankeschön | 00:04:51 | |
16 | Freier Eintritt. Dankeschön | 00:04:51 | |
17 | Freier Eintritt. Dankeschön | 00:04:51 | |
18 | "I'll Make Of You What You Want To Be" | 00:05:18 | |
19 | "I'll Make Of You What You Want To Be" | 00:05:18 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.06.2011Lebendig werden
Alissa Walser liest in der Frankfurter Villa Metzler
Neun Erzählungen umfasst Alissa Walsers schmaler neuer Band "Immer ich". In der ersten von ihnen berichtet die Erzählerin aus einem Alter, in dem das Schnürsenkelbinden die nächste, noch ungenommene Hürde darstellt. Immer "ich" sagen, weist der Onkel das kleine Mädchen zurecht, das sich unter grammatikalischen Ausflüchten wie "Es geht nicht" und "Man braucht halt Kraft" um die Schwierigkeit der ersten selbstgemachten Schleife, im Grunde aber um den nötigen Mut zum Ich herumdrücken will.
Dieser Aufforderung verdankt der Band seinen Namen und seinen unaufdringlichen poetologischen Kern. Wie die Autorin das "ich" des Titels betont wissen wolle, nörgelnd oder selbstbewusst, fragte hr-Moderator Alf Mentzer Walser im Gespräch. Wichtig sei ihr die offene Spanne der Möglichkeiten, antwortete die Schriftstellerin, Künstlerin, Übersetzerin und Dramatikerin. Im Titel stecke das stolze "Renaissance-Ich", jenes, das sich "in einer Wettbewerbsgesellschaft" durchbeiße, und ja, auch der Genuss daran, "ich" zu sagen. Beim Schreiben müsse sie die eigene Wahrnehmung einfließen lassen. Tatsächlich steckt in den Erzählerinnen des Bandes, die ihr Ich vor sich hertragen, wohl ein Stück Maskenspiel der Autorin.
"Immer ich" fügt sich ganz in die Linie der "Frankfurter Premieren" ein, die ein Schaufenster von Novitäten Frankfurter Autoren sein will, vorzugsweise in Romanform. Letzterer kommt Walsers Bändchen nahe, wenn es, wie von Mentzer angesprochen, mehrere Figuren verwebt. Die meisten Texte, so Walser, habe sie der Schublade entnehmen können, nur die Titelgeschichte sei eigens neu verfasst. Verbunden seien zwei der Erzählerinnen über Bekanntschaften. Nina und Mona hätten gleichfalls mit Kunst zu tun, die historische Gestalt der impressionistischen Malerin Berthe Morisot entwickle ihre Identität ganz ausdrücklich über die Kunst.
Wenn sie als Autorin schreibe, Farbe müsse Feuer werden, und im Schreiben ein Pendant hierzu benennen solle, sei dieses befeuernde Element der Lebendigkeit bei ihr die eigene Wahrnehmung. Es sei ähnlich wie bei Fotografie und Malerei. Zu Zeiten der frühen Fotografie habe man Porträtbilder oder auch die Aufnahmen eines galoppierenden Pferdes als wie zu Stein erstarrt empfunden, wohingegen die Malerei solcher Lüge durch technische Faktentreue eine eigene Wahrheit des Empfindens trotz faktischer Ungenauigkeit vorausgehabt habe. Darum gehe es auch ihren Figuren: "Die versuchen alle schwer, etwas lebendig zu machen."
MARCUS HLADEK
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Alissa Walser liest in der Frankfurter Villa Metzler
Neun Erzählungen umfasst Alissa Walsers schmaler neuer Band "Immer ich". In der ersten von ihnen berichtet die Erzählerin aus einem Alter, in dem das Schnürsenkelbinden die nächste, noch ungenommene Hürde darstellt. Immer "ich" sagen, weist der Onkel das kleine Mädchen zurecht, das sich unter grammatikalischen Ausflüchten wie "Es geht nicht" und "Man braucht halt Kraft" um die Schwierigkeit der ersten selbstgemachten Schleife, im Grunde aber um den nötigen Mut zum Ich herumdrücken will.
Dieser Aufforderung verdankt der Band seinen Namen und seinen unaufdringlichen poetologischen Kern. Wie die Autorin das "ich" des Titels betont wissen wolle, nörgelnd oder selbstbewusst, fragte hr-Moderator Alf Mentzer Walser im Gespräch. Wichtig sei ihr die offene Spanne der Möglichkeiten, antwortete die Schriftstellerin, Künstlerin, Übersetzerin und Dramatikerin. Im Titel stecke das stolze "Renaissance-Ich", jenes, das sich "in einer Wettbewerbsgesellschaft" durchbeiße, und ja, auch der Genuss daran, "ich" zu sagen. Beim Schreiben müsse sie die eigene Wahrnehmung einfließen lassen. Tatsächlich steckt in den Erzählerinnen des Bandes, die ihr Ich vor sich hertragen, wohl ein Stück Maskenspiel der Autorin.
"Immer ich" fügt sich ganz in die Linie der "Frankfurter Premieren" ein, die ein Schaufenster von Novitäten Frankfurter Autoren sein will, vorzugsweise in Romanform. Letzterer kommt Walsers Bändchen nahe, wenn es, wie von Mentzer angesprochen, mehrere Figuren verwebt. Die meisten Texte, so Walser, habe sie der Schublade entnehmen können, nur die Titelgeschichte sei eigens neu verfasst. Verbunden seien zwei der Erzählerinnen über Bekanntschaften. Nina und Mona hätten gleichfalls mit Kunst zu tun, die historische Gestalt der impressionistischen Malerin Berthe Morisot entwickle ihre Identität ganz ausdrücklich über die Kunst.
Wenn sie als Autorin schreibe, Farbe müsse Feuer werden, und im Schreiben ein Pendant hierzu benennen solle, sei dieses befeuernde Element der Lebendigkeit bei ihr die eigene Wahrnehmung. Es sei ähnlich wie bei Fotografie und Malerei. Zu Zeiten der frühen Fotografie habe man Porträtbilder oder auch die Aufnahmen eines galoppierenden Pferdes als wie zu Stein erstarrt empfunden, wohingegen die Malerei solcher Lüge durch technische Faktentreue eine eigene Wahrheit des Empfindens trotz faktischer Ungenauigkeit vorausgehabt habe. Darum gehe es auch ihren Figuren: "Die versuchen alle schwer, etwas lebendig zu machen."
MARCUS HLADEK
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main