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Die 14-jährige Sanela ist neu in Deutschland. Vor dem Krieg in Jugoslawien geflüchtet, fällt ihr das Ankommen in der neuen Umgebung nicht leicht. Gut, dass es Nils Liebe gibt. Mit ihm verbindet Sanela bald eine ganz besondere Freundschaft - bis eine Reise auf den Balkan diese abrupt beendet. 15 Jahre später treffen Sanela und Nils erneut aufeinander - nicht zufällig, denn Sanela ist krank - und hat einen Sohn. Wieviel Zeit bleibt ihnen noch für ein gemeinsames Leben?

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Produktbeschreibung
Die 14-jährige Sanela ist neu in Deutschland. Vor dem Krieg in Jugoslawien geflüchtet, fällt ihr das Ankommen in der neuen Umgebung nicht leicht. Gut, dass es Nils Liebe gibt. Mit ihm verbindet Sanela bald eine ganz besondere Freundschaft - bis eine Reise auf den Balkan diese abrupt beendet. 15 Jahre später treffen Sanela und Nils erneut aufeinander - nicht zufällig, denn Sanela ist krank - und hat einen Sohn. Wieviel Zeit bleibt ihnen noch für ein gemeinsames Leben?
Autorenporträt
Sprecher: Seine Schauspielausbildung absolvierte Shenja Lacher an der Hochschule für Musik und Theater Rostock, von dort aus ging er ans Theater unter anderem in Zittau, Mannheim und München. Neben seiner Arbeit auf der Bühne dreht er seit 1998 regelmäßig für Film und Fernsehen, so spielte er u.a. im "Tatort". Seit 2008 ist er Ensemblemitglied am Residenztheater.
Trackliste
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.12.2015

Hohe Intelligenz schützt nicht vor dummem Verhalten
Reden ist Silber, Schweigen auch: Lena Gorelik erzählt in "Null bis unendlich" nicht mehr autobiographisch

Kurz vor Erscheinen ihres vierten Romans blickt Lena Gorelik in ihrem Blog zurück: Nicht nur ihre Bücher seien bislang goutiert worden, sondern auch ihre Lebensgeschichte. Anja, die Erzählerin des 2004 erschienenen Debütromans "Meine weißen Nächte", war ebenso wie die Autorin Anfang der neunziger Jahre von Russland nach Deutschland emigriert und betrachtete ihre neue schwäbische Heimat mit herrlich unbarmherzigem Blick. Der zweite Roman "Hochzeit in Jerusalem" begleitete die nunmehr erwachsene Anja auf eine Reise nach Israel und warf gemeinsam mit ihr die Frage auf, was Jüdischsein in Deutschland heute bedeutet. Anschließend veröffentlichte Lena Gorelik einen Reisebericht, einen Essay zu Migration und Toleranz sowie ein Buch für ihren Sohn, das mit trockenem Witz Vorurteile und Klischees über das Judentum analysiert und aushebelt. "Sie liebten nach wie vor meine Geschichte", notiert die Autorin trocken. Goreliks Biographie fand Eingang in die Rezensionen; das Mädchen, das mit elf Jahren nach Deutschland eingewandert war, ohne der deutschen Sprache mächtig zu sein, erregte weniger Interesse als die erwachsene Autorin.

"Null bis unendlich" erzählt nun eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der jugoslawischen Bürgerkriege. "Ich bin noch nie in Jugoslawien gewesen", schreibt Gorelik im Blog. "Und auch noch in keinem Bürgerkrieg. Und bin gespannt: Ist das noch Migrantenliteratur? Einfach, weil ich selbst Migrantin bin?"

Die vierzehnjährige Sanela hat während des Balkankonflikts ihre Eltern verloren und lebt nun bei Tante und Onkel in Deutschland, der neuen Sprache noch nicht mächtig, auch wenn sie sich förmlich hineinwirft, um möglichst schnell zu lernen, um sich möglichst schnell schützen zu können gegen die hämischen Mitschüler, die sie "Backfett" nennen oder über ihre abstehenden Ohren lachen. Zum Freund wird einzig der stille, hochintelligente Nils, der mit Nachnamen "Liebe" heißt und im gesamten Roman konsequent als "Nils Liebe" bezeichnet wird. Die beiden Teenager verbindet das Gefühl ständiger Fremdheit; während Sanela jedoch ihrer verlorenen Heimat und Familie nachtrauert, ist Nils lediglich ermüdet von seinen gutbürgerlichen Eltern, die ihn mit Gesprächsversuchen voller "Mangel an Scharfsinn" behelligen, während er sich "gedanklich der Modifizierten Newton'schen Mechanik widmen" möchte. Nils Liebe ist "der Überkluge, das Wort hatte er selbst erfunden", lauscht mit Ethnologenohren Sanelas noch rauhem Deutsch, ihren unabsichtlichen Neologismen, dokumentiert ihre sprachlichen Fortschritte, so wie er den Wachstum seines Bonsaibaums tabellarisch festhält. Als Sanela mit ihm nach Bosnien und Hercegovina fährt, um nach dem Grab ihres Vaters zu suchen, als die beiden von ferne auf Sanelas Heimatdorf blicken, in dem Feuer wüten, erklärt Nils Sanela seelenruhig, dass "Buchen ein erstklassiges Brennholz abgeben, da sie lange, hell, heiß und ruhig brennen", und dass "der M-84 eine Weiterentwicklung des russischen T-72A-Panzers ist, der über eine neue computerisierte Feuerleitanlage verfügt". Als Sanela bekennt: "Wenn man alle sterben sieht, dann will man auch sterben", registriert Nils anerkennend: "Es war das erste Mal, dass sie eine Satzkonstruktion mit dem Indefinitpronomen ,man' bildete."

Auch in ihren bisherigen Romanen hat Lena Gorelik ihre Hauptfiguren betont intelligent gezeichnet, arrogant und genervt von ihrem verständnislosen Umfeld. Nils Liebes Wissensreservoir enthält allerdings nur leicht verdauliche Häppchen, die teils fast wortwörtlich aus dem Duden oder Wikipedia-Einträgen abgeschrieben sind: Ein Dialog ist eine von zwei oder mehreren Personen abwechselnd geführte Rede mit Gegenrede. Die Zahl Null wurde zum ersten Mal in einer Inschrift aus dem siebten Jahrhundert entdeckt. Und die Überheblichkeit der Protagonisten schwappt bisweilen in die Erzählstimme über, die dem Leser überdeutlich und repetitiv erklärt, was ihm längst gezeigt und klargeworden ist.

So kommt der Lesefluss immer wieder ins Stocken, obwohl der Roman alles andere als handlungsarm ist: Der Kontakt zwischen den beiden Teenagern bricht ab, als Sanela nach einem Selbstmordversuch in eine Klinik eingewiesen wird; die nächsten Jahre strotzen förmlich vor Liebschaften, Studienfächern, Umzügen und - in Nils' Fall - vor Preisen und Auszeichnungen. Erst mit Ende zwanzig nimmt Sanela wieder Kontakt zu Nils auf; früher sollte er ihr Deutsch beibringen, heute soll er die Verantwortung für ihren minderjährigen Sohn übernehmen. Nils lässt sich wieder und wie hypnotisiert in Sanelas Bann ziehen; eine Dynamik, die Lena Gorelik durch Sanelas einnehmende Persönlichkeit zu erklären versucht. Sonderlich einnehmend aber wirkt Sanela auf den Leser nicht, weder als zorniger Teenager noch als zornige Erwachsene.

Sanela ist von Selbsthass erfüllt, der nach und nach ihre gesamte Umgebung vergiftet. Sie hat - eine Folge ihrer Vergangenheit - beschlossen, dass Menschen bösartig sind. Glück ist für sie unaushaltbar: Sobald sie bei sich selbst oder bei Nils Liebevolles wittert, schlägt sie zu, meist verbal, manchmal auch körperlich. Das Zusammenleben der beiden gerät zur Endlosschleife gegenseitiger Verletzungen.

"Null bis unendlich" wirkt seltsam unfertig; eine Aneinanderreihung von Szenen, die durch eine wenig glaubwürdige Liebesgeschichte verknüpft sind. Zu den Lichtblicken zählen die Momente, in denen die Figuren nicht permanent alles kommentieren: Nils, der schon als kleiner Junge begreift, dass seine Eltern mit seiner Intelligenz überfordert sind und er sich verstellen, die Rolle des normgerechten Kindes spielen muss, damit die Stimmung zu Hause nicht abkippt. Sanela, die im Schockzustand ihren Vater nicht darum bitten kann, nicht in den Krieg zu ziehen; Sanelas Vater, der seinem Kind nicht sagen kann, dass er es liebt. Wenn ihre Protagonisten am Wort scheitern, leuchtet Goreliks Erzählkraft.

DANA BUCHZIK

Lena Gorelik: "Null bis unendlich".

Verlag Rowohlt Berlin, Berlin 2015. 304 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Lena Gorelik kann einfach brillant erzählen. Cosmopolitan
Spannend und traurig und schön. Süddeutsche Zeitung