Wie sieht das Leben aus, wenn man nicht mehr trinken darf? Benjamin von Stuckrad-Barre erzählt davon, was bleibt, wenn man nicht mehr mitmachen kann. Und wie die anderen wirken, die weiter munter dabei sind. Selten ist so verdichtet darüber geschrieben worden, wie der Umgang mit der legalen Droge Alkohol die Menschen unterscheidet und das Leben prägt.
Und dann führt Benjamin von Stuckrad-Barre den Gegenversuch durch, indem er am Weltnichtrauchertag eben nicht aufhört, sondern seinen Tagesablauf als Raucher protokolliert, von der ersten Zigarette im Stehcafé über diverse Schreibtischzigaretten und Spazierganglungenzüge bis zur letzten spätabends auf dem Balkon.
Und dann führt Benjamin von Stuckrad-Barre den Gegenversuch durch, indem er am Weltnichtrauchertag eben nicht aufhört, sondern seinen Tagesablauf als Raucher protokolliert, von der ersten Zigarette im Stehcafé über diverse Schreibtischzigaretten und Spazierganglungenzüge bis zur letzten spätabends auf dem Balkon.
CD | |||
1 | Nüchtern | 00:04:37 | |
2 | Da ploppt ein Korken... | 00:03:51 | |
3 | Ich nehme zur Abwechslung... | 00:03:21 | |
4 | Den letzten Schluck... | 00:05:11 | |
5 | Ich schaue mich um... | 00:05:19 | |
6 | So sehr das Nichttrinken... | 00:04:26 | |
7 | Anfänglich hatte... | 00:05:15 | |
8 | Oh, jetzt muss ich wirklich los... | 00:05:22 | |
9 | Weltnichtrauchertag | 00:05:34 | |
10 | Kiosk... | 00:05:24 | |
11 | Pausenklingel... | 00:03:27 | |
12 | Draußen Mittagessen... | 00:04:24 |
buecher-magazin.deSeiner verstörend intimen Drogenbeichte "Panikherz" lässt Benjamin von Stuckrad-Barre nun den praktischen Ratgeber zum Leben nach dem Drogen- und Alkoholrausch folgen. Und das ist nicht unoriginell, wenn er sein Pariertum auf den allfreitagabendlichen Sufforgien beschreibt: das hilflose Klammern ans Wasserglas, der nüchterne Blick, die absurden Mechanismen des gemeinschaftlichen Becherns. Aber warum geißelt der Geläuterte die Süchtigen so sehr, anstatt die Absurditäten süffisant zu genießen? Und warum trinkt er nicht mal eine Johannesbeerschorle? In seinen anschließenden Kontemplationen zum Kettenrauchen, seinem letzten, verbliebenen Gefährten der Vergangenheit, zeichnet er präzise und unverklärt jede Zigarette und ihre Berechtigung auf. Nur geht das alles scheinbar wieder nicht, ohne gemäßigte Rauchmodelle als scheinheilig zu entlarven. Nach dem Spott des ersten Teils wirkt seine Verklärung doch etwas bockig. Als Sprecher ist er sicherlich nicht ungeeignet, etwas schnoddrig allerdings und, na ja, halt etwas nüchtern?… Und irgendwie sich selbst etwas zu sehr genug.
© BÜCHERmagazin, Dirk Speckmann (ds)
© BÜCHERmagazin, Dirk Speckmann (ds)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.201610. Korken knallen lassen oder nicht?
Ist Alkohol "Ursprung und Lösung sämtlicher Lebensprobleme", wie es Homer Simpson einmal in einem Toast formulierte? Warum wird in der freien Welt eigentlich überall und ständig gesoffen, vom Wein zum Lunch bis zum letzten, aber wirklich allerletzten Shot in der Bar, der einen dann wirklich niederstreckt. Die meisten von uns sind unterwegs auf ihrem "individuellen Berauschungspfad", schreibt Benjamin von Stuckrad-Barre in seinem als kleines Buch erschienenen Text "Nüchtern". "Im genau richtig erscheinenden Augenblick von weißem zu rotem Wein wechseln, maskulin beim Bier oder feminin beim Champagner bleiben, mal einen Espresso dazwischenschieben, schließlich das Finale mit dem Umstieg auf Wodka einläuten und zugleich verlängern . . ." Stuckrad-Barre ist seit Jahren nüchtern und bleibt es auch, hoffentlich, als trockener Alkoholiker und passionierter Zigarettenraucher. "Die Gläser klingen, die Korken knallen, der Abend nimmt Fahrt auf, nur nimmt er mich nicht mit." Wie sich das Nüchternsein anfühlt, was es mit einem macht, erfährt man in unterhaltsamer, aber auch ernüchternder Weise in diesem Buch, das eine Warnung ist, die vielleicht noch rechtzeitig kommt, um aus dem halben einen ganzen Trinker zu machen, und andererseits - weil nüchtern sein offenbar wirklich schrecklich ist - der perfekte Begleiter ist, um eine Kiste Champagner zu verschenken.
Boris Pofalla
Benjamin von Stuckrad-Barre: "Nüchtern". Kiepenheuer & Witsch, 80 Seiten, 8 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ist Alkohol "Ursprung und Lösung sämtlicher Lebensprobleme", wie es Homer Simpson einmal in einem Toast formulierte? Warum wird in der freien Welt eigentlich überall und ständig gesoffen, vom Wein zum Lunch bis zum letzten, aber wirklich allerletzten Shot in der Bar, der einen dann wirklich niederstreckt. Die meisten von uns sind unterwegs auf ihrem "individuellen Berauschungspfad", schreibt Benjamin von Stuckrad-Barre in seinem als kleines Buch erschienenen Text "Nüchtern". "Im genau richtig erscheinenden Augenblick von weißem zu rotem Wein wechseln, maskulin beim Bier oder feminin beim Champagner bleiben, mal einen Espresso dazwischenschieben, schließlich das Finale mit dem Umstieg auf Wodka einläuten und zugleich verlängern . . ." Stuckrad-Barre ist seit Jahren nüchtern und bleibt es auch, hoffentlich, als trockener Alkoholiker und passionierter Zigarettenraucher. "Die Gläser klingen, die Korken knallen, der Abend nimmt Fahrt auf, nur nimmt er mich nicht mit." Wie sich das Nüchternsein anfühlt, was es mit einem macht, erfährt man in unterhaltsamer, aber auch ernüchternder Weise in diesem Buch, das eine Warnung ist, die vielleicht noch rechtzeitig kommt, um aus dem halben einen ganzen Trinker zu machen, und andererseits - weil nüchtern sein offenbar wirklich schrecklich ist - der perfekte Begleiter ist, um eine Kiste Champagner zu verschenken.
Boris Pofalla
Benjamin von Stuckrad-Barre: "Nüchtern". Kiepenheuer & Witsch, 80 Seiten, 8 Euro
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