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7 Kundenbewertungen

Eigentlich ist die Schauspielerin Jola mit ihrem Lebensgefährten Theo auf die Insel gekommen, um sich auf ihre nächste Rolle vorzubereiten. Als sie Sven kennenlernt, entwickelt sich aus einem harmlosen Flirt eine fatale Dreiecksbeziehung, die alle bisherigen Regeln außer Kraft setzt. Sven hat Deutschland verlassen und sich auf der Insel eine Existenz als Tauchlehrer aufgebaut. Keine Einmischung in fremde Probleme - das ist sein Lebensmotto. Jetzt muss er erleben, wie er vom Zeugen zum Mitschuldigen wird. Bis er begreift, dass er nur Teil eines mörderischen Spiels ist, in dem er von Anfang an keine Chance hatte.…mehr

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Produktbeschreibung
Eigentlich ist die Schauspielerin Jola mit ihrem Lebensgefährten Theo auf die Insel gekommen, um sich auf ihre nächste Rolle vorzubereiten. Als sie Sven kennenlernt, entwickelt sich aus einem harmlosen Flirt eine fatale Dreiecksbeziehung, die alle bisherigen Regeln außer Kraft setzt. Sven hat Deutschland verlassen und sich auf der Insel eine Existenz als Tauchlehrer aufgebaut. Keine Einmischung in fremde Probleme - das ist sein Lebensmotto. Jetzt muss er erleben, wie er vom Zeugen zum Mitschuldigen wird. Bis er begreift, dass er nur Teil eines mörderischen Spiels ist, in dem er von Anfang an keine Chance hatte.
Autorenporträt
Juli Zeh, 1974 in Bonn geboren, Jurastudium in Passau und Leipzig, Promotion im Europa- und Völkerrecht. Längere Aufenthalte in New York und Krakau. Schon ihr Debütroman 'Adler und Engel' (2001) wurde zu einem Welterfolg, inzwischen sind ihre Romane in 35 Sprachen übersetzt. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Thomas-Mann-Preis (2013) und dem Heinrich-Böll-Preis (2019). Im Jahr 2018 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und wurde zur Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg gewählt. Ihr Roman 'Über Menschen' war das meistverkaufte belletristische Hardcover des Jahres 2021. Zuletzt erschien bei Luchterhand der zusammen mit Simon Urban verfasste Bestseller 'Zwischen Welten'.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

"Das wird ein schöner Urlaub." Britta Steffenhagen sagt dies mit mühsam unterdrückter Aggression. Die folgenden Tage werden für niemanden schön. Jola ist auf Lanzarote, um Tauchen zu lernen. Sie will die Hauptrolle in einem Film über Lotte Hass - ihre "letzte Chance" auf Anerkennung. Begleitet wird sie von Theo, Autor mit Schreibblockade. Sie beneiden und verachten einander, sie provoziert ihn, er schlägt sie. Tauchlehrer Sven erliegt Jolas Avancen und Theos Selbstmitleid und versucht, das Schlimmste zu verhindern.

Wir hören abwechselnd aus Jolas und Svens Aufzeichnungen, die einander erst ergänzen, dann jedoch widersprechen. Steffenhagen und Thomas Sarbacher verleihen den Figuren nicht nur Stimmen, sondern Körper. Da steht Jola, geschmeidig, bedürftig und berechnend. Da Sven, zunehmend verwirrt. Die Ängste und Sehnsüchte der Figuren greifen ineinander wie Zahnräder in einer unaufhaltbaren Katastrophenmechanik. Dabei verschieben sich unablässig Schuld, Verantwortung und Sympathie. In der Lücke zwischen den Wahrheiten ist der Hörer gezwungen, sich mit dem eigenen Urteil auseinanderzusetzen: wem glauben? Und warum? Das ist enorm spannend.

© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.09.2012

Tauchgang im Atlantik
Juli Zeh liest im Frankfurter Literaturhaus

Für "Gevatter Grass" gab es noch eine Fangemeinde mit Stallgeruch. Juli Zeh muss ohne ihn auskommen. "Es ist wahnsinnig uncool geworden, sich politisch zu engagieren", sagte die Schriftstellerin im ausverkauften Großen Saal des Frankfurter Literaturhauses, wo der Literaturkritiker Uwe Wittstock von ihr wissen wollte, warum jüngere Autoren sich nicht mehr auf Politik einließen. Sie sei selbst von Kollegen angegriffen worden, sagte die Autorin, die nach den Balkankriegen durch Bosnien gereist war. Politik sei unter Schriftstellern zu so etwas wie einer schmutzigen Sphäre heruntergekommen.

"Sich raushalten" ist auch die Devise der Hauptfigur in Zehs neuem Roman, der unter dem zunächst rätselhaften Titel "Nullzeit" bei Schöffling & Co. erschienen ist. Sven Fiedler ist aus Deutschland ausgewandert, nachdem er während seines mündlichen Jura-Examens von einem Professor zynisch vorgeführt wurde. Als Tauchlehrer auf einer spanischen Insel im Atlantik lernt er den Schriftsteller Theo Hast und die Schauspielerin Jola von der Pahlen kennen, die in einer sado-masochistischen Beziehung gefangen sind. Sven begreift, dass er sich nicht mehr raushalten kann, wenn etwa ein Zitterrochen mit 200 Volt die paranoide Jola zu einem Mordversuch verleitet.

Dies sei kein Krimi, sondern ein Roman mit den Elementen eines Thrillers, einigten sich Autorin und Kritiker. Juli Zeh wollte endlich mal ein Buch schreiben, das sie auch selbst gerne lesen würde. Ihr Roman ist aus zwei Perspektiven geschrieben: Jolas Tagebuch-Notizen konterkarieren den Ich-Erzähler Sven und entlarven die psychotische Tendenz der Schauspielerin. Zeh hat vor drei Jahren tauchen gelernt und weiß seitdem, was eine "Nullzeit" ist: die Zeit, die ein Taucher nach dem Tauchgang unter Wasser bleiben muss, damit sich sein Körper vom Stickstoff reinigen kann, bevor er wieder dem Sauerstoff ausgesetzt wird.

Der Schwebezustand und das Wort faszinierten die Schriftstellerin, doch unter Wasser zur stummen Kommunikation verurteilt zu sein sei "die Hölle" für sie gewesen. "Zum ersten Mal seit 38 Jahren die Klappe gehalten." Ihr "Wahrheitsverwicklungsspiel" erzähle von drei Menschen, die mit dem angenehmen Leben in Deutschland überfordert seien. Dieser Rückzugsreflex aus der vermeintlich besten aller Welten in die Nullzeit einer biedermeierlichen Suspense scheint derzeit symptomatisch zu sein. Juli Zeh findet, dass sich Autoren jenseits ihrer Literatur auch politisch zu Wort melden sollten.

c.s.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.08.2012

War doch bloß Spaß!
Juli Zeh dreht in ihrem mörderischen Tauchroman „Nullzeit“ den Figuren gekonnt das Luftventil zu –
aber eine deutsche Patricia Highsmith ist sie am Ende doch nicht
VON BURKHARD MÜLLER
Sven langt es mit Deutschland. „Kriegsgebiet“ sei es, wo immerzu einer den anderen prüfen, beurteilen, ausstechen wolle. Darum hat er sich auf eine Kanareninsel zurückgezogen (welche, wird nicht mitgeteilt) und dort, an deren wüstenhaftem äußersten Ende, eine Tauchschule für Touristen mit gehobenen Ansprüchen gegründet. An der Küste möge man bitte nicht baden, weil das Meer in der Bucht ein Hexenkessel ist, und in der Umgebung des Ferienhauses nicht spazieren gehen, denn im Vulkangestein habe sich schon mancher Feriengast den Knöchel gebrochen.
  Es ist eine sehr zurückgezogene und einsame Existenz, die Sven hier mit Antje, seiner Lebensgefährtin und logistischen Assistentin, führt, aber auch eine äußerst zielgerichtete: Außer für das Tauchen ist darin für nichts anderes Platz. Eigentlich kann in diesem von kahlem Fels und glasklarem Ozean versiegelten Leben nichts mehr passieren. „Nullzeit“ heißt das Buch, nach jener Wartephase, die ein Taucher unbedingt in einer bestimmten Wassertiefe auf der Stelle schwebend einhalten muss, ehe er auftaucht; tut er es nicht, drohen Taucherkrankheit und Tod. Svens ganzes Leben scheint zu einer solchen Nullzeit geworden zu sein – wären da nicht, der Leser mutmaßt es frühzeitig, die deutschen Tauchschüler, in deren Gestalt die unruhige und beunruhigende Heimat wiederkehrt.
  Dieser kargen und starren Daseinsweise hat Juli Zeh die Form ihres Romans angepasst. Das Personal beschränkt sich im Wesentlichen auf vier Akteure, es herrschen kurze Hauptsätze vor; aller schnörkelige Überschuss ist aus dem Buch getilgt. Das fällt besonders wohltuend auf, wenn man es neben Juli Zehs „Schilf“ von 2007 hält, einen Roman, der diesem jüngsten darin ähnlich ist, dass auch er Elemente des Krimis verwendete, ohne eigentlich ein Krimi zu sein. „Schilf“ hatte irritiert durch einen abstrusen Plot, unglaubwürdige Figuren, stark mystifikatorische Neigungen und einen überzogenen literarischen Ehrgeiz, der gern zu aufwendiger und undurchdachter Metaphorik griff. Das alles ist im neuen Buch gekappt und durch einen angenehm knappen Duktus ersetzt.
  Die Handlung setzt ein, als der Ich-Erzähler Sven seine beiden Kunden, die ihn für vierzehn Tage exklusiv gebucht haben, vom Flughafen abholt. Jola von der Pahlen und Theo Hast heißen sie. Dass er Jola nicht kennt, zeigt mal wieder, wie sehr sich Sven von der deutschen Zeitgenossenschaft verabschiedet hat, ist sie doch Star der Dauerserie „Auf und Ab“, mit 394 000 Treffern bei Google. Der Schriftsteller Theo, zehn Jahre älter und Autor eines einzigen Romans, bringt es dagegen nur auf 12 000 Einträge: ein Missverhältnis, das nicht ohne Folgen bleiben kann, zumal Jola das Geld für beide verdient.
  Aber auch Jola ist mit ihrer Karriere unzufrieden; sie will endlich zur seriösen Schauspielerin aufsteigen, und zwar in der Filmrolle der Taucherin Lotte Hass – darum eben landen die beiden in der Tauchschule. Sven bricht den Kurs gleich beim ersten gemeinsamen Tauchgang beinah ab, als Jola ihrem Theo hinterrücks das Luftventil zudreht und dieser in Panik an die Wasseroberfläche schießt. War doch bloß Spaß! Solche Späße indes häufen sich; wenn die beiden nicht gerade versuchen, sich gegenseitig auf einen Zitterrochen zu schubsen, machen sie einander wenigstens verbal fertig.
  „Ab jetzt sei Schluss mit Späßen, erklärte ich, und beide nickten, als hätten sie verstanden. Ich breitete die Plane am Boden aus und verteilte Nassanzüge, Tarierjackets, Flaschen, Flossen und Masken. Zog die Shorts aus und schlüpfte in die Sandalen. Flüchtig ließ Jola den Blick über meine Badehose streifen.
  ‚Guck mal‘, sagte sie zu Theo, ‚das nenne ich Equipment.‘
  Die Art, wie sie ‚das‘ betonte, konnte ein männliches Ego beerdigen.“
  Nicht nur Sven beginnt sich zu fragen, was bei diesem Paar, das in solchem mit Händen zu greifenden Hass zusammenhält, eigentlich los ist.
  Das Buch gewinnt seinen erzählerischen Reiz daraus, wie die beiden Paare, die extrem stabile Verbindung Sven/Antje und die extrem labile Theo/Jola, aufeinanderprallen. Antje hat Sven angehimmelt, seit sie sieben und er siebzehn war; Sven bezweifelt, dass er zu so etwas wie leidenschaftlicher Verliebtheit überhaupt imstande ist. Jetzt rückt ihm Jola zu Leibe und fängt mit ihm einen so heftigen wie offenkundig neurotisch grundierten Flirt an, auf den er sich weder ganz einlässt noch ihn wirklich abwehrt, während Theo ihm schmallippig lächelnd zu seinen vermeintlichen Erfolgen gratuliert. Sobald dieser Punkt erreicht ist, kommt das Buch allerdings nicht mehr recht vom Fleck; die Spannungen vergrößern sich, aber nichts Schlüssiges geschieht. Nullzeit. Dass hier eine gewisse rhythmische Unterbrechung nottut, hat Juli Zeh gespürt und die Ich-Perspektive des geistig und emotional nicht sehr beweglichen Sven mit Auszügen von Jolas Tagebüchern synkopiert.
  So sehr man die Gründe der Autorin nachvollziehen kann: Diese Entscheidung erweist sich für die Gesamtanlage des Buchs als höchst unglücklich. Denn sein Plot lebt weitgehend davon, dass niemand wissen kann, was in Jolas hübschem Köpfchen vor sich geht. Sie ist so süß wie lebensgefährlich, letzteres in einem Grad, den sowohl Theo als auch Sven deutlich unterschätzen. Natürlich muss irgendwie dargetan werden, dass diese Frau an schweren Störungen der Realitätswahrnehmung leidet, dass sie nicht einmal lügt, wenn sie ihre Version der Dinge vorträgt, sondern mit Aplomb ihre Wahrheiten selbst erschafft.
  Aber indem sie, über ihre dialogischen Beiträge hinaus, noch als reflektierende Instanz zu Wort kommt, unterhöhlt das Buch ihr Geheimnis und seine zentrale Pointe, die eben darin bestehen wird, dass die wandel- und unberechenbare Jola, was man möglicherweise geahnt, aber nie in dieser Zuspitzung für möglich gehalten hätte, am Ende doch . . . Das nun darf der Rezensent nicht ausplaudern; das Buch bleibt Krimi genug, dass es durch die Preisgabe des Ausgangs beschädigt würde. Es ist ein Buch, das man doch insofern ein gutes nennen kann, als sich präzise angeben lässt, was sich hätte besser machen lassen.
  Nämlich was? Entweder hätte Juli Zeh sich allein auf Sven verlassen sollen; dann aber hätte sie ihm in all seiner Versteinerung mehr fühlbare Qual einhauchen müssen. Oder sie hätte sich – so hätte es Patricia Highsmith gemacht, mit der Juli Zeh verglichen worden ist – dafür entscheiden müssen, alles vom Gesichtspunkt Jolas aus zu erzählen, und es dem Leser anheimzustellen, in deren Beredtheit und quecksilbrigem Charme dem Wahnsinn allmählich selber auf die Spur zu kommen. Es hätte den Leser geschaudert. Doch um diesen Schauder hat Zeh ihr Buch verkürzt.
Jola, Star der Dauerserie „Auf und
ab“, ist so süß wie gefährlich –
und sehr, sehr neurotisch
Man taucht immer paarweise, zur Sicherheit: Aber in Juli Zehs ist das Paar selbst das Sicherheitsrisiko.
FOTO:  MAURITIUS IMAGES
    
    
  
  
  
  
Juli Zeh: Nullzeit. Roman. Verlag Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2012. 256 Seiten, 19,95 Euro.
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'Ein schauderhaft schöner Psychothriller.' Stern