Wer ist Muck? Der kleine herrenlose Köter, der Lippel immer auf dem Schulweg nachläuft, oder der Hund aus dem Königspalast? Und wer sind Asslam und Hamide, mit denen Lippel im Sandsturm durch die Wüste irrt? Die beiden türkischen Kinder aus seiner Klasse oder der Prinz und die Prinzessin aus dem Morgenland?Es ist ein aufregendes Abenteuer, das Lippel da träumt, und er selbst steckt mittendrin. Oder ist es gar kein Traum?Mit dem Preis 'Kinder- und Jugendhörbuch des Jahres 2003' zeichneten die Juroren der hr2-Hörbuch-Bestenliste die ungekürzte Lesung von Paul Maars Kinderbuch 'Lippels Traum' aus. Bereits das Buch, erschienen im Verlag Friedrich Oetinger, wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem stand es auf der Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis und erhielt den Österreichischen Staatspreis für Jugendliteratur.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.09.2009Besuch von alten Bekannten
Nach sieben Jahren Pause hat Paul Maar ein neues Sams-Buch geschrieben – und darin ein großes Rätsel gelöst
Von Sabine Buchwald
Bamberg – Gegen Ende der Woche steckt der Postbote einen fingerdicken Umschlag in den Briefschlitz der Tür, neben der ein Nachname mit vier Buchstaben klebt: Maar, Paul Maar. Der wartet auf diese Post und wäre überrascht, wenn er einmal keine Leserbriefe von seinem Hamburger Verlag geschickt bekäme. Wohl um die 5000 verwahrt Maar in Kisten auf dem Dachboden. Jede Woche trägt er einen neuen Stapel die schmale Holztreppe des Bamberger Bürgerhauses hinauf in den ersten Stock. Hier steht sein Schreibtisch, auf dem sich Zeichnungen und Skizzenblöcke türmen, umringt von übervollen Bücherregalen.
Seit 40 Jahren beantwortet Maar jeden einzelnen Brief, weil er glaubt, dass er dem Absender eine Freude damit macht. „Ich habe das Gefühl, ich bin ein ferner Freund für viele meiner Leser”, sagt er. Einem, dem man erzählen kann, dass man todunglücklich ist über die neue Freundin des Vaters. Dem man schreibt, dass die Sams-Bücher vom vielen Lesen zerfleddert sind und es doch endlich eine neue Sams-Geschichte geben soll, damit man wieder etwas zum Lachen hat. Das fünfte und bislang letzte Buch, „Sams in Gefahr”, in dem der blöde Sportlehrer Daume dem Sams seine blauen Wunschpunkte stiehlt, ist vor immerhin sieben Jahren erschienen. Endlich hat Maar die Bitten erhört und sich eine Fortsetzung ausgedacht. Die erscheint nun als Werbegag des Oetinger-Verlags – wie einst das Sams dem Herrn Taschenbier – an einem Samstag, nämlich dieses Wochenende.
Die Idee zu dem Buch kam Maar Anfang des Jahres im Fiebertaumel. Sein Arzt hatte ihn im Januar ins Spital eingewiesen. „Im Krankenbett kreisten meine Gedanken plötzlich um den Satz, Onkel Albin und das Sams‘”, erzählt Maar. Als ihm auch Sohn Michael zuredete, das Sams und die Familie Taschenbier wieder auszugraben, verließ der Autor schließlich fieberfrei, aber mit einer Geschichte im Kopf das Krankenhaus. Kurz darauf wurde aus Albin ein Alwin und in nur vier Monaten ein sechstes Sams-Buch. Er habe sich beim Schreiben gefühlt, erzählt Maar, als seien alte Bekannte zu Besuch gekommen. Ein paar Details habe er nachschlagen müssen, etwa wie ein Freund von Martin Taschenbier heiße, nichts wirklich Wichtiges.
Maar ist ein Vielschreiber, ein fröhlicher Dichter und ein zwanghafter Vielleser: „Wenn ich gut drauf bin, dann spreche ich zu meiner Frau nur in Reimen”, sagt er grinsend. Er verschlinge Zeitungen, aus Verlegenheit sogar Gebrauchsanweisungen. Leider sei er auch dem Fernsehen verfallen. Deshalb flüchtet Maar zum konzentrierten Arbeiten vor den medialen Versuchungen in ein Häuschen im oberfränkischen Birkenfeld. Ein Ritual, dem stets ein weiteres folgt: Die ersten zehn Seiten eines neuen Buches schreibt Maar gewöhnlich auf einen weißen Block mit einem „möglichst spitzen Faserschreiber”. Einigermaßen zufrieden mit dem Anfang, überträgt er den Text in den Computer und macht am Bildschirm weiter.
In der Abgeschiedenheit kommen die Erinnerungen, aus denen er schöpft. „Ich habe eine tiefe Wurzel in die Kindheit”, sagt Maar. Er könne sich gut erinnern an Momente, in denen er euphorisch glücklich gewesen sei oder tief betrübt über eine dumme Bemerkung eines geistlosen Erwachsenen. Vier bis fünf Seiten schaffte er täglich für das neue Sams-Buch. Als gut zwei Drittel fertig waren, bekam Maar einen Anruf von der Stiftung Lesen. Man fragte ihn, ob er nicht einen Text für einen geplanten Vorlese-Weltrekord verfassen wolle. An 100 Tagen sollte dieser von 100 verschiedenen Leuten an 100 Orten vorgelesen werden. Maar bot „Onkel Alwin und das Sams” an. Die Stiftung war begeistert, und Maar zwang sich somit, zügig weiterzuschreiben. So kam es, dass vor einigen Wochen sogar auf der Zugspitze die frischformulierten Passagen über das Sams und den Besuch von Onkel Alwin aus Australien vorgelesen wurden. Am Freitagnachmittag hat Maar zum Finale in Köln die letzten Seiten selbst vorgetragen.
In seinem neuen Werk beantwortet Maar eine häufig gestellte Leserfrage: Ja, es gibt mehr als nur ein Sams. Das erste Kapitel beginnt mit einer Versammlung der Samse, auf der das Sams der Taschenbiers vom Übersams zur Rede gestellt wird. Es muss sich entscheiden, ob es für immer bei der Familie bleiben oder in die Sams-Gemeinschaft zurückkehren will. Zu menschlich ist es den anderen Samsen geworden, zu unsamsig, obwohl es noch immer zünftig dichten kann. Sogar der charakteristische Rüssel hat sich zu einer – wenn auch großen – Nase verändert. Die aber verhilft dem Sams zu einer ungewohnten Rolle. Es wird in die Clique von Martin Taschenbier aufgenommen und darf neu eingekleidet mit in die Stadt. Durchaus hilfreich, denn Lehrer Daume müssen die blauen Punkte abgejagt werden, um den unverschämten Onkel Alwin wegzuwünschen. Der nämlich hat sich wie eine Wanze in Martins Zimmer festgesetzt und lässt sich immerzu bedienen.
Ursprünglich hatte Maar nur an ein einziges, unvergleichliches Sams gedacht, als rotzfrechen, eloquenten Gegenpart zu dem schüchternen, eher verstockten Herrn Taschenbier. Das war Anfang der siebziger Jahre, da war Paul Maar gerade 36 Jahre alt und hatte noch Biographisches aufzuarbeiten. Der verklemmte Büroangestellte Taschenbier, für den Maar als Vorbild einen Angestellten seines Vaters vor Augen hatte, entwickelte sich fünf Bücher lang zum großherzigen Familienmenschen. Und Paul Maar, der gebürtige Schweinfurter, wurde durch die Sams-Reihe zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten deutschsprachigen Kinderbuchautoren. Mehr als vier Millionen Mal haben sich bislang allein die Bücher vom Sams verkauft. Die drei Herr-Bello-Bände, „Der tätowierte Hund” oder die Geschichten vom „kleinen Känguru” sind ebenfalls beliebt. Und die Sams-Filme haben gut drei Millionen Zuschauer gesehen.
Anfang Oktober kommt die Verfilmung des Buchs „Lippels Traum” in die Kinos. Paul Maar hat wieder mit Ulrich Limmer das Drehbuch dazu geschrieben. Obwohl mittlerweile 72 Jahre alt, war Maar bei den Dreharbeiten in Passau und Marokko dabei. Der Film entspreche fast 100-prozentig seiner Vorstellung, sagt er. Und das neue Buch? Es ist sicher nicht seine beste Sams-Geschichte. Doch die Handlung nimmt eine überraschende Wendung und ist sehnlichst erwarteter Stoff für die vielen Sams-Fans.
Die Idee zu dem Buch kam Paul Maar im Fiebertaumel.
Mehr als vier Millionen Mal haben sich bislang allein die Bücher vom Sams verkauft.
Paul Maars Schreibtisch ist übersät mit Skizzen und Stiften. Hier beantwortet er Leserbriefe – und zwar jeden, den er bekommt. Foto: der deutsche Vorlesepreis
Ach, da schau her: Das Sams ist gar kein Unikum. Im sechsten Band stellt sich heraus, dass es von diesen seltsamen Rüsselwesen eine ganze Horde gibt. Illustration: Paul Maar
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Nach sieben Jahren Pause hat Paul Maar ein neues Sams-Buch geschrieben – und darin ein großes Rätsel gelöst
Von Sabine Buchwald
Bamberg – Gegen Ende der Woche steckt der Postbote einen fingerdicken Umschlag in den Briefschlitz der Tür, neben der ein Nachname mit vier Buchstaben klebt: Maar, Paul Maar. Der wartet auf diese Post und wäre überrascht, wenn er einmal keine Leserbriefe von seinem Hamburger Verlag geschickt bekäme. Wohl um die 5000 verwahrt Maar in Kisten auf dem Dachboden. Jede Woche trägt er einen neuen Stapel die schmale Holztreppe des Bamberger Bürgerhauses hinauf in den ersten Stock. Hier steht sein Schreibtisch, auf dem sich Zeichnungen und Skizzenblöcke türmen, umringt von übervollen Bücherregalen.
Seit 40 Jahren beantwortet Maar jeden einzelnen Brief, weil er glaubt, dass er dem Absender eine Freude damit macht. „Ich habe das Gefühl, ich bin ein ferner Freund für viele meiner Leser”, sagt er. Einem, dem man erzählen kann, dass man todunglücklich ist über die neue Freundin des Vaters. Dem man schreibt, dass die Sams-Bücher vom vielen Lesen zerfleddert sind und es doch endlich eine neue Sams-Geschichte geben soll, damit man wieder etwas zum Lachen hat. Das fünfte und bislang letzte Buch, „Sams in Gefahr”, in dem der blöde Sportlehrer Daume dem Sams seine blauen Wunschpunkte stiehlt, ist vor immerhin sieben Jahren erschienen. Endlich hat Maar die Bitten erhört und sich eine Fortsetzung ausgedacht. Die erscheint nun als Werbegag des Oetinger-Verlags – wie einst das Sams dem Herrn Taschenbier – an einem Samstag, nämlich dieses Wochenende.
Die Idee zu dem Buch kam Maar Anfang des Jahres im Fiebertaumel. Sein Arzt hatte ihn im Januar ins Spital eingewiesen. „Im Krankenbett kreisten meine Gedanken plötzlich um den Satz, Onkel Albin und das Sams‘”, erzählt Maar. Als ihm auch Sohn Michael zuredete, das Sams und die Familie Taschenbier wieder auszugraben, verließ der Autor schließlich fieberfrei, aber mit einer Geschichte im Kopf das Krankenhaus. Kurz darauf wurde aus Albin ein Alwin und in nur vier Monaten ein sechstes Sams-Buch. Er habe sich beim Schreiben gefühlt, erzählt Maar, als seien alte Bekannte zu Besuch gekommen. Ein paar Details habe er nachschlagen müssen, etwa wie ein Freund von Martin Taschenbier heiße, nichts wirklich Wichtiges.
Maar ist ein Vielschreiber, ein fröhlicher Dichter und ein zwanghafter Vielleser: „Wenn ich gut drauf bin, dann spreche ich zu meiner Frau nur in Reimen”, sagt er grinsend. Er verschlinge Zeitungen, aus Verlegenheit sogar Gebrauchsanweisungen. Leider sei er auch dem Fernsehen verfallen. Deshalb flüchtet Maar zum konzentrierten Arbeiten vor den medialen Versuchungen in ein Häuschen im oberfränkischen Birkenfeld. Ein Ritual, dem stets ein weiteres folgt: Die ersten zehn Seiten eines neuen Buches schreibt Maar gewöhnlich auf einen weißen Block mit einem „möglichst spitzen Faserschreiber”. Einigermaßen zufrieden mit dem Anfang, überträgt er den Text in den Computer und macht am Bildschirm weiter.
In der Abgeschiedenheit kommen die Erinnerungen, aus denen er schöpft. „Ich habe eine tiefe Wurzel in die Kindheit”, sagt Maar. Er könne sich gut erinnern an Momente, in denen er euphorisch glücklich gewesen sei oder tief betrübt über eine dumme Bemerkung eines geistlosen Erwachsenen. Vier bis fünf Seiten schaffte er täglich für das neue Sams-Buch. Als gut zwei Drittel fertig waren, bekam Maar einen Anruf von der Stiftung Lesen. Man fragte ihn, ob er nicht einen Text für einen geplanten Vorlese-Weltrekord verfassen wolle. An 100 Tagen sollte dieser von 100 verschiedenen Leuten an 100 Orten vorgelesen werden. Maar bot „Onkel Alwin und das Sams” an. Die Stiftung war begeistert, und Maar zwang sich somit, zügig weiterzuschreiben. So kam es, dass vor einigen Wochen sogar auf der Zugspitze die frischformulierten Passagen über das Sams und den Besuch von Onkel Alwin aus Australien vorgelesen wurden. Am Freitagnachmittag hat Maar zum Finale in Köln die letzten Seiten selbst vorgetragen.
In seinem neuen Werk beantwortet Maar eine häufig gestellte Leserfrage: Ja, es gibt mehr als nur ein Sams. Das erste Kapitel beginnt mit einer Versammlung der Samse, auf der das Sams der Taschenbiers vom Übersams zur Rede gestellt wird. Es muss sich entscheiden, ob es für immer bei der Familie bleiben oder in die Sams-Gemeinschaft zurückkehren will. Zu menschlich ist es den anderen Samsen geworden, zu unsamsig, obwohl es noch immer zünftig dichten kann. Sogar der charakteristische Rüssel hat sich zu einer – wenn auch großen – Nase verändert. Die aber verhilft dem Sams zu einer ungewohnten Rolle. Es wird in die Clique von Martin Taschenbier aufgenommen und darf neu eingekleidet mit in die Stadt. Durchaus hilfreich, denn Lehrer Daume müssen die blauen Punkte abgejagt werden, um den unverschämten Onkel Alwin wegzuwünschen. Der nämlich hat sich wie eine Wanze in Martins Zimmer festgesetzt und lässt sich immerzu bedienen.
Ursprünglich hatte Maar nur an ein einziges, unvergleichliches Sams gedacht, als rotzfrechen, eloquenten Gegenpart zu dem schüchternen, eher verstockten Herrn Taschenbier. Das war Anfang der siebziger Jahre, da war Paul Maar gerade 36 Jahre alt und hatte noch Biographisches aufzuarbeiten. Der verklemmte Büroangestellte Taschenbier, für den Maar als Vorbild einen Angestellten seines Vaters vor Augen hatte, entwickelte sich fünf Bücher lang zum großherzigen Familienmenschen. Und Paul Maar, der gebürtige Schweinfurter, wurde durch die Sams-Reihe zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten deutschsprachigen Kinderbuchautoren. Mehr als vier Millionen Mal haben sich bislang allein die Bücher vom Sams verkauft. Die drei Herr-Bello-Bände, „Der tätowierte Hund” oder die Geschichten vom „kleinen Känguru” sind ebenfalls beliebt. Und die Sams-Filme haben gut drei Millionen Zuschauer gesehen.
Anfang Oktober kommt die Verfilmung des Buchs „Lippels Traum” in die Kinos. Paul Maar hat wieder mit Ulrich Limmer das Drehbuch dazu geschrieben. Obwohl mittlerweile 72 Jahre alt, war Maar bei den Dreharbeiten in Passau und Marokko dabei. Der Film entspreche fast 100-prozentig seiner Vorstellung, sagt er. Und das neue Buch? Es ist sicher nicht seine beste Sams-Geschichte. Doch die Handlung nimmt eine überraschende Wendung und ist sehnlichst erwarteter Stoff für die vielen Sams-Fans.
Die Idee zu dem Buch kam Paul Maar im Fiebertaumel.
Mehr als vier Millionen Mal haben sich bislang allein die Bücher vom Sams verkauft.
Paul Maars Schreibtisch ist übersät mit Skizzen und Stiften. Hier beantwortet er Leserbriefe – und zwar jeden, den er bekommt. Foto: der deutsche Vorlesepreis
Ach, da schau her: Das Sams ist gar kein Unikum. Im sechsten Band stellt sich heraus, dass es von diesen seltsamen Rüsselwesen eine ganze Horde gibt. Illustration: Paul Maar
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"... eine wunderbare Geschichte über die Macht der Fantasie und über wahre Freundschaft. Ein echter Klassiker der Kinderliteratur!" Revierkind, Oktober/November 2009