Die schönste Liebesgeschichte aller Zeiten - Herzchenaugen und Dauergrinsen garantiert!
Was Simon über Blue weiß: Er ist witzig, sehr weise, aber auch ein bisschen schüchtern. Und ganz schön verwirrend. Was Simon nicht über Blue weiß: WER er ist. Die beiden gehen auf dieselbe Schule und schon seit Monaten tauschen sie E-Mails aus, in denen sie sich die intimsten Dinge gestehen. Simon spürt, dass er sich langsam, aber sicher in Blue verliebt, doch der ist noch nicht bereit, sich mit Simon zu treffen. Dann fällt eine der E-Mails in falsche Hände - und plötzlich steht Simons Leben Kopf.
Das Hörbuch zum preisgekrönten Roman »Nur drei Worte« (verfilmt unter dem Titel »Love, Simon«.
Was Simon über Blue weiß: Er ist witzig, sehr weise, aber auch ein bisschen schüchtern. Und ganz schön verwirrend. Was Simon nicht über Blue weiß: WER er ist. Die beiden gehen auf dieselbe Schule und schon seit Monaten tauschen sie E-Mails aus, in denen sie sich die intimsten Dinge gestehen. Simon spürt, dass er sich langsam, aber sicher in Blue verliebt, doch der ist noch nicht bereit, sich mit Simon zu treffen. Dann fällt eine der E-Mails in falsche Hände - und plötzlich steht Simons Leben Kopf.
Das Hörbuch zum preisgekrönten Roman »Nur drei Worte« (verfilmt unter dem Titel »Love, Simon«.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.03.2016Sehnsucht nach Blue
Ich liebe dich, ich kenn’ dich nicht: Eine behutsame Geschichte über zwei Jungs, ihr Outing
und die Magie der Mails: Becky Albertallis Roman „Nur drei Worte“
VON FRITZ GÖTTLER
Der Homo sapiens, um den es in dieser Geschichte geht und der sie selber erzählt, ist tatsächlich ein Homo, ein schwuler Junge von der Highschool, der durchaus fröhlich, selbstbewusst und offen ist. Der mit seiner Brille an Harry Potter erinnert, und doch ein paar Probleme hat, bis er die drei erlösenden Worte sagen kann, mit denen er sich bei Familie und Freunden outen kann.
Eines der eher absurden Probleme ist, dass Simon nicht weiß, wer der Junge ist, in den er sich vor einigen Wochen verliebt hat – das hat er nämlich übers Internet getan, über die Plattform Tumblr. Sie gehen also beide in dieselbe Schule, begegnen sich, ohne es zu wissen, beim Mittagessen in der Mensa oder im Waffle House, beim Sport oder bei den Proben für die Schulaufführung von „Oliver Twist“. Vor allem aber schreiben sie sich Mails auf geheimen Accounts, unter falschen Namen – der eine als Blue, als Jacques der andere –, und reden da mit schüchterner Offenheit, im Schutzraum der Anonymität, von ihrer Liebe. Und mit diesem Mailverkehr zwischen bluegreen118@gmail.com und hourtohour.notetonote@gmail.com ist das Buch durchsetzt. Eine erst mal körperlose Liebe, in der Schwebe, die ihre Kraft aus ihrer Ungewissheit zieht: I’m never gonna know you now but I’m gonna love you anyhow. Gefahr droht dann, als ein Mitschüler die Mails entdeckt, Simon erpressen will.
Ein Outing im Süden der USA, in Georgia, erscheint nicht ganz einfach, aber Shady Creek, die (fiktive) Vorstadt von Atlanta, wo das Buch spielt, ist eine relativ offene Gemeinschaft, in der Rassen und Religionen, Traditionelles und neueste Technik fabelhaft zusammenwirken. Man ist süchtig nach Oreos, den schwarzen Keksen mit der Cremefüllung, verkleidet sich an Halloween oder setzt sich die Hütchen auf, ohne die man kein Stück vom Geburtstagskuchen kriegt. An Weihnachten hockt die Familie in Schlafanzügen auf der Couch, jeder hat seinen Laptop vor sich und streift durch die Festtagsposts: Schatzsuche auf Facebook. Da ist etwas Magisches an der Art, wie das Internet heute Beziehungen formt, sagt Becky Albertalli, sie ist Psychologin und hat viel mit Kindern mit nicht-genderkonformer Identität gearbeitet, für die kann das lebensrettend sein.
Die populäre Kultur ist allgegenwärtig in Amerika, jeder teilt mit andern seine Vorlieben, die Filme, Serien, Songs. So sollte man beim Lesen immer wieder mal den Song „Waltz #2“ hören, von Elliott Smith, der ungemein wichtig ist für Simon. „Es ist definitiv nervig“, schreibt Blue, „dass hetero (und auch weiß, wo wir schon dabei sind) die Norm ist und dass nur diejenigen, die nicht in diese Form passen, sich Gedanken über ihre Identität machen müssen. Heteros sollten sich auf jeden Fall outen müssen, und je peinlicher, desto besser.“ Ist das also die Homosexuellen-Agenda? Nein, kontert Simon/Jacques, es ist eher die Homo-sapiens-Agenda. Der Originaltitel: „Simon vs. the Homo Sapiens Agenda “.
Becky Albertalli: Nur drei Worte. Aus dem Englischen von Ingo Herzke. Carlsen Verlag, Hamburg 2016. 320 Seiten, 16,99 Euro. E-Book 11,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Ich liebe dich, ich kenn’ dich nicht: Eine behutsame Geschichte über zwei Jungs, ihr Outing
und die Magie der Mails: Becky Albertallis Roman „Nur drei Worte“
VON FRITZ GÖTTLER
Der Homo sapiens, um den es in dieser Geschichte geht und der sie selber erzählt, ist tatsächlich ein Homo, ein schwuler Junge von der Highschool, der durchaus fröhlich, selbstbewusst und offen ist. Der mit seiner Brille an Harry Potter erinnert, und doch ein paar Probleme hat, bis er die drei erlösenden Worte sagen kann, mit denen er sich bei Familie und Freunden outen kann.
Eines der eher absurden Probleme ist, dass Simon nicht weiß, wer der Junge ist, in den er sich vor einigen Wochen verliebt hat – das hat er nämlich übers Internet getan, über die Plattform Tumblr. Sie gehen also beide in dieselbe Schule, begegnen sich, ohne es zu wissen, beim Mittagessen in der Mensa oder im Waffle House, beim Sport oder bei den Proben für die Schulaufführung von „Oliver Twist“. Vor allem aber schreiben sie sich Mails auf geheimen Accounts, unter falschen Namen – der eine als Blue, als Jacques der andere –, und reden da mit schüchterner Offenheit, im Schutzraum der Anonymität, von ihrer Liebe. Und mit diesem Mailverkehr zwischen bluegreen118@gmail.com und hourtohour.notetonote@gmail.com ist das Buch durchsetzt. Eine erst mal körperlose Liebe, in der Schwebe, die ihre Kraft aus ihrer Ungewissheit zieht: I’m never gonna know you now but I’m gonna love you anyhow. Gefahr droht dann, als ein Mitschüler die Mails entdeckt, Simon erpressen will.
Ein Outing im Süden der USA, in Georgia, erscheint nicht ganz einfach, aber Shady Creek, die (fiktive) Vorstadt von Atlanta, wo das Buch spielt, ist eine relativ offene Gemeinschaft, in der Rassen und Religionen, Traditionelles und neueste Technik fabelhaft zusammenwirken. Man ist süchtig nach Oreos, den schwarzen Keksen mit der Cremefüllung, verkleidet sich an Halloween oder setzt sich die Hütchen auf, ohne die man kein Stück vom Geburtstagskuchen kriegt. An Weihnachten hockt die Familie in Schlafanzügen auf der Couch, jeder hat seinen Laptop vor sich und streift durch die Festtagsposts: Schatzsuche auf Facebook. Da ist etwas Magisches an der Art, wie das Internet heute Beziehungen formt, sagt Becky Albertalli, sie ist Psychologin und hat viel mit Kindern mit nicht-genderkonformer Identität gearbeitet, für die kann das lebensrettend sein.
Die populäre Kultur ist allgegenwärtig in Amerika, jeder teilt mit andern seine Vorlieben, die Filme, Serien, Songs. So sollte man beim Lesen immer wieder mal den Song „Waltz #2“ hören, von Elliott Smith, der ungemein wichtig ist für Simon. „Es ist definitiv nervig“, schreibt Blue, „dass hetero (und auch weiß, wo wir schon dabei sind) die Norm ist und dass nur diejenigen, die nicht in diese Form passen, sich Gedanken über ihre Identität machen müssen. Heteros sollten sich auf jeden Fall outen müssen, und je peinlicher, desto besser.“ Ist das also die Homosexuellen-Agenda? Nein, kontert Simon/Jacques, es ist eher die Homo-sapiens-Agenda. Der Originaltitel: „Simon vs. the Homo Sapiens Agenda “.
Becky Albertalli: Nur drei Worte. Aus dem Englischen von Ingo Herzke. Carlsen Verlag, Hamburg 2016. 320 Seiten, 16,99 Euro. E-Book 11,99 Euro.
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