Der Titel dieses ungewöhnlichen Kriminalromans ist geschickt gewählt, denn in diesem Buch spielen die langen Schatten der Vergangenheit eine zentrale Rolle. Ungewöhnlich wird dieser Roman durch die feinfühlige Behandlung sensibler Themen, die Konzentration auf den Umgang der Menschen untereinander,
vor allem aber auch dadurch, dass er sich nicht eindeutig in die Schublade „Krimi“ packen lässt,…mehrDer Titel dieses ungewöhnlichen Kriminalromans ist geschickt gewählt, denn in diesem Buch spielen die langen Schatten der Vergangenheit eine zentrale Rolle. Ungewöhnlich wird dieser Roman durch die feinfühlige Behandlung sensibler Themen, die Konzentration auf den Umgang der Menschen untereinander, vor allem aber auch dadurch, dass er sich nicht eindeutig in die Schublade „Krimi“ packen lässt, sondern seinen eigenen Weg findet.
Und doch geht es um einen Mord: Auf einem Grab im jüdischen Teil des Friedhofs von Cannes wird eine Leiche aufgefunden – ein junger Mann mit etwas chaotischem Berufs- und Liebesleben, der seinem Großvater Jakob half, seine Vergangenheit aufzuarbeiten. Jakob war als kleines Kind als Einziger seiner Familie dem mörderischen Treiben der Nazis entkommen ...
Der Ermittler, Kommissar Duval, wirkt herrlich brummig und ist sehr mit seinem Baby und seiner engagierten Frau beschäftigt, einer Journalistin, die das Schicksal der jüdischen Kinder, die zur Nazizeit von mutigen Menschen versteckt wurden, sehr berührt und sich bald selbst mit Herzblut in die Recherchearbeit stürzt.
Wer durch dieses Buch lesend an die Côte d’Azur reist, lernt also neben dem eindrucksvoll beschriebenen Friedhof (auf dem auch Klaus Mann begraben liegt) einen Einblick in die Geschichte dieser Gegend zur Zeit des Vichy-Regimes und somit Aspekte kennen, die den meisten Touristen sicherlich entgehen. Das Cover spiegelt, finde ich, auf großartige Weise wider, worum es in diesem Buch geht - um Licht und Schatten und das Nebeneinander von beidem, wie auch die jüdischen Familien damals von Verrat und Hilfe umgeben waren ...
Und doch ist dieses Buch nicht düster und ich mochte den Humor, der stellenweise (und trotz der sensiblen Thematik nie unangemessen) immer wieder aufblitzt, sehr.
Dieser Roman las sich so leicht und löste doch in mir jede Menge Gefühle aus, ließ mich über vieles nachdenken ... Von einem klassischen Kriminalroman ist er freilich weit entfernt und die Kriminalhandlung tritt etwas in den Hintergrund, was mir persönlich sehr gefiel, aber vielleicht den einen oder anderen Krimileser enttäuschen könnte. Besonders berührt haben mich die Schilderung der Trauer der Mutter und Jakobs Kindheitserinnerungen, der Gedanke an all diese Kinder, die damals in großer Gefahr waren ...
Eine ungewöhnliche Krimilektüre, die mir eine schöne Lesezeit beschert hat.