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Was hat das Christentum auf die Grundfragen des Menschseins heute zu sagen? Die Antwort darauf hängt unmittelbar zusammen mit der Frage: Wer ist Jesus von Nazareth? War er nun ein großer Mensch oder ist er mehr? Sein Leben lang hat Joseph Ratzinger sich mit Jesus von Nazareth beschäftigt, ihn als Professor, als Bischof, als oberster Glaubenshüter, als Papst zu verstehen gesucht. Als Kardinal hatte er vor einigen Jahren mit dem Buch begonnen. Nach seiner Wahl zum Papst nutzte er jede freie Minute zum Weiterschreiben. Dieses Werk zieht die Summe eines großen Theologenlebens. Es ist wohl das…mehr

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Produktbeschreibung
Was hat das Christentum auf die Grundfragen des Menschseins heute zu sagen? Die Antwort darauf hängt unmittelbar zusammen mit der Frage: Wer ist Jesus von Nazareth? War er nun ein großer Mensch oder ist er mehr? Sein Leben lang hat Joseph Ratzinger sich mit Jesus von Nazareth beschäftigt, ihn als Professor, als Bischof, als oberster Glaubenshüter, als Papst zu verstehen gesucht. Als Kardinal hatte er vor einigen Jahren mit dem Buch begonnen. Nach seiner Wahl zum Papst nutzte er jede freie Minute zum Weiterschreiben.
Dieses Werk zieht die Summe eines großen Theologenlebens. Es ist wohl das persönlichste Buch, das Joseph Ratzinger und das überhaupt je ein Papst geschrieben hat.
Autorenporträt
Benedikt XVI., geboren als Joseph Ratzinger am 16. 4. 1927 in Marktl am Inn (Oberbayern). Nachdem er von 1943 bis Kriegsende Kriegsdienst geleistet hatte, trat er in das Priesterseminar Freising ein und studierte Philosophie und Theologie an der Universität München. 1951 erfolgte die Priesterweihe, 1953 wurde er mit einer Arbeit über "Volk und Haus Gottes bei Augustinus" zum Dr. theol. promoviert, 1959 mit einer Studie über Bonaventuras Geschichtstheologie habilitiert.

Seit 1958 lehrte er Fundamentaltheologie und Dogmatik am Priesterseminar Freising sowie an den Universitäten Bonn, Münster, Tübingen, das er nach den Studentenunruhen 1969 verließ, und Regensburg.

1977 wurde Ratzinger zum Erzbischof von München-Freising ernannt und im selben Jahr zum Kardinal erhoben. 1981 berief ihn Papst Johannes Paul II. zum Präfekten der Glaubenskongregation, ein Amt, das er bis zu seiner Wahl zum Papst 2005 ausübte. Zudem wirkte er als Präsident der Päpstlichen Bibelkommission und der Internationalen Theologenkommission sowie von 2002 bis 2005 als Dekan des Kardinalskollegiums.

Am 19.4.2005 wurde Ratzinger zum Papst gewählt. Als Papst trat Benedikt XVI. besonders durch seine großen Lehrschreiben zu den theologischen Tugenden und durch seine Jesusbücher hervor, mit denen er auf das Zentrum christlichen Glaubens hinweisen wollte. Die Vermittlung von Glaube und Vernunft war ihm weiterhin ein Grundanliegen.

Kirchenpolitisch war sein Pontifikat durch mehrere Kontroversen gekennzeichnet, z.B. angesichts der Wiederzulassung der Tridentinischen Messe (2007), der Neuformulierung der Karfreitagsfürbitte für die Juden (2008) und der Aufhebung der Exkommunikation der Piusbrüder (2009). Dabei spitzte sich die Diskussion auf die Frage der Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils zu. In Abgrenzung zu einer Hermeneutik der Kontinuität oder der Diskontinuität sprach sich Benedikt dabei für eine "Hermeneutik der Reform" aus, wobei der Begriff vage bleibt.

Aufsehen erregte der Amtsverzicht Benedikts, den er am 11. Februar 2013 ankündigte und am 28. Februar vollzog. Es war der erste Rücktritt eines Papstes aus eigenem Antrieb seit jenem Coelestins V. im Jahr 1294. Als "emeritierter Papst" lebt Benedikt zurückgezogen im Vatikan.

Hans-Peter Bögel ist als freier Schauspieler, Sprecher und Regisseur für Funk und Fernsehen tätig. Er lehrte viele Jahre als Professor an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.04.2007

Verachtet mir die Pharisäer nicht!
Der Papst als Theologe: Benedikt XVI. fordert in seinem Buch „Jesus von Nazareth” eine neue Ernsthaftigkeit
Für die bisher größten Verwerfungen im Pontifikat Benedikts XVI. sorgte ein Zitat. Weil Manuel II. Palaeologos einen Perser fragte, ob Mohammed nur Schlechtes und Inhumanes gebracht habe, und weil Benedikt diese Frage in seiner Regensburger Vorlesung zitierte, schien der Weltfriede in Gefahr. Auch in seinem neuen, ausdrücklich als Resultat persönlichen Suchens bezeichneten Buch „Jesus von Nazareth” ist ein Zitat von zentraler Bedeutung. Und vielleicht werden nun nicht zornige Muslime, sondern wütende Theologen, solche aus Tübingen zumal, ihre Stimme erheben. Satan persönlich habe nämlich von der Universität Tübingen den Ehrendoktor der Theologie erhalten – schreibt Wladimir Solowjew in seiner „Kurzen Erzählung vom Antichrist”. Benedikt zitiert die Parabel und fügt hinzu: „Bibelauslegung kann in der Tat zum Instrument des Antichrist werden.”
Die Pointe zählt zum Kernbestand des Ratzingerschen Zitatenschatzkästleins. Oft gab er sie zum Besten, zuletzt 2004 in New York. Schon 1978 warf er der historisch-kritischen Methode vor, sie gebe „das Seziermesser des Literaturkritikers für die Grundform der Erkenntnisse der Geheimnisse Gottes aus”. Der biblische Glaube sei „nicht im Gegenüber zwischen einem Buch und der analytischen Einzelvernunft angesiedelt.” Glaube sei die „Entgrenzung der Einzelvernunft wie der Einzelexistenz”: Man glaubt und theologisiert nur in der Gemeinschaft ganz, in der Kirche. Wenn Benedikt jetzt bekräftigt, Jesus sprenge das „strenge Modell professoralen Denkens”, die Schriftkundigen blieben „im Dickicht ihrer Detailkenntnisse stecken”, bewegt er sich in vertrauten Bahnen.
Dennoch ist das 400 Seiten starke Buch, entstanden zwischen 2003 und 2006, ein Solitär. Zum ersten Mal legt ein amtierender Papst eine dezidiert theologische Studie vor. Johannes Paul II., ein homo politicus von hohen Graden, hinterließ Gedichte, Erinnerungen, Appelle. Sein vor der Wahl geschriebenes Hauptwerk „Person und Tat” war eine Auseinandersetzung mit Individualismus und Totalitarismus; seine zwischen 1979 und 1984 entwickelte „Theologie des Leibes” harrt noch der Diskurse. Benedikt argumentiert nun strikt als Theologe. Er will „den Evangelien trauen”, will „einfach den wichtigsten Texten zuhören”.
Um „den Schleier der Zukunft” versuchsweise zu heben, bedient er sich des Vergangenen. Das Ältere ist hier buchstäblich das Vorgängige, das Alte Testament. Joseph Ratzinger bekennt sich zur jüdischen Genese des Christentums mit einer Leidenschaft, wie sie noch keinem Papst aus der Feder floss. Über viele Seiten hinweg referiert er zustimmend die Auslegungen eines jüdischen Gelehrten unserer Tage. Kapitel um Kapitel legt er dar, weshalb „der Gott Israels, der ja der einzige Gott selber ist,” Juden und Christen ewig aufeinander verweist.
Seit den achtziger Jahren vertritt Ratzinger entschieden eine „Theologie des Einen Bundes”. Zuvor gab er den nicht unproblematischen Commonsense katholischer Dogmatik, den der Katechismus 1992 modifizierte, so wieder: „Die Parteinahme Gottes für Jesus gegen die amtliche Auslegung des Alten Testaments durch die zuständigen jüdischen Instanzen” eröffne die „Freiheit vom Buchstaben des Gesetzes”. Dieser Dualismus ist Geschichte. Wie schon in der Rede vom Februar 1994 über „Israel, die Kirche und die Welt” ist Benedikts Augenmerk jetzt auf Jesu „Zugehörigkeit zum Glaubens- und Lebenserbe Israels” gerichtet.
Kaum zu überschätzen ist die Bedeutung einer solchen Neubestimmung. Jeder klerikale Antijudaismus verbietet sich endgültig. Die Rede von der über die Synagoge triumphierenden Kirche, die noch immer beliebte Gegenüberstellung von Pharisäertum und Glaube, die Ineinssetzung von Gesetzestreue und Heuchelei haben nun den Papst gegen sich. Wenn es der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs ist, den Jesus „zu den Völkern der Erde” brachte, wenn die Kirche das erneuerte Israel ist, „das das alte nicht ausschließt oder aufhebt, aber überschreitet ins Universale hinein”, dann können Christen Juden nicht anders begegnen als im Geist der Geschwisterlichkeit.
Die Ehrenrettung der Pharisäer hat eine theologiekritische Spitze. Benedikt stellt sie vor als Menschen, die „der Anpassung an die hellenistisch-römische Einheitskultur entgehen” wollten. Sein Herz schlägt wohl ein wenig für die Pharisäer, weil diese jenem Geist widerstanden, dem zu widerstehen Benedikt heute aufruft: dem Geist des „Mitmachens” bei dem, was alle tun, der „Diktatur der Gewöhnlichkeit”, der „verlogenen Vergöttlichung der Macht und des Wohlstands”.
Zugleich opponiert er gegen die „übliche Auslegung” des Alten Testaments. Jesus sei kein „Vorläufer des christlichen Liberalismus”, mit dem die Juden brachen, weil er ihren „verknöcherten Legalismus” ablehnte. Genüsslich erinnert er an das Bonmot, niemand würde einen Lehrer kreuzigen, der nur gefällige Geschichten erzähle. Nein, insistiert Benedikt, Jesus bleibe die „lebendige Tora Gottes”. Nicht die Nähe oder Ferne zum Gesetz der Väter markiert demnach die Grenze, sondern einzig der Anspruch Jesu, mit göttlicher Autorität zu handeln. Der von Benedikt ausführlich zitierte New Yorker Rabbiner Jacob Neusner fand hierfür die Formulierung: „Christus nimmt den Platz der Tora ein”. Ihm zu folgen, fährt Benedikt fort, sei dann kein Ungehorsam gegen Gottes Gebot, wenn er „in der Vollmacht des Sohnes spricht, wenn seine Auslegung Anfang einer neuen Gemeinschaft eines neuen freien Gehorsams ist”. Die Person Jesu trennt demnach Juden und Christen, sonst nichts.
Die jüdischen Pioniere des Dialogs – Abraham Geiger, Leo Baeck, Schalom Ben-Chorin – hätten es kaum anders formuliert. „Jesus von Nazareth” ist ein Gesprächsangebot von stellenweise zärtlichem Charakter. Und es ist wie die Rede über „Israel, die Kirche und die Welt” eine Kampfansage an „liberale und moderne Darstellungen”, wonach die jüdischen Autoritäten „von der Unterdrückung der anderen lebten. Man stellt sich diesen Interpretationen gemäß auf die Seite Jesu und ficht seinen Kampf, indem man gegen Priestermacht in der Kirche und law and order im Staat auftritt.” So sprach Ratzinger 1994, nun nennt Benedikt die „Abstoßung von Mose und Propheten” eine „große Versuchung der Neuzeit”. In der Nachfolge Harnacks wolle man „die Christenheit von der Last des Alten Testaments befreien”.
Symptomatisch ist die Deutung des Gleichnisses vom Weinberg. Dessen Pächter ermorden den Sohn des Besitzers, um Grund und Boden zu behalten. Jesus schließt die Bilderrede mit der Ankündigung, nun werde der Besitzer kommen, die Pächter töten, den Weinberg in andere Hände geben. Laut Benedikt betrifft diese „Drohung-Verheißung” nicht nur die herrschenden jüdischen Kreise damals, „sie gilt auch im neuen Gottesvolk”. Christen können ihr Erbe verspielen, können Ansehen, Einfluss, Präsenz verlieren. Kein Zufall ist es da, dass Benedikt das Schrumpfen der Volkskirche als Chance begreift: „Immer wieder bedarf die Kirche, bedarf der Einzelne der Reinigung. Die eigene Größe des Menschen wie auch der Institutionen muss weggeschnitten werden; was allzu groß geworden ist, muss wieder in die Einfachheit und Armut des Herrn selbst zurückgeführt werden. Nur durch solche Vorgänge des Absterbens hindurch bleibt und erneuert sich die Fruchtbarkeit.”
Benedikt tadelt auch die Verwechslung von Liebe und Lieblichkeit. So wie „die Nachfolge Christi nicht bequem” sei, dürfe die Kirche vor unbequemen Wahrheiten nicht zurückschrecken. Liebe bedeute die „schmerzvolle Umwandlung unserer selbst”. Wachzuhalten sei das Bewusstsein, „zuallererst vom Gehorsam gegen Gottes Wort” zu leben. Nur der „mit Gott und sich selbst versöhnte Mensch” könne Frieden stiften, denn „wo Gott nicht gesehen wird, verfällt der Mensch und verfällt die Welt.”
Ein solcher Ton der Unbedingtheit ist sonst aus der Theologie vertrieben. Indem Benedikt in einfachen Sätzen die Realität von Heil oder Unheil, Verwerfung oder Errettung behauptet, sorgt er in Theologenkreisen für größere Zerrüttung als durch die Anekdote vom Antichrist. Dass bei deren Erwähnung biographische Aspekte eine Rolle gespielt haben, scheint plausibel. Ratzinger lehrte von 1966 bis 1969 in Tübingen. Dort erlebte er „die Zerstörung der Theologie durch ihre Politisierung im Sinne des marxistischen Messianismus”. Ist an diese Zeilen aus den Lebenserinnerungen zu denken, wenn Benedikt klagt, „aus scheinbaren Ergebnissen der wissenschaftlichen Exegese sind die schlimmsten Bücher der Zerstörung der Gestalt Jesu (. . .) geflochten worden”? Oder hat er – jenseits der oft genannten Harnack und Bultmann – den religionspluralistischen Ansatz im Sinn? Fußnoten fehlen.
Womöglich führt eine zweite Spur zurück an den Neckar. Dass Ratzinger das „Weltethos”-Projekt des ehemaligen Tübinger Kollegen Hans Küng ablehnt, ist bekannt. „Utopistisches Gerede”, eine „nachchristliche Vision” erblickt er nun in der „heutigen Theorie”, jeder möge bei seiner Religion bleiben, damit man zusammenwirke für „eine Welt, in der Friede, Gerechtigkeit und Respekt vor der Schöpfung bestimmend sind.” Eine solche Allverbrüderung müsse scheitern, denn „wer sagt uns eigentlich, was Gerechtigkeit ist, was in der konkreten Situation der Gerechtigkeit dient, wie Friede geschaffen wird?” Wer sich dem „wirklichen Jesus” öffne – das meint: dem gottgleichen, rettenden und richtenden Menschensohn –, dessen Hunger nach Gerechtigkeit werde gestillt.
Eindringlich sind jene Passagen, in denen die Illusion einer heilen Welt als „Betrug Satans” bezeichnet wird. Der GAU von Tschernobyl ist Benedikt „erschütternder Ausdruck der im Gottesdunkel verknechteten Schöpfung”, der Westen habe die Völker Afrikas „ausgeplündert und seelisch verletzt”, die „Grausamkeiten eines Kapitalismus, der den Menschen zur Ware degradiert”, hielten die Welt im Würgegriff. Sextourismus, Armut, Waffenhandel seien zu überwinden, wenn jeder Mensch „von innen her das Wagnis der Güte neu erlernt”. Eine grundsätzlich gewandelte Welt erwartet Benedikt folglich kaum. Leid und Gewalt werden des Menschen Gefährten bleiben. Ratzingers eschatologischer Realismus duldet keine Abmilderung.
Benedikt XVI. war angetreten, um die Deutungen Jesu als eines genialen Menschen, liberalen Rabbis oder politischen Barrikadenkämpfers als unbiblisch zu überführen. „Die neue Güte des Herrn”, heißt es, „ist kein Zuckerwasser. Ohne einen Untergang des bloß Eigenen gibt es keine Gottesgemeinschaft und keine Erlösung.” Entstanden ist ein Buch, das in seiner radikalen Ernsthaftigkeit, seinem unerbittlichen inneren Anspruch, seinem kompromisslos moralischen Grundton quer steht zu den Tendenzen der Zeit wie der Theologie. Entstanden ist ein kirchenkritisches Plädoyer für die Verankerung des Christentums in der Tora. Und entstanden ist ein sehr deutsches Buch, das so nie wieder wird geschrieben werden können – ein Buch, mit dem ein Papst die kämpferische, angreifende und angreifbare Summe zieht eines Jahrhunderts deutscher Theologiegeschichte. ALEXANDER KISSLER
Niemand würde einen Lehrer kreuzigen, der nur gefällige Geschichten erzählt
Die neue Güte des Herrn ist kein Zuckerwasser
Gleichsam als Privatgelehrter hat Benedikt XVI. in den letzten Jahren ein Buch über Jesus geschrieben. Foto: GAMMA
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