Der Schriftsteller Max Frisch (1911-1991) gehörte zusammen mit Friedrich Dürrenmatt zu den wichtigsten Schweizer Schriftstellern der Nachkriegszeit. Zunächst arbeitete er als Korrespondent und Journalist für verschiedene Zeitungen. 1934 publizierte er sein erstes Buch „Jürg Reinhart - Eine
sommerliche Schicksalsfahrt“. Von 1936-40 studierte er dann Architektur und eröffnete ein…mehrDer Schriftsteller Max Frisch (1911-1991) gehörte zusammen mit Friedrich Dürrenmatt zu den wichtigsten Schweizer Schriftstellern der Nachkriegszeit. Zunächst arbeitete er als Korrespondent und Journalist für verschiedene Zeitungen. 1934 publizierte er sein erstes Buch „Jürg Reinhart - Eine sommerliche Schicksalsfahrt“. Von 1936-40 studierte er dann Architektur und eröffnete ein Architekturbüro.
Die schriftstellerische Tätigkeit holte Max Frisch aber wieder ein, nachdem er 1947 mit Bertolt Brecht und Friedrich Dürrenmatt zusammentraf. Ab Anfang der 50er Jahre arbeitete er dann als freier Schriftsteller. Mit der Veröffentlichung seines Romans „Stiller“ (1954) schaffte er endgültig den literarischen Durchbruch. Es folgten seine Welterfolge „Homo Faber“ (1957), „Mein Name sei Gantenbein“ (1964) und „Montauk“ (1975), die ihm zu einem der wichtigsten Schriftsteller im deutschsprachigen Raum machten.
Seine Romane, die sich mit der Widersprüchlichkeit der menschlichen Existenz auseinandersetzen, stießen bei jungen und älteren Lesern sowie bei der Kritik auf eine breite Resonanz und so dienten sie als literarische Vorlage für zahlreiche Verfilmungen. Sein Werk wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Georg-Büchner-Preis (1958) und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1976).
Neben seinen schriftstellerischen Arbeiten äußerte sich Frisch auch immer wieder zu gesellschaftlichen Problemen seiner Zeit. Besonders sein Verhältnis zur Schweiz, mit deren Mythos als Musterland er sich niemals identifizieren konnte, war immer wieder Anlass zur Auseinandersetzung. Mit scharfem Blick analysierte er die bürgerliche Gesellschaft und deren Verkrustung.
Aus Anlass des 100. Geburtstags von Max Frisch hat der Hörverlag München eine Doppel-Audio-CD herausgeben, die den engagierten Autor gerade von dieser gesellschaftskritischen Seite zeigt. Die dreizehn Originalreden, Vorträge, Gespräche und Lesungen (mit einer Gesamtlaufzeit von 151 Minuten) zeigen Frisch als wachen und neugierigen Zeitgenossen. Ob in seiner Festansprache zur Frankfurter Buchmesse 1958 oder in der Dankesrede zur Verleihung des Großen Schillerpreises 1974, immer verfolgte er die turbulenten und erschütternden Ereignisse seiner Umgebung.
Die O-Ton-Edition, die mit einem Booklet ausgestattet ist, bietet eine einmalige Gelegen-heit zu einer faszinierenden Begegnung mit der markanten und leidenschaftlichen Stimme eines der wirkungsmächtigsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Selbst zwanzig Jahre nach seinem Tod sind seine Ideen von der „Literatur als Aufklärung“ noch immer lebendig.
Manfred Orlick