Im Barcelona der späten 70ger Jahre besucht der 15 jährige Oscar ein Internat und streift in seiner Freizeit am liebsten durch die verwunschenen Villenviertel. Eines Tages trifft er auf einem verlassen wirkenden Grundstück ein faszinierendes Mädchen. Marina lebt mit ihrem Vater Germán sehr zurück
gezogen in einer großen alten Villa, deren Unterhalt sie kaum bestreiten können und die vom Verfall…mehrIm Barcelona der späten 70ger Jahre besucht der 15 jährige Oscar ein Internat und streift in seiner Freizeit am liebsten durch die verwunschenen Villenviertel. Eines Tages trifft er auf einem verlassen wirkenden Grundstück ein faszinierendes Mädchen. Marina lebt mit ihrem Vater Germán sehr zurück gezogen in einer großen alten Villa, deren Unterhalt sie kaum bestreiten können und die vom Verfall geprägt ist. Für Oscar wird diese verfallene Villa trotzdem zu einem zu Hause und zusammen mit Marina durchstreift er die Gegend. Eines Tages treffen sie auf einem alten Friedhof auf eine verschleierte Dame in Schwarz, die dort ein Grab mit einem schwarzen Schmetterling aufsucht. Als sie die geheimnisvolle Frau verfolgen, stoßen sie auf die Geschichte des ehemals reichsten Mannes von Barcelona. Zusammen werden sie in eine Geschichte voller Schmerz, Trauer und Größenwahn gezogen. Doch auch Marina und Germán hüten ein Geheimnis und als Oscar es lüftet, ist es für ihn das Ende seiner Träume und seiner Jugend.
Dies war mein erstes Buch von Zafon, an das ich ohne bestimmte Erwartungshaltung und Vorstellungen heran gegangen bin und da ich auch keine Probleme mit mysteriösen Vorkommnissen und phantastischen Elementen habe, war die doch etwas bizarre und absonderlich Geschichte, in die Oscar und Marina hineinstolpern auch kein Problem für mich!
Zunächst begeistern den Leser aber ein geschliffener Erzählstil und wunderschöne Bilder vom Barcelona der 70ger Jahre. Verwunschene Plätze, mystische und wie verlassen wirkende Gassen, geheimnisvolle Ruinen, düstere Hauseingänge, ein fruchterregendes Kanalsystem und die undurchsichtige Geschichte des Michael Kolwenik erzeugen eine dichte und fesselnde Atmosphäre, der man sich beim Lesen nicht entziehen kann. Auch das Fehlen sämtlicher technischen Errungenschaften erzeugen beim Lesen das Gefühl, man würde sich Ende des 19. Jahrhunderts befinden und nicht in den ausgehenden 70ger Jahren des Zwanzigsten. Nachdem sich Oscar und Marine kennen gelernt haben und Oscar Teil der kleinen Familie wurde, verändert sich nach und nach die Stimmung im Buch, es wird düsterer und mysteriöser und je mehr die beiden Jugendlichen über Kolwenik heraus finden, um so bedrohlicher wird auch die Stimmung im Buch. In dem sie Kolwniks ehemalige Freunde und Weggefährten aufspüren, begeben sich Marina und Oscar auf eine Reise in die Vergangenheit in der das Leben des ehemals reichsten Mannes von Barcelona Schritt für Schritt aufgerollt wird und immer neue schreckliche und auch unheimliche Details zu Tage treten. Gerade Oscars nächtliche Alleingänge wirken geradezu unwirklich, manchmal hat man das Gefühl er würde nur einen bösen Traum erleben. Die letztendliche Auflösung um Kolwenik und Ewa Irinowa offenbart Liebe, Wahnsinn und ein unfassbares Grauen, das in einem spannenden Showdown verpackt wurde.
Nebenher läuft die zarte Liebesgeschichte zwischen Oscar und Marina, die durchzogen ist von Melancholie und überschattet wird von einem großen Geheimnis, das Oscar den Boden unter den Füßen wegzieht als er es lüftet. Ich muß allerdings sagen, dass mir das Geheimnis um Marina recht schnell klar war, aber da es sich aber um ein Jugendbuch handelt, kann man da wohl drüber hinweg sehen. Insgesamt ein ungewöhnliches Leseerlebnis, das sicher nicht jedermanns Sache ist. Wer sich darauf einläßt, kann sich aber Seite für Seite verzaubern lassen von einer spannenden, einfühlsamen, melancholischen und auch etwas düsteren und unheimlichen Geschichte.
FaziT: Kein Buch für Phantasielose! Insgesamt erinnerte mich "Marina" an viktorianische Schauerromane aus dem 19. Jh., wer Realitätsnähe erwartet wird sie hier nicht finden und sicher enttäuscht sein. Wer sich aber für Geschichten mit mysteriösen, phantastischen Elementen begeistern kann, der wird hier seine Freude haben. Der wunderbar geschliffene Erzählstil macht zudem das Lesen zu einem besonderen Vergnügen.