»Der Motor meines ganzen Handelns ist die Gerechtigkeit."
Alice Schwarzer 1968
Die Autorin Alice Schwarzer hat zahlreiche Porträts und Biografien geschrieben, u.a. über Gräfin Dönhoff und Romy Schneider. Ein autobiografisches Buch über ihren eigenen Lebensweg jedoch gab es bisher nicht. Nun ist es soweit. In großer Offenheit schreibt sie über das, was sie geprägt hat - und was sie daraus gemacht hat.
Über die politisierte Großmutter und den fürsorglichen Großvater, über ihr schwieriges Verhältnis zur Mutter. Über ihre Kindheit auf dem Dorf und die Jugend in Wuppertal. Über beste Freundinnen und den ersten Kuss. Über Ausgrenzung und Gewalt. Über Freundschaft und Liebe.
Über Swinging Schwabing in den 60ern und die 68er-Jahre als Reporterin bei pardon. Über ihr Leben als Korrespondentin und den euphorischen Aufbruch der Pariser Frauenbewegung. Über ihre frühen feministischen Aktionen gegen den § 218 und den Skandal vom »Kleinen Unterschied« - bis hin zur EMMA-Gründung.
Es gibt wohl kaum eine Person des öffentlichen Lebens in Deutschland, die über Jahrzehnte in einem solchen Übermaß Bewunderung und Aggressionen erfahren hat und erfährt wie Alice Schwarzer. Sie ist die Stimme in Deutschland für die Rechte der Frauen. Zugleich ist sie einer der herausragendsten Journalisten und Essayisten des Landes, Autorin zahlreicher Bestseller und Blattmacherin. Ihre Leidenschaft, ihre Konfliktfähigkeit und ihr kämpferischer Elan sind Legende.
In dieser Autobiografie erfahren wir, was die Wurzeln und Prägungen von Alice Schwarzer sind und wie sich daraus die Motive ihres Lebens entwickelt haben.
Alice Schwarzer 1968
Die Autorin Alice Schwarzer hat zahlreiche Porträts und Biografien geschrieben, u.a. über Gräfin Dönhoff und Romy Schneider. Ein autobiografisches Buch über ihren eigenen Lebensweg jedoch gab es bisher nicht. Nun ist es soweit. In großer Offenheit schreibt sie über das, was sie geprägt hat - und was sie daraus gemacht hat.
Über die politisierte Großmutter und den fürsorglichen Großvater, über ihr schwieriges Verhältnis zur Mutter. Über ihre Kindheit auf dem Dorf und die Jugend in Wuppertal. Über beste Freundinnen und den ersten Kuss. Über Ausgrenzung und Gewalt. Über Freundschaft und Liebe.
Über Swinging Schwabing in den 60ern und die 68er-Jahre als Reporterin bei pardon. Über ihr Leben als Korrespondentin und den euphorischen Aufbruch der Pariser Frauenbewegung. Über ihre frühen feministischen Aktionen gegen den § 218 und den Skandal vom »Kleinen Unterschied« - bis hin zur EMMA-Gründung.
Es gibt wohl kaum eine Person des öffentlichen Lebens in Deutschland, die über Jahrzehnte in einem solchen Übermaß Bewunderung und Aggressionen erfahren hat und erfährt wie Alice Schwarzer. Sie ist die Stimme in Deutschland für die Rechte der Frauen. Zugleich ist sie einer der herausragendsten Journalisten und Essayisten des Landes, Autorin zahlreicher Bestseller und Blattmacherin. Ihre Leidenschaft, ihre Konfliktfähigkeit und ihr kämpferischer Elan sind Legende.
In dieser Autobiografie erfahren wir, was die Wurzeln und Prägungen von Alice Schwarzer sind und wie sich daraus die Motive ihres Lebens entwickelt haben.
CD 1 | |||
1 | Lebenslauf | 00:04:21 | |
2 | Lebenslauf | 00:08:17 | |
3 | Lebenslauf | 00:06:54 | |
4 | Lebenslauf | 00:08:53 | |
5 | Lebenslauf | 00:06:39 | |
6 | Lebenslauf | 00:07:16 | |
7 | Lebenslauf | 00:11:12 | |
8 | Lebenslauf | 00:08:40 | |
9 | Lebenslauf | 00:07:10 | |
10 | Lebenslauf | 00:08:05 | |
11 | Lebenslauf | 00:01:08 | |
CD 2 | |||
1 | Lebenslauf | 00:06:27 | |
2 | Lebenslauf | 00:07:02 | |
3 | Lebenslauf | 00:03:54 | |
4 | Lebenslauf | 00:05:12 | |
5 | Lebenslauf | 00:06:39 | |
6 | Lebenslauf | 00:05:20 | |
7 | Lebenslauf | 00:07:05 | |
8 | Lebenslauf | 00:03:03 | |
9 | Lebenslauf | 00:06:23 | |
10 | Lebenslauf | 00:07:22 | |
11 | Lebenslauf | 00:05:56 | |
12 | Lebenslauf | 00:08:18 | |
13 | Lebenslauf | 00:04:06 | |
14 | Lebenslauf | 00:01:54 | |
CD 3 | |||
1 | Lebenslauf | 00:07:16 | |
2 | Lebenslauf | 00:04:05 | |
3 | Lebenslauf | 00:06:05 | |
4 | Lebenslauf | 00:06:49 | |
5 | Lebenslauf | 00:04:48 | |
6 | Lebenslauf | 00:03:41 | |
7 | Lebenslauf | 00:06:41 | |
8 | Lebenslauf | 00:08:23 | |
9 | Lebenslauf | 00:04:55 | |
10 | Lebenslauf | 00:04:34 | |
11 | Lebenslauf | 00:04:32 | |
12 | Lebenslauf | 00:02:33 | |
13 | Lebenslauf | 00:08:39 | |
14 | Lebenslauf | 00:04:31 | |
CD 4 | |||
1 | Lebenslauf | 00:06:53 | |
2 | Lebenslauf | 00:03:16 | |
3 | Lebenslauf | 00:09:03 | |
4 | Lebenslauf | 00:07:03 | |
5 | Lebenslauf | 00:04:10 | |
6 | Lebenslauf | 00:06:43 | |
7 | Lebenslauf | 00:03:45 | |
8 | Lebenslauf | 00:03:14 | |
9 | Lebenslauf | 00:09:58 | |
10 | Lebenslauf | 00:02:45 | |
11 | Lebenslauf | 00:06:18 | |
12 | Lebenslauf | 00:07:06 | |
13 | Lebenslauf | 00:07:26 | |
14 | Lebenslauf | 00:01:39 | |
CD 5 | |||
1 | Lebenslauf | 00:10:48 | |
2 | Lebenslauf | 00:08:12 | |
3 | Lebenslauf | 00:07:27 | |
4 | Lebenslauf | 00:11:13 | |
5 | Lebenslauf | 00:07:36 | |
6 | Lebenslauf | 00:07:28 | |
7 | Lebenslauf | 00:06:00 | |
8 | Lebenslauf | 00:05:05 | |
9 | Lebenslauf | 00:09:06 | |
10 | Lebenslauf | 00:06:57 | |
CD 6 | |||
1 | Lebenslauf | 00:07:21 | |
2 | Lebenslauf | 00:04:17 | |
3 | Lebenslauf | 00:07:22 | |
4 | Lebenslauf | 00:07:59 | |
5 | Lebenslauf | 00:07:20 | |
6 | Lebenslauf | 00:05:16 | |
7 | Lebenslauf | 00:11:15 | |
8 | Lebenslauf | 00:05:12 | |
9 | Lebenslauf | 00:10:01 | |
10 | Lebenslauf | 00:04:27 | |
11 | Lebenslauf | 00:09:21 |
Feministische Ikone, bewundert und geschmäht: Die "Emma"-Verlegerin, die auch die Frauen polarisiert, schreibt ihren "Lebenslauf".
Fünfzehn glänzende Kapitel: ein getupftes Bild der Bundesrepublik und vom Paris der fünfziger bis siebziger Jahre. Eine Geschichte der beginnenden französischen und der westdeutschen, dann deutsch-deutschen Frauenbewegung. Eine berufs- und geschlechtersoziologische Studie. Das alles macht den biographischen Rückblick von Alice Schwarzer so unbedingt lesenswert, der jetzt unter dem Titel "Lebenslauf" bei Kiepenheuer & Witsch erscheint.
Geboren 1942 in Wuppertal, wächst Schwarzer, Kind einer ledigen Mutter, in einem Mehrgenerationenviereck auf. Soziale Eltern, genannt "Papa" und "Mama", sind die Großeltern. Er zärtlich, fürsorglich und voller Geschichten, sie exzentrisch, freiheitsliebend, zuweilen anstrengend - aber auch unerschrocken und von hinreißendem Gerechtigkeitssinn. Beide politische, lebhafte Geister, die sich in der Nazi-Zeit nicht anpassen. Man hört Feindsender. "Spießig" ist ein Schimpfwort.
Nachkriegsdeutschland in der Nussschale: Eine Welt der Frauenbündnisse und des frühen, unbedingten Zusammenhaltens. Vertrauen, Witz und Widerspruchsgeist zählen. Der Großvater ist der ruhende Pol. Er backt sonntags Kuchen, mit der Großmutter teilt die kleine Alice eine Leidenschaft für Mickymaus-Hefte, die in feierlichem Ritual gemeinsam gelesen werden. Die "Mama" hasst das Land, die einrückenden Amerikaner sind Befreiung, auch wenn Wuppertal nicht gleich wieder zum Wohnort werden kann. Ein GI, der die gutaussehende Mutter betrunken bedrängen will, wird standrechtlich erschossen. An die Stelle der "Kinderbande" auf dem Land treten nach der Rückkehr in die Stadt verschiedene Schulen. Das Kind, das stets viel durfte, provoziert durch Leistung wie durch Faulheit; der Wechsel auf die bessere Schule scheitert am Geld, letztlich bleibt die Handelsschule, auf die eine kaufmännische Ausbildung folgt. Über Jahre unverbrüchliche Mädchenfreundschaft mit Barbara, der anderen Rebellin in der Klasse. "Liebe Alice! Liebe Barbara!" - unter diesem Titel wurde der Briefwechsel der beiden bereits 2005 publiziert.
Zwei biographische Spannungen prägen diese teils vor Kräften strotzenden, teils unsicher mäandernden Jahre. Die eine ist die unterschwellige Unvereinbarkeit von unverbrüchlichen Mädchenbündnissen und der "großen Liebe" als nicht nur beiläufiger, sondern endgültiger Paarbeziehung: Wie selbstverständlich bleiben die besten Freundinnen zugunsten eines Mannes am Ende zurück. Alice Schwarzer geht nicht nur nach Paris, sondern wird mit Unterbrechungen und Pendelphasen für ein Jahrzehnt dort bleiben. Den Beginn ihrer Karriere als freie politische Journalistin und den Aufbruch der Frauenbewegung erlebt sie bis 1974 als französische Deutsche.
Die zweite Spannung ist beruflicher und indirekt auch geographischer Art. Nach frustrierenden Erfahrungen in typischen Frauenberufen meldet sich der Berufswunsch Journalistin laut und klar - aber es gilt, sich durchzuschlagen. Der Weg zum Studium führt über Abend- und Ergänzungskurse, die zur Notwendigkeit, mit den Mühen freier journalistischer Arbeit Geld zu verdienen, schlecht passen. Dazu kommt die komplexe Beziehungsgeographie mit Freund in Paris, ersten Stellen in Düsseldorf, Hamburg sowie - bereits mitten in der politischen Radikalisierung 1970 - bei "Pardon" in Frankfurt.
Ihr Taschenkalender unterscheidet die Stichworte "Linke" und "Frauen".
Letztlich sind es die Liebe, die politische Aufbruchsstimmung, vor allem aber der mit Leidenschaft bejahte Beruf der freien politischen Journalistin, die für Paris und den Schritt in die Selbständigkeit den Ausschlag geben. Die lakonischen Abschnitte der Kapitel, die zeigen, wie Alice Schwarzer sich mit großem Ernst und im Grunde in einsamer Faszination dem Medium Text verschreibt - Berichterstattung, Kommentar, Polemik, und damit der Rolle der gleichermaßen engagierten wie distanzierten Zeitzeugin und Aktivistin -, gehören zu den großartigsten des Buches.
Von 1970 an überstürzen sich die Ereignisse, die junge deutsche Journalistin, spezialisiert auf Arbeitskämpfe, aber auch lange Interviews, wirft sich in den Strudel der Pariser Frauenbewegung, und alles wird Zeitzeugenschaft: Zorn, Jubel und sprachliche Mittel entstehen, das französische Mouvement de Libération des Femmes, kurz MLF, ist von einem hinreißenden Kollektivismus. 1970 unterscheidet Schwarzers Taschenkalender zwei separate Stichworte: "Linke" und "Frauen". Letztere sind Intellektuelle, aus denen Professorinnen werden, aber auch Intellektuelle, die Stripteasetänzerinnen, Schauspielerinnen oder Aktivistinnen sind: Anne Zelensky, Christine Delphy, Margaret Stephenson, Monique Wittig, Delphine Seyrig, Annie Cohen. Dazu natürlich auch - Symbol und Freundin - Simone de Beauvoir, deren Strahlkraft Schwarzer schildert, ohne dass dem Licht der anderen etwas fehlt.
1971 bringt der "Stern", auf Schwarzers Initiative und nach französischem Vorbild, die Kampagne "Ich habe abgetrieben". Für die deutsche Leserin ergeben die Jahre, die sich anschließen, eine atemberaubende Lektüre. Alice Schwarzer wird zur in jeder Hinsicht polarisierenden Figur: als öffentlich agierende Journalistin, die in schneller Folge frauenpolitische Bestseller schreibt, eine Ärztekampagne "Wir haben abgetrieben" nachschiebt, als feministische Ikone mit Esther Vilar den geschlechterpolitischen Streit unter Frauen im Fernsehen salonfähig macht, schließlich als Gründerin der "Emma", nachdem ein bereits ausgesprochenes Stellenangebot beim "Spiegel" am Widerstand der Redakteure scheitert. Vor allem aber als Aktivistin, für die - aus Frankreich kommend - eine intensive, aber auch schwere Beziehung zur und mit der deutschen Frauenbewegung beginnt.
Sie weiß, dass im eigenen Ingrimm auch Kummer und Bitterkeit sind.
Alice Schwarzer zieht nach Berlin, trifft dort auf eine neue Liebe, eine Frau. Weiß man, wie sehr - neben anderem - das Problem des von der Bewegung eingeforderten, von Schwarzer aber stets durch Schweigen quittierten öffentlichen Bekenntnisses zur lesbischen Beziehung in den achtziger und neunziger Jahren die Szene prägte, kann die Leserin die diskrete Leichtigkeit nur bewundern, mit welcher der Lebenslauf auch dieses Thema offenlegt, anders als Beauvoir jetzt, zum selbstgewählten Zeitpunkt, erzählt und dennoch klarstellt: "Wir sind ein offenes Paar, aber kein öffentliches." Schweigen ist kein Gold, aber auch Reden ist nur Silber. Zwischen den Stühlen also abermals.
Der Kampf mit einer Doppelfront von Klischees wird zum Bauprinzip des letzten Drittels des Buches. Die Erzählerin weiß um ihr eigenes Perspektivenproblem, sie unterbricht sich verschiedentlich selbst. Die Pranke des massenmedialen Drucks ist riesig, der Lärm der antifeministischen Schmähungen ist ebenso unentrinnbar wie der moralisierte Unterton, mit welchem sich die deutsche Frauenbewegung selbst zerlegt. Wie hält eine das aus? Und wie bekommt sie - die stets kräftig zurückkeilt - ihre eigene Rolle in den Blick?
Im Zweifel ist es, neben der Fähigkeit zu lebenslangen Freundschaften, wieder der Beruf, das Riesenprojekt "Emma", an dem sie Energie findet. Stets ist Schwarzer Projektionsfläche, aber sie leistet sich auch die Freiheit, selbst Prisma zu sein: Sie kommuniziert Positionen. Sie setzt Themen. Sie will dezidiert Journalistin und weder akademische Diskutantin sein noch sich linker Kadermoral beugen. Die deutschen Versionen des Kollektiven sind ihr verdächtig - was sie als Argument vorträgt, trifft ihr zu oft auf den Vorwurf der Besserwisserei. Das schafft Brechungen, wobei ihr klar ist, dass im eigenen Ingrimm auch Kummer und Bitterkeit stecken. Die Staatssicherheit der DDR wie auch der französische Geheimdienst haben versucht, sie anzuwerben - das kann sie weglachen, wie Männerinteressen überhaupt.
Mit personalisiertem Hass, wie Frauenveranstaltungen ihn freisetzen können, ist das anders. In grelles Licht getaucht, erfährt eine, die dasteht wie sie, keine Schonung. Und sieht prompt keine authentische Alternative dazu, beim Entscheiden vielfach auf sich gestellt zu sein. Ihre Lieblingswaffe, Humor, ist zwar ein glänzendes öffentliches Werkzeug, aber für Streitformate der deutschen Frauenbewegung nur begrenzt geeignet.
Auf der Erzählebene endet der Lebenslauf in den siebziger Jahren. Die Reflexion reicht darüber hinaus. Zu den Erfolgen der frühen Kämpfe kommen die politischen Niederlagen und das Zerfallen der Bewegung. Vor allem Letzteres - Schwarzer behauptet nicht, es zu verstehen. Viel Stoff bleibt zum Nachdenken liegen. Eines aber weiß jede und weiß jeder, legt sie oder legt er das Buch nach Lektüre des Anhangs beiseite: Die "frustrierte Emanze" hat es nie gegeben. Sie ist eine lachhafte und die vermutlich erbärmlichste Erfindung der Welt.
Dieses Buch hält fest: Die Frauenbewegung war ein Fanal der Freiheit. Sie wurde von denjenigen auf den Weg gebracht und getragen, welche den unwiderstehlichen Geschmack des Freiseins (nicht zuletzt dank ihrer Mütter) bereits gekostet hatten. Welche ihn auf der Zunge haben, auf den Lippen tragen. Welche lieben, zu Aufbrüchen, zur Arbeit und zu dröhnendem Lachen sich hinreißen lassen. Und denen das Unglück der anderen immer wieder ein wortloser Auftrag ist.
PETRA GEHRING
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»Nicht nur eine Biografie, sondern ein Panorama dieses Landes, das diese Frau [...] auf den Kopf gestellt hat wie keine zweite - gegen alle, auch politische Widerstände.« Adam Soboczynski Die Zeit 20111201