Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 4,58 €
  • Audio CD

Jeder kann etwas mit Gedichten anfangen - und tut es auch. Gedichte sind überall. Kein Kopf, in dem es nicht davon wimmelt: von Werbesprüchen, Liedern, Kinderreimen und wer weiß nicht alles. H. M. Enzensberger zeigt in dieser aufwändigen Produktion mit allen vorhandenen O-Tönen, wie wunderbar das Spiel mit Wörtern sein kann und vor allem, dass es - auch beim Selbermachen - Spaß macht!

Produktbeschreibung
Jeder kann etwas mit Gedichten anfangen - und tut es auch. Gedichte sind überall. Kein Kopf, in dem es nicht davon wimmelt: von Werbesprüchen, Liedern, Kinderreimen und wer weiß nicht alles. H. M. Enzensberger zeigt in dieser aufwändigen Produktion mit allen vorhandenen O-Tönen, wie wunderbar das Spiel mit Wörtern sein kann und vor allem, dass es - auch beim Selbermachen - Spaß macht!
Autorenporträt
Gottfried Benn (1886-1956) ist einer der bedeutendsten deutschen Lyriker des 20. Jahrhunderts. Auch in seiner Prosa, seinen Essays, autobiographischen Schriften und Briefen ist er der "Phänotyp" seiner Epoche. 1951 erhielt der den Georg-Büchner-Preis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.03.2004

Vom Verdruß zum Genuß
Aufforderung zum Tanz mit Worten: Ein Lyrikverführer

Wie Rilkes Panther im Käfig kamen wir uns damals in der Schule beim Gedichtedurchnehmen vor. Auch jetzt, beim Aufschlagen von Andreas Thalmayrs "Lyrik nervt", erinnern wir uns schaudernd an die Ödnis langer Deutschstunden, die sich wie Mehltau aufs Gemüt legte. Treffender als mit der abgebildeten Seite eines Aufsatzes über den berühmten Rilke-Panther, wo eine runde Mädchenschrift gutwillig und hilflos etwas von Tierquälerei faselt und ihr der rote Lehrerinnenstift unbarmherzig dazwischenfährt, um mit "Thema verfehlt!" eine Vier zu vergeben - treffender kann man den Lyrikverdruß ganzer Schülergenerationen nicht demonstrieren und zugleich begründen.

Für alle, die noch immer sauer sind über die verlorene Zeit, und natürlich erst recht für akut Genervte kommt nun eine "Erste Hilfe für gestreßte Leser" - so der Untertitel des Buches, das mit dem dicken roten Kreuz auf weißem Grund wie ein Medizinschränkchen aussieht. Das ist ein plakativeres Signal als die blassen Zeichen auf dem Umschlag der hochgelobten Wörter-Tanzvorführung, die Hans Magnus Enzensberger als Andreas Thalmayr vor fast zwanzig Jahren mit seinem "Wasserzeichen der Poesie" veranstaltete.

Dieses "Wasserzeichen" schimmert nun durch nahezu jede Seite des neuen Lyrikverführers hindurch. Thalmayr hat ihm die kräftigsten und schönsten Beispiele entnommen. Dennoch liefert er hier nicht einfach ein "Wasserzeichen für Kleine". Er reduziert es klug, geht aber zugleich darüber hinaus, indem er die wichtigsten Versformen erklärt und von "Ben zi bena, bluot zi bluoda" bis zum heutigen Werbespruch Lyrikgeschichte erzählt. Damit bloß nichts nach Klassenzimmer riecht ("wir sind schließlich zu unserem Vergnügen hier"), kommt Thalmayr dem jungen Verseverächter in jeder Weise entgegen. Man könnte es fast ein Hinunterbeugen nennen, wäre sein Ton nicht so launig und von der Überzeugung getragen, einen gleichfalls lustvollen und intelligenten Leser vor sich zu haben. Understatement wird hier großgeschrieben, manchmal sogar zu groß. Betont lässige Sätze wie "Die Terzine hat, glaube ich, Dante erfunden" verlieren an Witz, wenn sie gehäuft kommen.

Die fürsorgliche Abholung des unwilligen Lesers funktioniert aber trotzdem bestens, nämlich vor allem dort, wo Thalmayr die Schwächen mancher Lyrik offenlegt. Respektlos stellt er Banalitäten neben Meisterstücke, Schepperndes neben die geschmeidigste Melodie. Nach der Lektüre hat man immerhin eine Ahnung davon, warum einen manches an der Lyrik nervte. Unterdessen sind auch die Könner grüßend vorbeigezogen - Rilke, Benn, Brecht und die anderen -, und Thalmayr hat den Leser dazu gebracht, scharf genug hinzusehen, um zu wissen: Von diesem möchte ich mehr erleben, von jenem nicht. So leitet dieser Führer entschieden zum Unterscheidenkönnen an und weckt große Lust auf weiteres. Kann man von einem Erste-Hilfe-Buch in Sachen Literatur mehr erwarten?

Eigentlich nicht, aber Thalmayr bietet mehr, als wäre das eine Selbstverständlichkeit. War das "Wasserzeichen" eine wunderschön artifizielle Tanzdarbietung, in der auch der Autor selbst so manche Pirouette drehte, so ist "Lyrik nervt" eine Aufforderung zum Tanz, der sich kaum einer entziehen können wird. Im letzten Kapitel kann man unter der Überschrift "Selber machen" erste Schritte einüben - immer den Trost im Ohr, daß die meisten Menschen "Normallyriker" sind und somit schon halbe Dichter. Daß zu einem Ganzen noch eine unwägbare, unerlernbare Kraft gehört, die Thalmayr hier den "eigenen Ton" nennt, trägt nur zum Staunen über die verschwenderische Welt der Lyrik bei. Dieses Buch ist, falls möglich, noch sinnvoller als das "Wasserzeichen der Poesie". Es war nötig.

MONIKA OSBERGHAUS.

Andreas Thalmayr: "Lyrik nervt!" Erste Hilfe für gestreßte Leser. Hanser Verlag, München 2004. 118 S., geb., 12,90 [Euro]. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Der Rezensent mit dem Kürzel "czz" hält es für ein ausgesprochen lobenswertes Unterfangen, was Hans Magnus Enzensberger hier mit dieser Audio-CD versucht: nämlich den "Muff der Literaturdidaktik" aus der Rezeption von Lyrik zu vertreiben. Und nach Meinung des Rezensenten ist er damit auch recht erfolgreich, auch wenn auch er nicht richtig "von den Sottisen zum Akademismus lassen" kann und an manchen Stellen etwas bemüht flott wirkt. Doch alles in allem geht sein Konzept auf, meint "czz", Enzensberger "weckt die poetische Wunderwelt und offeriert praktische Freiübungen". Damit leistet er praktische "Hilfe zur Selbsthilfe", die man nicht nur der Jugend - der eigentlichen Zielgruppe - ans Herz legen kann.

© Perlentaucher Medien GmbH