Das Hörbuch zum neue Kindertitel von J.K. Rowling
Jack liebt sein Stoffschwein über alles. Es war immer für ihn da, gemeinsam sind sie stets durch dick und dünn gegangen. Bis an einem Weihnachtsabend etwas Schreckliches passiert - das Stoffschwein ist verschwunden. Jacks neues Stofftier, das Weihnachtsschwein, das das alte nie ersetzen könnte, hat einen kühnen Plan. Gemeinsam machen sie sich auf eine wundersame Reise, um zu finden, was verloren ging, und um den besten Freund zu retten, den Jack je hatte.
Ungekürzte Lesung mit Rike Schmid, Ferdi Özten, Pepe Vielhaben
1 MP3-CD, 6h 12min
Jack liebt sein Stoffschwein über alles. Es war immer für ihn da, gemeinsam sind sie stets durch dick und dünn gegangen. Bis an einem Weihnachtsabend etwas Schreckliches passiert - das Stoffschwein ist verschwunden. Jacks neues Stofftier, das Weihnachtsschwein, das das alte nie ersetzen könnte, hat einen kühnen Plan. Gemeinsam machen sie sich auf eine wundersame Reise, um zu finden, was verloren ging, und um den besten Freund zu retten, den Jack je hatte.
Ungekürzte Lesung mit Rike Schmid, Ferdi Özten, Pepe Vielhaben
1 MP3-CD, 6h 12min
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.2021Im Jenseits der verlorenen Dinge
Das Ersatzkuscheltier kennt den Weg: Heute erscheint J. K. Rowlings neues Kinderbuch "Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein"
Jede Ähnlichkeit, schreibt die Autorin am Ende ihres Romans, "zwischen den Dingen auf diesen Seiten und den Dingen, die unsere Familie verloren und wiedergefunden haben mag", sei "vollkommen beabsichtigt". Und hält man sich zudem vor Augen, dass die Geschichte um das Frotteeschwein des kleinen Jack, wie die Autorin andernorts sagt, von einem ganz ähnlichen Kuscheltier ihres eigenen Sohnes inspiriert worden sei, dann klingt das nach einer im Kinderbuch leider allzu weit verbreiteten Fortschreibungsprosa privater Dinge, die furchtbar kitschige Ergebnisse hervorbringen kann, weil rosige Erinnerungen an niedliche Momente nicht immer die besten literarischen Sujets bereithalten.
"Jacks wunderbare Reise mit dem Weihnachtsschwein", der heute weltweit, auf Deutsch bei Carlsen erscheinende Roman der Harry-Potter-Autorin J. K. Rowling, verlässt dieses Fahrwasser glücklicherweise rasch. Sonderlich niedlich geht es in diesem Kinderbuch, dem zweiten in rascher Folge nach dem "Ickabog" von 2020, jedenfalls nicht zu. Jack, ein Junge im Grundschulalter, muss miterleben, wie die Ehe seiner Eltern zerbricht, sein Vater auszieht und die Mutter mit ihm in eine andere Stadt zieht. Dort freundet er sich mit der coolen, einige Jahre älteren Holly an. Doch als Hollys Eltern sich trennen und noch später ihr Vater und Jacks Mutter ein Paar werden, verhält sich Holly aggressiv gegenüber Jack - der Streit eskaliert während einer Autofahrt kurz vor Weihnachten, auf der die von Jack provozierte Holly dessen geliebtes Frotteeschwein aus dem Autofenster wirft, was den Jungen in tiefe Trauer und zugleich einen Tobsuchtsanfall treibt. Das Ersatzschwein traktiert er mit den Fäusten und versucht, ihm den Kopf abzureißen.
So weit der realistische Rahmen, den Rowling um den fantastischen Kern ihres in 58 vorlesetauglich kurzen Kapiteln strukturierten Romans zieht. Denn weil sie den tradierten Weihnachtszauber, nach dem in der Christnacht die Tiere zu sprechen anfangen, charmanterweise auch auf die Dinge ausdehnt, die daher plötzlich in Jacks Schlafzimmer durcheinanderquasseln, beginnt ein Abenteuer, das den Jungen und das Ersatzschwein auf der Suche nach dem vermissten Kuscheltier in ein Land der verlorenen Dinge führt. Als Sujet ist das nicht neu, man denke nur an Lukas Hartmanns Roman "All die verschwundenen Dinge" von 2011, der mit der schönen Pointe aufwartet, dass der kleine Karl zwar wirklich an einem solchen Ort auf seine zuvor verlorene Kasperpuppe stößt, diese am Ende aber dort lässt, weil sie ihm, wie er sich plötzlich eingestehen muss, seit dem Verlust fremd geworden ist.
Vor diesem Hintergrund aber setzt Rowling eigene Akzente, und je mehr sich der Kosmos ihres publizierten kinderliterarischen Werkes, das lange aus dem verschiedentlich ausgemalten Harry-Potter-Kosmos bestand, nun weitet, desto klarer werden dessen übergreifende Konturen, und desto überraschendere Bezüge lassen sich erkennen.
Eine der bemerkenswertesten Szenen der Harry-Potter-Reihe findet sich im Finale, wenn Harry und der Zauberer Lord Voldemort gegeneinander antreten und sich plötzlich in einer Art Limbo wiederfinden, von allem entblößt, was die Welt ihnen an Macht und Stärke verliehen hatte, reduziert auf den jeweiligen Kern. Für Voldemort heißt das: Er erscheint als wimmernder, von Ausschlag gequälter Säugling, dem nicht zu helfen ist. Auch Jack und das bald "Weihnachtsschwein" getaufte Ersatzkuscheltier geraten in eine Welt, die deutlich als Jenseits gezeichnet ist. An die Stelle des Todes tritt für die Dinge hier das Verlorenwerden durch ihre Besitzer, sodass Jack mit seinem Begleiter in eine riesige Halle gelangt, in der sich Gegenstände wie Regenschirme, Schlüssel, Ohrringe oder Werkzeuge versammeln und sie nach Funktion, nicht nach Geldwert sortiert werden - der Verlust, der große Gleichmacher. Hier erscheinen auch nicht etwa die physischen Dinge - die ruhen weiter dort, wo sie verloren wurden, und sei es unter Bananenschalen im Dschungel -, sondern deren Abbilder, auch wenn die daraus abgeleitete Körper-Seele-Entsprechung der Dinge nicht ganz aufgeht. Allerdings ist auch dieses Jenseits in angenehme und unangenehme Aufenthaltsorte gegliedert, je nachdem, welchen das jeweils Verlorene für den Besitzer besaß und noch besitzt, und Rowling zeichnet das Elysium der fortgeliebten Dinge ebenso liebevoll wie ein hitziges Äquivalent der Hölle.
Rowling entpuppt sich nach dem "Ickabog" einmal mehr als Autorin von moralischen Romanen, deren Botschaft deutlich ist, einer spannenden und anspielungsreichen Handlung aber nicht im Wege steht. So begegnen Jack personifizierte Eigenschaften wie Ehrgeiz, Stolz, Macht und Schönheit als Protagonisten, und wie auch unter den Dingen Angehörige saturierter Gemeinschaften die Unterprivilegierten - hier heißt das: von den Menschen nicht Vermissten - mit Gewalt von sich fernhalten, spielt ebenfalls eine Rolle.
Gesetze befolgen und sich um nichts kümmern, heißt es hier einmal, sei das beste Mittel, um in diesem Jenseits durchzukommen. Davon, dass es im Gegenteil das Kümmern ist, das uns vor den Schrecken einer solchen Welt bewahrt, erzählt dieses Buch mit schöner, klarer Konsequenz. TILMAN SPRECKELSEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Ersatzkuscheltier kennt den Weg: Heute erscheint J. K. Rowlings neues Kinderbuch "Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein"
Jede Ähnlichkeit, schreibt die Autorin am Ende ihres Romans, "zwischen den Dingen auf diesen Seiten und den Dingen, die unsere Familie verloren und wiedergefunden haben mag", sei "vollkommen beabsichtigt". Und hält man sich zudem vor Augen, dass die Geschichte um das Frotteeschwein des kleinen Jack, wie die Autorin andernorts sagt, von einem ganz ähnlichen Kuscheltier ihres eigenen Sohnes inspiriert worden sei, dann klingt das nach einer im Kinderbuch leider allzu weit verbreiteten Fortschreibungsprosa privater Dinge, die furchtbar kitschige Ergebnisse hervorbringen kann, weil rosige Erinnerungen an niedliche Momente nicht immer die besten literarischen Sujets bereithalten.
"Jacks wunderbare Reise mit dem Weihnachtsschwein", der heute weltweit, auf Deutsch bei Carlsen erscheinende Roman der Harry-Potter-Autorin J. K. Rowling, verlässt dieses Fahrwasser glücklicherweise rasch. Sonderlich niedlich geht es in diesem Kinderbuch, dem zweiten in rascher Folge nach dem "Ickabog" von 2020, jedenfalls nicht zu. Jack, ein Junge im Grundschulalter, muss miterleben, wie die Ehe seiner Eltern zerbricht, sein Vater auszieht und die Mutter mit ihm in eine andere Stadt zieht. Dort freundet er sich mit der coolen, einige Jahre älteren Holly an. Doch als Hollys Eltern sich trennen und noch später ihr Vater und Jacks Mutter ein Paar werden, verhält sich Holly aggressiv gegenüber Jack - der Streit eskaliert während einer Autofahrt kurz vor Weihnachten, auf der die von Jack provozierte Holly dessen geliebtes Frotteeschwein aus dem Autofenster wirft, was den Jungen in tiefe Trauer und zugleich einen Tobsuchtsanfall treibt. Das Ersatzschwein traktiert er mit den Fäusten und versucht, ihm den Kopf abzureißen.
So weit der realistische Rahmen, den Rowling um den fantastischen Kern ihres in 58 vorlesetauglich kurzen Kapiteln strukturierten Romans zieht. Denn weil sie den tradierten Weihnachtszauber, nach dem in der Christnacht die Tiere zu sprechen anfangen, charmanterweise auch auf die Dinge ausdehnt, die daher plötzlich in Jacks Schlafzimmer durcheinanderquasseln, beginnt ein Abenteuer, das den Jungen und das Ersatzschwein auf der Suche nach dem vermissten Kuscheltier in ein Land der verlorenen Dinge führt. Als Sujet ist das nicht neu, man denke nur an Lukas Hartmanns Roman "All die verschwundenen Dinge" von 2011, der mit der schönen Pointe aufwartet, dass der kleine Karl zwar wirklich an einem solchen Ort auf seine zuvor verlorene Kasperpuppe stößt, diese am Ende aber dort lässt, weil sie ihm, wie er sich plötzlich eingestehen muss, seit dem Verlust fremd geworden ist.
Vor diesem Hintergrund aber setzt Rowling eigene Akzente, und je mehr sich der Kosmos ihres publizierten kinderliterarischen Werkes, das lange aus dem verschiedentlich ausgemalten Harry-Potter-Kosmos bestand, nun weitet, desto klarer werden dessen übergreifende Konturen, und desto überraschendere Bezüge lassen sich erkennen.
Eine der bemerkenswertesten Szenen der Harry-Potter-Reihe findet sich im Finale, wenn Harry und der Zauberer Lord Voldemort gegeneinander antreten und sich plötzlich in einer Art Limbo wiederfinden, von allem entblößt, was die Welt ihnen an Macht und Stärke verliehen hatte, reduziert auf den jeweiligen Kern. Für Voldemort heißt das: Er erscheint als wimmernder, von Ausschlag gequälter Säugling, dem nicht zu helfen ist. Auch Jack und das bald "Weihnachtsschwein" getaufte Ersatzkuscheltier geraten in eine Welt, die deutlich als Jenseits gezeichnet ist. An die Stelle des Todes tritt für die Dinge hier das Verlorenwerden durch ihre Besitzer, sodass Jack mit seinem Begleiter in eine riesige Halle gelangt, in der sich Gegenstände wie Regenschirme, Schlüssel, Ohrringe oder Werkzeuge versammeln und sie nach Funktion, nicht nach Geldwert sortiert werden - der Verlust, der große Gleichmacher. Hier erscheinen auch nicht etwa die physischen Dinge - die ruhen weiter dort, wo sie verloren wurden, und sei es unter Bananenschalen im Dschungel -, sondern deren Abbilder, auch wenn die daraus abgeleitete Körper-Seele-Entsprechung der Dinge nicht ganz aufgeht. Allerdings ist auch dieses Jenseits in angenehme und unangenehme Aufenthaltsorte gegliedert, je nachdem, welchen das jeweils Verlorene für den Besitzer besaß und noch besitzt, und Rowling zeichnet das Elysium der fortgeliebten Dinge ebenso liebevoll wie ein hitziges Äquivalent der Hölle.
Rowling entpuppt sich nach dem "Ickabog" einmal mehr als Autorin von moralischen Romanen, deren Botschaft deutlich ist, einer spannenden und anspielungsreichen Handlung aber nicht im Wege steht. So begegnen Jack personifizierte Eigenschaften wie Ehrgeiz, Stolz, Macht und Schönheit als Protagonisten, und wie auch unter den Dingen Angehörige saturierter Gemeinschaften die Unterprivilegierten - hier heißt das: von den Menschen nicht Vermissten - mit Gewalt von sich fernhalten, spielt ebenfalls eine Rolle.
Gesetze befolgen und sich um nichts kümmern, heißt es hier einmal, sei das beste Mittel, um in diesem Jenseits durchzukommen. Davon, dass es im Gegenteil das Kümmern ist, das uns vor den Schrecken einer solchen Welt bewahrt, erzählt dieses Buch mit schöner, klarer Konsequenz. TILMAN SPRECKELSEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Elena Gorgis kann nie mehr etwas wegwerfen nach dem Vorlesemarathon mit Joanne K. Rowlings Weihnachtsgeschichte. Dass alles Ausgemusterte, Verlorene und achtlos Weggeworfene irgendwo fortlebt und auf die Rückkehr wartet, ahnte Gorgis vielleicht, nun weiß sie es. Die Geschichte um Jack und sein verlorenes Schwein, die den Jungen an Heiligabend ins Land der Verlorenen führt, wo Brotdosen, Brillen, Kuscheltiere, aber auch Liebe und Hoffnung in Kategorien sortiert ihr abseitiges Dasein fristen, bietet Gorgis aber nicht nur eine schöne Märchen-Story, sondern auch Komik und Magie, wenngleich weniger nach Potter-Art, sondern eher wie bei Lewis Carroll. Rowlings Talent, Dingen und Figuren Leben einzuhauchen und damit der kindlichen Fantasie in die Karten zu spielen, kommt in diesem Buch wiederum gut zur Geltung, findet Gorgis.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"[Das Buch handelt] in bewegender und anrührender Art von Freundschaft und Mut, aber auch Ängste werden thematisiert." Markus Kolbeck Ringbote 20230127