Sie leben im Netz. Sie kommen aus dem Netz. Sie kennen die echte Welt und haben noch eine Welt hinter dem Monitor, mit allen Geschichten, allen Bildern, allem Wissen der Menschheit. Von dort aus erobern sie die Wirklichkeit. Die Kinder des digitalen Zeitalters sitzen mittlerweile in den Parlamenten und stehen mächtigen Firmen vor. Wir müssen sie kennenlernen. Julia Schramm die, die aus dem Internet kommt erzählt ihre Geschichte. Was sie macht. Wie sie lebt. Wie sie denkt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.09.2012Netzgeplapper
Die Piratin Julia Schramm bezeichnet sich selbst gern als Post-Gender-Feministin. Sie ist, will sie uns damit sagen, eine emanzipierte Frau, und da dachte sie sich wohl, dass "Klick mich. Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin" genau der richtige Titel für ihr soeben erschienenes Buch sei, dessen Cover eine pinkfarbene Frauensilhouette auf gelbem Hintergrund zeigt (ja, es geht auch um Sex!). Julia Schramm behauptet auch gern, die Idee des geistigen Eigentums sei "ekelhaft". Ihr Buch kostet 16,99 Euro. Worum geht es in "Klick mich"? Diese Frage ist nicht ganz leicht zu beantworten. Nach hundert Seiten liest man sich etwas ratlos nochmals die kurze Inhaltsangabe auf dem Buchumschlag durch: "Ich bin die, die aus dem Internet kommt, und das ist meine Geschichte", steht dort. Diese Geschichte erzählt uns Julia Schramm in Anekdoten über Cybersex oder digitale Freundschaften, und zwar in Form wechselnder Ichs, die alle irgendwie mit Julia Schramm identisch sind und irgendwie auch wieder nicht. Wer je einen Blogeintrag der Piratin gelesen hat, der wird sich über dieses Buch nicht wundern, das auf zweihundert Seiten Gedankenmüll über seine Leser ausgießt. Julia Schramms unfassbar selbstverliebtes, wirres und banales Geplapper, dass ohne einen einzigen Funken Erkenntnisgewinn daherkommt, ist schwer zu ertragen. Ihr verzweifelter Versuch, durch das Nennen von Kant, Adorno, Hegel oder wem auch immer dem Geschriebenen so etwas wie Fallhöhe zu verleihen, macht die Angelegenheit nur noch beschämender. Besonders ärgerlich ist aber, dass Julia Schramm dem Internet mit ihrem Buch einen Bärendienst erwiesen hat. Entnervt wendet man sich von der digitalen Welt ab und vergisst beinahe, dass es dort tatsächlich auch Orte gibt, wo ein anregender Gedankenaustausch stattfindet. (Julia Schramm: "Klick mich". Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin. Knaus Verlag, München 2012. 206 S., geb., 16,99 [Euro].) mmü.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Piratin Julia Schramm bezeichnet sich selbst gern als Post-Gender-Feministin. Sie ist, will sie uns damit sagen, eine emanzipierte Frau, und da dachte sie sich wohl, dass "Klick mich. Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin" genau der richtige Titel für ihr soeben erschienenes Buch sei, dessen Cover eine pinkfarbene Frauensilhouette auf gelbem Hintergrund zeigt (ja, es geht auch um Sex!). Julia Schramm behauptet auch gern, die Idee des geistigen Eigentums sei "ekelhaft". Ihr Buch kostet 16,99 Euro. Worum geht es in "Klick mich"? Diese Frage ist nicht ganz leicht zu beantworten. Nach hundert Seiten liest man sich etwas ratlos nochmals die kurze Inhaltsangabe auf dem Buchumschlag durch: "Ich bin die, die aus dem Internet kommt, und das ist meine Geschichte", steht dort. Diese Geschichte erzählt uns Julia Schramm in Anekdoten über Cybersex oder digitale Freundschaften, und zwar in Form wechselnder Ichs, die alle irgendwie mit Julia Schramm identisch sind und irgendwie auch wieder nicht. Wer je einen Blogeintrag der Piratin gelesen hat, der wird sich über dieses Buch nicht wundern, das auf zweihundert Seiten Gedankenmüll über seine Leser ausgießt. Julia Schramms unfassbar selbstverliebtes, wirres und banales Geplapper, dass ohne einen einzigen Funken Erkenntnisgewinn daherkommt, ist schwer zu ertragen. Ihr verzweifelter Versuch, durch das Nennen von Kant, Adorno, Hegel oder wem auch immer dem Geschriebenen so etwas wie Fallhöhe zu verleihen, macht die Angelegenheit nur noch beschämender. Besonders ärgerlich ist aber, dass Julia Schramm dem Internet mit ihrem Buch einen Bärendienst erwiesen hat. Entnervt wendet man sich von der digitalen Welt ab und vergisst beinahe, dass es dort tatsächlich auch Orte gibt, wo ein anregender Gedankenaustausch stattfindet. (Julia Schramm: "Klick mich". Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin. Knaus Verlag, München 2012. 206 S., geb., 16,99 [Euro].) mmü.
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