Momos Welt ist eine Großstadt, irgendwo im Süden Europas. Ein gespenstisches Heer grauer Herren ist am Werk und veranlasst immer mehr Menschen, Zeit zu sparen. Aber in Wirklichkeit betrügen sie die Menschen um diese ersparte Zeit und nehmen ihnen alle Lebensfreude. Je mehr die Menschen an Zeit sparen, desto ärmer, hastiger und kälter wird ihr Dasein. Am meisten bekommen die Kinder diese Lieblosigkeit zu spüren. Als die Not am größten ist, greift Meister Hora ein, der geheimnisvolle Verwalter der Zeit. Doch braucht er dazu die Hilfe eines Menschenkindes. Momo, die kleine struppige Heldin der Geschichte, übernimmt die schwierige Aufgabe und kämpft ganz allein, mit nichts als einer Blume in der Hand und einer Schildkröte unter dem Arm, gegen das riesige Heer der grauen Herren - und siegt auf wunderbare Weise.
Michael Endes Märchen-Roman voller Poesie und Herzenswärme über den Zauber der Zeit ist heute immer noch und wieder aktuell und hat von seinem Reiz nach 45 Jahren nichts eingebüßt.
Gert Heidenreich entführt in Momos Welt.
Michael Endes Märchen-Roman voller Poesie und Herzenswärme über den Zauber der Zeit ist heute immer noch und wieder aktuell und hat von seinem Reiz nach 45 Jahren nichts eingebüßt.
Gert Heidenreich entführt in Momos Welt.
CD 1 | |||
1 | Eine große Stadt und ein kleines Mädchen - Teil 01 | ||
2 | Eine große Stadt und ein kleines Mädchen - Teil 02 | ||
3 | Eine große Stadt und ein kleines Mädchen - Teil 03 | ||
4 | Eine ungewöhnliche Eigenschaft und ein ganz gewöhnlicher Streit - Teil 01 | ||
5 | Eine ungewöhnliche Eigenschaft und ein ganz gewöhnlicher Streit - Teil 02 | ||
6 | Eine ungewöhnliche Eigenschaft und ein ganz gewöhnlicher Streit - Teil 03 | ||
7 | Eine ungewöhnliche Eigenschaft und ein ganz gewöhnlicher Streit - Teil 04 | ||
8 | Ein gespielter Sturm und ein wirkliches Gewitter - Teil 01 | ||
9 | Ein gespielter Sturm und ein wirkliches Gewitter - Teil 02 | ||
10 | Ein gespielter Sturm und ein wirkliches Gewitter - Teil 03 | ||
11 | Ein gespielter Sturm und ein wirkliches Gewitter - Teil 04 | ||
12 | Ein schweigsamer Alter und ein zungenfertiger Junger - Teil 01 | ||
13 | Ein schweigsamer Alter und ein zungenfertiger Junger - Teil 02 | ||
14 | Ein schweigsamer Alter und ein zungenfertiger Junger - Teil 03 | ||
CD 2 | |||
1 | Geschichten für viele und Geschichten für eine - Teil 01 | ||
2 | Geschichten für viele und Geschichten für eine - Teil 02 | ||
3 | Geschichten für viele und Geschichten für eine - Teil 03 | ||
4 | Geschichten für viele und Geschichten für eine - Teil 04 | ||
5 | Die Rechnung ist falsch und geht doch auf - Teil 01 | ||
6 | Die Rechnung ist falsch und geht doch auf - Teil 02 | ||
7 | Die Rechnung ist falsch und geht doch auf - Teil 03 | ||
8 | Die Rechnung ist falsch und geht doch auf - Teil 04 | ||
9 | Die Rechnung ist falsch und geht doch auf - Teil 05 | ||
10 | Momo sucht ihre Freunde und wird von einem Feind besucht - Teil 01 | ||
11 | Momo sucht ihre Freunde und wird von einem Feind besucht - Teil 02 | ||
12 | Momo sucht ihre Freunde und wird von einem Feind besucht - Teil 03 | ||
13 | Momo sucht ihre Freunde und wird von einem Feind besucht - Teil 04 | ||
14 | Momo sucht ihre Freunde und wird von einem Feind besucht - Teil 05 | ||
CD 3 | |||
1 | Momo sucht ihre Freunde und wird von einem Feind besucht - Teil 06 | ||
2 | Momo sucht ihre Freunde und wird von einem Feind besucht - Teil 07 | ||
3 | Momo sucht ihre Freunde und wird von einem Feind besucht - Teil 08 | ||
4 | Momo sucht ihre Freunde und wird von einem Feind besucht - Teil 09 | ||
5 | Momo sucht ihre Freunde und wird von einem Feind besucht - Teil 10 | ||
6 | Eine Menge Träume und ein paar Bedenken - Teil 01 | ||
7 | Eine Menge Träume und ein paar Bedenken - Teil 02 | ||
8 | Eine Menge Träume und ein paar Bedenken - Teil 03 | ||
9 | Eine Menge Träume und ein paar Bedenken - Teil 04 | ||
10 | Eine Menge Träume und ein paar Bedenken - Teil 05 | ||
11 | Eine gute Versammlung, die nicht stattfindet, und eine schlimme Versammlung, die stattfindet - Teil 01 | ||
12 | Eine gute Versammlung, die nicht stattfindet, und eine schlimme Versammlung, die stattfindet - Teil 02 | ||
13 | Eine gute Versammlung, die nicht stattfindet, und eine schlimme Versammlung, die stattfindet - Teil 03 | ||
CD 4 | |||
1 | Eine wilde Verfolgung und eine geruhsame Flucht - Teil 01 | ||
2 | Eine wilde Verfolgung und eine geruhsame Flucht - Teil 02 | ||
3 | Eine wilde Verfolgung und eine geruhsame Flucht - Teil 03 | ||
4 | Eine wilde Verfolgung und eine geruhsame Flucht - Teil 04 | ||
5 | Eine wilde Verfolgung und eine geruhsame Flucht - Teil 05 | ||
6 | Wenn Böse aus dem Schlechten das Beste machen - Teil 01 | ||
7 | Wenn Böse aus dem Schlechten das Beste machen - Teil 02 | ||
8 | Momo kommt hin, wo die Zeit herkommt - Teil 01 | ||
9 | Momo kommt hin, wo die Zeit herkommt - Teil 02 | ||
10 | Momo kommt hin, wo die Zeit herkommt - Teil 03 | ||
11 | Momo kommt hin, wo die Zeit herkommt - Teil 04 | ||
12 | Momo kommt hin, wo die Zeit herkommt - Teil 05 | ||
13 | Momo kommt hin, wo die Zeit herkommt - Teil 06 | ||
CD 5 | |||
1 | Momo kommt hin, wo die Zeit herkommt - Teil 07 | ||
2 | Momo kommt hin, wo die Zeit herkommt - Teil 08 | ||
3 | Dort ein Tag und hier ein Jahr - Teil 01 | ||
4 | Dort ein Tag und hier ein Jahr - Teil 02 | ||
5 | Dort ein Tag und hier ein Jahr - Teil 03 | ||
6 | Dort ein Tag und hier ein Jahr - Teil 04 | ||
7 | Dort ein Tag und hier ein Jahr - Teil 05 | ||
8 | Dort ein Tag und hier ein Jahr - Teil 06 | ||
9 | Dort ein Tag und hier ein Jahr - Teil 07 | ||
10 | Zu viel zu essen und zu wenig Antworten - Teil 01 | ||
11 | Zu viel zu essen und zu wenig Antworten - Teil 02 | ||
12 | Gefunden und verloren - Teil 01 | ||
CD 6 | |||
1 | Gefunden und verloren - Teil 02 | ||
2 | Gefunden und verloren - Teil 03 | ||
3 | Die Not im Überfluss - Teil 01 | ||
4 | Die Not im Überfluss - Teil 02 | ||
5 | Die Not im Überfluss - Teil 03 | ||
6 | Große Angst und größerer Mut - Teil 01 | ||
7 | Große Angst und größerer Mut - Teil 02 | ||
8 | Große Angst und größerer Mut - Teil 03 | ||
9 | Wenn man voraussieht ohne zurückzuschauen - Teil 01 | ||
10 | Wenn man voraussieht ohne zurückzuschauen - Teil 02 | ||
11 | Die Eingeschlossenen müssen sich entschließen - Teil 01 | ||
12 | Die Eingeschlossenen müssen sich entschließen - Teil 02 | ||
CD 7 | |||
1 | Die Eingeschlossenen müssen sich entschließen - Teil 01 | ||
2 | Die Eingeschlossenen müssen sich entschließen - Teil 02 | ||
3 | Die Verfolgung der Verfolger - Teil 01 | ||
4 | Die Verfolgung der Verfolger - Teil 02 | ||
5 | Das Ende, mit dem etwas Neues beginnt - Teil 01 | ||
6 | Das Ende, mit dem etwas Neues beginnt - Teil 02 | ||
7 | Das Ende, mit dem etwas Neues beginnt - Teil 03 | ||
8 | Nachwort - Teil 01 | ||
9 | Nachwort - Teil 02 |
Sie hört zu
Ein Bilderbuch zum 50. Jubiläum von „Momo“ erzählt zauberhaft von Achtsamkeit –
lässt den berühmten Kampf mit den „grauen Herren“ aber einfach weg. Geht das?
VON CHRISTIANE LUTZ
Eine besondere Lebensweisheit stammt von Beppo, dem Straßenkehrer: „Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken“, sagt er beim Anblick einer langen Straße, die er kehren soll. „Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich.“ Das ist in seiner Schlichtheit und Klugheit unschlagbar. Ein Mantra der Gelassenheit, das auch aus einem Stress-Bewältigungsratgeber aus dem Jahr 2023 stammen könnte. Es steht aber in „Momo“ von Michael Ende.
„Momo“ erschien vor genau 50 Jahren, am 1. September 1973. Der Jugendroman erzählt die Geschichte des eigenwilligen Mädchens, das die Welt vor den bösen Zeitdieben rettet. Das Buch wurde in 49 Sprachen übersetzt und weltweit fast 13 Millionen Mal verkauft. Nicht nur erzählt Michael Ende darin von Freundschaft und dem größten Geschenk, das man einander machen kann: nämlich Zeit. Er erzählt auch von dem, was uns die Zeit zu rauben droht, womit wir ständig zu kämpfen haben. Die „grauen Herren“, zigarrenrauchende düstere Glatzköpfe, zapfen den Menschen ihre Lebenszeit ab mit dem Argument, Zeit sei viel zu kostbar, um sie zu verplempern mit Dingen wie Schlaf, Nichtstun, sich um andere kümmern. In einer Welt, in der alles immer hektischer wird und Momos Freunde plötzlich gehetzte Zeitsparer werden, ist Momo die perfekte Heldin. Wo alles schneller wird, wird sie langsamer. Und rettet am Ende so ihre Freunde.
Der Thiemann-Esslinger Verlag, bei dem Michael Endes Bücher erschienen sind, hat anlässlich des Jubiläums jetzt ein neues Bilderbuch herausgebracht mit Illustrationen von Simona Ceccarelli und einer Textbearbeitung von Uwe-Michael Gutzschhahn. Man hat entschieden, sich ausschließlich auf den ersten Teil des eigentlich dreiteiligen Romans zu konzentrieren, auf „Momo und ihre Freunde“. Der ist eigentlich nur die Exposition des Romans. Den dramatischen Kampf gegen die grauen Herren lässt dieses Buch komplett weg.
Es ist nie leicht, einer Geschichte neue Bilder zu geben, wenn diese schon so ikonisch ist, und wenn, wie bei „Momo“, der Autor selbst sogar Illustrationen anfertigte. Simona Ceccarellis neue Illustrationen aber sind zauberschön und ruhig. In weichen Farben gehalten scheinen sie oft surreal aus dem Rahmen des Bildes herausfließen zu wollen. Momo ist vorlagengetreu als Kind mit „wildem, pechschwarzem Lockenkopf“, barfuß, langem Rock und Männerjacke angelegt. Ein Mädchen, das den Kopf oft Richtung Himmel hebt und die Aufmerksamkeit immer konzentriert auf etwas richtet.
In diesem Buch besteht Momos Welt aus Traumlandschaften, die sehr italienisch anmuten. Dem italophilen Michael Ende hätte das gut gefallen, „Momo“ steckt, zum Beispiel in den Namen seiner Figuren, voller Italienbezüge. In einem Amphitheater erfindet sie mit ihren Freunden fantastische Spiele, man sieht mal Menschen, mal Sterne am Himmel, die sich um Momo scharen. Dass man dabei an Jesus und seine Jünger denkt, kann kein Zufall sein. Momo ist ja auch so etwas wie die Künderin einer Heilsbotschaft: der von der ungeteilten Aufmerksamkeit. Wie keine andere versteht sie es im Moment zu leben, nicht über gestern oder morgen nachzugrübeln. Sie hört allen Menschen urteilsfrei zu. Das macht die Menschen froh und das macht Momo froh. „Und wer nun noch immer meint, Zuhören sei nichts Besonderes, der mag nur einmal versuchen, ob er es auch so gut kann.“ Ende. Eine große Meditation über das Thema Achtsamkeit.
Aber was ist alle Erkenntnis um den Wert des Moments, um den der Zeit, wenn man nicht auch um ihre Flüchtigkeit weiß? Wenn man sich der Gefahren nicht bewusst ist? „Graue Herren“ der Gegenwart gäbe es jedenfalls zuhauf, die gab es seit 1973 eigentlich immer, was diesen Roman so wahnsinnig gut und hartnäckig modern macht. Heute haben die Menschen mehr Freizeit denn je und sind trotzdem gestresster als je zuvor. Wie geht das zusammen? Irgendwas, irgendwer stiehlt unsere Zeit also ganz offensichtlich auch heute. Vor Kurzem erst startete auf Netflix die Science-Fiction-Serie „Paradise“, die das Thema Zeit auf eine gar nicht so andere Weise verhandelt: In der Serie kauft ein Konzern mittellosen Menschen ihre besten Jahre ab, damit ein paar Reiche länger leben können. Die Beziehung der Menschen zu ihrer Lebenszeit war und bleibt eine sehr spezielle, auch sehr krisenhafte.
Das aber ergründet das neue „Momo“-Buch nicht und reduziert die Geschichte dadurch um ihre Spannung zu einer sehr zeitgeistigen Erzählung, in der es vor allem um gute Gefühle geht. Man muss hier gar nicht mangelnde Werktreue beklagen, aber einfach die „grauen Herren“ wegzulassen und damit alles zu eliminieren, was es uns so schwer macht, allzeit achtsam und gegenwärtig zu leben, wirkt auch für ein Kinderbuch ein wenig entrückt. Michael Endes „Momo“ ist bei aller Märchenhaftigkeit doch eigentlich sehr viel näher an der Wirklichkeit.
Wenn Momo in den Himmel schaut, ist ihr, „als höre sie eine leise und doch gewaltige Musik, die ihr ganz seltsam zu Herzen ging“.
Foto: Simona Ceccarelli/Thienemann Verlag
Michael Ende: Momo. Textbearbeitung von Uwe-Michael Gutzschhahn. Mit Bildern von Simona Ceccarelli. Thienemann-Esslinger,
Stuttgart 2023.
32 Seiten, 16 Euro.
Ab sechs Jahren.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Ein Bilderbuch zum 50. Jubiläum von „Momo“ erzählt zauberhaft von Achtsamkeit –
lässt den berühmten Kampf mit den „grauen Herren“ aber einfach weg. Geht das?
VON CHRISTIANE LUTZ
Eine besondere Lebensweisheit stammt von Beppo, dem Straßenkehrer: „Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken“, sagt er beim Anblick einer langen Straße, die er kehren soll. „Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich.“ Das ist in seiner Schlichtheit und Klugheit unschlagbar. Ein Mantra der Gelassenheit, das auch aus einem Stress-Bewältigungsratgeber aus dem Jahr 2023 stammen könnte. Es steht aber in „Momo“ von Michael Ende.
„Momo“ erschien vor genau 50 Jahren, am 1. September 1973. Der Jugendroman erzählt die Geschichte des eigenwilligen Mädchens, das die Welt vor den bösen Zeitdieben rettet. Das Buch wurde in 49 Sprachen übersetzt und weltweit fast 13 Millionen Mal verkauft. Nicht nur erzählt Michael Ende darin von Freundschaft und dem größten Geschenk, das man einander machen kann: nämlich Zeit. Er erzählt auch von dem, was uns die Zeit zu rauben droht, womit wir ständig zu kämpfen haben. Die „grauen Herren“, zigarrenrauchende düstere Glatzköpfe, zapfen den Menschen ihre Lebenszeit ab mit dem Argument, Zeit sei viel zu kostbar, um sie zu verplempern mit Dingen wie Schlaf, Nichtstun, sich um andere kümmern. In einer Welt, in der alles immer hektischer wird und Momos Freunde plötzlich gehetzte Zeitsparer werden, ist Momo die perfekte Heldin. Wo alles schneller wird, wird sie langsamer. Und rettet am Ende so ihre Freunde.
Der Thiemann-Esslinger Verlag, bei dem Michael Endes Bücher erschienen sind, hat anlässlich des Jubiläums jetzt ein neues Bilderbuch herausgebracht mit Illustrationen von Simona Ceccarelli und einer Textbearbeitung von Uwe-Michael Gutzschhahn. Man hat entschieden, sich ausschließlich auf den ersten Teil des eigentlich dreiteiligen Romans zu konzentrieren, auf „Momo und ihre Freunde“. Der ist eigentlich nur die Exposition des Romans. Den dramatischen Kampf gegen die grauen Herren lässt dieses Buch komplett weg.
Es ist nie leicht, einer Geschichte neue Bilder zu geben, wenn diese schon so ikonisch ist, und wenn, wie bei „Momo“, der Autor selbst sogar Illustrationen anfertigte. Simona Ceccarellis neue Illustrationen aber sind zauberschön und ruhig. In weichen Farben gehalten scheinen sie oft surreal aus dem Rahmen des Bildes herausfließen zu wollen. Momo ist vorlagengetreu als Kind mit „wildem, pechschwarzem Lockenkopf“, barfuß, langem Rock und Männerjacke angelegt. Ein Mädchen, das den Kopf oft Richtung Himmel hebt und die Aufmerksamkeit immer konzentriert auf etwas richtet.
In diesem Buch besteht Momos Welt aus Traumlandschaften, die sehr italienisch anmuten. Dem italophilen Michael Ende hätte das gut gefallen, „Momo“ steckt, zum Beispiel in den Namen seiner Figuren, voller Italienbezüge. In einem Amphitheater erfindet sie mit ihren Freunden fantastische Spiele, man sieht mal Menschen, mal Sterne am Himmel, die sich um Momo scharen. Dass man dabei an Jesus und seine Jünger denkt, kann kein Zufall sein. Momo ist ja auch so etwas wie die Künderin einer Heilsbotschaft: der von der ungeteilten Aufmerksamkeit. Wie keine andere versteht sie es im Moment zu leben, nicht über gestern oder morgen nachzugrübeln. Sie hört allen Menschen urteilsfrei zu. Das macht die Menschen froh und das macht Momo froh. „Und wer nun noch immer meint, Zuhören sei nichts Besonderes, der mag nur einmal versuchen, ob er es auch so gut kann.“ Ende. Eine große Meditation über das Thema Achtsamkeit.
Aber was ist alle Erkenntnis um den Wert des Moments, um den der Zeit, wenn man nicht auch um ihre Flüchtigkeit weiß? Wenn man sich der Gefahren nicht bewusst ist? „Graue Herren“ der Gegenwart gäbe es jedenfalls zuhauf, die gab es seit 1973 eigentlich immer, was diesen Roman so wahnsinnig gut und hartnäckig modern macht. Heute haben die Menschen mehr Freizeit denn je und sind trotzdem gestresster als je zuvor. Wie geht das zusammen? Irgendwas, irgendwer stiehlt unsere Zeit also ganz offensichtlich auch heute. Vor Kurzem erst startete auf Netflix die Science-Fiction-Serie „Paradise“, die das Thema Zeit auf eine gar nicht so andere Weise verhandelt: In der Serie kauft ein Konzern mittellosen Menschen ihre besten Jahre ab, damit ein paar Reiche länger leben können. Die Beziehung der Menschen zu ihrer Lebenszeit war und bleibt eine sehr spezielle, auch sehr krisenhafte.
Das aber ergründet das neue „Momo“-Buch nicht und reduziert die Geschichte dadurch um ihre Spannung zu einer sehr zeitgeistigen Erzählung, in der es vor allem um gute Gefühle geht. Man muss hier gar nicht mangelnde Werktreue beklagen, aber einfach die „grauen Herren“ wegzulassen und damit alles zu eliminieren, was es uns so schwer macht, allzeit achtsam und gegenwärtig zu leben, wirkt auch für ein Kinderbuch ein wenig entrückt. Michael Endes „Momo“ ist bei aller Märchenhaftigkeit doch eigentlich sehr viel näher an der Wirklichkeit.
Wenn Momo in den Himmel schaut, ist ihr, „als höre sie eine leise und doch gewaltige Musik, die ihr ganz seltsam zu Herzen ging“.
Foto: Simona Ceccarelli/Thienemann Verlag
Michael Ende: Momo. Textbearbeitung von Uwe-Michael Gutzschhahn. Mit Bildern von Simona Ceccarelli. Thienemann-Esslinger,
Stuttgart 2023.
32 Seiten, 16 Euro.
Ab sechs Jahren.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de