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In einer Villa am Zürichberg wohnt Alt-Nationalrat Dr. Stotz, umgeben von Porträts einer jungen Frau. Melody war einst seine Verlobte, doch kurz vor der Hochzeit - vor über 40 Jahren - ist sie verschwunden. Bis heute kommt Stotz nicht darüber hinweg. Davon erzählt er dem jungen Tom Elmer, der seinen Nachlass ordnen soll. Nach und nach stellt sich Tom die Frage, ob sein Chef wirklich ist, wer er vorgibt zu sein. Zusammen mit Stotz' Großnichte Laura beginnt er, Nachforschungen zu betreiben, die an ferne Orte führen - und in eine Vergangenheit, wo Wahrheit und Fiktion gefährlich nahe beieinanderliegen.…mehr

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Produktbeschreibung
In einer Villa am Zürichberg wohnt Alt-Nationalrat Dr. Stotz, umgeben von Porträts einer jungen Frau. Melody war einst seine Verlobte, doch kurz vor der Hochzeit - vor über 40 Jahren - ist sie verschwunden. Bis heute kommt Stotz nicht darüber hinweg. Davon erzählt er dem jungen Tom Elmer, der seinen Nachlass ordnen soll. Nach und nach stellt sich Tom die Frage, ob sein Chef wirklich ist, wer er vorgibt zu sein. Zusammen mit Stotz' Großnichte Laura beginnt er, Nachforschungen zu betreiben, die an ferne Orte führen - und in eine Vergangenheit, wo Wahrheit und Fiktion gefährlich nahe beieinanderliegen.
Autorenporträt
Martin Suter wurde 1948 in Zürich geboren. Seine Romane (darunter ¿Melody¿ und ¿Der letzte Weynfeldt¿) und die ¿Business-Class¿-Geschichten sind auch international große Erfolge. Seit 2011 löst außerdem der Gentleman-Gauner Allmen in einer eigenen Krimiserie seine Fälle, derzeit liegen sieben Bände vor. 2022 feierte der Kinofilm von André Schäfer ¿Alles über Martin Suter. Außer die Wahrheit¿ am Locarno Film Festival Premiere. Seit einigen Jahren betreibt der Autor die Website martin-suter.com. Er lebt mit seiner Tochter in Zürich.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.03.2023

Liebeserklärung an den Schwindel
Nieder mit dem Faktencheck: Martin Suters
neuer Roman „Melody“ ist ein richtig gutes Buch
VON GERHARD MATZIG
Schon am Anfang von Martin Suters neuem Buch „Melody“ scheint das zentrale Thema des Romans auf. „Tom“, heißt es da, „entschied sich für die Wahrheit.“ Am Ende des Buches, wenn klar wird, dass man nicht immer der Herr über alle Entscheidungen im Leben ist, wird Tom im Gespräch sagen: „Meine wirkliche Aufgabe war nie, die Wahrheit zu verbergen.“ – „Sondern?“ – „Sie zu finden.“
Die Wahrheit zu finden ist etwas anderes, als sich für die Wahrheit zu entscheiden. Suters Roman ist ein Weg-Roman: Tom, und mit ihm der Leser, kommt ans Ziel – aber das Ziel ist nicht das, was man sucht, sondern, was man findet. Dass man sich am Ende fragen kann, ob die Wahrheit wirklich besser ist als die Erfindung der je eigenen Wahrheit: Das gehört zu den poetischen Momenten dieser Lektüre. Das gehört zum Glück auch, wenn es mehr ist als die Summe seiner Gewissheiten. In diesem Fall ist das Glück ein Buch mit einer Geschichte drin.
Die Wahrheit also. Das Faktische. Das, was ist. Als Leser will man ebenfalls wissen: Was ist geschehen, damals? Seite um Seite fliegt man ihr hinterher, der Wahrheit, neugierig, ahnend, rätselnd. Toms Aufgabe wird zur Herausforderung für das Publikum: Finde die Wahrheit! Der Roman macht es einem dabei leicht. Bis zu einem gewissen Punkt.
Was als modernes Decamerone am Weilstammweg 12 in Zürich in einem verschachtelten Villenviertel und in einer klassizistischen Villa unter der Giebelinschrift „Tempus fugit, amor manet“ (sinngemäß: die Zeit vergeht, die Liebe bleibt) beginnt, wird erst zur Liebesgeschichte und bald zur Detektivgeschichte. Man legt das Buch nicht mehr aus der Hand. Suter ist auf der Höhe seiner Erzählkunst.
Vom Erfinder der Allmen-Reihe über den Lebenskünstler und privatisierenden Pleitier Johann Friedrich von Allmen war man zuletzt enttäuscht. Wie man nur als Liebender enttäuscht sein kann. „Allmen und der Koi“ ist eine blasse, ja dürftige Geschichte. Und die Kritik an Suters Hymne auf Bastian Schweinsteiger („Einer von euch“) war in der SZ so betitelt: „Ein richtig schlechtes Buch“. Nun, „Melody“ ist, das muss Fans und Buchhandlungen erfreuen, vor allem aber die Buchhändlerinnen, „Melody“ ist ein richtig gutes Buch. Eines, das man traurig verabschiedet, weil es von jener Leichtigkeit ist, die ihren Grund in der valentinesken Schwere hat.
Mit der Frage, ob Erfindungen letztendlich nicht die wahreren Wahrheiten sind, legt man schließlich die Melody-Spurensuche zurück – und mit dem Buch eine Ode ans Geschichtenerzählen, dem notwendigerweise entweder das wahre Erleben von Geschichten oder aber das fiktive Ersinnen von Geschichten vorangeht. Der Grat dazwischen ist schmal – aber Suter ist schwindelfrei. „Melody“ ist eine Liebeserklärung an die Kunst des Schwindels, wie sie luzider kaum sein kann.
Dazu benötigt Suter nur wenig Personal, das er wie gewohnt ökonomisch und behutsam einsetzt. Im Mittelpunkt steht Tom, der vielleicht nicht ganz zufällig an den Tom Ripley von Patricia Highsmith erinnert. Tom ist 30 Jahre alt und, hier begegnet man einmal mehr dem Allmen-Motiv, „vom hohen Ross heruntergekommen“ – „Jetzt war er unten.“ Mit Double Degree, einem Master of Law in der Schweiz und einem aus London.
Der Vater, lange als vermögend geltend, bringt sich um, da in Wahrheit bankrott. Die Mutter lebt geschieden in Kanada. Tom muss arbeiten und findet keinen Job. Während Suter Tom vor dem Spiegel einen Krawattenknoten binden lässt, denn es gibt nun doch endlich einmal ein Bewerbungsgespräch in Zürich, skizziert der Autor wie nebenher ein ganzes Leben.
Mit zwei, drei Sätzen wird Tom lebendig, eine vielschichtige Figur, für die man sich interessiert. Suter erzählt glänzend. Ein paar wenige Striche reichen ihm. Weil die Striche sitzen. Es ist wie mit einem guten Krawattenknoten: Um perfekt zu sein, darf man ihm seine kunstvolle Verschlungenheit nicht ansehen.
Das in der digitalen Gegenwart fast schon märchenhaft anmutende Inserat, auf das Tom per altmodischer Chiffre antwortet, lautet so: „Gesucht: Vertrauenswürdiger, gebildeter jüngerer Mann für Nachlassordnung. Juristische Vorkenntnisse erwünscht. Vollzeit. Faire Bezahlung.“ Aufgegeben hat es Dr. Peter Stotz. Und die Erzählung aus Tausendundeiner Schweizer Nacht vom Zürichberg nimmt ihren Lauf.
Stotz ist ein alter reicher Mann. Alt-Nationalrat. Militär. Königsmacher. Mäzen. Geschäftsmann. Mit zu viel Stoff für zu wenig Körper. Er hat keinen Magen mehr, aber einen exquisiten Weinkeller. Was er außerdem hat: nicht mehr lange zu leben. Ein paar Monate geben ihm die Ärzte. Ein paar Monate gibt Dr. Stotz somit auch Tom, der ein halbes Jahrhundert jünger ist. Damit er nicht nur den Nachlass eines ausgefüllten Lebens ordnet, sondern auch ein kollektives Erinnern vorbereitend retuschiert. Man solle sich an den Alt-Nationalrat nicht erinnern, wie er war, sondern: Wie er hätte sein können. Nicht um Wahrheit geht es dem Todgeweihten, sondern um eine gute Story. Um eine Story mit einem Happy End.
An dieser Stelle wird aus einer Geschichte eine Cold-Case-Geschichte. In der Villa am Zürichberg gibt es nämlich Dutzende von Bildern, die allesamt die eine schöne Frau zeigen. Das ist Melody Alaoui, die eigentlich Tarana heißt: Melodie. Sie ist Buchhändlerin und von dunkler Schönheit. Die Familie stammt aus Marokko. Sie ist 20 Jahre jünger als der damals – zum Zeitpunkt der Begegnung – vielleicht 40-Jährige. Es beginnt eine kompliziert scheiternd sich erfüllende Liebesgeschichte, die als Erinnerung erzählt wird: Es war einmal.
Tom hört täglich neue Kapitel vor dem Kaminfeuer in der einsamen Villa. Im Hintergrund: eine Köchin und ein Faktotum. Man denkt an Hitchcock und den Film „Rebecca“. Auch die Villa Stotz leidet unter den allgegenwärtigen Erinnerungen an eine junge Frau, die ... was ist? Verrückt? Tot? Eine Erfindung? Ein Fluch? Und wer ist der alte Mann eigentlich wirklich? Am Ende jemand, der weiß, dass die Zeit flieht – und die Liebe nicht bleibt.
Der Todgeweihte sagt einmal: „Ein guter Anwalt sollte der Dichtung mehr verpflichtet sein als der Wahrheit.“ Im Buch sagt die Wahrheit dagegen wer? Ein betrunkener Literat. Und Tom sagt: „Ich mag Geschichten.“ Wir alle tun das – weil es eben so eine wundersame Sache ist mit der Wahrheit.
„Ein guter Anwalt sollte der
Dichtung mehr verpflichtet
sein als der Wahrheit.“
Ein junger Jurist sucht in Martin Suters neuem Roman einen schwerreichen Dr. Stotz in seiner Villa auf, einen Militär, Alt-Nationalrat, Königsmacher, der nicht mehr lange zu leben hat und sein Nachleben sortiert wissen will: hier die Zürcher Villa Wesendonck, heute ein Museum.
Foto: picture alliance / Bildarchiv Monheim
Martin Suter: Melody. Roman, Diogenes Verlag, Zürich 2023.
336 Seiten, 26 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.04.2023

Die Wahrheit, die Wahrheit

Martin Suters neuer Roman "Melody" stellt die Frage nach dem Unterschied zwischen Sein und Schein und ob es ihn überhaupt gibt.

Von Rose-Maria Gropp

Er ist mit Leib und Seele ein Geschichtenerzähler. Das hat Martin Suter seit 1997, als sein erster Roman "Small World" erschien, die Geschichte von Konrad Lang, den die Altersdemenz ereilt zu haben schien, immer wieder bewiesen. Mit dem aktuellen Buch "Melody" ist ihm ein wahres Glanzstück seiner Erzählkunst gelungen. Nichts Menschliches ist Suter fremd, so viele Spielarten des Humanum sind ihm vertraut, weil er ein unerhört scharfsinniger Beobachter ist. Das ermöglicht es ihm, die Ablagerungen unter dem an der Oberfläche Sichtbaren zu erkunden, sie im Erzählen ans Licht zu bringen. In "Melody" sind Schein und Sein eines Menschen leitendes Thema. Es geht um Fiktion und Wirklichkeit, Wahrheit und Lüge, diesmal auch um Schuld und eine ungewöhnliche Form selbst auferlegter Sühne. Suter ist nicht an Moral interessiert, dafür umso mehr an den Folgen der Handlungen seines Personals. Im Zentrum steht Dr. Peter Stotz, der in seiner Zürcher Villa lebt, deren Giebelinschrift lautet "Tempus fugit, amor manet". Dass die Zeit dahinflieht, weiß Stotz, er ist 84 Jahre alt und zum Tode krank. Er hat keinen Magen mehr, die Maßanzüge sind zu weit geworden für den ausgemergelten Leib. Doch die Haltung, die seine Karriere ihm implantiert hat, ist noch da. Stotz war ein enorm einflussreicher Mann, Unternehmensberater, Nationalrat, Strippenzieher der liberalen Wirtschaftspartei, Königsmacher und Geldgeber, Mitglied des Verwaltungsrats der Oper. Er alimentiert seit Jahrzehnten einen versoffenen Schriftsteller als Gesprächsgegenüber, der sich als klarsichtig in Bezug auf seinen Wohltäter entpuppen wird. Stotz' noch immer nicht ganz erloschene Macht wird erkennbar, wenn es heißt, "dass es in der Businesswelt den Fachausdruck ,stotzen' gibt: 'Das bedeutet, aus dem Hintergrund Einfluss nehmen, sein Beziehungsnetz aktivieren, um etwas in deinem Sinn zu beeinflussen.'" Eine klassische Suter-Sentenz, die mehr sagt als seitenlange Beschreibungen. Dieser moribunde Tycoon ohne eigene Nachkommen hat eine Anzeige aufgegeben, aus der Gegenwart gefallen analog, unter Chiffre: "Gesucht: Vertrauenswürdiger, gebildeter jüngerer Mann für Nachlassordnung. Juristische Vorkenntnisse erwünscht. Vollzeit. Faire Bezahlung." Es meldet sich Tom Elmer, in seinen Dreißigern, "mit Double Degree, einem Master of Law in der Schweiz und einem aus London", arbeitslos. Er nimmt das merkwürdige Angebot für exorbitanten Lohn an, die Arbeitsplatzbeschreibung lautet, "der Nachwelt ein bestimmtes Bild von mir zu vermitteln. Ihre Aufgabe besteht darin, dieses auch für die Nachwelt zu bewahren." Was bedeutet, die zahlreichen Kartons, in denen Stotz' Vita bewahrt ist, zu sichten - und vom Inhalt zu schreddern, was nicht passt für ein angemessenes Erinnern in der Öffentlichkeit. Da ist noch der zweite Teil des lateinischen Satzes über dem Türsturz der Villa: "amor manet". Dass die Liebe bleibe, ist so etwas wie der Markenkern des Dr. Peter Stotz, den es zu erhalten gilt. Tom begreift bald, dass er in Wahrheit engagiert wurde, um der Geschichte einer verlorenen Liebe zuzuhören, in Etappen jeden Tag. Dabei muss er mit Stotz die teuersten Weine und die kostbarsten Armagnacs aus dessen Keller trinken, kredenzt von dem Faktotum Roberto, und er bekommt die köstlichen italienischen Speisen der treuen Köchin Mariella vorgesetzt. Stotz' Erzählung kreist um eine Frau, die sich "Melody" nennt, eigentlich heißt sie Tarana Alaoui und entstammt einer muslimischen Familie aus Marokko, die in Zürich lebte. Sie war Buchhändlerin, zwanzig Jahre jünger als Stotz. Vor der geplanten Hochzeit mit ihm verschwand sie. Fortan war er nicht nur prominent, sondern zugleich jener Mann der Zürcher Gesellschaft, der um seine wahre große Liebe gebracht wurde. Um die Umstände von Melodys Verschwinden zu erkunden, verfolgte Stotz fortan ihre Spuren in vielen Ländern - erfolglos. Überall in der Villa hängen Bilder von Melody, veritable Altäre sind für sie errichtet, beinahe religiöse Zeichen einer ersehnten Präsenz. Oben im Haus, wo Tom nun wohnt, gibt es ein Zimmer, in dem die Zeit stillgestellt scheint, Melodys Stickzeug liegt dort, als habe sie grade erst den Raum verlassen. Dieses Motiv der angehaltenen, sogar rückgängig gemachten Zeit mit dem Ziel der leibhaftigen Vergegenwärtigung einer Person hat Suter schon 2012 in "Die Zeit, die Zeit" beschäftigt - seine bis heute weitest gehende Probe aufs Exempel des Wahrscheinlichen. Diesmal interessiert ihn etwas anderes noch wesentlich stärker. Und das ist der Selbstentwurf seines Protagonisten - als tragisch Liebender - im fortwährenden Erzählen. Suter gibt ihm dafür eine eigene Sprache, wie sie einem Mann von Stotz' Kaliber zur Verfügung steht. So wird "Melody" unter der Hand zu einer mit feiner Melancholie eingefärbten Liebeserklärung ans Geschichtenerzählen bis in die Nähe des Todes, der Name der Geliebten zum Leitmotiv wie in der Musik, von Variationen umspielt. Suter ist damit zurückgekehrt zu seiner genuinen Domäne, die tiefer gründet als zuletzt beim leichthändigen Intermezzo seiner "Allmen"-Romane. Dabei entspricht es der Ökonomie seines Schreibens, den Bogen des Geschehens sukzessive straffer zu spannen. Einmal, bei schon ziemlich weit fortgeschrittener Handlung, sagt der in seinem Metier eher glücklose Schriftstellerfreund von Stotz: "Es geht ja letztlich immer um die Frage: Will man sich das Leben nach dem einrichten, was man glaubt, oder will man das, was man glaubt, nach dem einrichten, wie man lebt?" Jedoch die wahre Frage muss lauten, ob sich das Leben selbst überhaupt um diese Unterscheidung schert. Was also bleibt, am Ende aller Tage? Martin Suter hat keine Antwort. Aber er hat darüber einen großartigen Roman geschrieben. Martin Suter: "Melody". Roman. Diogenes Verlag, Zürich 2023. 331 S., geb., 26,- Euro.

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»Martin Suter gilt als Meister einer eleganten Feder, die so fein geschliffen ist, dass man die Stiche oft erst hinterher spürt.« Monika Willer / Westfalenpost Westfalenpost

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als erzählerisches "Glanzstück" bezeichnet Rezensentin Rose-Maria Gropp Martin Suters neuesten Roman über einen alternden, sterbenden Zürcher, der jahrzehntelang Politik und Gesellschaft dirigiert hat.  Jetzt, verrät sie, sucht und findet er einen Nachlassverwalter, dessen Aufgabe zunächst sein soll, Unangenehmes zur Person Peter Stotz zu vernichten und der Nachwelt ein schöngefärbtes Bild zu präsentieren. Die eigentliche Aufgabe scheint aber darin zu liegen, dem Sterbenden zuzuhören, wenn er über seine große Liebe Melody erzählt, die ihn kurz vor der geplanten Hochzeit verlassen hat, meint die Kritikerin. Dabei stellen sich für sie Fragen nach dem Verhältnis von Wahrheit und Fiktion, von Selbstentwürfen zur Tatsächlichkeit, die Suter gewohnt spannend und konzis schreibt. Für Gropp eine klare Empfehlung wert.

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Fast hätte Kritiker Peter Praschl angesichts dieser Alter-Weißer-Mann-Prosa die Flinte ins Korn geworfen, doch sein Durchhaltevermögen hat sich letztlich bezahlt gemacht. Der Roman handelt vom reichen Zürcher Dr. Peter Stotz, der, ihm bleibt nicht mehr viel Zeit, allerhand kritische und inkriminierende Papiere von seinem Nachlassverwalter aus der Welt schaffen lässt, erklärt Praschl. Der junge Jurist muss sich mit der Selbstbeweihräucherung seines Dienstherren befassen, die auch dem seufzenden Rezensenten nicht erspart bleibt. Als dann eine mysteriöse Braut ins Spiel kommt, die Stotz kurz vor der geplanten Hochzeit davonläuft, wird es doch noch spannend: Er erzählt die Geschichte der Liebe seines Lebens, aber der findige Nachlassverwalter kann in Erfahrung bringen, dass Melody, so ihr Name, eine ganz andere Perspektive vertritt, freut sich der Rezensent, der diesen Plottwist nicht mehr erwartet hat. Die Fragen, wer eine Geschichte erzählt und wie sie sich zu den eigenen Gunsten drehen lässt, macht Praschl letztlich doch eine Menge Spaß.

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