Ab in die Berge? Isla kann sich Besseres vorstellen. Was hat sich ihre Mutter nur dabei gedacht, sie ausgerechnet bei ihrem Großvater zu parken, während sie »ein paar Dinge regelt«? Von Berlin geht es nach Süddeutschland und plötzlich findet sich Isla in einer fremden Welt wieder: ein Alpendorf, eine Holzhütte, ein fremder alter Mann. Und um sie herum nichts als Ziegen, weiter Himmel, rauschende dunkle Tannen. Ihr Großvater redet nicht gerade viel, und wenn doch, mäkelt er an Isla herum oder schimpft über ihre Mutter. Isla will abhauen, diese stumpfsinnige Idylle ist nicht auszuhalten! Doch dann trifft sie Peter aus dem Nachbardorf.
Gelesen von der Autorin.
Gelesen von der Autorin.
buecher-magazin.deHeidi reloaded steht auf dem Cover: Autorin Alexa Hennig von Lange springt auf den Heidi-Boom auf und kreiert eine weitere Fassung des berühmten Klassikers. Im ersten Teil des Hörbuchs jedoch ist der Spagat zwischen der modernen Fassung des Hörbuchs und der ursprünglichen Vorlage sehr bemüht. H&M, Ikea, Lillyfee und WhatsApp dürfen als Schlagworte wohl nicht fehlen. Heidi, die hier "Isla" heißt, ist für eine 11-Jährige sehr abgeklärt und vernünftig an der Seite ihrer durchgeknallten, verrückten Mutter. Diese möchte mit Isla nach Ibiza auswandern, um noch einmal die Zeit ihres Lebens zu erleben. Heidi wird beim Opa, den sie bisher nur einmal traf, auf der Alm geparkt, taucht in die Welt der Berge ein, lernt Peter kennen und mag ihn sehr. Hier wird das Hörbuch berührend, man leidet mit Isla mit, die in ihrer neuen Welt erkennt, was ihr im Leben fehlt: eine richtige Familie. Alexa Hennig von Lange liest selbst, doch leider ist die betont kindliche Stimme überzogen und macht das Zuhören daher anstrengend. Mitunter gelingt es der Autorin dann doch, sanft und melancholisch zu klingen. Wäre ihr das doch durchgehend gelungen, hätte man diese Version noch mehr genießen können.
© BÜCHERmagazin, Tina Muffert (tm)
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.10.2017Heidi, Heida
Alexa Hennig von Lange schickt Johanna Spyris Heldin wieder auf die Alm
Man nehme: einen Großvater, eine Almhütte und einen Ziegenhirten namens Peter, gebe ein Mädchen dazu, das weitgehend allein in der Welt steht, und streue etwas Käse drüber: Schon liegt eine neue Variante des Kinderbuch-Dauerbrenners „Heidi“ auf dem Tisch. Die Frage „Darf man das?“ erübrigt sich, dafür gibt es einfach schon zu viele Neufassungen von Johanna Spyris Meisterwerk. Wichtig ist vielmehr: Funktioniert es?
Alexa Hennig von Lange hat das Dorf in den Schweizer Bergen in die Jetztzeit versetzt. Die Ich-Erzählerin, eine muntere Elfjährige aus Berlin, wird von ihrer alleinerziehenden Chaos-Mutter beim Großvater auf der Alm abgeladen. Dort oben gibt es weder Wlan noch Handy-Empfang, dafür aber Tannenrauschen, Bergesglühen und ein wohlgeordnetes Leben mitsamt eigenem Kämmerchen unter dem Dach. Und so kommen Enkelin Isla und ihr mürrischer Alm-Opa schon bald ganz gut miteinander zurecht. Auch das Leben unten im Dorf ist weniger fade als befürchtet; es entpuppt sich vielmehr als weiches Auffangbecken für die gestrandete Stadtpflanze. Ihr neuer Freund Peter hat zwar ständig die Glotze an und pflegt – echt berglerisch – seine Macho-Allüren, kann aber schnitzen, bringt Isla in 20 Minuten das Schwimmen bei und steht – samt Großfamilie – auch sonst stets parat, wenn man ihn braucht. Dazu noch dieser Lehrer: ein gut aussehender Strahlemann, der die Klasse stets charmant im Griff behält und darüber hinaus Heidi – pardon, Isla – sogar noch die dringend benötigten Bergschuhe kauft, in denen sie endlich keine nassen Füße mehr bekommt. Oh du glückliche Schweiz – hier wird alles wieder gut! Es ist zwar nicht recht schlüssig, wie Islas Mutter ihre eigene Kindheit in den Bergen so weit vergessen konnte, dass sie den Weg zur verschneiten Hütte in dünnen Stiefeletten antritt, doch der Leseratten-Qualität des Ganzen tut das keinen Abbruch. Will sagen: Es funktioniert. Und das sogar bei Anhängern der Originalfassung. Vorausgesetzt, sie können sich mit dem gelegentlich etwas penetranten Jugendjargon anfreunden. Als Ansporn dürften dabei die zahlreichen Versatzstücke aus Spyris Roman dienen, die Lange augenzwinkernd präsentiert; die permanenten Mahlzeiten aus Brot und Käse etwa, die der Großvater serviert, oder auch die Namen seiner beiden Geißen. Wie hießen sie doch noch mal?
CAROLA ZINNER
Alexa Hennig von Lange: Mein Sommer als Heidi. Thienemann-Verlag, Stuttgart 2017. 240 Seiten, 12,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Alexa Hennig von Lange schickt Johanna Spyris Heldin wieder auf die Alm
Man nehme: einen Großvater, eine Almhütte und einen Ziegenhirten namens Peter, gebe ein Mädchen dazu, das weitgehend allein in der Welt steht, und streue etwas Käse drüber: Schon liegt eine neue Variante des Kinderbuch-Dauerbrenners „Heidi“ auf dem Tisch. Die Frage „Darf man das?“ erübrigt sich, dafür gibt es einfach schon zu viele Neufassungen von Johanna Spyris Meisterwerk. Wichtig ist vielmehr: Funktioniert es?
Alexa Hennig von Lange hat das Dorf in den Schweizer Bergen in die Jetztzeit versetzt. Die Ich-Erzählerin, eine muntere Elfjährige aus Berlin, wird von ihrer alleinerziehenden Chaos-Mutter beim Großvater auf der Alm abgeladen. Dort oben gibt es weder Wlan noch Handy-Empfang, dafür aber Tannenrauschen, Bergesglühen und ein wohlgeordnetes Leben mitsamt eigenem Kämmerchen unter dem Dach. Und so kommen Enkelin Isla und ihr mürrischer Alm-Opa schon bald ganz gut miteinander zurecht. Auch das Leben unten im Dorf ist weniger fade als befürchtet; es entpuppt sich vielmehr als weiches Auffangbecken für die gestrandete Stadtpflanze. Ihr neuer Freund Peter hat zwar ständig die Glotze an und pflegt – echt berglerisch – seine Macho-Allüren, kann aber schnitzen, bringt Isla in 20 Minuten das Schwimmen bei und steht – samt Großfamilie – auch sonst stets parat, wenn man ihn braucht. Dazu noch dieser Lehrer: ein gut aussehender Strahlemann, der die Klasse stets charmant im Griff behält und darüber hinaus Heidi – pardon, Isla – sogar noch die dringend benötigten Bergschuhe kauft, in denen sie endlich keine nassen Füße mehr bekommt. Oh du glückliche Schweiz – hier wird alles wieder gut! Es ist zwar nicht recht schlüssig, wie Islas Mutter ihre eigene Kindheit in den Bergen so weit vergessen konnte, dass sie den Weg zur verschneiten Hütte in dünnen Stiefeletten antritt, doch der Leseratten-Qualität des Ganzen tut das keinen Abbruch. Will sagen: Es funktioniert. Und das sogar bei Anhängern der Originalfassung. Vorausgesetzt, sie können sich mit dem gelegentlich etwas penetranten Jugendjargon anfreunden. Als Ansporn dürften dabei die zahlreichen Versatzstücke aus Spyris Roman dienen, die Lange augenzwinkernd präsentiert; die permanenten Mahlzeiten aus Brot und Käse etwa, die der Großvater serviert, oder auch die Namen seiner beiden Geißen. Wie hießen sie doch noch mal?
CAROLA ZINNER
Alexa Hennig von Lange: Mein Sommer als Heidi. Thienemann-Verlag, Stuttgart 2017. 240 Seiten, 12,99 Euro.
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