Ein Thriller, der mich anfangs überhaupt nicht reißen konnte, doch dann...
"Nichts bleibt begraben" von Harlan Coben ist ein Thriller, der aus dem Amerikanischen von Gunnar Kwisinski übersetzt wurde und am 23. August 2021 im Goldmann Verlag erschienen ist. Mit dem Anfang der Geschichte habe ich
mich ehrlich schwergetan, denn erstens konnte ich mich mit dem stinkreichen, neunmalklugen und…mehrEin Thriller, der mich anfangs überhaupt nicht reißen konnte, doch dann...
"Nichts bleibt begraben" von Harlan Coben ist ein Thriller, der aus dem Amerikanischen von Gunnar Kwisinski übersetzt wurde und am 23. August 2021 im Goldmann Verlag erschienen ist. Mit dem Anfang der Geschichte habe ich mich ehrlich schwergetan, denn erstens konnte ich mich mit dem stinkreichen, neunmalklugen und angeberischen Windsor Horne Lockwood der Dritte, der ganz gerne mal mit dem FBI zusammenarbeitet, überhaupt nicht anfreunden. Mit seiner Handlung zu Beginn habe ich zuerst nichts anfangen können, sodass ich bis zur Auflösung im Laufe der Handlung nicht wusste, was er mir damit zeigen, bzw. sagen wollte. Denn mit sagen meine ich die direkte Ansprache des Hauptprotagonisten, da der gute Win zwischendurch immer wieder von der Erzählform in die direkte Ansprache wechselt. So hatte ich das Gefühl, dass er mir gegenübersteht und mich direkt anspricht. Dies fand ich gar nicht schlimm, jedoch fand dieser Übergang immer nahtlos statt, sodass ich mich ständig auf einen plötzlichen Perspektivenwechsel einstellen musste. Dialoge und Telefongespräche kommen ebenfalls zahlreich vor, doch Win schweigt lieber anstatt zu reden. So hat er mich lieber an seinen ausgiebigen und ganz gerne auch mal abschweifenden Gedanken teilhaben lassen. Er erzählt gerne über sich - was er alles hat/kann/besitzt/besaß und so weiter. Er ist selbstverliebt, seine Beziehung zu Frauen ist von einer App abhängig, die Sexdates unter superreiche Menschen organisiert. Dass er empathielos ist, hat er mir immer wieder mitgeteilt. Auch das er Gewalt nicht verabscheut wurde ebenfalls deutlich, doch hier entscheidet er unter gerechter und ungerechter Gewalt, womit er seine Taten rechtfertigt. Er übt Selbstjustiz aus und steht dazu, denn seiner Meinung nach versagt die Justiz, wenn es um schwere Straftaten geht.
Ich bin ehrlich, die Handlung auf den ersten hundert Seiten empfand ich als langweilig und zäh. Es wollte keine Spannung aufkommen und ich habe mit dem Gedanken gespielt, das Buch abzubrechen. Doch dann, als ich dem Inhalt eine weitere Chance gegeben habe, konnte ich das Buch nicht mehr weglegen. Denn ab da hat mich der weitere Verlauf wirklich positiv überrascht und die Spannung baute sich rasant auf. Eine gut durchdachte Wendung nach der anderen hat mich überrascht, womit ich überhaupt nicht gerechnet habe. Geheimnisse kommen ans Licht, die mich wirklich umgehauen haben. Wie die Entführung von Wins' Cousine Patricia mit der Ermordung ihres Vaters vor vielen Jahren im Zusammenhang stand und was die gestohlenen Gemälde für eine Rolle spielten, kam nach und nach ans Licht. Dass diese Gemälde das nackte Grauen offenbaren, was jahrelang im Verborgenen lag, hat mich geschockt. Außerdem habe ich mich immer wieder gefragt, wie eine schreckliche Tragödie, welche vor vielen Jahren das FBI auf Trab gehalten hat, mit den aktuellen Geschehnissen zusammenhängt. Als ich Verknüpfungen erkannte, hat es mir fast die Sprache verschlagen.
Obwohl ich mit Win am Anfang überhaupt nicht warm wurde, wurde er mir mit der Zeit etwas sympathischer. Sein Charakter ist nicht jedermanns Sache, doch einige seiner Meinungen und Handlungen konnte ich immer besser verstehen. Er kann zwar ein Kotzbrocken sein, doch wenn es drauf ankam, lernte ich aber auch eine ganz andere Seite von ihm kennen. Der Schreibstil ist flüssig und detailliert, sodass viele klare Bilder entstanden sind. Mit der wechselnden Erzählperspektive hatte ich manchmal meine Schwierigkeiten, doch mit der Zeit hat sich die rasante Handlung für diesen Punkt entschuldigt. Ich hätte am Anfang nicht gedacht, dass der Plot sich so raffiniert, temporeich und komplex entwickelt. Ich fand es unheimlich spannend, was die tiefste Vergangenheit der Familie Lockwood alles offenbart hat, denn keines der abartigen Geheimnisse wurde vergessen. Wie der Titel zum Buch schon passend verspricht: Nichts bleibt begraben! Ich vergebe der Geschichte, trotz anfängl