Ein New York Times Bestseller. David Sedaris autobiographische Erzählungen haben ihn in den USA über Nacht berühmt gemacht. Es sind 17 überaus skurrile, komische und schräge Geschichten über eine Familie kurz vor dem Nervenzusammenbruch, die , wie der Autor beteuert, alle wahr sind. Vielleicht sind sie etwas übertrieben, gibt er zu, aber was macht das schon, sie sorgen für ein herrlich verrücktes Lesevergnügen und sind zudem klug und scharfsinnig. Unbedingt empfehlenswert.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.01.2006Lichtschalter mit Geschmack
Schräge Lieben: Die Stories von David Sedaris in einem Band
Im Gegensatz zu dem des Satirikers ist der Blick des Ironikers versöhnlich und bewahrend. Wenn sich David Sedaris in seinen Kurzgeschichten an seine Kindheit und Jugend im hinterwäldlerischen Raleigh, North Carolina, erinnert, an seine Macken und Zwangsneurosen, an seine Jobs als Apfelpflücker, Jadeschnitzer oder Abbeizer und an seinen Urlaub in einem Nudistencamp, entdeckt man hinter seinem spitzzüngigen Spott und seinen Übertreibungen immer ein großes Herz.
Seine wunderbaren, vor Witz sprühenden Geschichten aus seinen Sammlungen "Nackt" und "Ich ein Tag sprechen hübsch" liegen nun gemeinsam vor. Mosaikartig fügen sie sich zu einer skurrilen Lebens-Chronik: Aus dem lispelnden kleinen David, der zur Logopädin geschickt wurde, wird der große Mr. Sedaris, der überraschend zum Dozenten für kreatives Schreiben avanciert. Als einundvierzigjähriger Sprachschüler hat er später in Paris unter den Schikanen einer sadistischen Lehrerin zu leiden.
Sedaris schreibt über sich selbst mit einer Beiläufigkeit, die das Abwegige alltäglich erscheinen läßt, und in einem so freundschaftlichen Plauderton, daß man ihn persönlich zu kennen glaubt, ihn und seine Familie, die spleenigen Schwestern Lisa, Amy, Gretchen und Tiffany und den vor Männlichkeit strotzenden Bruder Paul. Der David Sedaris seiner Bücher ist ein Verlierer, der am Leben leidet, der als Kind nie zu den Sportlichen und Mutigen gehörte, aber im Unterricht auffiel, weil er zwanghaft Lichtschalter ableckte, ein oft verlachter Außenseiter und ein Sonderling. Der Schriftsteller Sedaris, schwul, ein bißchen süchtig und fast ein Genie, mitleidig, moralisch und melancholisch, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Autoren. Den Grundton seiner Stories prägt eine wehmütige und ein wenig schräge Liebe zu den Menschen und zur Welt. Das Schwere verbirgt er im ganz Leichten, und Unzulänglichkeiten und Widerstände im Leben entlocken ihm ein ironisches Blinzeln: Denn schreibend vermag er sich über sie hinwegzusetzen.
ANDREA NEUHAUS
David Sedaris: "Gute Nackt-Geschichten". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Harry Rowohlt und Georg Deggerich. Gerd Haffmans bei Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2005. 672 S., geb., 14,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schräge Lieben: Die Stories von David Sedaris in einem Band
Im Gegensatz zu dem des Satirikers ist der Blick des Ironikers versöhnlich und bewahrend. Wenn sich David Sedaris in seinen Kurzgeschichten an seine Kindheit und Jugend im hinterwäldlerischen Raleigh, North Carolina, erinnert, an seine Macken und Zwangsneurosen, an seine Jobs als Apfelpflücker, Jadeschnitzer oder Abbeizer und an seinen Urlaub in einem Nudistencamp, entdeckt man hinter seinem spitzzüngigen Spott und seinen Übertreibungen immer ein großes Herz.
Seine wunderbaren, vor Witz sprühenden Geschichten aus seinen Sammlungen "Nackt" und "Ich ein Tag sprechen hübsch" liegen nun gemeinsam vor. Mosaikartig fügen sie sich zu einer skurrilen Lebens-Chronik: Aus dem lispelnden kleinen David, der zur Logopädin geschickt wurde, wird der große Mr. Sedaris, der überraschend zum Dozenten für kreatives Schreiben avanciert. Als einundvierzigjähriger Sprachschüler hat er später in Paris unter den Schikanen einer sadistischen Lehrerin zu leiden.
Sedaris schreibt über sich selbst mit einer Beiläufigkeit, die das Abwegige alltäglich erscheinen läßt, und in einem so freundschaftlichen Plauderton, daß man ihn persönlich zu kennen glaubt, ihn und seine Familie, die spleenigen Schwestern Lisa, Amy, Gretchen und Tiffany und den vor Männlichkeit strotzenden Bruder Paul. Der David Sedaris seiner Bücher ist ein Verlierer, der am Leben leidet, der als Kind nie zu den Sportlichen und Mutigen gehörte, aber im Unterricht auffiel, weil er zwanghaft Lichtschalter ableckte, ein oft verlachter Außenseiter und ein Sonderling. Der Schriftsteller Sedaris, schwul, ein bißchen süchtig und fast ein Genie, mitleidig, moralisch und melancholisch, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Autoren. Den Grundton seiner Stories prägt eine wehmütige und ein wenig schräge Liebe zu den Menschen und zur Welt. Das Schwere verbirgt er im ganz Leichten, und Unzulänglichkeiten und Widerstände im Leben entlocken ihm ein ironisches Blinzeln: Denn schreibend vermag er sich über sie hinwegzusetzen.
ANDREA NEUHAUS
David Sedaris: "Gute Nackt-Geschichten". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Harry Rowohlt und Georg Deggerich. Gerd Haffmans bei Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2005. 672 S., geb., 14,95 [Euro].
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