Dies ist zwar ein Buch von Agatha Christie, aber eher ein klassischer Schauerroman als ein Krimi! Ein Haus, das als verflucht gilt, zwei Liebende, deren Schicksal besiegelt scheint…? Keine Spur von Miss Marple oder Hercule Poirot, dafür ein Handlungsverlauf, dessen Spannung sich vor allem aus dem
tief verwurzelten Unbehagen anhand des Unerklärlichen speist. Unerwartet, definitiv anders – aber in…mehrDies ist zwar ein Buch von Agatha Christie, aber eher ein klassischer Schauerroman als ein Krimi! Ein Haus, das als verflucht gilt, zwei Liebende, deren Schicksal besiegelt scheint…? Keine Spur von Miss Marple oder Hercule Poirot, dafür ein Handlungsverlauf, dessen Spannung sich vor allem aus dem tief verwurzelten Unbehagen anhand des Unerklärlichen speist. Unerwartet, definitiv anders – aber in meinen Augen eines der besten Werke der Autorin, mit einer großartigen Wendung, die alles über den Haufen wirft, was man über die Geschichte und bestimmte Charaktere zu wissen glaubte. So klischeehaft es klingt, da ist mir doch tatsächlich die Kinnlade heruntergeklappt, buchstäblich!
Mehr will ich eigentlich noch gar nicht verraten, dann man sollte sich möglichst ohne Vorwissen durch die Handlung bewegen. Kurz gesagt: Dies ist ein großartiger, atmosphärischer Roman, von der Autorin perfekt in Szene gesetzt.
Ein Thema möchte ich allerdings dennoch ansprechen:
»Was haben die Leute nur gegen Zigeuner?«, fragt der Protagonist, und erhält die Antwort: »Dieses Diebsgesindel! (…) Oder haben sie zufällig auch einen Tropfen Zigeunerblut in den Adern?«
Dieses Buch wurde in den 60er Jahren geschrieben, und Christie verwendet häufig das Wort „Zigeuner“ mit allen damit verbundenen Stereotypen der Zeit. Flüche. Wahrsagerei. Diebstahl. Diese Vorurteile sind offensichtlich diskriminierend, aber ist das Wort „Zigeuner“ an sich auch schon problematisch?
Ich weiß, dass manche Roma das Wort für sich zurückerobert und positiv neuinterpretiert haben, während eine Mehrheit es immer noch als rassistische Beleidigung betrachtet. Es ist heikel: Einerseits spiegeln Romane nun mal sehr stark ihre Zeit wider, und ich finde, dass wir das nicht auslöschen sollten – wir müssen uns daran erinnern, woher wir kommen, im Guten wie im Schlechten, um positive Veränderungen bewirken zu können. Andererseits fühle ich mich unwohl dabei, so etwas im Raum stehenzulassen. Dennoch tendiere zur Meinung, dass Buchzensur ein sehr, sehr schmaler Grat ist, der auf fatale Weise ausufern kann. Daher würde ich es lieber sehen, dass Bücher ein erklärendes Vorwort oder einen Anhang mit zusätzlichen Informationen erhalten, als dass Begriffe oder ganze Passagen gestrichen werden.