Ein Dorf, eine Insel, eine ganze WeltKaren Köhlers erster Roman katapultiert uns direkt hinein in den Kopf einer jungen Frau, die als Findelkind in einer abgeschirmten Gemeinschaft aufwächst. Hier haben Männer das Sagen, dürfen Frauen nicht lesen, lasten Tradition und heilige Gesetze auf allem. Was passiert in einem solchen Dorf, wenn man sich als Außenseiterin gegen alle Regeln stellt? Wenn man den Konjunktiv und heimlich lesen lernt, Freundschaften und Allianzen schließt, sich verliebt und endlich, endlich einen Namen bekommt? Unbändig und feinfühlig könnte diese Geschichte an jedem Ort und in jeder Zeit spielen. Ein großer Roman, in dem jedes Detail brennt und leuchtet - und die bewegende Geschichte eines ganzen Lebens, nicht weit von hier.
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Karen Köhler klingt als Vorleserin jugendlich. Das passt zur jungen namenlosen Protagonistin ihres Romandebüts „Miroloi“, die auf einer abgeschotteten Inselwelt lebt. In einer Welt, die bestimmt ist von Traditionen und starren Regeln, unter denen alle leiden, außer denen, die die Macht haben. Den Ton geben Männer – die Bethausmänner, der Ältestenrat – an, Frauen haben wenig Rechte und die Heldin, die ein Findelkind war, hat gar keine. Köhler erzählt vom Unglück, als Außenseiterin in dieser engen Welt leben zu müssen und einem Weg, sich zu befreien, sich selbst bewusst zu werden. Durch Worte, durch Sprache, die den Frauen verwehrt ist. Sich diese zu erobern, ist ein Prozess und so ist es stimmig, dass die Worte manchmal in ihrer Einfachheit naiv oder seltsam verschroben wirken, einer der Punkte, für die der Roman stark kritisiert wurde. Für das Hörbuch ist der Vortrag Köhlers ein Glücksfall, denn darin werden der leicht artifiziell wirkende sprachliche Duktus der Heldin und ihr Seelenleben verständlich. In der Stimme der Schriftstellerin aus Hamburg, die auch als Schauspielerin ausgebildet ist, liegen eindringliche Strenge, Wut und Schmerz. Aber auch Unschuld und tiefe Empfindsamkeit.
Mit ihrem eindringlichen Vortrag setzt Karen Köhler den eigenen Roman in lebendige Sprache um.
Mit ihrem eindringlichen Vortrag setzt Karen Köhler den eigenen Roman in lebendige Sprache um.
'Miroloi' heißt der erste Roman der Theater- und Kurzgeschichtenautorin Karen Köhler, ein Miroloi ist ein Totenlied, aber dieses Werk strahlt durch sonnendurchglühte Lebendigkeit. Ferien-Brigitte, Sommer 2021