David liebt Marie. Aber Marie interessiert sich nicht groß für den Kellner, der da unbeholfen um sie herumschleicht. Dann macht David einen Fund. In der Schublade eines alten Nachttischs entdeckt er das Manuskript eines Romans. Es muss aus den fünfziger Jahren stammen und handelt von einer Liebe, so tief und rein, wie sie im zynischen postmodernen 21. Jahrhundert kaum mehr erfunden werden kann. Marie, die David für den Autor hält, ist hingerissen und bietet das Manuskript ohne sein Wissen einem Verlag an. "Lila, Lila" wird zu einem Bestseller - und Marie Davids Geliebte. Wie gern hätte er ihr die Wahrheit gestanden, aber: "Ihre Liebe war auf einem kleinen Betrug aufgebaut. Wann man ihn beseitigte, nahm man ihr das Fundament." Und dies will David um keinen Preis. Der Schneeball seiner kleinen Lüge wird groß und größer, bis er verheerende Ausmaße annimmt.
"Liebe, Verrat und Tod" - davon handelt der Bestseller, und er wird auf eine Weise Davids Leben bestimmen, wie er es sich nie hätte ausdenken können.
"Liebe, Verrat und Tod" - davon handelt der Bestseller, und er wird auf eine Weise Davids Leben bestimmen, wie er es sich nie hätte ausdenken können.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.07.2004Der falsche Freund
Satirisch, aber mild: Martin Suters Schriftstellerroman
David Kern kellnert im Esquina. Abend für Abend bedient er dort den Schriftsteller Ralph Grand und seine hörige Entourage. David lässt sich die herablassende Behandlung des witzig-großsprecherischen Dandys gefallen, wichtig ist ihm, irgendwie dazuzugehören. Er hört dann zum Beispiel, wie Ralph Grand in gespieltes Entsetzen ausbricht, als er vernimmt, dass niemand von seiner Tischgesellschaft auch nur eine einzige Seite von John Updike gelesen hat. Also nimmt David, was er sonst nicht tut, ein Buch in die Hand, eins von Updike. Bislang hat er sein Wissen leider noch nicht anbringen können.
Bald gilt sein Augenmerk jedoch nicht mehr Ralph Grand. Im Esquina lernt David Marie kennen, eine hübsche literaturbegeisterte junge Frau, die gerade den Schulabschluss nachholt und bald eine Beziehung mit Ralph Grand anfängt. Gegen seine Eifersucht gibt das Schicksal David ein Heilmittel in die Hand: Als er bei einem Möbelhändler einen Nachttisch aus den fünfziger Jahren kauft, entdeckt er in einer seiner Schubladen ein altes Manuskript mit dem Titel „Sophie, Sophie”, als Autor zeichnet ein gewisser Alfred Duster. Es handelt von einer verhinderten Liebe in den fünfziger Jahren. Die Exzerpte klingen zwar verschmockt, aber auch naiv und echt, und die Anfangssätze sind ohnehin nicht zu übertreffen: „Das ist die Geschichte von Peter und Sophie. Lieber Gott, lass sie nicht traurig enden.”
David tippt das Manuskript in den Computer, druckt es aus und gibt es Sophie. Sich selber gibt er als Autor aus. Das ist das einzige Mal, dass David handelt. Alles andere passiert mit ihm. Marie gefällt die Liebesgeschichte so gut, dass sie das Manuskript ohne Davids Wissen an einen Verlag schickt, der es prompt annimmt. David bekommt Marie, dafür muss er fortan die Rolle des Schriftstellers spielen, obwohl er weder schreiben noch besonders gut sprechen kann. Der Autor Martin Suter weiß das erstens für komische Lesungen in der Provinz, zweitens für ein bisschen Popliteratensatire und drittens für das allmähliche Abkühlen einer mittelheißen Liebe zu nutzen.
David bleibt David
Suters Lieblingsthema ist bislang die verstörende Persönlichkeitsveränderung gewesen. Seine Helden sind nach Trips mit Pilzen, nach Kopfverletzungen oder dem Ausbruch von Alzheimer aus ihrem bisherigen Leben herausgefallen. In „Lila, Lila” geschieht die Veränderung nicht im Inneren des gleichmütigen und leeren Helden. Die neue Identität wird ihm übergestülpt. Doch David Kern bleibt David Kern, auch wenn aus dem Kellner auf einmal für alle Welt ein Schriftsteller geworden ist, seit „Lila, Lila” an der Spitze der Bestsellerlisten steht. Und das, so zeigt sich immer deutlicher, ist das Problem zwischen David und Marie.
Hübsch, wie währenddessen der Literaturbetrieb einen in den fünfziger Jahren angesiedelten Roman, geschrieben von einem jungen Mann, als das Ende der zynischen Postmoderne und den Beginn einer Literatur feiert, in welcher der liebe Gott wieder mitreden darf. Suters Satire ist von der milden Art, wie überhaupt das ganze Buch von einer Ruhe getragen ist, der sich der Satzbau genauso hingibt wie der stetige Rhythmus, in dem hier Knötchen geschürzt und gelöst werden. Wer war Alfred Duster? Steckt eine wahre Begebenheit hinter der Romanhandlung von „Lila, Lila”? Wer ist der abgerissene Typ, der nach einer von Davids Lesungen sein Buch für Alfred Duster signiert haben will? Wird Davids Betrug auffliegen? Ansonsten versteht sich der Autor als soziologisch versierter Experte für Bars, Buchmessen und andere interessante Orte. Es wäre schöner, wenn man ihm dieses Selbstverständnis weniger anmerken würde. Aber auch so liest man immer weiter, bis die Geschichte zu Ende geht. Duster natürlich.
KAI MARTIN WIEGANDT
MARTIN SUTER: Lila, Lila. Roman. Diogenes Verlag, Zürich 2004. 345 Seiten, 21,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Satirisch, aber mild: Martin Suters Schriftstellerroman
David Kern kellnert im Esquina. Abend für Abend bedient er dort den Schriftsteller Ralph Grand und seine hörige Entourage. David lässt sich die herablassende Behandlung des witzig-großsprecherischen Dandys gefallen, wichtig ist ihm, irgendwie dazuzugehören. Er hört dann zum Beispiel, wie Ralph Grand in gespieltes Entsetzen ausbricht, als er vernimmt, dass niemand von seiner Tischgesellschaft auch nur eine einzige Seite von John Updike gelesen hat. Also nimmt David, was er sonst nicht tut, ein Buch in die Hand, eins von Updike. Bislang hat er sein Wissen leider noch nicht anbringen können.
Bald gilt sein Augenmerk jedoch nicht mehr Ralph Grand. Im Esquina lernt David Marie kennen, eine hübsche literaturbegeisterte junge Frau, die gerade den Schulabschluss nachholt und bald eine Beziehung mit Ralph Grand anfängt. Gegen seine Eifersucht gibt das Schicksal David ein Heilmittel in die Hand: Als er bei einem Möbelhändler einen Nachttisch aus den fünfziger Jahren kauft, entdeckt er in einer seiner Schubladen ein altes Manuskript mit dem Titel „Sophie, Sophie”, als Autor zeichnet ein gewisser Alfred Duster. Es handelt von einer verhinderten Liebe in den fünfziger Jahren. Die Exzerpte klingen zwar verschmockt, aber auch naiv und echt, und die Anfangssätze sind ohnehin nicht zu übertreffen: „Das ist die Geschichte von Peter und Sophie. Lieber Gott, lass sie nicht traurig enden.”
David tippt das Manuskript in den Computer, druckt es aus und gibt es Sophie. Sich selber gibt er als Autor aus. Das ist das einzige Mal, dass David handelt. Alles andere passiert mit ihm. Marie gefällt die Liebesgeschichte so gut, dass sie das Manuskript ohne Davids Wissen an einen Verlag schickt, der es prompt annimmt. David bekommt Marie, dafür muss er fortan die Rolle des Schriftstellers spielen, obwohl er weder schreiben noch besonders gut sprechen kann. Der Autor Martin Suter weiß das erstens für komische Lesungen in der Provinz, zweitens für ein bisschen Popliteratensatire und drittens für das allmähliche Abkühlen einer mittelheißen Liebe zu nutzen.
David bleibt David
Suters Lieblingsthema ist bislang die verstörende Persönlichkeitsveränderung gewesen. Seine Helden sind nach Trips mit Pilzen, nach Kopfverletzungen oder dem Ausbruch von Alzheimer aus ihrem bisherigen Leben herausgefallen. In „Lila, Lila” geschieht die Veränderung nicht im Inneren des gleichmütigen und leeren Helden. Die neue Identität wird ihm übergestülpt. Doch David Kern bleibt David Kern, auch wenn aus dem Kellner auf einmal für alle Welt ein Schriftsteller geworden ist, seit „Lila, Lila” an der Spitze der Bestsellerlisten steht. Und das, so zeigt sich immer deutlicher, ist das Problem zwischen David und Marie.
Hübsch, wie währenddessen der Literaturbetrieb einen in den fünfziger Jahren angesiedelten Roman, geschrieben von einem jungen Mann, als das Ende der zynischen Postmoderne und den Beginn einer Literatur feiert, in welcher der liebe Gott wieder mitreden darf. Suters Satire ist von der milden Art, wie überhaupt das ganze Buch von einer Ruhe getragen ist, der sich der Satzbau genauso hingibt wie der stetige Rhythmus, in dem hier Knötchen geschürzt und gelöst werden. Wer war Alfred Duster? Steckt eine wahre Begebenheit hinter der Romanhandlung von „Lila, Lila”? Wer ist der abgerissene Typ, der nach einer von Davids Lesungen sein Buch für Alfred Duster signiert haben will? Wird Davids Betrug auffliegen? Ansonsten versteht sich der Autor als soziologisch versierter Experte für Bars, Buchmessen und andere interessante Orte. Es wäre schöner, wenn man ihm dieses Selbstverständnis weniger anmerken würde. Aber auch so liest man immer weiter, bis die Geschichte zu Ende geht. Duster natürlich.
KAI MARTIN WIEGANDT
MARTIN SUTER: Lila, Lila. Roman. Diogenes Verlag, Zürich 2004. 345 Seiten, 21,90 Euro.
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"Ich halte Martin Suter im Moment für einen der besten deutschsprachigen Autoren." (Wolfgang Herles/ZDF aspekte)
"Martin Suter hat sich mit seinen ebenso gut erzählten wie raffiniert konstruierten Geschichten ein treues Lesepublikum erobert. Er schafft es, die Balance zwischen Psychothriller und Kriminalroman zu halten - auf erfreulich hohem literarischen Niveau." (Der Spiegel)
"Martin Suter hat sich mit seinen ebenso gut erzählten wie raffiniert konstruierten Geschichten ein treues Lesepublikum erobert. Er schafft es, die Balance zwischen Psychothriller und Kriminalroman zu halten - auf erfreulich hohem literarischen Niveau." (Der Spiegel)
»Martin Suter gilt als Meister einer eleganten Feder, die so fein geschliffen ist, dass man die Stiche oft erst hinterher spürt.« Monika Willer / Westfalenpost Westfalenpost