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Unter allen Kindern, die plötzlich allein auf der Welt standen, findet sich hier und da ein Kind, das vom Schicksal nicht besiegt wurde, weil seine innere Lebenskraft stärker war als alles andere. Uri Orlev Jurek ist ungefähr neun Jahre alt, als ihm die Flucht aus dem Warschauer Ghetto gelingt. Seitdem ist er völlig auf sich allein gestellt. Bis zum Kriegsende muss er sich durch die Wälder schlagen und trifft dabei Menschen, die ihm helfen, und andere, die ihn verraten werden. Diese bewegende Geschichte beruht auf dem Bericht eines Mannes, der als Kind den Holocaust überlebte.

Produktbeschreibung
Unter allen Kindern, die plötzlich allein auf der Welt standen, findet sich hier und da ein Kind, das vom Schicksal nicht besiegt wurde, weil seine innere Lebenskraft stärker war als alles andere. Uri Orlev Jurek ist ungefähr neun Jahre alt, als ihm die Flucht aus dem Warschauer Ghetto gelingt. Seitdem ist er völlig auf sich allein gestellt. Bis zum Kriegsende muss er sich durch die Wälder schlagen und trifft dabei Menschen, die ihm helfen, und andere, die ihn verraten werden. Diese bewegende Geschichte beruht auf dem Bericht eines Mannes, der als Kind den Holocaust überlebte.
Autorenporträt
Uri Orlev, geb. 1931 in Warschau, lebt seit 1945 in Israel. Er ist einer der renommierten Schriftsteller seines Landes und erhielt 1996 für sein Gesamtwerk den Hans-Christian-Andersen-Preis.

Ulrich Pleitgen, 1946 in Hannover geboren, hatte nach seiner Ausbildung an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater in Hannover, Engagements am Berliner Schillertheater, den Schauspielhäusern in Basel, Frankfurt, Bochum, am Staatstheater Stuttgart und gehörte bis 1989 zum Ensemble des Hamburger Thalia-Theaters. Zu seiner Bühnenkarriere gehört 1972 die Verleihung des "Berliner Kunstpreises" von der Akademie der Künste Berlin als bester Nachwuchsschauspieler und 1980 als "Bester Schauspieler des Jahres" aus der Truppe von Claus Peymann in Bochum. Im Fernsehen ist Ulrich Pleitgen in vielen Serien zu sehen, u. a. Tatort , Nicht von schlechten Eltern und Jenny & Co. Im Bereich Film erhielt er ebenfalls Auszeichnungen wie den "Goldenen Bär" Berlin für den Film Stammheim Der Prozess (1986) und 1994 den "Bambi".
Rezensionen
"Ein Stück Zeitgeschichte? Ein Abenteuer? Ein Jugendroman? 'Lauf, Junge, lauf!' ist alles zusammen. Ulrich Pleitgen interpretiert Skrulik - einen Jungen ohne Kindheit - mit großer Intensität und Ernsthaftigkeit. Er erkennt, dass Orlev für das eigentlich Unfassbare eine Sprache gefunden hat, die sich ausschließlich an das Faktische hält. Der Hörer kann so ganz bei Skrulik bleiben, den seine Instinkte leiten und dem gar keine Zeit für Gefühle bleiben. ... Er vermittelt 'Lauf, Junge, lauf!' mit jener Präzision, die nötig ist, die historische Katastrophe der Naziherrschaft in einem einzelnen Schicksal deutlich zu machen. Gerade weil sich Schrecken und Spannung dabei so sehr die Waage halten, möchten wir 'Lauf, Junge, lauf!' als bestes Jugendhörbuch des Jahres 2005 auszeichnen." (Ralf Niemczyk, Mitglied der Jury des Deutschen Hörbuch Preises).

"Uri Orlev erzählt diese bis zuletzt spannende Geschichte mit viel Gefühl und Beobachtungsgabe wie einen Abenteuerroman mit leichter Hand aus der kindlichen Perspektive in der bewährten Übersetzung von Mirjam Pressler. Damit ist ihm ein wunderbarer Roman gelungen, der Mut macht und nicht nur junge Leser begeistern wird." (Der Tagesspiegel)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.03.2004

Von dem Jungen, der seinen eigenen Namen vergaß
Überleben mit der absoluten Verunsicherung vor Augen: Uri Orlevs bewegender Roman "Lauf, Junge, lauf"

Welch ein Wagnis: Kindern den Schrecken des Holocausts literarisch vermitteln zu wollen. Eine gefährliche Gratwanderung. Zur einen Seite fällt man tief ins Pädagogische und damit aus der Literatur heraus. Gerade Kindern muß doch so viel erklärt, ja es muß ein ganzer Berg von Weltgeschichte abgetragen werden, bis man zum Leid der Individuen vordringen kann. Wie leicht gerät da der Roman zur Schulstunde. Widmet man sich aber nur den Opfern, nimmt man gar die Perspektive der Kinder ein, dann drohen ihre Geschichten unhistorisch, schlimmstenfalls zu bloßen Abenteuergeschichten zu werden. Die Aufgabe, aus der schrecklichen Vergangenheit zu lernen, bleibt ungetan.

Ich weiß, das sind abstrakte Konstruktionen. Aber ich habe sie gerade aus einer konkreten Lektüre gezogen. Ich habe beim Lesen von Uri Orlevs Roman "Lauf, Junge, lauf" geradezu atemlos verfolgen können, wie hier jemand das Wagnis unternimmt, sich auf dem schmalen Grat zwischen Schulstunde und Abenteuerroman zu halten.

Orlev erzählt, ausgehend von einer authentischen Lebensgeschichte, vom Schicksal eines jüdischen polnischen Jungen. Srulik Friedman ist zusammen mit seinen Eltern in das Warschauer Ghetto deportiert worden. Die Erzählung setzt 1943 ein, als der acht Jahre alte Junge in kurzer Folge seine Geschwister und seine Eltern verliert, bis er ganz alleine dem Überlebenskampf im Ghetto ausgeliefert ist.

Schon dieser Beginn der Geschichte stimmt den Ton des Buches. Was geschieht, geschieht - einfach so, wie schrecklich auch immer es sein mag. Orlev hütet sich, eine forciert kindliche Perspektive auf die Ereignisse einzunehmen. Zwar blendet er viel vom historischen Hintergrund der furchtbaren Vorgänge aus, das Buch begnügt sich mit ganzen zwölf Worterklärungen, doch er setzt keine kindlichen Erklärungsmuster an deren Stelle. Was Srulik geschieht, ist fast so unmittelbar wie das Wetter.

Die Welt um Srulik ist eine verkehrte Welt. Verkehrter, perverser kann eine Welt nicht sein als die, in der Kinder, statt unter besonderem Schutz zu stehen, Objekt der Verfolgung und Vernichtung sind. Aber diese Perversion, ausgelöst vom Nazi-Terror, überzieht das ganze Land, und kein einfaches Freund/Feind- oder Gut/Böse-Schema wird dem Ausmaß der Verkehrung gerecht. Das muß Srulik erfahren, als ihm die Flucht aus dem Ghetto glückt. Denn von nun an sieht er sich einer absoluten Unsicherheit gegenüber.

Seine nun folgende Geschichte hat etwas Unglaubliches. Auch dem Mann, der später als Joram Friedman in Israel leben sollte, hat man sie anfangs nicht geglaubt. Aber das Unglaubliche ist das Exemplarische: Srulik macht die Erfahrung, daß er sich auf gar nichts mehr verlassen kann. Nicht auf das Mitleid seiner polnischen Landsleute, ja nicht einmal auf den unbedingten Vernichtungswillen der deutschen Besatzer. Alles ist unsicher. Srulik gibt sich als polnischer Waisenjunge namens Jurek aus, aber Polen liefern ihn wegen des Kopfgeldes an die Deutschen aus. Er nimmt Arbeit auf Bauernhöfen an, wird dort von den selbst Ausgebeuteten hemmungslos ausgebeutet und, wenn er als Jude erkannt wird, davongejagt. Als er in eine Erntemaschine gerät, verliert er seinen Arm, weil ein junger polnischer Arzt ihn nicht operieren will. Anderswo schützen ihn Menschen unter Einsatz ihres eigenen Lebens, darunter die Frau eines Partisanen und ein deutscher Soldat.

Wie gesagt: Kein Schema wird dieser Perversion gerecht. Aus Srulik, der schließlich seinen richtigen Namen vergißt, wird mehr noch als ein Opfer des Nazismus: das genaue Gegenteil eines Individuums, die personifizierte Flucht vor der verkehrten Welt. Es gibt immer wieder nur einen Fluchtpunkt, der ein wenig Sicherheit verspricht: die Natur und insbesondere der Wald. Jurek lernt, wie ein Tier zu leben, er stellt Fallen und ißt rohes Fleisch, er schläft auf Bäumen. Allein, im Winter schlägt sich auch die Natur auf die Seite seiner Feinde und treibt ihn wieder zu den Menschen zurück.

Srulik/Jurek überlebt. Irgendwann stößt er auf die russische Armee. Doch die Bedrohungen enden nicht, beinahe wird er das Opfer einer Überschwemmung. Und die größte Bedrohung, der Verlust seines Selbst, kann schließlich erst abgewendet werden, als eine jüdische Organisation ihn dazu bringt, seinen Namen, das Andenken an seine Familie und seine jüdische Identität zurückzugewinnen.

Mirjam Pressler hat Orlevs Roman eine klare und sachliche deutsche Stimme gegeben. Durch Genauigkeit, nicht durch Emphase vermittelt sich in diesem Buch eine Katastrophe, die die historische keineswegs abschwächt, sondern darüber hinausgeht. Das Buch kann und sollte von Eltern und Kindern gemeinsam gelesen werden. Es schließt die barbarische Vergangenheit nicht in die Historie ein, sondern öffnet die Augen für das Dunkle der menschlichen Existenz, das nie ganz gebannt ist.

BURKHARD SPINNEN

Uri Orlev: "Lauf, Junge, lauf". Aus dem Hebräischen übersetzt von Mirjam Pressler. Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim 2004. 232 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 12 J.

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"Erschütternd, dicht und packend erzählt Uri Orlev eine authentische Geschichte, wobei der historische Hintergrund weitgehend ausgeblendet bleibt. Dem Leser werden die geschilderten Erlebnisse unmittelbar erfahrbar, ihm bleibt es überlassen, die Gefühlswelt des Protagonisten auszuloten. Ein erschreckendes, schwer zu verkraftendes Werk, für das die Übersetzerin Mirjam Pressler eine ruhige und nüchterne, fast karge Sprache gefunden hat." Die Kritikerjury des Deutschen Jugendliteraturpreises "Ein sehr glaubwürdiges Buch, dessen literarische Kraft darin liegt, wie Orlev diese Geschichte erzählt. Ein Muss für junge Leser." Shulamit Gilboa, Yedioth Ahronoth "Ein ergreifender Jugendroman. ... Es gibt bereits viele Bücher zur Zeit des Nationalsozialismus, aber dem Grandseigneur der israelischen Jugendliteratur ist mit diesem Roman ein besonderes Buch gelungen. Fast scheint es, als sei es der Fantasie des Autors entsprungen, denn die Schicksalsschläge, die der kleine Srulik zu erleiden hat, sind unglaublich. Uri Orlev erzählt diese bis zuletzt spannende Geschichte mit viel Gefühl und Beobachtungsgabe wie einen Abenteuerroman mit leichter Hand aus der kindlichen Perspektive in der bewährten Übersetzung von Mirjam Pressler. Damit ist ihm ein wunderbarer Roman gelungen, der Mut macht und nicht nur junge Leser begeistern wird." Der Tagesspiegel "Orlev erzählt diese authentische Geschichte ergreifend, aber ohne Pessimismus. Jurek behauptet sich wie ein Erwachsener. Und doch schützt ihn sein Alter, weil er viele Gefahren mit kindlicher Abenteuerlust bewältigt. Junge Leser wird das sicher mehr bewegen als Geschichtszahlen und Pathos. Auf beides verzichtet Orlev. Wer das Buch liest - Jung und Alt - fühlt hautnah mit, sorgt sich um Jurek, bewundert Jurek, trauert und weint mit Jurek." Die Welt "Eine ungeheuer dichte und packende Handlung - ein erschütterndes und spannendes Buch. Die deutsche Übersetzung durch die versierte Mirjam Pressler bewahrt geschickt den Stil dernüchternen Tatsachenreihung." DIE ZEIT "Was sich wie ein Abenteuer liest, war der unaufhörliche Kampf ums nackte Überleben. 'Lauf, Junge, lauf' richtet sich keineswegs ausschließlich nur an Jugendliche, es ist auch für die Erwachsenen geschrieben, deren Kenntnisse über die Vergangenheit dürftig sind oder schon verblasst. Und mit dieser Vergangenheit leben zu lernen, sie als ein Ereignis anzusehen, das sich niemals wiederholen darf - daraus zieht das Buch von Orlev seinen Sinn und Zweck." Frankfurter Rundschau "Uri Orlev hat aufgeschrieben, was nicht vergessen werden darf. Er hat dies für Jugendliche in einer nüchtern-klaren Sprache voller Herzlichkeit getan, als einfühlsame Erzählung eines Jungen, der auf Bäumen schlafen und Schnecken essen muss, weil man ihm alles genommen hat." General Anzeiger Bonn "Ein anrührendes Dokument, das junge und erwachsene Leser in atemloser Spannung hält." Kinder- und Jugendbuchliste Saarländischer Rundfunk und radiobremen "Eine hervorragende Darstellung deutscher Vergangenheitsbewältigung, ideal auch für den Unterricht oder als Diskussionsgrundlage." Der kleine Bund, Schweiz "Lauf, Junge, lauf ist ein Buch über den Holocaust, spannend, erschütternd und an der Wahrheit entlang geschrieben. Orlev hat sich nicht von seinen Gefühlen überwältigen lassen. Souverän und nüchtern bändigt er den erschütternden Stoff mit scheinbar leichter Hand." Jüdische Allgemeine…mehr